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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Feuer I

Halt! Aufhören zu pumpen! schrie jemand neben mir. Die Stimme klang
rauh und wild, kam mir aber bekannt vor. Ich sah zur Seite und erkannte
Jemeljan Afanasjewitsch, der ohne Mantel, erhitzt und rußgeschwärzt wie ein Schorn¬
steinfeger eben bei uns eintraf.

Den Schlauch zusammengenommen! schrie er weiter. Angefaßt alle Hände!
Rechts abgeschwenkt, und dorthin die Spritze zu der brennenden Ecke da! Vor¬
wärts, Kinder. Strenge eure Kräfte an!

Die Spritzenleute, von denen mehrere die Tuchjacken abgeworfen hatten und
im Hemd arbeiteten, griffen rundum an die Spritze.

Legt euch drein, Kinder! Alle zugleich, Hurra! rief der Spritzenvormann.

Hurra! vorwärts mit dir, fauler Bär! Hurra! alle zugleich! schrieen die
Leute. Das schwere Gerät bewegte sich erst langsam, dann schneller, zuletzt mit
solcher Geschwindigkeit, daß ich kaum folgen konnte. Rechts setzte Jemeljan Afanas¬
jewitsch in Sprüngen über Balkenenden und allerhand zerbrochnes Hausgerät. An
der linken Seite eilte ein langer, schlanker Mann mit dem Rohre in den Händen
so sicher und rasch dahin, als ob er auf einer ebnen Bretterdiele liefe. Der Mann
kam mir bekannt vor, und doch konnte ich mich nicht erinnern, wo mir diese
hohe, schmale Gestalt mit den ruhigen und gewandten Bewegungen zu Gesicht ge¬
kommen wäre.

Jemeljan Afanasjewitsch lenkte die Spritze in einen schmalen Raum zwischen
zwei Häusern neben eine andre Spritze. Aus dieser wurde der knatternde Strahl
auf das hohe Gebäude links gerichtet, das vom Fundament bis zu dem schon zum
Teil eingestürzten Giebel brannte. Der niedrigere Bau rechts war vom Feuer
noch nicht ergriffen worden, aber die Wände und das Dach dampften, und auf
dem dampfenden Dache sah ich blanke Helme.

Wasser! Schafft Wasser! schrieen heisere Stimmen von oben herab. Die
Kleider werden uns vom Leibe gesengt! Noch eine Minute, und das Dach lodert
auf! Wasser!

Pumpt, Kinder, pumpt, bis euch der Atem vergeht! befahl Jemeljan Afanas¬
jewitsch. Lassen Sie den Strahl auf das Dach fallen, Nemirow! Zeigen Sie,
daß Sie kein Neuling sind. Kein Tropfen darf unnütz verschwendet werden.

Seien Sie unbesorgt! antwortete selbstbewußt der Lange, der das Rohr hielt.
Es war wirklich Nemirow. Ich riß vor Erstaunen die Augen weit auf. Hätte
der Aufseher den Namen nicht genannt, ich wäre nie ans die Vermutung gekommen,
daß in diesem rußgeschwärzten, strammen Spritzenmann, der die Mütze und alle
Oberkleider abgeworfen und sogar das Hemd am Halse weit aufgeknöpft hatte, der
langweilige und gelangweilte Kartenspieler zu suchen sei.

Die Spritze war aufgestellt, das saugende des Schlauches in eine Tonne ge¬
steckt. Klappernd fuhren die Pumpstangcn auf und nieder. Nemirow richtete mit
der rechten Hand das Rohr empor und preßte den Ballen der linken fest auf die
Öffnung. Das Wasser strömte zu. Der Schlauch um Rohre streckte und dehnte
sich. Mit der äußersten Anstrengung hemmte Nemirow durch seine Hand einst¬
weilen den Strahl, um die volle Kraft zu erzielen. Er mußte sich selbst dabei
krümmen, so stark war der Druck.

Wasser! Um Gottes willen, Wasser! klang es verzweifelt von dem Dache
nieder.

Jetzt flog die Linke Nemirows zur Seite und faßte zur Unterstützung der
Rechten das Rohr. Knallend und prasselnd schoß der Strahl hoch auf und
Plätscherte sich spaltend und verleitend auf das Dach.

Ah, das tut wohl! rief oben mit dem Ausdrucke der Befriedigung eine rauhe,
mächtige Stimme. Ich glaubte sie als die des Brandmeisters zu erkennen.

Ah! Noch mehr, noch mehr! wiederholte die Stimme. Ah, das tut wohl! Es
ist doch die beste Gottesgabe, das kalte Wasser!

Du lügst, Vater Brandmeister! klang es frisch und lachend von links her.
Ein Krug Bier, das wäre jetzt die rechte Sache!


Feuer I

Halt! Aufhören zu pumpen! schrie jemand neben mir. Die Stimme klang
rauh und wild, kam mir aber bekannt vor. Ich sah zur Seite und erkannte
Jemeljan Afanasjewitsch, der ohne Mantel, erhitzt und rußgeschwärzt wie ein Schorn¬
steinfeger eben bei uns eintraf.

Den Schlauch zusammengenommen! schrie er weiter. Angefaßt alle Hände!
Rechts abgeschwenkt, und dorthin die Spritze zu der brennenden Ecke da! Vor¬
wärts, Kinder. Strenge eure Kräfte an!

Die Spritzenleute, von denen mehrere die Tuchjacken abgeworfen hatten und
im Hemd arbeiteten, griffen rundum an die Spritze.

Legt euch drein, Kinder! Alle zugleich, Hurra! rief der Spritzenvormann.

Hurra! vorwärts mit dir, fauler Bär! Hurra! alle zugleich! schrieen die
Leute. Das schwere Gerät bewegte sich erst langsam, dann schneller, zuletzt mit
solcher Geschwindigkeit, daß ich kaum folgen konnte. Rechts setzte Jemeljan Afanas¬
jewitsch in Sprüngen über Balkenenden und allerhand zerbrochnes Hausgerät. An
der linken Seite eilte ein langer, schlanker Mann mit dem Rohre in den Händen
so sicher und rasch dahin, als ob er auf einer ebnen Bretterdiele liefe. Der Mann
kam mir bekannt vor, und doch konnte ich mich nicht erinnern, wo mir diese
hohe, schmale Gestalt mit den ruhigen und gewandten Bewegungen zu Gesicht ge¬
kommen wäre.

Jemeljan Afanasjewitsch lenkte die Spritze in einen schmalen Raum zwischen
zwei Häusern neben eine andre Spritze. Aus dieser wurde der knatternde Strahl
auf das hohe Gebäude links gerichtet, das vom Fundament bis zu dem schon zum
Teil eingestürzten Giebel brannte. Der niedrigere Bau rechts war vom Feuer
noch nicht ergriffen worden, aber die Wände und das Dach dampften, und auf
dem dampfenden Dache sah ich blanke Helme.

Wasser! Schafft Wasser! schrieen heisere Stimmen von oben herab. Die
Kleider werden uns vom Leibe gesengt! Noch eine Minute, und das Dach lodert
auf! Wasser!

Pumpt, Kinder, pumpt, bis euch der Atem vergeht! befahl Jemeljan Afanas¬
jewitsch. Lassen Sie den Strahl auf das Dach fallen, Nemirow! Zeigen Sie,
daß Sie kein Neuling sind. Kein Tropfen darf unnütz verschwendet werden.

Seien Sie unbesorgt! antwortete selbstbewußt der Lange, der das Rohr hielt.
Es war wirklich Nemirow. Ich riß vor Erstaunen die Augen weit auf. Hätte
der Aufseher den Namen nicht genannt, ich wäre nie ans die Vermutung gekommen,
daß in diesem rußgeschwärzten, strammen Spritzenmann, der die Mütze und alle
Oberkleider abgeworfen und sogar das Hemd am Halse weit aufgeknöpft hatte, der
langweilige und gelangweilte Kartenspieler zu suchen sei.

Die Spritze war aufgestellt, das saugende des Schlauches in eine Tonne ge¬
steckt. Klappernd fuhren die Pumpstangcn auf und nieder. Nemirow richtete mit
der rechten Hand das Rohr empor und preßte den Ballen der linken fest auf die
Öffnung. Das Wasser strömte zu. Der Schlauch um Rohre streckte und dehnte
sich. Mit der äußersten Anstrengung hemmte Nemirow durch seine Hand einst¬
weilen den Strahl, um die volle Kraft zu erzielen. Er mußte sich selbst dabei
krümmen, so stark war der Druck.

Wasser! Um Gottes willen, Wasser! klang es verzweifelt von dem Dache
nieder.

Jetzt flog die Linke Nemirows zur Seite und faßte zur Unterstützung der
Rechten das Rohr. Knallend und prasselnd schoß der Strahl hoch auf und
Plätscherte sich spaltend und verleitend auf das Dach.

Ah, das tut wohl! rief oben mit dem Ausdrucke der Befriedigung eine rauhe,
mächtige Stimme. Ich glaubte sie als die des Brandmeisters zu erkennen.

Ah! Noch mehr, noch mehr! wiederholte die Stimme. Ah, das tut wohl! Es
ist doch die beste Gottesgabe, das kalte Wasser!

Du lügst, Vater Brandmeister! klang es frisch und lachend von links her.
Ein Krug Bier, das wäre jetzt die rechte Sache!


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[0682] Feuer I Halt! Aufhören zu pumpen! schrie jemand neben mir. Die Stimme klang rauh und wild, kam mir aber bekannt vor. Ich sah zur Seite und erkannte Jemeljan Afanasjewitsch, der ohne Mantel, erhitzt und rußgeschwärzt wie ein Schorn¬ steinfeger eben bei uns eintraf. Den Schlauch zusammengenommen! schrie er weiter. Angefaßt alle Hände! Rechts abgeschwenkt, und dorthin die Spritze zu der brennenden Ecke da! Vor¬ wärts, Kinder. Strenge eure Kräfte an! Die Spritzenleute, von denen mehrere die Tuchjacken abgeworfen hatten und im Hemd arbeiteten, griffen rundum an die Spritze. Legt euch drein, Kinder! Alle zugleich, Hurra! rief der Spritzenvormann. Hurra! vorwärts mit dir, fauler Bär! Hurra! alle zugleich! schrieen die Leute. Das schwere Gerät bewegte sich erst langsam, dann schneller, zuletzt mit solcher Geschwindigkeit, daß ich kaum folgen konnte. Rechts setzte Jemeljan Afanas¬ jewitsch in Sprüngen über Balkenenden und allerhand zerbrochnes Hausgerät. An der linken Seite eilte ein langer, schlanker Mann mit dem Rohre in den Händen so sicher und rasch dahin, als ob er auf einer ebnen Bretterdiele liefe. Der Mann kam mir bekannt vor, und doch konnte ich mich nicht erinnern, wo mir diese hohe, schmale Gestalt mit den ruhigen und gewandten Bewegungen zu Gesicht ge¬ kommen wäre. Jemeljan Afanasjewitsch lenkte die Spritze in einen schmalen Raum zwischen zwei Häusern neben eine andre Spritze. Aus dieser wurde der knatternde Strahl auf das hohe Gebäude links gerichtet, das vom Fundament bis zu dem schon zum Teil eingestürzten Giebel brannte. Der niedrigere Bau rechts war vom Feuer noch nicht ergriffen worden, aber die Wände und das Dach dampften, und auf dem dampfenden Dache sah ich blanke Helme. Wasser! Schafft Wasser! schrieen heisere Stimmen von oben herab. Die Kleider werden uns vom Leibe gesengt! Noch eine Minute, und das Dach lodert auf! Wasser! Pumpt, Kinder, pumpt, bis euch der Atem vergeht! befahl Jemeljan Afanas¬ jewitsch. Lassen Sie den Strahl auf das Dach fallen, Nemirow! Zeigen Sie, daß Sie kein Neuling sind. Kein Tropfen darf unnütz verschwendet werden. Seien Sie unbesorgt! antwortete selbstbewußt der Lange, der das Rohr hielt. Es war wirklich Nemirow. Ich riß vor Erstaunen die Augen weit auf. Hätte der Aufseher den Namen nicht genannt, ich wäre nie ans die Vermutung gekommen, daß in diesem rußgeschwärzten, strammen Spritzenmann, der die Mütze und alle Oberkleider abgeworfen und sogar das Hemd am Halse weit aufgeknöpft hatte, der langweilige und gelangweilte Kartenspieler zu suchen sei. Die Spritze war aufgestellt, das saugende des Schlauches in eine Tonne ge¬ steckt. Klappernd fuhren die Pumpstangcn auf und nieder. Nemirow richtete mit der rechten Hand das Rohr empor und preßte den Ballen der linken fest auf die Öffnung. Das Wasser strömte zu. Der Schlauch um Rohre streckte und dehnte sich. Mit der äußersten Anstrengung hemmte Nemirow durch seine Hand einst¬ weilen den Strahl, um die volle Kraft zu erzielen. Er mußte sich selbst dabei krümmen, so stark war der Druck. Wasser! Um Gottes willen, Wasser! klang es verzweifelt von dem Dache nieder. Jetzt flog die Linke Nemirows zur Seite und faßte zur Unterstützung der Rechten das Rohr. Knallend und prasselnd schoß der Strahl hoch auf und Plätscherte sich spaltend und verleitend auf das Dach. Ah, das tut wohl! rief oben mit dem Ausdrucke der Befriedigung eine rauhe, mächtige Stimme. Ich glaubte sie als die des Brandmeisters zu erkennen. Ah! Noch mehr, noch mehr! wiederholte die Stimme. Ah, das tut wohl! Es ist doch die beste Gottesgabe, das kalte Wasser! Du lügst, Vater Brandmeister! klang es frisch und lachend von links her. Ein Krug Bier, das wäre jetzt die rechte Sache!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/682>, abgerufen am 28.07.2024.