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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Feuer I

seine Stelle zu vertreten. Er nannte dabei freilich keine Personen, aber mit völliger
Sicherheit die Straße, wo der Gehilfe zu der betreffenden Zeit gewesen war. Es
war klar, er hätte auch die Personen angeben können, wenn er gewollt hätte.

Mir wurde höchst ungemütlich. Die Frage, woher der Aufseher die Kenntnis
schöpfen mochte, interessierte mich anfangs am meisten. Bald jedoch trat mir die
Besorgnis viel näher, daß ihm meine Versäumnisse ebenso gut bekannt seien. Ich
hatte schon drei auf dem Gewissen: das Mittagessen bei Burin, den Tee bei den
Ssawinskis und den heutigen Nachmittagsschlaf. Wenn das so fort ging, dürfte
ich bei irgend einer Gelegenheit ähnliches tonloses Aufzählen meiner Sünden er¬
warten, das hieß, in den Augen des Aufsehers, dem ich von Herzen zugetan war,
in eine Kategorie mit Guido geraten. Mir wurde bei dem Gedanken heiß. Mein
Gesicht brannte. Ich fühlte Schweiß auf der Stirn.

Ich hatte mich so in meine Grübeleien vertieft, daß mir einige Worte des
Aufsehers und Guibos entgangen waren, und ich fuhr auf, als der Aufseher un¬
erwartet die Stimme erhob.

Die Dummheit wagen Sie mir zu sagen! rief er entrüstet. Er hatte sich
aufgerichtet und sah den Gehilfen mit einem so drohenden Blicke an, daß mir bange
wurde. Von einem solchen Blicke war es nicht weit zu einer gewaltsamen Handlung.
Sprach es für unbeugsamen, tollkühnen Mut oder für -- Stumpfheit, daß Guido
diesem Blick durchaus keine Rechnung zu tragen schien?

Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Jemeljcm Afanasjewitsch, beteuerte er, indem
er sich vorneigte und die Hand mit gespreizten Fingern an die Brust drückte -- er
mochte so seinen weiblichen Bekanntschaften gegenüber seine Treue oder Unschuld
glaubwürdig macheu --, ich bekam Nasenbluten und . . .

Des Aufsehers Augen waren so starr, daß ich zusammenfuhr. Jetzt, dachte
ich, kommt es. Zu meinem Erstannen sah ich aber in demselben Augenblick Jemeljcm
Afanasjewitsch ungezwungen auf dem Stuhle fitzen wie im Anfange; weder die
Züge uoch der Blick drückten Zorn oder eine Drohung aus. Welcher Vulkan mußte
im Innern dieses Mannes glühn, und welche riesige Willenskraft mußte er haben,
um sich so zu bändigen!

Wählen Sie, Peter Arkadijewitsch, sagte er ruhig. Wollen Sie sich meiner
Strafe unterwerfen, oder soll ich mich an die Obrigkeit wenden?

Ich begreife gar nicht, was Sie eigentlich haben, Jemeljan Afanasjewitsch,
sagte Guido ärgerlich und machte eine ungeschickte Kopfbewegung, wie trotzige Kinder
zu tun pflegen.

Ach so! meinte der Aufseher, und seiue Stimme klang sogar sanft. Sie möchten
wissen, was für eine Strafe ich im Sinne habe. Mit Vergnügen. Ich denke Sie
hier in diesem Lokal in Arrest zu halten -- nun -- wollen wir sagen, zwei Wochen.
Aber versteh" Sie wohl, in strengem Arrest. Sie schassen Ihr Bett her. Wir
stellen einen Schirm davor. Und keinen Fuß setzen Sie auf die Straße, weder
bei Tage uoch bei Nacht. Wählen Sie.

Guido schien die Sache jetzt für einen Spaß zu halten, denn er lächelte, sah
auf mich, dann ans den Schriftführer, der eine Papiros zu drehn begann, und zuletzt
wieder auf Jemeljan Afanasjewitsch.

Ich scherze nicht, sagte dieser. Erklären Sie sich, denn es ist spät.

Er blickte auf die Uhr an der Wand. Ich folgte seinen Augen und wollte
den meinigen nicht trauen. Es war bald zehn. Ich hatte also von halb ein Uhr
bis neun geschlafen.

Wollen Sie sich erklären oder nicht? fragte der Aufseher kurz und verächtlich,
als Guido schwieg. Ich habe jetzt wirklich genug Worte verloren -- um einen
Menschen wie Sie.

Jemeljan Afanasjewitsch, rief Guido in beleidigtem Ton, Sie behandeln mich
Gott weiß wie. Sie hören mich uicht an. Sie lassen mich nicht einmal angeben,
warum ich heute wegging.


Grenzboten I 1903 ?4
Feuer I

seine Stelle zu vertreten. Er nannte dabei freilich keine Personen, aber mit völliger
Sicherheit die Straße, wo der Gehilfe zu der betreffenden Zeit gewesen war. Es
war klar, er hätte auch die Personen angeben können, wenn er gewollt hätte.

Mir wurde höchst ungemütlich. Die Frage, woher der Aufseher die Kenntnis
schöpfen mochte, interessierte mich anfangs am meisten. Bald jedoch trat mir die
Besorgnis viel näher, daß ihm meine Versäumnisse ebenso gut bekannt seien. Ich
hatte schon drei auf dem Gewissen: das Mittagessen bei Burin, den Tee bei den
Ssawinskis und den heutigen Nachmittagsschlaf. Wenn das so fort ging, dürfte
ich bei irgend einer Gelegenheit ähnliches tonloses Aufzählen meiner Sünden er¬
warten, das hieß, in den Augen des Aufsehers, dem ich von Herzen zugetan war,
in eine Kategorie mit Guido geraten. Mir wurde bei dem Gedanken heiß. Mein
Gesicht brannte. Ich fühlte Schweiß auf der Stirn.

Ich hatte mich so in meine Grübeleien vertieft, daß mir einige Worte des
Aufsehers und Guibos entgangen waren, und ich fuhr auf, als der Aufseher un¬
erwartet die Stimme erhob.

Die Dummheit wagen Sie mir zu sagen! rief er entrüstet. Er hatte sich
aufgerichtet und sah den Gehilfen mit einem so drohenden Blicke an, daß mir bange
wurde. Von einem solchen Blicke war es nicht weit zu einer gewaltsamen Handlung.
Sprach es für unbeugsamen, tollkühnen Mut oder für — Stumpfheit, daß Guido
diesem Blick durchaus keine Rechnung zu tragen schien?

Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Jemeljcm Afanasjewitsch, beteuerte er, indem
er sich vorneigte und die Hand mit gespreizten Fingern an die Brust drückte — er
mochte so seinen weiblichen Bekanntschaften gegenüber seine Treue oder Unschuld
glaubwürdig macheu —, ich bekam Nasenbluten und . . .

Des Aufsehers Augen waren so starr, daß ich zusammenfuhr. Jetzt, dachte
ich, kommt es. Zu meinem Erstannen sah ich aber in demselben Augenblick Jemeljcm
Afanasjewitsch ungezwungen auf dem Stuhle fitzen wie im Anfange; weder die
Züge uoch der Blick drückten Zorn oder eine Drohung aus. Welcher Vulkan mußte
im Innern dieses Mannes glühn, und welche riesige Willenskraft mußte er haben,
um sich so zu bändigen!

Wählen Sie, Peter Arkadijewitsch, sagte er ruhig. Wollen Sie sich meiner
Strafe unterwerfen, oder soll ich mich an die Obrigkeit wenden?

Ich begreife gar nicht, was Sie eigentlich haben, Jemeljan Afanasjewitsch,
sagte Guido ärgerlich und machte eine ungeschickte Kopfbewegung, wie trotzige Kinder
zu tun pflegen.

Ach so! meinte der Aufseher, und seiue Stimme klang sogar sanft. Sie möchten
wissen, was für eine Strafe ich im Sinne habe. Mit Vergnügen. Ich denke Sie
hier in diesem Lokal in Arrest zu halten — nun — wollen wir sagen, zwei Wochen.
Aber versteh» Sie wohl, in strengem Arrest. Sie schassen Ihr Bett her. Wir
stellen einen Schirm davor. Und keinen Fuß setzen Sie auf die Straße, weder
bei Tage uoch bei Nacht. Wählen Sie.

Guido schien die Sache jetzt für einen Spaß zu halten, denn er lächelte, sah
auf mich, dann ans den Schriftführer, der eine Papiros zu drehn begann, und zuletzt
wieder auf Jemeljan Afanasjewitsch.

Ich scherze nicht, sagte dieser. Erklären Sie sich, denn es ist spät.

Er blickte auf die Uhr an der Wand. Ich folgte seinen Augen und wollte
den meinigen nicht trauen. Es war bald zehn. Ich hatte also von halb ein Uhr
bis neun geschlafen.

Wollen Sie sich erklären oder nicht? fragte der Aufseher kurz und verächtlich,
als Guido schwieg. Ich habe jetzt wirklich genug Worte verloren — um einen
Menschen wie Sie.

Jemeljan Afanasjewitsch, rief Guido in beleidigtem Ton, Sie behandeln mich
Gott weiß wie. Sie hören mich uicht an. Sie lassen mich nicht einmal angeben,
warum ich heute wegging.


Grenzboten I 1903 ?4
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[0429] Feuer I seine Stelle zu vertreten. Er nannte dabei freilich keine Personen, aber mit völliger Sicherheit die Straße, wo der Gehilfe zu der betreffenden Zeit gewesen war. Es war klar, er hätte auch die Personen angeben können, wenn er gewollt hätte. Mir wurde höchst ungemütlich. Die Frage, woher der Aufseher die Kenntnis schöpfen mochte, interessierte mich anfangs am meisten. Bald jedoch trat mir die Besorgnis viel näher, daß ihm meine Versäumnisse ebenso gut bekannt seien. Ich hatte schon drei auf dem Gewissen: das Mittagessen bei Burin, den Tee bei den Ssawinskis und den heutigen Nachmittagsschlaf. Wenn das so fort ging, dürfte ich bei irgend einer Gelegenheit ähnliches tonloses Aufzählen meiner Sünden er¬ warten, das hieß, in den Augen des Aufsehers, dem ich von Herzen zugetan war, in eine Kategorie mit Guido geraten. Mir wurde bei dem Gedanken heiß. Mein Gesicht brannte. Ich fühlte Schweiß auf der Stirn. Ich hatte mich so in meine Grübeleien vertieft, daß mir einige Worte des Aufsehers und Guibos entgangen waren, und ich fuhr auf, als der Aufseher un¬ erwartet die Stimme erhob. Die Dummheit wagen Sie mir zu sagen! rief er entrüstet. Er hatte sich aufgerichtet und sah den Gehilfen mit einem so drohenden Blicke an, daß mir bange wurde. Von einem solchen Blicke war es nicht weit zu einer gewaltsamen Handlung. Sprach es für unbeugsamen, tollkühnen Mut oder für — Stumpfheit, daß Guido diesem Blick durchaus keine Rechnung zu tragen schien? Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Jemeljcm Afanasjewitsch, beteuerte er, indem er sich vorneigte und die Hand mit gespreizten Fingern an die Brust drückte — er mochte so seinen weiblichen Bekanntschaften gegenüber seine Treue oder Unschuld glaubwürdig macheu —, ich bekam Nasenbluten und . . . Des Aufsehers Augen waren so starr, daß ich zusammenfuhr. Jetzt, dachte ich, kommt es. Zu meinem Erstannen sah ich aber in demselben Augenblick Jemeljcm Afanasjewitsch ungezwungen auf dem Stuhle fitzen wie im Anfange; weder die Züge uoch der Blick drückten Zorn oder eine Drohung aus. Welcher Vulkan mußte im Innern dieses Mannes glühn, und welche riesige Willenskraft mußte er haben, um sich so zu bändigen! Wählen Sie, Peter Arkadijewitsch, sagte er ruhig. Wollen Sie sich meiner Strafe unterwerfen, oder soll ich mich an die Obrigkeit wenden? Ich begreife gar nicht, was Sie eigentlich haben, Jemeljan Afanasjewitsch, sagte Guido ärgerlich und machte eine ungeschickte Kopfbewegung, wie trotzige Kinder zu tun pflegen. Ach so! meinte der Aufseher, und seiue Stimme klang sogar sanft. Sie möchten wissen, was für eine Strafe ich im Sinne habe. Mit Vergnügen. Ich denke Sie hier in diesem Lokal in Arrest zu halten — nun — wollen wir sagen, zwei Wochen. Aber versteh» Sie wohl, in strengem Arrest. Sie schassen Ihr Bett her. Wir stellen einen Schirm davor. Und keinen Fuß setzen Sie auf die Straße, weder bei Tage uoch bei Nacht. Wählen Sie. Guido schien die Sache jetzt für einen Spaß zu halten, denn er lächelte, sah auf mich, dann ans den Schriftführer, der eine Papiros zu drehn begann, und zuletzt wieder auf Jemeljan Afanasjewitsch. Ich scherze nicht, sagte dieser. Erklären Sie sich, denn es ist spät. Er blickte auf die Uhr an der Wand. Ich folgte seinen Augen und wollte den meinigen nicht trauen. Es war bald zehn. Ich hatte also von halb ein Uhr bis neun geschlafen. Wollen Sie sich erklären oder nicht? fragte der Aufseher kurz und verächtlich, als Guido schwieg. Ich habe jetzt wirklich genug Worte verloren — um einen Menschen wie Sie. Jemeljan Afanasjewitsch, rief Guido in beleidigtem Ton, Sie behandeln mich Gott weiß wie. Sie hören mich uicht an. Sie lassen mich nicht einmal angeben, warum ich heute wegging. Grenzboten I 1903 ?4

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/429>, abgerufen am 28.07.2024.