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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Die Nonumgnt-,, (roi'wlwiiw lüstorioa, ihre bisherige Leitung und Leistung

gegangen sind, ehe sie ihnen rechte Frucht tragen konnten. Denn da immer eine
längere Zeit dazu gehört, bis ein Mitarbeiter wirklich eingearbeitet ist, so schlagt
dieser übermäßige Verbrauch von jüngern Hilfskräften auch zum Nachteil des ganzen
Unternehmens ans. Je mehr nun zu erwarten ist, daß die Abkehr von den
Monumenten in immer kürzern Fristen vor sich geht -- sobald nämlich den Mit¬
arbeitern die Aussichtslosigkeit oder Unzulänglichkeit der erhofften Versorgung im
akademischen Lehramt klar wird --, um so gebieterischer tritt an die Zentral-
dircktion die Forderung heran, das Amt eines ständigen Mitarbeiters so her¬
zurichten, daß es gleich fruchtbringend für die Uollumeuta, wie begehrenswert für
den Mitarbeiter wird; und die Zentraldirektion sollte sich auch hüten, das Reich
als Arbeitgeber vergleichen zu lassen mit den armseligen oder ausbeuterischen Ge¬
werbetreibenden, die mit billigen, auf Kostgeld gesetzten Lehrlingen arbeiten und
sie regelmäßig ziehn lassen, sowie sie nach der Stufe ihrer Ausbildung eine bessere
Bezahlung beanspruchen können. Zweckmäßige Vorschläge sind schon früher gemacht
worden und können etwa dahin zusammengefaßt werden: man verlange von den
Mitarbeitern außer der früher allein nötigen Begabung für wissenschaftliche
Forschung auch die für den Bibliothcks- und den Archivdienst jetzt nötige Ab-
legung der Oberlehrerprüfung; denn wie diese Prüfung zur Sicherstellung der
Mitarbeiter uns alle Fälle nötig ist, so bewahrt sie auch die Nonumsuta vor dem
drohenden Schicksal, in dem Kollegium ihrer Mitarbeiter den Unzufriednen im
Lande Führer heranzubilden; und Dümmler hat doch wohl auch uicht seine
menschenfreundliche Erklärung, mit der er den oben erwähnten sieben Jahre lang be¬
schäftigten Mitarbeiter entließ: "Daß Sie das Oberlehrerexamen nicht gemacht haben,
dafür bin ich nicht verantwortlich!", für ausreichend gehalten, den einfach ans die
Straße Gehetzten von der Gerechtigkeit der Leitung der Nonumönta. zu überzeugen.

Aber es ist auch schon eine nicht zu entschuldigende Härte, einen Mitarbeiter
nach fünfjähriger Tätigkeit, wie es einem andern begegnet ist, zu nötigen, in den
Schuldienst überzugehn: muß der nun um fünf Jahre hinter seinen gleichaltrigen
Amtsgenossen zurückstehende Oberlehrer nicht mit Bitterkeit des Lustrums gedenken,
das er dem großen Reichsunternehmen zwecklos gewidmet hat? Nein, schon nach
einem Probejahre, während dessen 1800 Mark als Remuneration angeniesten sein
dürften, muß der Abteilungsleiter entscheiden, ob sein Mitarbeiter brauchbar ist
oder nicht; entläßt er ihn nach diesem Probejahre nicht, dann gewähre man ihm
eine unkündbare Anstellung mit dem Gehalt des Oberlehrers, aber nur gegen die
Verpflichtung, daß er sich mindestens fünf Jahre mit ungelenker Kraft den Monu¬
menten widmet. Die zeitigere Verleihung des Professortitels, als sie bei den Ober¬
lehrern üblich ist, etwa schon nach zehn Jahren, wird die Arbcitsfreudigkeit der
Mitarbeiter vermehren; sie werden schließlich die kenntnisreichsten und erwünschtesten
Abteilungsleiter werden, für die nach 25 Dienstjahren, wie das bei Holder-Egger
geschehn ist, auch die Charakterisierung als Geheimer Regierungsrat angemessen er¬
scheint. Will sich ein Mitarbeiter nach fünfjähriger Tätigkeit wirklich habilitieren,
so lasse man ihm gegen weitere, aber nun geminderte Mitarbeit die Hälfte seines
Gehalts, bis ihn die Erlangung einer mit ausreichendem Einkommen verbundnen
Professur in den Stand setzt, die ständige Mitarbeiterschaft gänzlich aufzugeben.
Nur bei einer solchen Einrichtung wird sich die ständige Mitarbeiterschaft mich als
ein Versvhnungsmittel unsrer nur zu scharf zugespitzten sozialen Gegensätze erweisen;
denn wenn nicht bestritten werden kann, daß der Zutritt zur akademischen Lehr¬
tätigkeit nachgerade nur den Söhnen reicher Eltern freisteht, so wird eben die Mit¬
arbeiterschaft, wie sie hier vorgeschlagen ist, auch befähigten Söhnen weniger be¬
mittelter Eltern ermöglichen, ausschließlich der wissenschaftlichen Forschung zu leben,
und ihnen auch unter erschwerenden Umständen den Weg zur Professur bahnen.

Bevor die Leistung der Aonumonta nach ihrem Umfang gewürdigt wird, sei
der äußern Form des Riesenwerks eine kurze Betrachtung gegönnt.

Auch nach Christian Thomnsius galt im achtzehnten Jahrhundert allgemein
in deutschen Landen kumm ein Werk für wissenschaftlich, wenn es nicht in Folio-


Die Nonumgnt-,, (roi'wlwiiw lüstorioa, ihre bisherige Leitung und Leistung

gegangen sind, ehe sie ihnen rechte Frucht tragen konnten. Denn da immer eine
längere Zeit dazu gehört, bis ein Mitarbeiter wirklich eingearbeitet ist, so schlagt
dieser übermäßige Verbrauch von jüngern Hilfskräften auch zum Nachteil des ganzen
Unternehmens ans. Je mehr nun zu erwarten ist, daß die Abkehr von den
Monumenten in immer kürzern Fristen vor sich geht — sobald nämlich den Mit¬
arbeitern die Aussichtslosigkeit oder Unzulänglichkeit der erhofften Versorgung im
akademischen Lehramt klar wird —, um so gebieterischer tritt an die Zentral-
dircktion die Forderung heran, das Amt eines ständigen Mitarbeiters so her¬
zurichten, daß es gleich fruchtbringend für die Uollumeuta, wie begehrenswert für
den Mitarbeiter wird; und die Zentraldirektion sollte sich auch hüten, das Reich
als Arbeitgeber vergleichen zu lassen mit den armseligen oder ausbeuterischen Ge¬
werbetreibenden, die mit billigen, auf Kostgeld gesetzten Lehrlingen arbeiten und
sie regelmäßig ziehn lassen, sowie sie nach der Stufe ihrer Ausbildung eine bessere
Bezahlung beanspruchen können. Zweckmäßige Vorschläge sind schon früher gemacht
worden und können etwa dahin zusammengefaßt werden: man verlange von den
Mitarbeitern außer der früher allein nötigen Begabung für wissenschaftliche
Forschung auch die für den Bibliothcks- und den Archivdienst jetzt nötige Ab-
legung der Oberlehrerprüfung; denn wie diese Prüfung zur Sicherstellung der
Mitarbeiter uns alle Fälle nötig ist, so bewahrt sie auch die Nonumsuta vor dem
drohenden Schicksal, in dem Kollegium ihrer Mitarbeiter den Unzufriednen im
Lande Führer heranzubilden; und Dümmler hat doch wohl auch uicht seine
menschenfreundliche Erklärung, mit der er den oben erwähnten sieben Jahre lang be¬
schäftigten Mitarbeiter entließ: „Daß Sie das Oberlehrerexamen nicht gemacht haben,
dafür bin ich nicht verantwortlich!", für ausreichend gehalten, den einfach ans die
Straße Gehetzten von der Gerechtigkeit der Leitung der Nonumönta. zu überzeugen.

Aber es ist auch schon eine nicht zu entschuldigende Härte, einen Mitarbeiter
nach fünfjähriger Tätigkeit, wie es einem andern begegnet ist, zu nötigen, in den
Schuldienst überzugehn: muß der nun um fünf Jahre hinter seinen gleichaltrigen
Amtsgenossen zurückstehende Oberlehrer nicht mit Bitterkeit des Lustrums gedenken,
das er dem großen Reichsunternehmen zwecklos gewidmet hat? Nein, schon nach
einem Probejahre, während dessen 1800 Mark als Remuneration angeniesten sein
dürften, muß der Abteilungsleiter entscheiden, ob sein Mitarbeiter brauchbar ist
oder nicht; entläßt er ihn nach diesem Probejahre nicht, dann gewähre man ihm
eine unkündbare Anstellung mit dem Gehalt des Oberlehrers, aber nur gegen die
Verpflichtung, daß er sich mindestens fünf Jahre mit ungelenker Kraft den Monu¬
menten widmet. Die zeitigere Verleihung des Professortitels, als sie bei den Ober¬
lehrern üblich ist, etwa schon nach zehn Jahren, wird die Arbcitsfreudigkeit der
Mitarbeiter vermehren; sie werden schließlich die kenntnisreichsten und erwünschtesten
Abteilungsleiter werden, für die nach 25 Dienstjahren, wie das bei Holder-Egger
geschehn ist, auch die Charakterisierung als Geheimer Regierungsrat angemessen er¬
scheint. Will sich ein Mitarbeiter nach fünfjähriger Tätigkeit wirklich habilitieren,
so lasse man ihm gegen weitere, aber nun geminderte Mitarbeit die Hälfte seines
Gehalts, bis ihn die Erlangung einer mit ausreichendem Einkommen verbundnen
Professur in den Stand setzt, die ständige Mitarbeiterschaft gänzlich aufzugeben.
Nur bei einer solchen Einrichtung wird sich die ständige Mitarbeiterschaft mich als
ein Versvhnungsmittel unsrer nur zu scharf zugespitzten sozialen Gegensätze erweisen;
denn wenn nicht bestritten werden kann, daß der Zutritt zur akademischen Lehr¬
tätigkeit nachgerade nur den Söhnen reicher Eltern freisteht, so wird eben die Mit¬
arbeiterschaft, wie sie hier vorgeschlagen ist, auch befähigten Söhnen weniger be¬
mittelter Eltern ermöglichen, ausschließlich der wissenschaftlichen Forschung zu leben,
und ihnen auch unter erschwerenden Umständen den Weg zur Professur bahnen.

Bevor die Leistung der Aonumonta nach ihrem Umfang gewürdigt wird, sei
der äußern Form des Riesenwerks eine kurze Betrachtung gegönnt.

Auch nach Christian Thomnsius galt im achtzehnten Jahrhundert allgemein
in deutschen Landen kumm ein Werk für wissenschaftlich, wenn es nicht in Folio-


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[0547] Die Nonumgnt-,, (roi'wlwiiw lüstorioa, ihre bisherige Leitung und Leistung gegangen sind, ehe sie ihnen rechte Frucht tragen konnten. Denn da immer eine längere Zeit dazu gehört, bis ein Mitarbeiter wirklich eingearbeitet ist, so schlagt dieser übermäßige Verbrauch von jüngern Hilfskräften auch zum Nachteil des ganzen Unternehmens ans. Je mehr nun zu erwarten ist, daß die Abkehr von den Monumenten in immer kürzern Fristen vor sich geht — sobald nämlich den Mit¬ arbeitern die Aussichtslosigkeit oder Unzulänglichkeit der erhofften Versorgung im akademischen Lehramt klar wird —, um so gebieterischer tritt an die Zentral- dircktion die Forderung heran, das Amt eines ständigen Mitarbeiters so her¬ zurichten, daß es gleich fruchtbringend für die Uollumeuta, wie begehrenswert für den Mitarbeiter wird; und die Zentraldirektion sollte sich auch hüten, das Reich als Arbeitgeber vergleichen zu lassen mit den armseligen oder ausbeuterischen Ge¬ werbetreibenden, die mit billigen, auf Kostgeld gesetzten Lehrlingen arbeiten und sie regelmäßig ziehn lassen, sowie sie nach der Stufe ihrer Ausbildung eine bessere Bezahlung beanspruchen können. Zweckmäßige Vorschläge sind schon früher gemacht worden und können etwa dahin zusammengefaßt werden: man verlange von den Mitarbeitern außer der früher allein nötigen Begabung für wissenschaftliche Forschung auch die für den Bibliothcks- und den Archivdienst jetzt nötige Ab- legung der Oberlehrerprüfung; denn wie diese Prüfung zur Sicherstellung der Mitarbeiter uns alle Fälle nötig ist, so bewahrt sie auch die Nonumsuta vor dem drohenden Schicksal, in dem Kollegium ihrer Mitarbeiter den Unzufriednen im Lande Führer heranzubilden; und Dümmler hat doch wohl auch uicht seine menschenfreundliche Erklärung, mit der er den oben erwähnten sieben Jahre lang be¬ schäftigten Mitarbeiter entließ: „Daß Sie das Oberlehrerexamen nicht gemacht haben, dafür bin ich nicht verantwortlich!", für ausreichend gehalten, den einfach ans die Straße Gehetzten von der Gerechtigkeit der Leitung der Nonumönta. zu überzeugen. Aber es ist auch schon eine nicht zu entschuldigende Härte, einen Mitarbeiter nach fünfjähriger Tätigkeit, wie es einem andern begegnet ist, zu nötigen, in den Schuldienst überzugehn: muß der nun um fünf Jahre hinter seinen gleichaltrigen Amtsgenossen zurückstehende Oberlehrer nicht mit Bitterkeit des Lustrums gedenken, das er dem großen Reichsunternehmen zwecklos gewidmet hat? Nein, schon nach einem Probejahre, während dessen 1800 Mark als Remuneration angeniesten sein dürften, muß der Abteilungsleiter entscheiden, ob sein Mitarbeiter brauchbar ist oder nicht; entläßt er ihn nach diesem Probejahre nicht, dann gewähre man ihm eine unkündbare Anstellung mit dem Gehalt des Oberlehrers, aber nur gegen die Verpflichtung, daß er sich mindestens fünf Jahre mit ungelenker Kraft den Monu¬ menten widmet. Die zeitigere Verleihung des Professortitels, als sie bei den Ober¬ lehrern üblich ist, etwa schon nach zehn Jahren, wird die Arbcitsfreudigkeit der Mitarbeiter vermehren; sie werden schließlich die kenntnisreichsten und erwünschtesten Abteilungsleiter werden, für die nach 25 Dienstjahren, wie das bei Holder-Egger geschehn ist, auch die Charakterisierung als Geheimer Regierungsrat angemessen er¬ scheint. Will sich ein Mitarbeiter nach fünfjähriger Tätigkeit wirklich habilitieren, so lasse man ihm gegen weitere, aber nun geminderte Mitarbeit die Hälfte seines Gehalts, bis ihn die Erlangung einer mit ausreichendem Einkommen verbundnen Professur in den Stand setzt, die ständige Mitarbeiterschaft gänzlich aufzugeben. Nur bei einer solchen Einrichtung wird sich die ständige Mitarbeiterschaft mich als ein Versvhnungsmittel unsrer nur zu scharf zugespitzten sozialen Gegensätze erweisen; denn wenn nicht bestritten werden kann, daß der Zutritt zur akademischen Lehr¬ tätigkeit nachgerade nur den Söhnen reicher Eltern freisteht, so wird eben die Mit¬ arbeiterschaft, wie sie hier vorgeschlagen ist, auch befähigten Söhnen weniger be¬ mittelter Eltern ermöglichen, ausschließlich der wissenschaftlichen Forschung zu leben, und ihnen auch unter erschwerenden Umständen den Weg zur Professur bahnen. Bevor die Leistung der Aonumonta nach ihrem Umfang gewürdigt wird, sei der äußern Form des Riesenwerks eine kurze Betrachtung gegönnt. Auch nach Christian Thomnsius galt im achtzehnten Jahrhundert allgemein in deutschen Landen kumm ein Werk für wissenschaftlich, wenn es nicht in Folio-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/547>, abgerufen am 28.07.2024.