Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Die Stellung Schwedens und Norwegens im europäischen Konzert sowie für Proviant und Munition werden durch Sprengungen in den Granit Die stehende Armee Schwedens ist nur klein und besteht aus etwa Noch mehr aber gilt dies von dem Nachbarlande Norwegen. Es ist bis Die Stellung Schwedens und Norwegens im europäischen Konzert sowie für Proviant und Munition werden durch Sprengungen in den Granit Die stehende Armee Schwedens ist nur klein und besteht aus etwa Noch mehr aber gilt dies von dem Nachbarlande Norwegen. Es ist bis <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0407" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239963"/> <fw type="header" place="top"> Die Stellung Schwedens und Norwegens im europäischen Konzert</fw><lb/> <p xml:id="ID_2010" prev="#ID_2009"> sowie für Proviant und Munition werden durch Sprengungen in den Granit<lb/> hergestellt. Auch die umgebenden Berge erhalten Befestigungen, um einen<lb/> Angreifer am Logieren mit Belagerungsgeschütz zu verhindern, sodaß die<lb/> Festung Boden zu einem sehr starken Stützpunkt und namentlich Sperrpnnkt<lb/> der nordschwedischen Bahn und ihrer Verteidigung gegen Rußland zu werden<lb/> verspricht.</p><lb/> <p xml:id="ID_2011"> Die stehende Armee Schwedens ist nur klein und besteht aus etwa<lb/> 39000 Maun; dazu kommen 1200 Reservisten und zur Disposition Entlassene<lb/> und für den Krieg eine Landwehr, der „Beväring," von 250000 Mann, sodaß<lb/> die Kriegsstärke des schwedischen Heeres etwa 290000 Mann beträgt. Sie<lb/> wird noch erhöht durch einen Landsturm von acht Jahrgängen zusammen mit<lb/> 200000 Mann. Diese halbe Million Streiter würde, wenn auch nur mit<lb/> ihren aktiven Truppen und einem Teil der Beväring. die Landung eines Gegners<lb/> an einer bestimmten Stelle verhindern tonnen. Aber da dem Angreifer eine<lb/> sehr langgestreckte, wenn auch fast überall tlippen-, untiefen- und strömungs¬<lb/> reiche Küste zur Verfügung steht, so erscheint die Verhinderung einer feindlichen<lb/> Landung und Invasion zur See in Schweden, wenn nicht ganz besondre Glücks-<lb/> umstände eintreten, so gut wie ausgeschlossen, und namentlich gilt dies dort,<lb/> wo kein so entwickeltes Eisenbahnnetz wie das des südlichen Schwedens die<lb/> Küste erreicht. Immerhin können sein mittlerer und sein nördlicher Teil infolge<lb/> ihrer die Landesverteidigung und den Guerillakrieg begünstigenden Beschaffenheit<lb/> auch einer Übermacht gegenüber mit den vorhandnen Streitkrüften und Ver¬<lb/> teidigungsmitteln lange gehalten werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2012" next="#ID_2013"> Noch mehr aber gilt dies von dem Nachbarlande Norwegen. Es ist bis<lb/> auf die ziemlich flache Südwestküste durchgängig Gebirgsland mit rauhem<lb/> Klima; seine Küsten sind zwar reich an Felsen und Klippen, sind jedoch in<lb/> manchen Fjorden zugänglich, die man aber durch Torpedvsperreu, die Schärcn-<lb/> flottille und Torpedoboote, sowie durch die ihnen vorgelagerte» Inseln verhält¬<lb/> nismäßig leicht verteidigen kann; hierbei erwartet man in den fachmännischer<lb/> Kreisen Norwegens eine wirksame Verwendung der Unterseeboote. Das Innere<lb/> des Landes ist dünn bevölkert, schwach angebaut und erschwert militärische<lb/> Operationen ungemein. Eine einzige zusammenhängende, große Eisenbahnlinie<lb/> durchschneidet das Land im Westen von Christiania nach Drontheim. die dem¬<lb/> nächst einen Zweig unes Bergen erhalten wird. Die Küsten sind für militärische,<lb/> sich ins Innere erstreckende Operationen nur in den sichern, nie zufrierenden<lb/> Häfen zugänglich. Das Land bedarf deshalb nur an ihnen und an der wichtigen,<lb/> der russischen Grenze nahen Industriebahn der Befestigungen. Seine befestigten<lb/> Häfen sind vor allem die Landeshauptstadt Christiania durch die am Fjord vor¬<lb/> gelagerten Befestigungen, ferner Christiansand, Bergen, Drontheim, Frederikstadt,<lb/> Frederilshald, Horten und Frederiksvvern. Unter ihnen sind Christiania, Bergen,<lb/> Drontheim und Christiansand, sowie Horten als Kriegshafen und Flottcnarsenal<lb/> Norwegens mit den Werften von Carljohansvoern und ihren sonstigen Hilfsquellen<lb/> und Vorräten die wichtigsten Orte. In der neusten Zeit sind in Norwegen<lb/> Besorgnisse aufgetaucht, daß eine russische Aggressive nicht nur gegen die Nord-<lb/> Provinzen, sondern zugleich zur See gegen die Landeshauptstadt Christiania</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0407]
Die Stellung Schwedens und Norwegens im europäischen Konzert
sowie für Proviant und Munition werden durch Sprengungen in den Granit
hergestellt. Auch die umgebenden Berge erhalten Befestigungen, um einen
Angreifer am Logieren mit Belagerungsgeschütz zu verhindern, sodaß die
Festung Boden zu einem sehr starken Stützpunkt und namentlich Sperrpnnkt
der nordschwedischen Bahn und ihrer Verteidigung gegen Rußland zu werden
verspricht.
Die stehende Armee Schwedens ist nur klein und besteht aus etwa
39000 Maun; dazu kommen 1200 Reservisten und zur Disposition Entlassene
und für den Krieg eine Landwehr, der „Beväring," von 250000 Mann, sodaß
die Kriegsstärke des schwedischen Heeres etwa 290000 Mann beträgt. Sie
wird noch erhöht durch einen Landsturm von acht Jahrgängen zusammen mit
200000 Mann. Diese halbe Million Streiter würde, wenn auch nur mit
ihren aktiven Truppen und einem Teil der Beväring. die Landung eines Gegners
an einer bestimmten Stelle verhindern tonnen. Aber da dem Angreifer eine
sehr langgestreckte, wenn auch fast überall tlippen-, untiefen- und strömungs¬
reiche Küste zur Verfügung steht, so erscheint die Verhinderung einer feindlichen
Landung und Invasion zur See in Schweden, wenn nicht ganz besondre Glücks-
umstände eintreten, so gut wie ausgeschlossen, und namentlich gilt dies dort,
wo kein so entwickeltes Eisenbahnnetz wie das des südlichen Schwedens die
Küste erreicht. Immerhin können sein mittlerer und sein nördlicher Teil infolge
ihrer die Landesverteidigung und den Guerillakrieg begünstigenden Beschaffenheit
auch einer Übermacht gegenüber mit den vorhandnen Streitkrüften und Ver¬
teidigungsmitteln lange gehalten werden.
Noch mehr aber gilt dies von dem Nachbarlande Norwegen. Es ist bis
auf die ziemlich flache Südwestküste durchgängig Gebirgsland mit rauhem
Klima; seine Küsten sind zwar reich an Felsen und Klippen, sind jedoch in
manchen Fjorden zugänglich, die man aber durch Torpedvsperreu, die Schärcn-
flottille und Torpedoboote, sowie durch die ihnen vorgelagerte» Inseln verhält¬
nismäßig leicht verteidigen kann; hierbei erwartet man in den fachmännischer
Kreisen Norwegens eine wirksame Verwendung der Unterseeboote. Das Innere
des Landes ist dünn bevölkert, schwach angebaut und erschwert militärische
Operationen ungemein. Eine einzige zusammenhängende, große Eisenbahnlinie
durchschneidet das Land im Westen von Christiania nach Drontheim. die dem¬
nächst einen Zweig unes Bergen erhalten wird. Die Küsten sind für militärische,
sich ins Innere erstreckende Operationen nur in den sichern, nie zufrierenden
Häfen zugänglich. Das Land bedarf deshalb nur an ihnen und an der wichtigen,
der russischen Grenze nahen Industriebahn der Befestigungen. Seine befestigten
Häfen sind vor allem die Landeshauptstadt Christiania durch die am Fjord vor¬
gelagerten Befestigungen, ferner Christiansand, Bergen, Drontheim, Frederikstadt,
Frederilshald, Horten und Frederiksvvern. Unter ihnen sind Christiania, Bergen,
Drontheim und Christiansand, sowie Horten als Kriegshafen und Flottcnarsenal
Norwegens mit den Werften von Carljohansvoern und ihren sonstigen Hilfsquellen
und Vorräten die wichtigsten Orte. In der neusten Zeit sind in Norwegen
Besorgnisse aufgetaucht, daß eine russische Aggressive nicht nur gegen die Nord-
Provinzen, sondern zugleich zur See gegen die Landeshauptstadt Christiania
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