Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Umfange seiner Güter, die oft geringer sind als die unbetitelter Nachbarn und Von den 72 Millionen Ackern des ganzen Vereinigten .Königreichs Ein Viertel des ganzen Landes gehört einer kleinen Zahl von nur Die Klasse der kleinern und der größern Ieomen, der Eigentümer von Umfange seiner Güter, die oft geringer sind als die unbetitelter Nachbarn und Von den 72 Millionen Ackern des ganzen Vereinigten .Königreichs Ein Viertel des ganzen Landes gehört einer kleinen Zahl von nur Die Klasse der kleinern und der größern Ieomen, der Eigentümer von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0085" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/238873"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_309" prev="#ID_308"> Umfange seiner Güter, die oft geringer sind als die unbetitelter Nachbarn und<lb/> nur selten so groß, daß sie ihn über den einfachen Squire hinaussehen und<lb/> den Peers an die Seite stellen. Im Vereinigten Königreiche beträgt durch¬<lb/> schnittlich der Umfang der Güter bei einem Herzoge 140000 Acker (2^ Acker<lb/> gleich 1 Hektar), bei einem Marqueß 47000, einem Carl 30000, bei einem<lb/> Viscount oder Varon 14000 Acker. Darunter kommen dann die Güter der<lb/> Gentry bis auf 1000 Acker hinunter.</p><lb/> <p xml:id="ID_310"> Von den 72 Millionen Ackern des ganzen Vereinigten .Königreichs<lb/> sollen dreißig Millionen von nur tausend Personen besessen werden. Ge¬<lb/> nauere Nnchweisungen giebt es nur für England und Wales in dem neuen<lb/> Domesdahbuche (Ahorn ok tue ovnsrs ok I^g,na), das jedoch London außer<lb/> acht läßt. Eifrige Vergleichung und Durcharbeitung hat die groben Fehler<lb/> dieser Aufstellung verbessert, und danach gab es 1875 in England und Wales<lb/> höchstens viertausend Besitzer von mehr als tausend Ackern, die zusammen<lb/> über 18^ Millionen Acker oder die Hülste des Ganzen ausmachen. Ländereien,<lb/> die dem Staate, der Kirche, den Universitäten oder andern Körperschaften ge¬<lb/> hören, werden mit weniger als anderthalb Millionen Ackern angegeben. Etwa<lb/> zwei Millionen sind noch unangcbautes Gemeiulaud, sodnß aus den sieben-<lb/> unddreißig Millionen Ackern, die England mit Wales enthält, höchstens fünf¬<lb/> zehn Millionen in den Händen kleinerer Besitzer sind. Die Gesamtzahl der<lb/> Eigentümer von mehr als einem Acker wird von G. Ch. Brodrick auf etwa<lb/> 150 000 veranschlagt, wonach also, wenn die Besitzer von weniger als einem<lb/> Acker gar nicht berücksichtigt werden, 2,8 Prozent der Eigentümer die Hälfte<lb/> der ganzen Oberfläche oder alles Privatlandes besitzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_311"> Ein Viertel des ganzen Landes gehört einer kleinen Zahl von nur<lb/> 710 Personen. In einigen Grafschaften tritt jedoch das Mißverhältnis zwischen<lb/> großem und kleinem Besitz uoch weit schärfer hervor. Z. B. in Northumber-<lb/> land, das 1236655 Acker enthält, davou 53000 Gemeiulaud, teilen sich<lb/> 10036 Personen in 1424 Acker. Nur ein Viertel der Grafschaft besteht aus<lb/> Gütern von weniger als 2000 Ackern. Aber 44 Grundherren besitzen drei<lb/> Fünftel, 26 fast die Hälfte, und der Herzog von Northumberland allein nennt<lb/> mehr als ein Siebentel sein eigen, wozu uoch seine Ländereien in andern Graf¬<lb/> schaften kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_312" next="#ID_313"> Die Klasse der kleinern und der größern Ieomen, der Eigentümer von<lb/> einhundert bis dreihundert und dreihundert bis tausend Ackern zählt nach den<lb/> amtlichen Erhebungen des neuen Domesdahbuches von 1875 nicht ganz 34000<lb/> mit weniger als neun Millionen Ackern. Nach dem alten Domesdahbnche<lb/> sind dagegen für die Zeit Wilhelms des Eroberers über 53000 freie Eigen¬<lb/> tümer der Ieomanklasse anzunehmen, die zusammen mit den burg'önsös und<lb/> villlmi etwa zwei Drittel des in Privatbesitz befindlichen Bodens hatten, und<lb/> der feudale Adel umfaßte 1400 Kronvasallen und 7871 sudtönöarü oder<lb/> Untervasallen, weit mehr als das Doppelte des jetzigen. Die adlichen Be¬<lb/> sitzer waren danach nicht nnr zahlreicher, sondern ihre Güter auch viel kleiner,<lb/> und um ihre Stellung im Staatshaushalt richtig zu verstehn, muß man be¬<lb/> rücksichtigen, daß England damals — Wales gehörte noch nicht dazu — wohl<lb/> wenig mehr als zwei Millionen Einwohner zählte, und ferner, daß zwei Drittel</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
Umfange seiner Güter, die oft geringer sind als die unbetitelter Nachbarn und
nur selten so groß, daß sie ihn über den einfachen Squire hinaussehen und
den Peers an die Seite stellen. Im Vereinigten Königreiche beträgt durch¬
schnittlich der Umfang der Güter bei einem Herzoge 140000 Acker (2^ Acker
gleich 1 Hektar), bei einem Marqueß 47000, einem Carl 30000, bei einem
Viscount oder Varon 14000 Acker. Darunter kommen dann die Güter der
Gentry bis auf 1000 Acker hinunter.
Von den 72 Millionen Ackern des ganzen Vereinigten .Königreichs
sollen dreißig Millionen von nur tausend Personen besessen werden. Ge¬
nauere Nnchweisungen giebt es nur für England und Wales in dem neuen
Domesdahbuche (Ahorn ok tue ovnsrs ok I^g,na), das jedoch London außer
acht läßt. Eifrige Vergleichung und Durcharbeitung hat die groben Fehler
dieser Aufstellung verbessert, und danach gab es 1875 in England und Wales
höchstens viertausend Besitzer von mehr als tausend Ackern, die zusammen
über 18^ Millionen Acker oder die Hülste des Ganzen ausmachen. Ländereien,
die dem Staate, der Kirche, den Universitäten oder andern Körperschaften ge¬
hören, werden mit weniger als anderthalb Millionen Ackern angegeben. Etwa
zwei Millionen sind noch unangcbautes Gemeiulaud, sodnß aus den sieben-
unddreißig Millionen Ackern, die England mit Wales enthält, höchstens fünf¬
zehn Millionen in den Händen kleinerer Besitzer sind. Die Gesamtzahl der
Eigentümer von mehr als einem Acker wird von G. Ch. Brodrick auf etwa
150 000 veranschlagt, wonach also, wenn die Besitzer von weniger als einem
Acker gar nicht berücksichtigt werden, 2,8 Prozent der Eigentümer die Hälfte
der ganzen Oberfläche oder alles Privatlandes besitzen.
Ein Viertel des ganzen Landes gehört einer kleinen Zahl von nur
710 Personen. In einigen Grafschaften tritt jedoch das Mißverhältnis zwischen
großem und kleinem Besitz uoch weit schärfer hervor. Z. B. in Northumber-
land, das 1236655 Acker enthält, davou 53000 Gemeiulaud, teilen sich
10036 Personen in 1424 Acker. Nur ein Viertel der Grafschaft besteht aus
Gütern von weniger als 2000 Ackern. Aber 44 Grundherren besitzen drei
Fünftel, 26 fast die Hälfte, und der Herzog von Northumberland allein nennt
mehr als ein Siebentel sein eigen, wozu uoch seine Ländereien in andern Graf¬
schaften kommen.
Die Klasse der kleinern und der größern Ieomen, der Eigentümer von
einhundert bis dreihundert und dreihundert bis tausend Ackern zählt nach den
amtlichen Erhebungen des neuen Domesdahbuches von 1875 nicht ganz 34000
mit weniger als neun Millionen Ackern. Nach dem alten Domesdahbnche
sind dagegen für die Zeit Wilhelms des Eroberers über 53000 freie Eigen¬
tümer der Ieomanklasse anzunehmen, die zusammen mit den burg'önsös und
villlmi etwa zwei Drittel des in Privatbesitz befindlichen Bodens hatten, und
der feudale Adel umfaßte 1400 Kronvasallen und 7871 sudtönöarü oder
Untervasallen, weit mehr als das Doppelte des jetzigen. Die adlichen Be¬
sitzer waren danach nicht nnr zahlreicher, sondern ihre Güter auch viel kleiner,
und um ihre Stellung im Staatshaushalt richtig zu verstehn, muß man be¬
rücksichtigen, daß England damals — Wales gehörte noch nicht dazu — wohl
wenig mehr als zwei Millionen Einwohner zählte, und ferner, daß zwei Drittel
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