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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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sich dies der Deutschnativnalismns in Österreich vorstellt. Die weitere Ent¬
wicklung in dieser Richtung kann unter Umstüuden sehr rnsch erfolgen und
wird ebensosehr von den leitenden Persönlichkeiten in Österreich, wie von dein
weitern Fortschreiten der großpolnischen Agitation lind der sozialen Ver¬
schiebung in Galizien bestimmt werden. Es wird dann einen Neubau an dem
alten Stammhaus Österreich geben, das dadurch gar nicht weiter erschüttert
zu werden braucht, woran sich aber die Deutschen in Österreich, falls sie bis
dahin das politische Fadendrehn am doktrinären Spinnrocken aufgegeben haben,
nach ihrer weltgeschichtlichen Bedeutung für Österreich beteiligen könnten. Sie
könnten dann auch wieder die Aufgabe übernehmen, deutsche Kultur in den
Os Alb in Geyer ten zu tragen.




Line Inselreihe durch das griechische Meer
Friedrich Seiler Von
S. Von j)aros bis Thera

in starker Wind wehte und trieb hohe, schanmgetrönte Wellen
vor sich her, aber die soeben nufgegangnc Sonne schien unver¬
hüllt, als wir ans der Reede von Paros vor Anker gingen.
Weiß lagen die Hänser der Stadt vor uns, lind die Anhöhen
nach dem Innern zu waren bedeckt mit weißen Windmühlen
und weißen Kapellen, deren Zahl auch auf Paros, obgleich die Stadt außerdem
ein Zentralheiligtum hat, übermäßig groß ist. Wir landeten und begaben uns
durch die uns nun schon nicht mehr neuen, engen, gewundnen Gassen zu den
Resten eines alten fränkischen Schlosses, dessen Mauern samt einem sechseckigen
Turm zum großen Teil aus antiken Baugliedern aufgerichtet sind. Eigentum
lich nahmen sich die runden Süulendurchschnitte aus, die sich schichtweise über
den schweren Qnaderrcihen hinzogen und eine Abwechslung zwischen viereckigen
und runden Teilen hervorbrachten, wie ich sie noch an keinem andern Bauwerk
wahrgenommen habe.

Dann gingen wir zu der in der Nähe liegenden alten Akropolis lind er
innerem uns dabei, daß wir auf dem Boden der Stadt wandelten, gegen die
Miltiades nach seinem Siege bei Marathon den unglücklichen Heereszug unter¬
nahm, der ihm sein Ansehen und seine Freiheit raubte. Die alte Akropole von
Paros besteht aus einem niedrigen aber ziemlich steilen Hügel. Ein Stück von
dem berühmten marmor ?enlum, das man an seinem Fuße auf dem Felde fand,
gab die Veranlassung, daß das deutsche archäologische Institut im Jahre 1899
diesen Bnrghügel bis auf den lebendigen Fels untersuchte. Einen Teil von
ihm nimmt jetzt eine Kirche ein, und unter und lieben dieser fand man die
Fundamente eiues Tempels aus dem sechsten Jahrhundert und viele einfarbige
und geometrisch verzierte Vasenscherben. Tempel und Kirche liegen jetzt hart
über dein brausenden Meer, dessen Wellen den Felsen allmählich unterwaschen


sich dies der Deutschnativnalismns in Österreich vorstellt. Die weitere Ent¬
wicklung in dieser Richtung kann unter Umstüuden sehr rnsch erfolgen und
wird ebensosehr von den leitenden Persönlichkeiten in Österreich, wie von dein
weitern Fortschreiten der großpolnischen Agitation lind der sozialen Ver¬
schiebung in Galizien bestimmt werden. Es wird dann einen Neubau an dem
alten Stammhaus Österreich geben, das dadurch gar nicht weiter erschüttert
zu werden braucht, woran sich aber die Deutschen in Österreich, falls sie bis
dahin das politische Fadendrehn am doktrinären Spinnrocken aufgegeben haben,
nach ihrer weltgeschichtlichen Bedeutung für Österreich beteiligen könnten. Sie
könnten dann auch wieder die Aufgabe übernehmen, deutsche Kultur in den
Os Alb in Geyer ten zu tragen.




Line Inselreihe durch das griechische Meer
Friedrich Seiler Von
S. Von j)aros bis Thera

in starker Wind wehte und trieb hohe, schanmgetrönte Wellen
vor sich her, aber die soeben nufgegangnc Sonne schien unver¬
hüllt, als wir ans der Reede von Paros vor Anker gingen.
Weiß lagen die Hänser der Stadt vor uns, lind die Anhöhen
nach dem Innern zu waren bedeckt mit weißen Windmühlen
und weißen Kapellen, deren Zahl auch auf Paros, obgleich die Stadt außerdem
ein Zentralheiligtum hat, übermäßig groß ist. Wir landeten und begaben uns
durch die uns nun schon nicht mehr neuen, engen, gewundnen Gassen zu den
Resten eines alten fränkischen Schlosses, dessen Mauern samt einem sechseckigen
Turm zum großen Teil aus antiken Baugliedern aufgerichtet sind. Eigentum
lich nahmen sich die runden Süulendurchschnitte aus, die sich schichtweise über
den schweren Qnaderrcihen hinzogen und eine Abwechslung zwischen viereckigen
und runden Teilen hervorbrachten, wie ich sie noch an keinem andern Bauwerk
wahrgenommen habe.

Dann gingen wir zu der in der Nähe liegenden alten Akropolis lind er
innerem uns dabei, daß wir auf dem Boden der Stadt wandelten, gegen die
Miltiades nach seinem Siege bei Marathon den unglücklichen Heereszug unter¬
nahm, der ihm sein Ansehen und seine Freiheit raubte. Die alte Akropole von
Paros besteht aus einem niedrigen aber ziemlich steilen Hügel. Ein Stück von
dem berühmten marmor ?enlum, das man an seinem Fuße auf dem Felde fand,
gab die Veranlassung, daß das deutsche archäologische Institut im Jahre 1899
diesen Bnrghügel bis auf den lebendigen Fels untersuchte. Einen Teil von
ihm nimmt jetzt eine Kirche ein, und unter und lieben dieser fand man die
Fundamente eiues Tempels aus dem sechsten Jahrhundert und viele einfarbige
und geometrisch verzierte Vasenscherben. Tempel und Kirche liegen jetzt hart
über dein brausenden Meer, dessen Wellen den Felsen allmählich unterwaschen


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[0348] sich dies der Deutschnativnalismns in Österreich vorstellt. Die weitere Ent¬ wicklung in dieser Richtung kann unter Umstüuden sehr rnsch erfolgen und wird ebensosehr von den leitenden Persönlichkeiten in Österreich, wie von dein weitern Fortschreiten der großpolnischen Agitation lind der sozialen Ver¬ schiebung in Galizien bestimmt werden. Es wird dann einen Neubau an dem alten Stammhaus Österreich geben, das dadurch gar nicht weiter erschüttert zu werden braucht, woran sich aber die Deutschen in Österreich, falls sie bis dahin das politische Fadendrehn am doktrinären Spinnrocken aufgegeben haben, nach ihrer weltgeschichtlichen Bedeutung für Österreich beteiligen könnten. Sie könnten dann auch wieder die Aufgabe übernehmen, deutsche Kultur in den Os Alb in Geyer ten zu tragen. Line Inselreihe durch das griechische Meer Friedrich Seiler Von S. Von j)aros bis Thera in starker Wind wehte und trieb hohe, schanmgetrönte Wellen vor sich her, aber die soeben nufgegangnc Sonne schien unver¬ hüllt, als wir ans der Reede von Paros vor Anker gingen. Weiß lagen die Hänser der Stadt vor uns, lind die Anhöhen nach dem Innern zu waren bedeckt mit weißen Windmühlen und weißen Kapellen, deren Zahl auch auf Paros, obgleich die Stadt außerdem ein Zentralheiligtum hat, übermäßig groß ist. Wir landeten und begaben uns durch die uns nun schon nicht mehr neuen, engen, gewundnen Gassen zu den Resten eines alten fränkischen Schlosses, dessen Mauern samt einem sechseckigen Turm zum großen Teil aus antiken Baugliedern aufgerichtet sind. Eigentum lich nahmen sich die runden Süulendurchschnitte aus, die sich schichtweise über den schweren Qnaderrcihen hinzogen und eine Abwechslung zwischen viereckigen und runden Teilen hervorbrachten, wie ich sie noch an keinem andern Bauwerk wahrgenommen habe. Dann gingen wir zu der in der Nähe liegenden alten Akropolis lind er innerem uns dabei, daß wir auf dem Boden der Stadt wandelten, gegen die Miltiades nach seinem Siege bei Marathon den unglücklichen Heereszug unter¬ nahm, der ihm sein Ansehen und seine Freiheit raubte. Die alte Akropole von Paros besteht aus einem niedrigen aber ziemlich steilen Hügel. Ein Stück von dem berühmten marmor ?enlum, das man an seinem Fuße auf dem Felde fand, gab die Veranlassung, daß das deutsche archäologische Institut im Jahre 1899 diesen Bnrghügel bis auf den lebendigen Fels untersuchte. Einen Teil von ihm nimmt jetzt eine Kirche ein, und unter und lieben dieser fand man die Fundamente eiues Tempels aus dem sechsten Jahrhundert und viele einfarbige und geometrisch verzierte Vasenscherben. Tempel und Kirche liegen jetzt hart über dein brausenden Meer, dessen Wellen den Felsen allmählich unterwaschen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/348>, abgerufen am 24.11.2024.