Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Feucrl ^'N wahrlich much keine Lust meiner faulen Kollegen wegen im Stadt- Er nickte zustimmend mit dem Kopfe. ^, Dergleichen ist uns nichts Neues, sagte er ruhig und befeuchtete mit der Ich ging, kehrte aber an der Tür um und fragte, ob er mir nicht eine Wirt¬ Er lehnte sich zurück, hob die Nase möglichst hoch, und blies einen langen Nein, sagte er endlich, nein, da kann Ich Ihnen nicht raten. Als verheira¬ Was, aber? Fünfzehn blanke Silberlinge monatlich für die Person. Ich danke, das paßt mir allerdings nicht, antwortete ich lachend, fürs erste Bitte, ist gern geschehn. Alexander Audrcjewitsch, rief er mir nach, als ich in der Tür war, fragen Also zum Brandmeister. Der Feuerwehrposteu an der Pforte des Depots qu" >5es stand in einem hohen gewölbten Zimmer mit zwei Bogenfenstern. Die Da ist er. sagte Prorwin, deutete mit der linken Hand auf mich und hob mit sagte der Brandmeister, wenn man vom Wolfe redet, ist er sicherlich nicht Feucrl ^'N wahrlich much keine Lust meiner faulen Kollegen wegen im Stadt- Er nickte zustimmend mit dem Kopfe. ^, Dergleichen ist uns nichts Neues, sagte er ruhig und befeuchtete mit der Ich ging, kehrte aber an der Tür um und fragte, ob er mir nicht eine Wirt¬ Er lehnte sich zurück, hob die Nase möglichst hoch, und blies einen langen Nein, sagte er endlich, nein, da kann Ich Ihnen nicht raten. Als verheira¬ Was, aber? Fünfzehn blanke Silberlinge monatlich für die Person. Ich danke, das paßt mir allerdings nicht, antwortete ich lachend, fürs erste Bitte, ist gern geschehn. Alexander Audrcjewitsch, rief er mir nach, als ich in der Tür war, fragen Also zum Brandmeister. Der Feuerwehrposteu an der Pforte des Depots qu„ >5es stand in einem hohen gewölbten Zimmer mit zwei Bogenfenstern. Die Da ist er. sagte Prorwin, deutete mit der linken Hand auf mich und hob mit sagte der Brandmeister, wenn man vom Wolfe redet, ist er sicherlich nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0367" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239923"/> <fw type="header" place="top"> Feucrl</fw><lb/> <p xml:id="ID_1784"> ^'N wahrlich much keine Lust meiner faulen Kollegen wegen im Stadt-<lb/> ^uhaufc sitzen zu bleiben und auf den von mir bestellten Schenkwirt zu warten,<lb/> v^y trug dumm dem Schriftführer auf, ihm den Bescheid des Aufsehers recht ein-<lb/> vnnglich zu übermitteln.</p><lb/> <p xml:id="ID_1785"> Er nickte zustimmend mit dem Kopfe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1786"> ^, Dergleichen ist uns nichts Neues, sagte er ruhig und befeuchtete mit der<lb/> Fingerspitze eine Stelle der Papiros, wo Luft durchdrang. Es soll an Deutlichkeit<lb/> ""d Eindringlichkeit nicht fehlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1787"> Ich ging, kehrte aber an der Tür um und fragte, ob er mir nicht eine Wirt¬<lb/> schaft empfehlen könne, wo gutes Mittagessen aus dem Hause verabfolgt werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1788"> Er lehnte sich zurück, hob die Nase möglichst hoch, und blies einen langen<lb/> Rauchstrahl gegen die Zimmerdecke. Dann sah er nachdenklich den Schreiberjüngling<lb/> a» und zuckte zuletzt die Achseln.</p><lb/> <p xml:id="ID_1789"> Nein, sagte er endlich, nein, da kann Ich Ihnen nicht raten. Als verheira¬<lb/> teter Mann gebe ich mich mit Speisehäusern nicht ab. Ich weiß nur, das; der<lb/> Ökonom im Adelsklnb Speisen verabfolgt — aber —</p><lb/> <p xml:id="ID_1790"> Was, aber?</p><lb/> <p xml:id="ID_1791"> Fünfzehn blanke Silberlinge monatlich für die Person.</p><lb/> <p xml:id="ID_1792"> Ich danke, das paßt mir allerdings nicht, antwortete ich lachend, fürs erste<lb/> nicht. 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Er<lb/> "Mete die Nebentür, und ich trat ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1796"> qu„ >5es stand in einem hohen gewölbten Zimmer mit zwei Bogenfenstern. Die<lb/> ^"nde waren wie die Decke einst mit Kalk geweißt gewesen. Freilich waren sie<lb/> ' nei mit Tapeten bekleidet gewesen; jet;t zeigten sie an einigen Stellen die Tapete<lb/> unt ,s?.,""dern den Kalkanstrich, doch°ließ sich nicht überall die Tapete vom Kalk<lb/> , scheiden, da beide während der vielen Jahre ihrer Existenz gleich grau ge-<lb/> ^in ^ ^arm und eine gleich dicke und glänzende Schicht Schmutz angesetzt hatten.<lb/> Wal hingen teils in Nahmen, teils ohne solche mehrere sehr gute Bilder,<lb/> sel, ? -/.""^h Porträts von Pferden und von Männern im Brandkostüm, und einige<lb/> eil ^, die ganz oder fast ganz nackte weibliche Gestalten darstellten, zwischen<lb/> »er Unmasse von Reitzeug. Pferdegeschirren, Mützen, Helmen, Leder- und Lein-<lb/> " " "ut und ohne Karabinerhaken, Stricken und verschiednen Riemenzeug. Außer<lb/> 'er Kommode und einem Klappspiegel daraus gab es im Zimmer etwa ein halbes<lb/> putzend Stühle und in der Mitte einen Tisch, der mit Wachstuch bedeckt war.<lb/> uns dein Tische stand eine Teemaschine. Neben ihr gebrauchte Gläser und einige<lb/> <-euer unt Überbleibseln eiues Frühstücks. Weiter war das Wachstuch mit einer<lb/> etrachtlichen Anzahl von Bierflaschen besetzt, und hier saßen mit den Dienstmützen<lb/> ' >l den Köpfen und mit laugen Stiefeln an den Füßen, sonst aber nur in Hosen<lb/> >w Hemd der Brnudmeister und mein Kollege Prorwin einander gegenüber.</p><lb/> <p xml:id="ID_1797"> Da ist er. sagte Prorwin, deutete mit der linken Hand auf mich und hob mit<lb/> ^er rechten das Glas, das er eben an die Lippen setzte, immer höher, bis der<lb/> vota oben und der letzte Tropfen in den Mund geflossen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1798"> sagte der Brandmeister, wenn man vom Wolfe redet, ist er sicherlich nicht<lb/> '""t- He, Leute!</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0367]
Feucrl
^'N wahrlich much keine Lust meiner faulen Kollegen wegen im Stadt-
^uhaufc sitzen zu bleiben und auf den von mir bestellten Schenkwirt zu warten,
v^y trug dumm dem Schriftführer auf, ihm den Bescheid des Aufsehers recht ein-
vnnglich zu übermitteln.
Er nickte zustimmend mit dem Kopfe.
^, Dergleichen ist uns nichts Neues, sagte er ruhig und befeuchtete mit der
Fingerspitze eine Stelle der Papiros, wo Luft durchdrang. Es soll an Deutlichkeit
""d Eindringlichkeit nicht fehlen.
Ich ging, kehrte aber an der Tür um und fragte, ob er mir nicht eine Wirt¬
schaft empfehlen könne, wo gutes Mittagessen aus dem Hause verabfolgt werde.
Er lehnte sich zurück, hob die Nase möglichst hoch, und blies einen langen
Rauchstrahl gegen die Zimmerdecke. Dann sah er nachdenklich den Schreiberjüngling
a» und zuckte zuletzt die Achseln.
Nein, sagte er endlich, nein, da kann Ich Ihnen nicht raten. Als verheira¬
teter Mann gebe ich mich mit Speisehäusern nicht ab. Ich weiß nur, das; der
Ökonom im Adelsklnb Speisen verabfolgt — aber —
Was, aber?
Fünfzehn blanke Silberlinge monatlich für die Person.
Ich danke, das paßt mir allerdings nicht, antwortete ich lachend, fürs erste
nicht. Später, wenn ich Gehilfe des Polizeimeisters bin, will ich mit Ihrer Er¬
laubnis von der Empfehlung Gebrauch machen.
Bitte, ist gern geschehn.
Alexander Audrcjewitsch, rief er mir nach, als ich in der Tür war, fragen
Sie doch den Brandmeister. Ich glaube mich zu erinnern, daß er seinen Speisc-
wirt oder seine Spcisewirtin lobt. Der Brandmeister ist der praktischste Mensch
und kennt jeden Winkel, wo etwas billig und gut zu haben ist. Von ihm erfahren
^e um besten, was Sie zu wissen wünschen.
Also zum Brandmeister. Der Feuerwehrposteu an der Pforte des Depots
-^igte mir den Eingang, der zu der Wohnung des Brandmeisters führte. Da kam
"und sis^ dejouriereude Schutzmann gelaufen, grüßte und riß die Tür zum Vor-
M'Je auf. Er solle mich melden, sagte ich; doch er meinte, es sei nicht nötig. Er
"Mete die Nebentür, und ich trat ein.
qu„ >5es stand in einem hohen gewölbten Zimmer mit zwei Bogenfenstern. Die
^"nde waren wie die Decke einst mit Kalk geweißt gewesen. Freilich waren sie
' nei mit Tapeten bekleidet gewesen; jet;t zeigten sie an einigen Stellen die Tapete
unt ,s?.,""dern den Kalkanstrich, doch°ließ sich nicht überall die Tapete vom Kalk
, scheiden, da beide während der vielen Jahre ihrer Existenz gleich grau ge-
^in ^ ^arm und eine gleich dicke und glänzende Schicht Schmutz angesetzt hatten.
Wal hingen teils in Nahmen, teils ohne solche mehrere sehr gute Bilder,
sel, ? -/.""^h Porträts von Pferden und von Männern im Brandkostüm, und einige
eil ^, die ganz oder fast ganz nackte weibliche Gestalten darstellten, zwischen
»er Unmasse von Reitzeug. Pferdegeschirren, Mützen, Helmen, Leder- und Lein-
" " "ut und ohne Karabinerhaken, Stricken und verschiednen Riemenzeug. Außer
'er Kommode und einem Klappspiegel daraus gab es im Zimmer etwa ein halbes
putzend Stühle und in der Mitte einen Tisch, der mit Wachstuch bedeckt war.
uns dein Tische stand eine Teemaschine. Neben ihr gebrauchte Gläser und einige
<-euer unt Überbleibseln eiues Frühstücks. Weiter war das Wachstuch mit einer
etrachtlichen Anzahl von Bierflaschen besetzt, und hier saßen mit den Dienstmützen
' >l den Köpfen und mit laugen Stiefeln an den Füßen, sonst aber nur in Hosen
>w Hemd der Brnudmeister und mein Kollege Prorwin einander gegenüber.
Da ist er. sagte Prorwin, deutete mit der linken Hand auf mich und hob mit
^er rechten das Glas, das er eben an die Lippen setzte, immer höher, bis der
vota oben und der letzte Tropfen in den Mund geflossen war.
sagte der Brandmeister, wenn man vom Wolfe redet, ist er sicherlich nicht
'""t- He, Leute!
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