Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Moderne englische Schutzzöllner In dieser Wirksamkeit des Staates sieht Williams die letzte Ursache des Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt Williams anch in seinein zweiten Werke: Moderne englische Schutzzöllner In dieser Wirksamkeit des Staates sieht Williams die letzte Ursache des Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt Williams anch in seinein zweiten Werke: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0515" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240071"/> <fw type="header" place="top"> Moderne englische Schutzzöllner</fw><lb/> <p xml:id="ID_2742"> In dieser Wirksamkeit des Staates sieht Williams die letzte Ursache des<lb/> Bvrdringms des deutschen Handels. Allerdings äußert sie sich auf ganz ver-<lb/> schiednen Gebieten. Der Staat und auch andre öffentliche Körperschaften ge¬<lb/> währten den jungen Kaufleuten und Industriellen eine vorzügliche technische<lb/> und wissenschaftliche Ausbildung ans den öffentlichen Schulen; besonders die<lb/> technischen Hochschulen werden von Williams gewürdigt. Außerdem sei die<lb/> Unterstützung durch die Staatsbahueu in Betracht zu ziehn, da diese die Waren,<lb/> die für die Ausfuhr bestimmt seien, billiger beförderten, und überhaupt nie¬<lb/> drigere Tarife hätten als die britischen Bahnen, die von Privatgesellschaften<lb/> um des Erwerbs willen betrieben würden. Zu Ausstellungen, die von den<lb/> Deutsche» besser ausgenützt würden, befördere die Staatsbahn die Güter sogar<lb/> unentgeltlich. Der Deutsche genieße aber auch eine direkte Förderung durch<lb/> den Staat. Die Staatsorgane im Auslande, besonders die Handelskonsuln,<lb/> seien zahlreicher als die englischen und dienten auch in höherm Maße den<lb/> Interessen des Handels. Staatssubventivnen würden gewährt, besonders an<lb/> Schiffahrtsgesellschaften, Ausfuhrprämien bestünden für manche Industrien.<lb/> Alle bedeutender» Gewerbszweige aber genössen Zvllschutz und seien so nicht<lb/> in dein Maße der Konkurrenz des Auslandes ausgesetzt wie die entsprechenden<lb/> englischen. An diesem Punkte möchte Williams die Abwehr beginnen. Auch<lb/> England oder vielmehr ein britischer Zollverein solle seine Produktion wenigstens<lb/> in dem Maße schützen, daß die Zölle und Frachtvergüustigungcn der Konkurrenz-<lb/> inächte kompensiert würden. Ebenso wichtig wie die Staatsunterstützung aber<lb/> ist für Williams die Hebung des Unternehmungsgeistes der englischen Kaufleute.<lb/> Nur wenn dieser wieder seine frühere Stärke erreiche und sich den bessern<lb/> deutscheu Methoden anpasse, könne England einen Teil seiner Bedeutung wieder<lb/> erobern, seine Stellung aber als Herrin des Weltmarkts sei verloren.</p><lb/> <p xml:id="ID_2743" next="#ID_2744"> Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt Williams anch in seinein zweiten Werke:<lb/> "I-tlo ?in'6iZ'Avr in ello l^rin^arÄ (London, 1897), das die Lage der englischen<lb/> Landwirtschaft behandelt. Auch die Methode der Darstellung ist dieselbe. Er<lb/> beschreibt nacheinander die einzelnen Zweige der landwirtschaftlichen Produktion,<lb/> nach der Preisgestaltung, der Größe der englischen Produktion, nach der<lb/> fremden Einfuhr und nach den Aussichten, diese Einfuhr zu beseitigen oder<lb/> wenigstens einzuschränken. Nur in zwei Punkten unterscheidet sich das Buch<lb/> bvrteilhnft von dem erstgenannten Werke. Es fehlt die Voreingenommenheit<lb/> gegen den fremden Wettbewerb, obwohl auch hier gelegentlich von schwindel¬<lb/> hafter Manövern der fremden Produzenten gesprochen wird; anderseits ist<lb/> Williams ehrlich genng, ähnliche Kunstgriffe der englischen Händler zuzugestehn.<lb/> Außerdem aber beschäftigt sich der Verfasser eingehender mit den innern Ver¬<lb/> hältnissen der Produktion in den Konkurreuzländern, um hieraus Mittel für<lb/> ihre Vekämpfuug zu gewinnen. Eigentünllicherweise behandelt Williams die<lb/> Körnerproduktion verhältnismäßig kurz, obgleich er der Ansicht ist, England<lb/> könne seinen Weizenbedarf selbst erzengen, wenn ihm nnr durch einen Zoll ge¬<lb/> nügend hohe Preise gesichert seien; auch von der Einführung der Zuckerrüben¬<lb/> kultur erwartet Williams eine Verstärkung der Körnerprodnktion. Freilich er¬<lb/> scheint es zweifelhaft, ob ein neuer Versuch des Anbaus einen bessern Erfolg<lb/> haben würde als seine fehlgeschlagnen Borgänger. Die Hauptforderung der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0515]
Moderne englische Schutzzöllner
In dieser Wirksamkeit des Staates sieht Williams die letzte Ursache des
Bvrdringms des deutschen Handels. Allerdings äußert sie sich auf ganz ver-
schiednen Gebieten. Der Staat und auch andre öffentliche Körperschaften ge¬
währten den jungen Kaufleuten und Industriellen eine vorzügliche technische
und wissenschaftliche Ausbildung ans den öffentlichen Schulen; besonders die
technischen Hochschulen werden von Williams gewürdigt. Außerdem sei die
Unterstützung durch die Staatsbahueu in Betracht zu ziehn, da diese die Waren,
die für die Ausfuhr bestimmt seien, billiger beförderten, und überhaupt nie¬
drigere Tarife hätten als die britischen Bahnen, die von Privatgesellschaften
um des Erwerbs willen betrieben würden. Zu Ausstellungen, die von den
Deutsche» besser ausgenützt würden, befördere die Staatsbahn die Güter sogar
unentgeltlich. Der Deutsche genieße aber auch eine direkte Förderung durch
den Staat. Die Staatsorgane im Auslande, besonders die Handelskonsuln,
seien zahlreicher als die englischen und dienten auch in höherm Maße den
Interessen des Handels. Staatssubventivnen würden gewährt, besonders an
Schiffahrtsgesellschaften, Ausfuhrprämien bestünden für manche Industrien.
Alle bedeutender» Gewerbszweige aber genössen Zvllschutz und seien so nicht
in dein Maße der Konkurrenz des Auslandes ausgesetzt wie die entsprechenden
englischen. An diesem Punkte möchte Williams die Abwehr beginnen. Auch
England oder vielmehr ein britischer Zollverein solle seine Produktion wenigstens
in dem Maße schützen, daß die Zölle und Frachtvergüustigungcn der Konkurrenz-
inächte kompensiert würden. Ebenso wichtig wie die Staatsunterstützung aber
ist für Williams die Hebung des Unternehmungsgeistes der englischen Kaufleute.
Nur wenn dieser wieder seine frühere Stärke erreiche und sich den bessern
deutscheu Methoden anpasse, könne England einen Teil seiner Bedeutung wieder
erobern, seine Stellung aber als Herrin des Weltmarkts sei verloren.
Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt Williams anch in seinein zweiten Werke:
"I-tlo ?in'6iZ'Avr in ello l^rin^arÄ (London, 1897), das die Lage der englischen
Landwirtschaft behandelt. Auch die Methode der Darstellung ist dieselbe. Er
beschreibt nacheinander die einzelnen Zweige der landwirtschaftlichen Produktion,
nach der Preisgestaltung, der Größe der englischen Produktion, nach der
fremden Einfuhr und nach den Aussichten, diese Einfuhr zu beseitigen oder
wenigstens einzuschränken. Nur in zwei Punkten unterscheidet sich das Buch
bvrteilhnft von dem erstgenannten Werke. Es fehlt die Voreingenommenheit
gegen den fremden Wettbewerb, obwohl auch hier gelegentlich von schwindel¬
hafter Manövern der fremden Produzenten gesprochen wird; anderseits ist
Williams ehrlich genng, ähnliche Kunstgriffe der englischen Händler zuzugestehn.
Außerdem aber beschäftigt sich der Verfasser eingehender mit den innern Ver¬
hältnissen der Produktion in den Konkurreuzländern, um hieraus Mittel für
ihre Vekämpfuug zu gewinnen. Eigentünllicherweise behandelt Williams die
Körnerproduktion verhältnismäßig kurz, obgleich er der Ansicht ist, England
könne seinen Weizenbedarf selbst erzengen, wenn ihm nnr durch einen Zoll ge¬
nügend hohe Preise gesichert seien; auch von der Einführung der Zuckerrüben¬
kultur erwartet Williams eine Verstärkung der Körnerprodnktion. Freilich er¬
scheint es zweifelhaft, ob ein neuer Versuch des Anbaus einen bessern Erfolg
haben würde als seine fehlgeschlagnen Borgänger. Die Hauptforderung der
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