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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Lauer!

'weis; auch nichts davon. Sie sollte es wissen und sollte es mir melden, aber sie
kümmert sich nicht darum, Sie lebt Wie taub und blind, Ihr kann man das
nicht verdenken, denn sie ist eine Bäuerin, ein rohes Geschöpf ohne jegliche Er¬
ziehung, Wenn sie essen und schlafen kann, so glaubt sie damit ihre Aufgabe in
der Welt erfüllt zu haben. Aber Sie, Mahada - sie kehrte sich zu dem Mädchen
und erhob zwei Finger wie zum Schwur Sie dürfen doch nicht s° tun wie
solch ein unverantwortliches Geschöpf, Sie sind ein Fräulein und haben als solches
Ihre Wiesler, ja, Pflichten der Bildung und des guten Tons. Erfüllen Sie diese
Pflichten? Erfüllt sie diese Pflichten? --^ Die Frage war wieder an muh gerichtet.
Sie bemerkt das Feuer. Sie läuft auf die Straße, um zu sehen, wo es brennt,
Sie nimmt auch die Mutter mit. Und die Mutter - sie streckte von neuen, ^e
Hand beschwichtigend vor --. schweigen Sie, schweigen Sie. Sie sind schuld,
kann das beurteilen. Beide gehn fort. Ich allein erfahre nichts und weiß nichts.
Ich habe keine Ahnung. Ich Me verlassen in der Falle. Das Feuer kann plötzlich
mein Hans erfassen. Das Dach kann mir über dem Kopfe zusammenstürzen. ^as
machen meine Mieterinnen sich daraus! Ich frage Sie, Herr Gehilfe, ist das
rücksichtsvoll? Erfüllt man so die Pflichten, die jeder Mensch von guter Erziehung
anerkennt?

Die Damen hatten jedenfalls gleich...

Begriffen, wollte ich zur Rechtfertigung der Beschuldigten sagen, daß es in
der Ferne brannte und keine Gefahr drohte. Ich kam jedoch nicht dazu, deun sie
sing lauter und schneller an zu sprechen, wie ich nur den Mund öffnete. Ich sah
jetzt auch el", warum die Mutter und die Tochter schwiegen. Jede Silbe der Ent¬
gegnung verstärkte den Redestrom.

Es durste so uicht weitergeh". Meine Anwesenheit konnte die Verlegenheit,
worin sich die Ssnwinskis befanden, nur vergrößern. Blieben sie allein, so wußten
sie wohl eher, wie sie sich von der redesüchtigen Wirtin losmachten. Ich mußte
mich entfernen, und zwar mit Entschiedenheit, in einer Art, die jedes Anschalten
unmöglich machte.

Die Schtschepiu redete davon, wie taktlos es ferner gewesen sei, den Herrn
Gehilfen mitzubringen und ihr auch davon nichts zu wissen zu tun, wnhreud sie
mit Sehnsucht auf eine Gelegenheit warte, den Herrn Gehilfen zu sprechen. Sie
habe es durchaus nötig. Sie habe vielerlei auf dem Herzen . . .

Ich stand auf und verbeugte mich vor den Ssnwinskis. die auf dem Sofa
saßen. Sie erhoben sich und boten mir zum Abschiede die Hand. In der Tochter
Augen schien dabei eine Bitte zu liegen. Ich solle, glaubte ich zu verstehn, die
Schtschepin mitnehmen. Diese streckte mir auch die Hand hin, als ich sie grüßte,
wobei ich sie aus Vorsicht in einem weiten Bogen umgehn wollte. Die Hand
konnte ich ihr jedoch uicht gut verweigern -- und richtig, sie hielt die Hand fest.

Herr Gehilfe, ich muß Sie durchaus sprechen. Ich muß Ihnen viel sagen.
Ich sehe aber, Sie haben Eile, und ich will Sie deshalb nur mit einer einzigen
Sache belästigen. Die Sache ist aber so wichtig.

Ich hatte meine Hand nicht mit Gewalt befreit. Ich weiß anch nicht, ob es
mir gelungen wäre, denn die knochigen Finger der Dame hielten eisern fest. Ich
war aber nicht stehn geblieben, sondern zur Tür geschritten, und sie mußte wohl
oder übel folgen. Hier hob ich mit der freien Linken meinen nassen Paletot vom
Rechen, und wie ich ihn mir absichtlich recht ungestüm über die Schultern warf,
spritzten ihr Tropfen in das Gesicht. Sie trat zurück, soweit der Arm reichte,
zögerte jedoch noch. Eine neue Bewegung schleuderte einen Ärmel des Paletots
"uf ihre Hand und ihren halbnackten Arm. Jetzt ließ sie los. Während ich in
die Ärmel fuhr, den Gurt umschnallte und den Säbel überhängte, eiferte sie gegen
Burin. Seinetwegen müsse sie noch hente Rücksprache mit mir nehmen, denn der
unverschämte Mensch sei zu gefährlich. Er verfolge sie beständig und trachte...

Ich gab ihr ein warnendes Zeichen mit dem Kopfe.


Lauer!

'weis; auch nichts davon. Sie sollte es wissen und sollte es mir melden, aber sie
kümmert sich nicht darum, Sie lebt Wie taub und blind, Ihr kann man das
nicht verdenken, denn sie ist eine Bäuerin, ein rohes Geschöpf ohne jegliche Er¬
ziehung, Wenn sie essen und schlafen kann, so glaubt sie damit ihre Aufgabe in
der Welt erfüllt zu haben. Aber Sie, Mahada - sie kehrte sich zu dem Mädchen
und erhob zwei Finger wie zum Schwur Sie dürfen doch nicht s° tun wie
solch ein unverantwortliches Geschöpf, Sie sind ein Fräulein und haben als solches
Ihre Wiesler, ja, Pflichten der Bildung und des guten Tons. Erfüllen Sie diese
Pflichten? Erfüllt sie diese Pflichten? --^ Die Frage war wieder an muh gerichtet.
Sie bemerkt das Feuer. Sie läuft auf die Straße, um zu sehen, wo es brennt,
Sie nimmt auch die Mutter mit. Und die Mutter - sie streckte von neuen, ^e
Hand beschwichtigend vor —. schweigen Sie, schweigen Sie. Sie sind schuld,
kann das beurteilen. Beide gehn fort. Ich allein erfahre nichts und weiß nichts.
Ich habe keine Ahnung. Ich Me verlassen in der Falle. Das Feuer kann plötzlich
mein Hans erfassen. Das Dach kann mir über dem Kopfe zusammenstürzen. ^as
machen meine Mieterinnen sich daraus! Ich frage Sie, Herr Gehilfe, ist das
rücksichtsvoll? Erfüllt man so die Pflichten, die jeder Mensch von guter Erziehung
anerkennt?

Die Damen hatten jedenfalls gleich...

Begriffen, wollte ich zur Rechtfertigung der Beschuldigten sagen, daß es in
der Ferne brannte und keine Gefahr drohte. Ich kam jedoch nicht dazu, deun sie
sing lauter und schneller an zu sprechen, wie ich nur den Mund öffnete. Ich sah
jetzt auch el«, warum die Mutter und die Tochter schwiegen. Jede Silbe der Ent¬
gegnung verstärkte den Redestrom.

Es durste so uicht weitergeh«. Meine Anwesenheit konnte die Verlegenheit,
worin sich die Ssnwinskis befanden, nur vergrößern. Blieben sie allein, so wußten
sie wohl eher, wie sie sich von der redesüchtigen Wirtin losmachten. Ich mußte
mich entfernen, und zwar mit Entschiedenheit, in einer Art, die jedes Anschalten
unmöglich machte.

Die Schtschepiu redete davon, wie taktlos es ferner gewesen sei, den Herrn
Gehilfen mitzubringen und ihr auch davon nichts zu wissen zu tun, wnhreud sie
mit Sehnsucht auf eine Gelegenheit warte, den Herrn Gehilfen zu sprechen. Sie
habe es durchaus nötig. Sie habe vielerlei auf dem Herzen . . .

Ich stand auf und verbeugte mich vor den Ssnwinskis. die auf dem Sofa
saßen. Sie erhoben sich und boten mir zum Abschiede die Hand. In der Tochter
Augen schien dabei eine Bitte zu liegen. Ich solle, glaubte ich zu verstehn, die
Schtschepin mitnehmen. Diese streckte mir auch die Hand hin, als ich sie grüßte,
wobei ich sie aus Vorsicht in einem weiten Bogen umgehn wollte. Die Hand
konnte ich ihr jedoch uicht gut verweigern — und richtig, sie hielt die Hand fest.

Herr Gehilfe, ich muß Sie durchaus sprechen. Ich muß Ihnen viel sagen.
Ich sehe aber, Sie haben Eile, und ich will Sie deshalb nur mit einer einzigen
Sache belästigen. Die Sache ist aber so wichtig.

Ich hatte meine Hand nicht mit Gewalt befreit. Ich weiß anch nicht, ob es
mir gelungen wäre, denn die knochigen Finger der Dame hielten eisern fest. Ich
war aber nicht stehn geblieben, sondern zur Tür geschritten, und sie mußte wohl
oder übel folgen. Hier hob ich mit der freien Linken meinen nassen Paletot vom
Rechen, und wie ich ihn mir absichtlich recht ungestüm über die Schultern warf,
spritzten ihr Tropfen in das Gesicht. Sie trat zurück, soweit der Arm reichte,
zögerte jedoch noch. Eine neue Bewegung schleuderte einen Ärmel des Paletots
"uf ihre Hand und ihren halbnackten Arm. Jetzt ließ sie los. Während ich in
die Ärmel fuhr, den Gurt umschnallte und den Säbel überhängte, eiferte sie gegen
Burin. Seinetwegen müsse sie noch hente Rücksprache mit mir nehmen, denn der
unverschämte Mensch sei zu gefährlich. Er verfolge sie beständig und trachte...

Ich gab ihr ein warnendes Zeichen mit dem Kopfe.


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[0243] Lauer! 'weis; auch nichts davon. Sie sollte es wissen und sollte es mir melden, aber sie kümmert sich nicht darum, Sie lebt Wie taub und blind, Ihr kann man das nicht verdenken, denn sie ist eine Bäuerin, ein rohes Geschöpf ohne jegliche Er¬ ziehung, Wenn sie essen und schlafen kann, so glaubt sie damit ihre Aufgabe in der Welt erfüllt zu haben. Aber Sie, Mahada - sie kehrte sich zu dem Mädchen und erhob zwei Finger wie zum Schwur Sie dürfen doch nicht s° tun wie solch ein unverantwortliches Geschöpf, Sie sind ein Fräulein und haben als solches Ihre Wiesler, ja, Pflichten der Bildung und des guten Tons. Erfüllen Sie diese Pflichten? Erfüllt sie diese Pflichten? --^ Die Frage war wieder an muh gerichtet. Sie bemerkt das Feuer. Sie läuft auf die Straße, um zu sehen, wo es brennt, Sie nimmt auch die Mutter mit. Und die Mutter - sie streckte von neuen, ^e Hand beschwichtigend vor —. schweigen Sie, schweigen Sie. Sie sind schuld, kann das beurteilen. Beide gehn fort. Ich allein erfahre nichts und weiß nichts. Ich habe keine Ahnung. Ich Me verlassen in der Falle. Das Feuer kann plötzlich mein Hans erfassen. Das Dach kann mir über dem Kopfe zusammenstürzen. ^as machen meine Mieterinnen sich daraus! Ich frage Sie, Herr Gehilfe, ist das rücksichtsvoll? Erfüllt man so die Pflichten, die jeder Mensch von guter Erziehung anerkennt? Die Damen hatten jedenfalls gleich... Begriffen, wollte ich zur Rechtfertigung der Beschuldigten sagen, daß es in der Ferne brannte und keine Gefahr drohte. Ich kam jedoch nicht dazu, deun sie sing lauter und schneller an zu sprechen, wie ich nur den Mund öffnete. Ich sah jetzt auch el«, warum die Mutter und die Tochter schwiegen. Jede Silbe der Ent¬ gegnung verstärkte den Redestrom. Es durste so uicht weitergeh«. Meine Anwesenheit konnte die Verlegenheit, worin sich die Ssnwinskis befanden, nur vergrößern. Blieben sie allein, so wußten sie wohl eher, wie sie sich von der redesüchtigen Wirtin losmachten. Ich mußte mich entfernen, und zwar mit Entschiedenheit, in einer Art, die jedes Anschalten unmöglich machte. Die Schtschepiu redete davon, wie taktlos es ferner gewesen sei, den Herrn Gehilfen mitzubringen und ihr auch davon nichts zu wissen zu tun, wnhreud sie mit Sehnsucht auf eine Gelegenheit warte, den Herrn Gehilfen zu sprechen. Sie habe es durchaus nötig. Sie habe vielerlei auf dem Herzen . . . Ich stand auf und verbeugte mich vor den Ssnwinskis. die auf dem Sofa saßen. Sie erhoben sich und boten mir zum Abschiede die Hand. In der Tochter Augen schien dabei eine Bitte zu liegen. Ich solle, glaubte ich zu verstehn, die Schtschepin mitnehmen. Diese streckte mir auch die Hand hin, als ich sie grüßte, wobei ich sie aus Vorsicht in einem weiten Bogen umgehn wollte. Die Hand konnte ich ihr jedoch uicht gut verweigern — und richtig, sie hielt die Hand fest. Herr Gehilfe, ich muß Sie durchaus sprechen. Ich muß Ihnen viel sagen. Ich sehe aber, Sie haben Eile, und ich will Sie deshalb nur mit einer einzigen Sache belästigen. Die Sache ist aber so wichtig. Ich hatte meine Hand nicht mit Gewalt befreit. Ich weiß anch nicht, ob es mir gelungen wäre, denn die knochigen Finger der Dame hielten eisern fest. Ich war aber nicht stehn geblieben, sondern zur Tür geschritten, und sie mußte wohl oder übel folgen. Hier hob ich mit der freien Linken meinen nassen Paletot vom Rechen, und wie ich ihn mir absichtlich recht ungestüm über die Schultern warf, spritzten ihr Tropfen in das Gesicht. Sie trat zurück, soweit der Arm reichte, zögerte jedoch noch. Eine neue Bewegung schleuderte einen Ärmel des Paletots "uf ihre Hand und ihren halbnackten Arm. Jetzt ließ sie los. Während ich in die Ärmel fuhr, den Gurt umschnallte und den Säbel überhängte, eiferte sie gegen Burin. Seinetwegen müsse sie noch hente Rücksprache mit mir nehmen, denn der unverschämte Mensch sei zu gefährlich. Er verfolge sie beständig und trachte... Ich gab ihr ein warnendes Zeichen mit dem Kopfe.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/243>, abgerufen am 24.11.2024.