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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Feuer!

Der Kahlkopf zupfte an seinen Kiunhaareu, sah nach allen Seiten und ging
darauf der Reihe nach zu mehreren der Sitzenden, die ihm dem Aussehen nach ein¬
fache Leute zu sein schienen. Er wurde von ihnen entweder erstaunt angesehen
und erhielt gar keine Antwort, oder sie fertigten seine leise Bitte mit kurzen derben
Worten ab.

Sind Sie bei Verstände? fragte einer.

Lassen Sie mich in Ruhe! sagte ein andrer.

Packen Sie sich! rief ziemlich laut ein dritter.

Erlauben Sie, daß ich Ihnen meinen anbiete, rief einer lachend, an den er
sich gar nicht gewandt hatte; aber erst nach der Verhandlung, solange will ich ihn
selbst benutzen.

Der Kahlkopf lehrte zu seinem Klienten zurück, flüsterte angelegentlich und
zuckte wieder die Achseln.

Mensch, was denkst dn dir eigentlich! zürnte der Kaufmann. Frage dort den
Schreiber, oder gehe besser in die Wohnung des Richters und laß dir einen Stuhl
geben -- nun, von der Dienerschaft des Richters oder sonst von jemand. Ich
bezahle es. Hörst du!

Der Kahlkopf rieb sich verlegen die Hände und näherte sich zögernd dem
Schreiber. Da ging die Tür im Hintergrund auf, und der Richter erschien. Der
Kaufmann mußte stehn, ob er wollte oder nicht..

Die Verhandlung nahm nun ihren regelmäßigen Verlauf. Das Protokoll
wurde verlesen. Als Vertreter der Polizei wurde ich darauf befragt, ob ich zur
Begründung der Klage noch etwas hinzuzufügen hätte. Ich verneinte, aber der
Wachmeister, der nach mir aufgerufen wurde, sprach sich bitter über die Grobheit
Jsotows aus und erzählte, wie dieser gedroht habe, alle und alles zu zerschmettern.

Der Rechtsbeistand wollte hier Einsprache dagegen erheben, daß bei der Ver¬
handlung über Sachen geredet werde, von denen in der Klageschrift nichts erwähnt
sei, wurde aber augewiesen zu schweigen, bis ihm das Wort erteilt werde.

Der Kaufmann und der schmierige, den ich in seinem heutigen gewaschnen
Zustande und in dem neue" Schafpelze bis jetzt nicht erkannt hatte, verneinten und
bestritten alles. Sie blieben bei der Aussage, die Schornsteine seien jahraus jahr¬
ein monatlich gekehrt worden, seien auch am Tage der Revision rein gewesen. Sie
beriefen sich auf die Kommis und Dienstleute, die zugegen seien und als Zeugen
vernommen werden konnten.

Die Schornsteinfeger und die Kommissionsglieder mußten nun vortreten, und
ihre Aussagen brachten neues Licht in die Sache. Die Schornsteinfeger teilten
tenter ander"" mit, sie hätte" ihre sämtlichen Kollegen befragt, und es lasse sich
niemand von ihrem Handwerk ausfindig machen, der von Jsotow engagiert ge¬
wesen wäre oder in den letzten Jahren im Hause Jsotows die Reinigung besorgt
hätte. Die vier Hauswirte behauptete" einstimmig, Jsotow habe seine Schorn¬
steine überhaupt nie reinige", sondern ruhig von selbst ausbrennen lassen. Man
müsse es einem Wunder zuschreibe", daß er samt der Nachbarschaft bis jetzt nicht
abgebrannt sei. Im vorige" Jahre um diese Zeit hätten die Schornsteine bei ihm
gebrannt. Er habe, uni das Alarmieren der Feuerwehr zu verhindern, die ihm
die Schornsteine und die Dachbckleidung demoliert haben würde, die Mündungen
zugedeckt und verstopft. Die Glut habe im Immer" gewütet, bis der Nuß verzehrt
gewesen sei. Zwei Tage habe die ganze Umgebung gestunken. Mehrere Nachbarn
hätten ihm damals Vorstellungen gemacht, obwohl sie sich "ur und schwerem Herzen
dazu entschlossen hatten, da allen seine Grobheit und Gewalttätigkeit bekannt sei.
Er habe sie angeschrieen und ihnen gedroht, er werde ihnen bet Gelegenheit diese
Frechheit gedenken. Sie sollten nicht vergessen, habe er gesagt, daß es der reiche
Jsotow sei, den belehren zu wollen sie sich unterstanden Hütten. Gegenwärtig seie"
hier im Lokal mehr als zehn Hauswirte aus de" nächsten Strnßeu anwesend, die
die eben gemachte Mitteilung eidlich zu erhärten vermöchten.

Was der Kaufmann hierauf zu erwidern habe, fragte der Richter.


Feuer!

Der Kahlkopf zupfte an seinen Kiunhaareu, sah nach allen Seiten und ging
darauf der Reihe nach zu mehreren der Sitzenden, die ihm dem Aussehen nach ein¬
fache Leute zu sein schienen. Er wurde von ihnen entweder erstaunt angesehen
und erhielt gar keine Antwort, oder sie fertigten seine leise Bitte mit kurzen derben
Worten ab.

Sind Sie bei Verstände? fragte einer.

Lassen Sie mich in Ruhe! sagte ein andrer.

Packen Sie sich! rief ziemlich laut ein dritter.

Erlauben Sie, daß ich Ihnen meinen anbiete, rief einer lachend, an den er
sich gar nicht gewandt hatte; aber erst nach der Verhandlung, solange will ich ihn
selbst benutzen.

Der Kahlkopf lehrte zu seinem Klienten zurück, flüsterte angelegentlich und
zuckte wieder die Achseln.

Mensch, was denkst dn dir eigentlich! zürnte der Kaufmann. Frage dort den
Schreiber, oder gehe besser in die Wohnung des Richters und laß dir einen Stuhl
geben — nun, von der Dienerschaft des Richters oder sonst von jemand. Ich
bezahle es. Hörst du!

Der Kahlkopf rieb sich verlegen die Hände und näherte sich zögernd dem
Schreiber. Da ging die Tür im Hintergrund auf, und der Richter erschien. Der
Kaufmann mußte stehn, ob er wollte oder nicht..

Die Verhandlung nahm nun ihren regelmäßigen Verlauf. Das Protokoll
wurde verlesen. Als Vertreter der Polizei wurde ich darauf befragt, ob ich zur
Begründung der Klage noch etwas hinzuzufügen hätte. Ich verneinte, aber der
Wachmeister, der nach mir aufgerufen wurde, sprach sich bitter über die Grobheit
Jsotows aus und erzählte, wie dieser gedroht habe, alle und alles zu zerschmettern.

Der Rechtsbeistand wollte hier Einsprache dagegen erheben, daß bei der Ver¬
handlung über Sachen geredet werde, von denen in der Klageschrift nichts erwähnt
sei, wurde aber augewiesen zu schweigen, bis ihm das Wort erteilt werde.

Der Kaufmann und der schmierige, den ich in seinem heutigen gewaschnen
Zustande und in dem neue» Schafpelze bis jetzt nicht erkannt hatte, verneinten und
bestritten alles. Sie blieben bei der Aussage, die Schornsteine seien jahraus jahr¬
ein monatlich gekehrt worden, seien auch am Tage der Revision rein gewesen. Sie
beriefen sich auf die Kommis und Dienstleute, die zugegen seien und als Zeugen
vernommen werden konnten.

Die Schornsteinfeger und die Kommissionsglieder mußten nun vortreten, und
ihre Aussagen brachten neues Licht in die Sache. Die Schornsteinfeger teilten
tenter ander»» mit, sie hätte» ihre sämtlichen Kollegen befragt, und es lasse sich
niemand von ihrem Handwerk ausfindig machen, der von Jsotow engagiert ge¬
wesen wäre oder in den letzten Jahren im Hause Jsotows die Reinigung besorgt
hätte. Die vier Hauswirte behauptete» einstimmig, Jsotow habe seine Schorn¬
steine überhaupt nie reinige», sondern ruhig von selbst ausbrennen lassen. Man
müsse es einem Wunder zuschreibe», daß er samt der Nachbarschaft bis jetzt nicht
abgebrannt sei. Im vorige» Jahre um diese Zeit hätten die Schornsteine bei ihm
gebrannt. Er habe, uni das Alarmieren der Feuerwehr zu verhindern, die ihm
die Schornsteine und die Dachbckleidung demoliert haben würde, die Mündungen
zugedeckt und verstopft. Die Glut habe im Immer» gewütet, bis der Nuß verzehrt
gewesen sei. Zwei Tage habe die ganze Umgebung gestunken. Mehrere Nachbarn
hätten ihm damals Vorstellungen gemacht, obwohl sie sich »ur und schwerem Herzen
dazu entschlossen hatten, da allen seine Grobheit und Gewalttätigkeit bekannt sei.
Er habe sie angeschrieen und ihnen gedroht, er werde ihnen bet Gelegenheit diese
Frechheit gedenken. Sie sollten nicht vergessen, habe er gesagt, daß es der reiche
Jsotow sei, den belehren zu wollen sie sich unterstanden Hütten. Gegenwärtig seie»
hier im Lokal mehr als zehn Hauswirte aus de» nächsten Strnßeu anwesend, die
die eben gemachte Mitteilung eidlich zu erhärten vermöchten.

Was der Kaufmann hierauf zu erwidern habe, fragte der Richter.


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[0622] Feuer! Der Kahlkopf zupfte an seinen Kiunhaareu, sah nach allen Seiten und ging darauf der Reihe nach zu mehreren der Sitzenden, die ihm dem Aussehen nach ein¬ fache Leute zu sein schienen. Er wurde von ihnen entweder erstaunt angesehen und erhielt gar keine Antwort, oder sie fertigten seine leise Bitte mit kurzen derben Worten ab. Sind Sie bei Verstände? fragte einer. Lassen Sie mich in Ruhe! sagte ein andrer. Packen Sie sich! rief ziemlich laut ein dritter. Erlauben Sie, daß ich Ihnen meinen anbiete, rief einer lachend, an den er sich gar nicht gewandt hatte; aber erst nach der Verhandlung, solange will ich ihn selbst benutzen. Der Kahlkopf lehrte zu seinem Klienten zurück, flüsterte angelegentlich und zuckte wieder die Achseln. Mensch, was denkst dn dir eigentlich! zürnte der Kaufmann. Frage dort den Schreiber, oder gehe besser in die Wohnung des Richters und laß dir einen Stuhl geben — nun, von der Dienerschaft des Richters oder sonst von jemand. Ich bezahle es. Hörst du! Der Kahlkopf rieb sich verlegen die Hände und näherte sich zögernd dem Schreiber. Da ging die Tür im Hintergrund auf, und der Richter erschien. Der Kaufmann mußte stehn, ob er wollte oder nicht.. Die Verhandlung nahm nun ihren regelmäßigen Verlauf. Das Protokoll wurde verlesen. Als Vertreter der Polizei wurde ich darauf befragt, ob ich zur Begründung der Klage noch etwas hinzuzufügen hätte. Ich verneinte, aber der Wachmeister, der nach mir aufgerufen wurde, sprach sich bitter über die Grobheit Jsotows aus und erzählte, wie dieser gedroht habe, alle und alles zu zerschmettern. Der Rechtsbeistand wollte hier Einsprache dagegen erheben, daß bei der Ver¬ handlung über Sachen geredet werde, von denen in der Klageschrift nichts erwähnt sei, wurde aber augewiesen zu schweigen, bis ihm das Wort erteilt werde. Der Kaufmann und der schmierige, den ich in seinem heutigen gewaschnen Zustande und in dem neue» Schafpelze bis jetzt nicht erkannt hatte, verneinten und bestritten alles. Sie blieben bei der Aussage, die Schornsteine seien jahraus jahr¬ ein monatlich gekehrt worden, seien auch am Tage der Revision rein gewesen. Sie beriefen sich auf die Kommis und Dienstleute, die zugegen seien und als Zeugen vernommen werden konnten. Die Schornsteinfeger und die Kommissionsglieder mußten nun vortreten, und ihre Aussagen brachten neues Licht in die Sache. Die Schornsteinfeger teilten tenter ander»» mit, sie hätte» ihre sämtlichen Kollegen befragt, und es lasse sich niemand von ihrem Handwerk ausfindig machen, der von Jsotow engagiert ge¬ wesen wäre oder in den letzten Jahren im Hause Jsotows die Reinigung besorgt hätte. Die vier Hauswirte behauptete» einstimmig, Jsotow habe seine Schorn¬ steine überhaupt nie reinige», sondern ruhig von selbst ausbrennen lassen. Man müsse es einem Wunder zuschreibe», daß er samt der Nachbarschaft bis jetzt nicht abgebrannt sei. Im vorige» Jahre um diese Zeit hätten die Schornsteine bei ihm gebrannt. Er habe, uni das Alarmieren der Feuerwehr zu verhindern, die ihm die Schornsteine und die Dachbckleidung demoliert haben würde, die Mündungen zugedeckt und verstopft. Die Glut habe im Immer» gewütet, bis der Nuß verzehrt gewesen sei. Zwei Tage habe die ganze Umgebung gestunken. Mehrere Nachbarn hätten ihm damals Vorstellungen gemacht, obwohl sie sich »ur und schwerem Herzen dazu entschlossen hatten, da allen seine Grobheit und Gewalttätigkeit bekannt sei. Er habe sie angeschrieen und ihnen gedroht, er werde ihnen bet Gelegenheit diese Frechheit gedenken. Sie sollten nicht vergessen, habe er gesagt, daß es der reiche Jsotow sei, den belehren zu wollen sie sich unterstanden Hütten. Gegenwärtig seie» hier im Lokal mehr als zehn Hauswirte aus de» nächsten Strnßeu anwesend, die die eben gemachte Mitteilung eidlich zu erhärten vermöchten. Was der Kaufmann hierauf zu erwidern habe, fragte der Richter.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/622>, abgerufen am 28.07.2024.