Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
L^uerl

den ich auch mehr als alle übrigen Lehrer geliebt und geachtet hatte. Es war
ein wunderbar lebhaftes und sprechendes Bild, eine Kreidezeichnung, die aber eher
den Eindruck einer Photographie machte.

Durch ihn, erzählte Burin weiter, gelang es mir, nach M. in das Haus eines
Kaufmanns zu kommen -- aus Gnade, in die Leutestube, und nach unsäglichen
Mühen, Erniedrigungen und Entbehrungen endlich in die Malerschule.

Er stützte den Kopf in die Hand und seufzte.

Es wollte auch dort uicht gehn, hob er wieder an. Der Fluch der Armut
und der Abhängigkeit machte sich ärger geltend als früher. Aber ich war unterdessen
herangewachsen. Ich hatte uicht umsonst gearbeitet wie ein Lasttier. Ich begann
mich zu fühlen. Ich verließ die Schule. Ich wußte schon, daß ich oben schwimmen
würde. Freilich, schwer ist es geworden. Ich habe, ehe ich mich hier niederließ,
in verschiedenen Städtchen und Dörfern Ladenschilder gemalt nud Aufschriften an
Türen und Fenster gezeichnet. Aber ich habe es durchgesetzt. Ich habe kein Diplom.
Das Wort "Künstler" steht gesetzlich eigentlich mit Unrecht an meiner Pforte, aber
-- er lächelte stolz und blickte wieder zu dem Bilde des Lehrers auf -- wenn ich
den Herren jetzt irgend eine meiner Arbeiten einsenden wollte, zum Beispiel dieses
Porträt, so dürften sie sich wohl kaum lange bedenken, mir den Titel "freier
Künstler" zuzusprechen. Es sind mir in dieser Richtung sogar Andeutungen gemacht
worden, doch . . .

Er winkte verächtlich mit der Hand.

Die saubere alte Magd, die ich vor dem Essen für die Schwiegermutter ge¬
halten hatte, räumte den Imbiß weg und trug die Suppe auf. Dann gab es
delikate Rippchen mit Gemüse und endlich Kaffee.

Wissen Sie, Wassili, konnte ich mich nicht enthalten zu sage", für den Imbiß,
an den Sie süudhafterweise ein Heidengeld verschwendet haben, muß ich natürlich
als Vorwand dienen. Aber abgesehen davon, scheinen Sie sich ganz gut zu pflegen.

Er lachte.

Was wollen Sie, Alexander Andrejewitsch! Wir essen wirklich gut, ich und
meine Alte, die schon Jahre bei mir dient. Heute haben Sie es gerade recht un¬
glücklich getroffen. Sonst ist es meist besser. Ich kann es bestreiten und -- nehme
dabei hauptsächlich Rücksicht auf die Alte. So trinke ich zum Beispiel den Kaffee
eigentlich nur ihretwegen, weil sie ihn verehrt. Sie arbeitet und müht sich den
ganzen Tag für mich; da tue ich auch wieder für sie, was ich kann.

Mit solchen Ansichten wären Sie gerade mehr als jemand dazu geeignet, ein
junges Mädchen, natürlich eins, das Ihnen -- gut wäre --

Glücklich zu machen? fiel er ironisch ein. Verzeih" Sie, ich war von dem
Thema abgekommen oder hatte vielmehr den Ausgangspunkt vergessen. Als ich es
mit unsäglicher Mühe und Arbeit soweit gebracht hatte, daß ich ordentlich gekleidet
war und einige Münzen in der Tasche fühlte, siedelte ich mich hier an und tat
mich als Künstler auf. Die Kundschaft war anfangs nicht groß, aber ich packte
das Ding um der andern Seite an: ich übernahm eben jede Arbeit. So treibe ich
es auch noch bis heute. Malereien und Zeichnungen, wie Sie sie bei mir um den
Wänden finden, tragen wenig ein. Es gibt keinen Absatz für solche Sachen. Ich
arbeite daran zu meiner eignen Weiterbildung, wenn ich gerade keine Bestellungen
habe. Selten verlangt jemand ein Porträt. Aber ich zeichne allerhand Illustrationen
für Zeitschriften, verfertige Pläne für Landmesser und Architekten, mache immer
noch Etiketten, Vignetten und Aushängeschilder, habe mich auf Kirchenmalerei ein¬
gefuchst und übernehme, wenn es sonst nichts zu tun gibt, sogar das Einrahmen
von Bildern. Ich bin dabei so in Anspruch genommen, daß die Hände wie der
Kopf nur dann ruhen, wenn ich schlafe. Woher soll da die Zeit zu Heiratsgedanken
kommen, Alexander Andrejewitsch?

Und Sie fühlen sich wohl und zufrieden dabei?

Sehen Sie mich an, sagte er keck und richtete den Kopf anf.


L^uerl

den ich auch mehr als alle übrigen Lehrer geliebt und geachtet hatte. Es war
ein wunderbar lebhaftes und sprechendes Bild, eine Kreidezeichnung, die aber eher
den Eindruck einer Photographie machte.

Durch ihn, erzählte Burin weiter, gelang es mir, nach M. in das Haus eines
Kaufmanns zu kommen — aus Gnade, in die Leutestube, und nach unsäglichen
Mühen, Erniedrigungen und Entbehrungen endlich in die Malerschule.

Er stützte den Kopf in die Hand und seufzte.

Es wollte auch dort uicht gehn, hob er wieder an. Der Fluch der Armut
und der Abhängigkeit machte sich ärger geltend als früher. Aber ich war unterdessen
herangewachsen. Ich hatte uicht umsonst gearbeitet wie ein Lasttier. Ich begann
mich zu fühlen. Ich verließ die Schule. Ich wußte schon, daß ich oben schwimmen
würde. Freilich, schwer ist es geworden. Ich habe, ehe ich mich hier niederließ,
in verschiedenen Städtchen und Dörfern Ladenschilder gemalt nud Aufschriften an
Türen und Fenster gezeichnet. Aber ich habe es durchgesetzt. Ich habe kein Diplom.
Das Wort „Künstler" steht gesetzlich eigentlich mit Unrecht an meiner Pforte, aber
— er lächelte stolz und blickte wieder zu dem Bilde des Lehrers auf — wenn ich
den Herren jetzt irgend eine meiner Arbeiten einsenden wollte, zum Beispiel dieses
Porträt, so dürften sie sich wohl kaum lange bedenken, mir den Titel „freier
Künstler" zuzusprechen. Es sind mir in dieser Richtung sogar Andeutungen gemacht
worden, doch . . .

Er winkte verächtlich mit der Hand.

Die saubere alte Magd, die ich vor dem Essen für die Schwiegermutter ge¬
halten hatte, räumte den Imbiß weg und trug die Suppe auf. Dann gab es
delikate Rippchen mit Gemüse und endlich Kaffee.

Wissen Sie, Wassili, konnte ich mich nicht enthalten zu sage», für den Imbiß,
an den Sie süudhafterweise ein Heidengeld verschwendet haben, muß ich natürlich
als Vorwand dienen. Aber abgesehen davon, scheinen Sie sich ganz gut zu pflegen.

Er lachte.

Was wollen Sie, Alexander Andrejewitsch! Wir essen wirklich gut, ich und
meine Alte, die schon Jahre bei mir dient. Heute haben Sie es gerade recht un¬
glücklich getroffen. Sonst ist es meist besser. Ich kann es bestreiten und — nehme
dabei hauptsächlich Rücksicht auf die Alte. So trinke ich zum Beispiel den Kaffee
eigentlich nur ihretwegen, weil sie ihn verehrt. Sie arbeitet und müht sich den
ganzen Tag für mich; da tue ich auch wieder für sie, was ich kann.

Mit solchen Ansichten wären Sie gerade mehr als jemand dazu geeignet, ein
junges Mädchen, natürlich eins, das Ihnen — gut wäre —

Glücklich zu machen? fiel er ironisch ein. Verzeih» Sie, ich war von dem
Thema abgekommen oder hatte vielmehr den Ausgangspunkt vergessen. Als ich es
mit unsäglicher Mühe und Arbeit soweit gebracht hatte, daß ich ordentlich gekleidet
war und einige Münzen in der Tasche fühlte, siedelte ich mich hier an und tat
mich als Künstler auf. Die Kundschaft war anfangs nicht groß, aber ich packte
das Ding um der andern Seite an: ich übernahm eben jede Arbeit. So treibe ich
es auch noch bis heute. Malereien und Zeichnungen, wie Sie sie bei mir um den
Wänden finden, tragen wenig ein. Es gibt keinen Absatz für solche Sachen. Ich
arbeite daran zu meiner eignen Weiterbildung, wenn ich gerade keine Bestellungen
habe. Selten verlangt jemand ein Porträt. Aber ich zeichne allerhand Illustrationen
für Zeitschriften, verfertige Pläne für Landmesser und Architekten, mache immer
noch Etiketten, Vignetten und Aushängeschilder, habe mich auf Kirchenmalerei ein¬
gefuchst und übernehme, wenn es sonst nichts zu tun gibt, sogar das Einrahmen
von Bildern. Ich bin dabei so in Anspruch genommen, daß die Hände wie der
Kopf nur dann ruhen, wenn ich schlafe. Woher soll da die Zeit zu Heiratsgedanken
kommen, Alexander Andrejewitsch?

Und Sie fühlen sich wohl und zufrieden dabei?

Sehen Sie mich an, sagte er keck und richtete den Kopf anf.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0180" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239736"/>
          <fw type="header" place="top"> L^uerl</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_900" prev="#ID_899"> den ich auch mehr als alle übrigen Lehrer geliebt und geachtet hatte. Es war<lb/>
ein wunderbar lebhaftes und sprechendes Bild, eine Kreidezeichnung, die aber eher<lb/>
den Eindruck einer Photographie machte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_901"> Durch ihn, erzählte Burin weiter, gelang es mir, nach M. in das Haus eines<lb/>
Kaufmanns zu kommen &#x2014; aus Gnade, in die Leutestube, und nach unsäglichen<lb/>
Mühen, Erniedrigungen und Entbehrungen endlich in die Malerschule.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_902"> Er stützte den Kopf in die Hand und seufzte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_903"> Es wollte auch dort uicht gehn, hob er wieder an. Der Fluch der Armut<lb/>
und der Abhängigkeit machte sich ärger geltend als früher. Aber ich war unterdessen<lb/>
herangewachsen. Ich hatte uicht umsonst gearbeitet wie ein Lasttier. Ich begann<lb/>
mich zu fühlen. Ich verließ die Schule. Ich wußte schon, daß ich oben schwimmen<lb/>
würde. Freilich, schwer ist es geworden. Ich habe, ehe ich mich hier niederließ,<lb/>
in verschiedenen Städtchen und Dörfern Ladenschilder gemalt nud Aufschriften an<lb/>
Türen und Fenster gezeichnet. Aber ich habe es durchgesetzt. Ich habe kein Diplom.<lb/>
Das Wort &#x201E;Künstler" steht gesetzlich eigentlich mit Unrecht an meiner Pforte, aber<lb/>
&#x2014; er lächelte stolz und blickte wieder zu dem Bilde des Lehrers auf &#x2014; wenn ich<lb/>
den Herren jetzt irgend eine meiner Arbeiten einsenden wollte, zum Beispiel dieses<lb/>
Porträt, so dürften sie sich wohl kaum lange bedenken, mir den Titel &#x201E;freier<lb/>
Künstler" zuzusprechen. Es sind mir in dieser Richtung sogar Andeutungen gemacht<lb/>
worden, doch . . .</p><lb/>
          <p xml:id="ID_904"> Er winkte verächtlich mit der Hand.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_905"> Die saubere alte Magd, die ich vor dem Essen für die Schwiegermutter ge¬<lb/>
halten hatte, räumte den Imbiß weg und trug die Suppe auf. Dann gab es<lb/>
delikate Rippchen mit Gemüse und endlich Kaffee.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_906"> Wissen Sie, Wassili, konnte ich mich nicht enthalten zu sage», für den Imbiß,<lb/>
an den Sie süudhafterweise ein Heidengeld verschwendet haben, muß ich natürlich<lb/>
als Vorwand dienen. Aber abgesehen davon, scheinen Sie sich ganz gut zu pflegen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_907"> Er lachte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_908"> Was wollen Sie, Alexander Andrejewitsch! Wir essen wirklich gut, ich und<lb/>
meine Alte, die schon Jahre bei mir dient. Heute haben Sie es gerade recht un¬<lb/>
glücklich getroffen. Sonst ist es meist besser. Ich kann es bestreiten und &#x2014; nehme<lb/>
dabei hauptsächlich Rücksicht auf die Alte. So trinke ich zum Beispiel den Kaffee<lb/>
eigentlich nur ihretwegen, weil sie ihn verehrt. Sie arbeitet und müht sich den<lb/>
ganzen Tag für mich; da tue ich auch wieder für sie, was ich kann.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_909"> Mit solchen Ansichten wären Sie gerade mehr als jemand dazu geeignet, ein<lb/>
junges Mädchen, natürlich eins, das Ihnen &#x2014; gut wäre &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_910"> Glücklich zu machen? fiel er ironisch ein. Verzeih» Sie, ich war von dem<lb/>
Thema abgekommen oder hatte vielmehr den Ausgangspunkt vergessen. Als ich es<lb/>
mit unsäglicher Mühe und Arbeit soweit gebracht hatte, daß ich ordentlich gekleidet<lb/>
war und einige Münzen in der Tasche fühlte, siedelte ich mich hier an und tat<lb/>
mich als Künstler auf. Die Kundschaft war anfangs nicht groß, aber ich packte<lb/>
das Ding um der andern Seite an: ich übernahm eben jede Arbeit. So treibe ich<lb/>
es auch noch bis heute. Malereien und Zeichnungen, wie Sie sie bei mir um den<lb/>
Wänden finden, tragen wenig ein. Es gibt keinen Absatz für solche Sachen. Ich<lb/>
arbeite daran zu meiner eignen Weiterbildung, wenn ich gerade keine Bestellungen<lb/>
habe. Selten verlangt jemand ein Porträt. Aber ich zeichne allerhand Illustrationen<lb/>
für Zeitschriften, verfertige Pläne für Landmesser und Architekten, mache immer<lb/>
noch Etiketten, Vignetten und Aushängeschilder, habe mich auf Kirchenmalerei ein¬<lb/>
gefuchst und übernehme, wenn es sonst nichts zu tun gibt, sogar das Einrahmen<lb/>
von Bildern. Ich bin dabei so in Anspruch genommen, daß die Hände wie der<lb/>
Kopf nur dann ruhen, wenn ich schlafe. Woher soll da die Zeit zu Heiratsgedanken<lb/>
kommen, Alexander Andrejewitsch?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_911"> Und Sie fühlen sich wohl und zufrieden dabei?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_912"> Sehen Sie mich an, sagte er keck und richtete den Kopf anf.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0180] L^uerl den ich auch mehr als alle übrigen Lehrer geliebt und geachtet hatte. Es war ein wunderbar lebhaftes und sprechendes Bild, eine Kreidezeichnung, die aber eher den Eindruck einer Photographie machte. Durch ihn, erzählte Burin weiter, gelang es mir, nach M. in das Haus eines Kaufmanns zu kommen — aus Gnade, in die Leutestube, und nach unsäglichen Mühen, Erniedrigungen und Entbehrungen endlich in die Malerschule. Er stützte den Kopf in die Hand und seufzte. Es wollte auch dort uicht gehn, hob er wieder an. Der Fluch der Armut und der Abhängigkeit machte sich ärger geltend als früher. Aber ich war unterdessen herangewachsen. Ich hatte uicht umsonst gearbeitet wie ein Lasttier. Ich begann mich zu fühlen. Ich verließ die Schule. Ich wußte schon, daß ich oben schwimmen würde. Freilich, schwer ist es geworden. Ich habe, ehe ich mich hier niederließ, in verschiedenen Städtchen und Dörfern Ladenschilder gemalt nud Aufschriften an Türen und Fenster gezeichnet. Aber ich habe es durchgesetzt. Ich habe kein Diplom. Das Wort „Künstler" steht gesetzlich eigentlich mit Unrecht an meiner Pforte, aber — er lächelte stolz und blickte wieder zu dem Bilde des Lehrers auf — wenn ich den Herren jetzt irgend eine meiner Arbeiten einsenden wollte, zum Beispiel dieses Porträt, so dürften sie sich wohl kaum lange bedenken, mir den Titel „freier Künstler" zuzusprechen. Es sind mir in dieser Richtung sogar Andeutungen gemacht worden, doch . . . Er winkte verächtlich mit der Hand. Die saubere alte Magd, die ich vor dem Essen für die Schwiegermutter ge¬ halten hatte, räumte den Imbiß weg und trug die Suppe auf. Dann gab es delikate Rippchen mit Gemüse und endlich Kaffee. Wissen Sie, Wassili, konnte ich mich nicht enthalten zu sage», für den Imbiß, an den Sie süudhafterweise ein Heidengeld verschwendet haben, muß ich natürlich als Vorwand dienen. Aber abgesehen davon, scheinen Sie sich ganz gut zu pflegen. Er lachte. Was wollen Sie, Alexander Andrejewitsch! Wir essen wirklich gut, ich und meine Alte, die schon Jahre bei mir dient. Heute haben Sie es gerade recht un¬ glücklich getroffen. Sonst ist es meist besser. Ich kann es bestreiten und — nehme dabei hauptsächlich Rücksicht auf die Alte. So trinke ich zum Beispiel den Kaffee eigentlich nur ihretwegen, weil sie ihn verehrt. Sie arbeitet und müht sich den ganzen Tag für mich; da tue ich auch wieder für sie, was ich kann. Mit solchen Ansichten wären Sie gerade mehr als jemand dazu geeignet, ein junges Mädchen, natürlich eins, das Ihnen — gut wäre — Glücklich zu machen? fiel er ironisch ein. Verzeih» Sie, ich war von dem Thema abgekommen oder hatte vielmehr den Ausgangspunkt vergessen. Als ich es mit unsäglicher Mühe und Arbeit soweit gebracht hatte, daß ich ordentlich gekleidet war und einige Münzen in der Tasche fühlte, siedelte ich mich hier an und tat mich als Künstler auf. Die Kundschaft war anfangs nicht groß, aber ich packte das Ding um der andern Seite an: ich übernahm eben jede Arbeit. So treibe ich es auch noch bis heute. Malereien und Zeichnungen, wie Sie sie bei mir um den Wänden finden, tragen wenig ein. Es gibt keinen Absatz für solche Sachen. Ich arbeite daran zu meiner eignen Weiterbildung, wenn ich gerade keine Bestellungen habe. Selten verlangt jemand ein Porträt. Aber ich zeichne allerhand Illustrationen für Zeitschriften, verfertige Pläne für Landmesser und Architekten, mache immer noch Etiketten, Vignetten und Aushängeschilder, habe mich auf Kirchenmalerei ein¬ gefuchst und übernehme, wenn es sonst nichts zu tun gibt, sogar das Einrahmen von Bildern. Ich bin dabei so in Anspruch genommen, daß die Hände wie der Kopf nur dann ruhen, wenn ich schlafe. Woher soll da die Zeit zu Heiratsgedanken kommen, Alexander Andrejewitsch? Und Sie fühlen sich wohl und zufrieden dabei? Sehen Sie mich an, sagte er keck und richtete den Kopf anf.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/180
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/180>, abgerufen am 24.11.2024.