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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

schaftlichen Bibliotheksdienst bei der Königlichen Bibliothek zu Berlin und den
Königlichen Universitätsbibliotheken in Preußen erwerben wollen, volle Universitäts¬
bildung sowie Doktor- und Staatsexamen, statt dessen auch Habilitation gefordert,
serner ein zweijähriger Vvlontärdienst, wobei es dem Volontär freisteht, das zweite
Vvlontärjahr, auch wenn er bisher an einer andern Bibliothek beschäftigt war,
an der Universitätsbibliothek zu Göttingen zuzubringen, sofern er sich auf der
dortigen Universität zugleich einem zweisemcstrigen Studium der Bibliothekshilfswissen¬
schaften zu widmen beabsichtigt. Mit diesen bibliothckswissenschaftlichcn Vorlesungen
wurde Dziatzko betraut, und es wurde ihm auch der Vorsitz in der Prüfungs¬
kommission für die seit dem Jahre 1896 gleichfalls zu Göttingen n"d zwar all-
jährlich vorgenommene bibliothekarische Nachprüfung, durch die die Ausbildung der
Volontäre einen gewissen Abschluß erhalten soll, übertragen.

Es ist also wirklich eine Bibliothekswissenschaft entstanden, die sich mit sämt¬
lichen theoretischen und vorwiegend auch praktischen Fragen des Fachs zu beschaff
eigen hat, wie z. B. deu Fragen nach der besten Anlage, Unterbringung, Verwal¬
tung, Katalogisierung von Bibliotheken usw., ob ein alphabetischer oder ein syste¬
matischer Katalog oder auch beide hergestellt werden sollen, in welchem Umfange
ferner der Titel eines Werkes im Katalog wiederzugeben, ob der Katalog selbst ge¬
druckt oder handschriftlich abzufassen sei und dergleichen Fragen mehr, die sämtlich
für den Laien auf den ersten Blick wohl von geringer, für den Bibliothekar jedoch
von großer praktischer Bedeutung sind.

Zu alleu solchen Fragen ist Dziatzko, der allgemein, und zwar weit über
Deutschlands Grenzen hinaus, als Autorität auf feinem Gebiete anerkannt wurde,
überall hinzugezogen worden. Seine Urteile und Entscheidungen waren bei den
verschleimen Beratungen in der Regel ausschlaggebend. So ist Dziatzko, um nur
einige bedeutsame, auch allgemeines Interesse beanspruchende Punkte herauszugreifen,
in der wichtigen Frage des internationalen Leihverkehrs von Handschriften entschieden
und mit Erfolg für die Verleihbarkeit vou Manuskripten von Bibliothek zu Bibliothek
eingetreten und hat dadurch bewirkt, daß literarische Arbeiten in Zukunft auf brei¬
terer Grundlage des vorhandnen bekannten Materials ausgeführt werden können
als bisher. Und es dürfte auch dem Laien einleuchten, wie vorteilhaft es ist, wegen
einer oder weniger Handschriften nicht sogleich zu einer Reise nach dem Auslande
oder zur Bestellung kostspieliger Abschriften genötigt zu sein. Zu der andern, nicht
minder wichtigen Frage der Berechtigung des Staates zur Erhebung von Pflicht¬
exemplaren, über die bekanntlich viel gestritten worden ist, hat Dziatzko gleichfalls
Stellung genommen, und zwar hat er sich auch hier für die unentgeltliche Abgabe
der Pflichtexemplare von den Verlegern an die Staatsbibliotheken erklärt, da seiner
Ansicht nach darin nur eine unes Recht und Billigkeit wohlgemessene Gegenleistung
des Verlagsbuchhandels für den besondern Schutz, deu er gegen Nachdruck genießt,
zu sehen sei.

Auch meist auf Dziatzkos Initiative hin ist ferner die Herstellung eines ge¬
druckten Gesamtkatalogs der öffentlichen Bibliotheken Preußens in Arbeit genommen
worden, wobei den Instruktionen hierfür die vou ihm selbst ausgearbeitete "In¬
struktion für die Ordnung der Titel im alphabetischen Zettelkatalog der Königlichen
und Universitüts-Bibliothek zu Breslau" (Berlin 1886) im wesentlichen zu Grunde
gelegt worden ist. Überhaupt gebührt Dziatzko das Verdienst, den alphabetischen
Zettelkatalog, mit dessen Hilfe die Bücher bekanntlich am schnellsten und leichtesten
gefunden werden können, in Preußen -- und zwar zuerst in Breslau -- eingeführt
zu haben. Als Schutzmittel für die in hölzernen Kästen aufbewahrten und senk¬
recht aneinander gereihten Zettel ließ Dziatzko in seiner damaligen Stellung als
Oberbibliothekar der Breslauer Universitätsbibliothek ans dünnen Stäbchen ge¬
bildete Gitter herstellen, die, in den obern Rand der Zettelkästen eingelassen, ein
bequemes Blättern und Lesen in den Zetteln erlauben.

Was seine literarische Tätigkeit anbetrifft, so hat Dziatzko seine große Arbeits-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

schaftlichen Bibliotheksdienst bei der Königlichen Bibliothek zu Berlin und den
Königlichen Universitätsbibliotheken in Preußen erwerben wollen, volle Universitäts¬
bildung sowie Doktor- und Staatsexamen, statt dessen auch Habilitation gefordert,
serner ein zweijähriger Vvlontärdienst, wobei es dem Volontär freisteht, das zweite
Vvlontärjahr, auch wenn er bisher an einer andern Bibliothek beschäftigt war,
an der Universitätsbibliothek zu Göttingen zuzubringen, sofern er sich auf der
dortigen Universität zugleich einem zweisemcstrigen Studium der Bibliothekshilfswissen¬
schaften zu widmen beabsichtigt. Mit diesen bibliothckswissenschaftlichcn Vorlesungen
wurde Dziatzko betraut, und es wurde ihm auch der Vorsitz in der Prüfungs¬
kommission für die seit dem Jahre 1896 gleichfalls zu Göttingen n»d zwar all-
jährlich vorgenommene bibliothekarische Nachprüfung, durch die die Ausbildung der
Volontäre einen gewissen Abschluß erhalten soll, übertragen.

Es ist also wirklich eine Bibliothekswissenschaft entstanden, die sich mit sämt¬
lichen theoretischen und vorwiegend auch praktischen Fragen des Fachs zu beschaff
eigen hat, wie z. B. deu Fragen nach der besten Anlage, Unterbringung, Verwal¬
tung, Katalogisierung von Bibliotheken usw., ob ein alphabetischer oder ein syste¬
matischer Katalog oder auch beide hergestellt werden sollen, in welchem Umfange
ferner der Titel eines Werkes im Katalog wiederzugeben, ob der Katalog selbst ge¬
druckt oder handschriftlich abzufassen sei und dergleichen Fragen mehr, die sämtlich
für den Laien auf den ersten Blick wohl von geringer, für den Bibliothekar jedoch
von großer praktischer Bedeutung sind.

Zu alleu solchen Fragen ist Dziatzko, der allgemein, und zwar weit über
Deutschlands Grenzen hinaus, als Autorität auf feinem Gebiete anerkannt wurde,
überall hinzugezogen worden. Seine Urteile und Entscheidungen waren bei den
verschleimen Beratungen in der Regel ausschlaggebend. So ist Dziatzko, um nur
einige bedeutsame, auch allgemeines Interesse beanspruchende Punkte herauszugreifen,
in der wichtigen Frage des internationalen Leihverkehrs von Handschriften entschieden
und mit Erfolg für die Verleihbarkeit vou Manuskripten von Bibliothek zu Bibliothek
eingetreten und hat dadurch bewirkt, daß literarische Arbeiten in Zukunft auf brei¬
terer Grundlage des vorhandnen bekannten Materials ausgeführt werden können
als bisher. Und es dürfte auch dem Laien einleuchten, wie vorteilhaft es ist, wegen
einer oder weniger Handschriften nicht sogleich zu einer Reise nach dem Auslande
oder zur Bestellung kostspieliger Abschriften genötigt zu sein. Zu der andern, nicht
minder wichtigen Frage der Berechtigung des Staates zur Erhebung von Pflicht¬
exemplaren, über die bekanntlich viel gestritten worden ist, hat Dziatzko gleichfalls
Stellung genommen, und zwar hat er sich auch hier für die unentgeltliche Abgabe
der Pflichtexemplare von den Verlegern an die Staatsbibliotheken erklärt, da seiner
Ansicht nach darin nur eine unes Recht und Billigkeit wohlgemessene Gegenleistung
des Verlagsbuchhandels für den besondern Schutz, deu er gegen Nachdruck genießt,
zu sehen sei.

Auch meist auf Dziatzkos Initiative hin ist ferner die Herstellung eines ge¬
druckten Gesamtkatalogs der öffentlichen Bibliotheken Preußens in Arbeit genommen
worden, wobei den Instruktionen hierfür die vou ihm selbst ausgearbeitete „In¬
struktion für die Ordnung der Titel im alphabetischen Zettelkatalog der Königlichen
und Universitüts-Bibliothek zu Breslau" (Berlin 1886) im wesentlichen zu Grunde
gelegt worden ist. Überhaupt gebührt Dziatzko das Verdienst, den alphabetischen
Zettelkatalog, mit dessen Hilfe die Bücher bekanntlich am schnellsten und leichtesten
gefunden werden können, in Preußen — und zwar zuerst in Breslau — eingeführt
zu haben. Als Schutzmittel für die in hölzernen Kästen aufbewahrten und senk¬
recht aneinander gereihten Zettel ließ Dziatzko in seiner damaligen Stellung als
Oberbibliothekar der Breslauer Universitätsbibliothek ans dünnen Stäbchen ge¬
bildete Gitter herstellen, die, in den obern Rand der Zettelkästen eingelassen, ein
bequemes Blättern und Lesen in den Zetteln erlauben.

Was seine literarische Tätigkeit anbetrifft, so hat Dziatzko seine große Arbeits-


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[0310] Maßgebliches und Unmaßgebliches schaftlichen Bibliotheksdienst bei der Königlichen Bibliothek zu Berlin und den Königlichen Universitätsbibliotheken in Preußen erwerben wollen, volle Universitäts¬ bildung sowie Doktor- und Staatsexamen, statt dessen auch Habilitation gefordert, serner ein zweijähriger Vvlontärdienst, wobei es dem Volontär freisteht, das zweite Vvlontärjahr, auch wenn er bisher an einer andern Bibliothek beschäftigt war, an der Universitätsbibliothek zu Göttingen zuzubringen, sofern er sich auf der dortigen Universität zugleich einem zweisemcstrigen Studium der Bibliothekshilfswissen¬ schaften zu widmen beabsichtigt. Mit diesen bibliothckswissenschaftlichcn Vorlesungen wurde Dziatzko betraut, und es wurde ihm auch der Vorsitz in der Prüfungs¬ kommission für die seit dem Jahre 1896 gleichfalls zu Göttingen n»d zwar all- jährlich vorgenommene bibliothekarische Nachprüfung, durch die die Ausbildung der Volontäre einen gewissen Abschluß erhalten soll, übertragen. Es ist also wirklich eine Bibliothekswissenschaft entstanden, die sich mit sämt¬ lichen theoretischen und vorwiegend auch praktischen Fragen des Fachs zu beschaff eigen hat, wie z. B. deu Fragen nach der besten Anlage, Unterbringung, Verwal¬ tung, Katalogisierung von Bibliotheken usw., ob ein alphabetischer oder ein syste¬ matischer Katalog oder auch beide hergestellt werden sollen, in welchem Umfange ferner der Titel eines Werkes im Katalog wiederzugeben, ob der Katalog selbst ge¬ druckt oder handschriftlich abzufassen sei und dergleichen Fragen mehr, die sämtlich für den Laien auf den ersten Blick wohl von geringer, für den Bibliothekar jedoch von großer praktischer Bedeutung sind. Zu alleu solchen Fragen ist Dziatzko, der allgemein, und zwar weit über Deutschlands Grenzen hinaus, als Autorität auf feinem Gebiete anerkannt wurde, überall hinzugezogen worden. Seine Urteile und Entscheidungen waren bei den verschleimen Beratungen in der Regel ausschlaggebend. So ist Dziatzko, um nur einige bedeutsame, auch allgemeines Interesse beanspruchende Punkte herauszugreifen, in der wichtigen Frage des internationalen Leihverkehrs von Handschriften entschieden und mit Erfolg für die Verleihbarkeit vou Manuskripten von Bibliothek zu Bibliothek eingetreten und hat dadurch bewirkt, daß literarische Arbeiten in Zukunft auf brei¬ terer Grundlage des vorhandnen bekannten Materials ausgeführt werden können als bisher. Und es dürfte auch dem Laien einleuchten, wie vorteilhaft es ist, wegen einer oder weniger Handschriften nicht sogleich zu einer Reise nach dem Auslande oder zur Bestellung kostspieliger Abschriften genötigt zu sein. Zu der andern, nicht minder wichtigen Frage der Berechtigung des Staates zur Erhebung von Pflicht¬ exemplaren, über die bekanntlich viel gestritten worden ist, hat Dziatzko gleichfalls Stellung genommen, und zwar hat er sich auch hier für die unentgeltliche Abgabe der Pflichtexemplare von den Verlegern an die Staatsbibliotheken erklärt, da seiner Ansicht nach darin nur eine unes Recht und Billigkeit wohlgemessene Gegenleistung des Verlagsbuchhandels für den besondern Schutz, deu er gegen Nachdruck genießt, zu sehen sei. Auch meist auf Dziatzkos Initiative hin ist ferner die Herstellung eines ge¬ druckten Gesamtkatalogs der öffentlichen Bibliotheken Preußens in Arbeit genommen worden, wobei den Instruktionen hierfür die vou ihm selbst ausgearbeitete „In¬ struktion für die Ordnung der Titel im alphabetischen Zettelkatalog der Königlichen und Universitüts-Bibliothek zu Breslau" (Berlin 1886) im wesentlichen zu Grunde gelegt worden ist. Überhaupt gebührt Dziatzko das Verdienst, den alphabetischen Zettelkatalog, mit dessen Hilfe die Bücher bekanntlich am schnellsten und leichtesten gefunden werden können, in Preußen — und zwar zuerst in Breslau — eingeführt zu haben. Als Schutzmittel für die in hölzernen Kästen aufbewahrten und senk¬ recht aneinander gereihten Zettel ließ Dziatzko in seiner damaligen Stellung als Oberbibliothekar der Breslauer Universitätsbibliothek ans dünnen Stäbchen ge¬ bildete Gitter herstellen, die, in den obern Rand der Zettelkästen eingelassen, ein bequemes Blättern und Lesen in den Zetteln erlauben. Was seine literarische Tätigkeit anbetrifft, so hat Dziatzko seine große Arbeits-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/310>, abgerufen am 27.11.2024.