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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Der Mann in der Thür antwortete mit lnnter, tönender Stimme, daß er die
Gross! sprechen wolle.

Die Grossi? Was das für eine Ausdrucksweise war! -- Ach, Sie meinen
Fräulein Grossi? fragte Trndchen.

Meinetwegen Madame Grossi, sagte der Mensch. Aber bitte, ein bischen hopp!
hopp! Ich stehe hier schon eine halbe Stande.

Wollen der Herr nicht näher treten? fragte Trndchen. Aber wohin mit ihm?
In Fräulein Grossis Zimmer sah es schlimm aus, auch war die Sängerin keines-
Wegs in empfangsmäßigem Anzuge. Auf dem Korridor und in ihrem Zimmer
herrschte der Greuel der Verwüstung, blieb also uur der Scherbitz Zimmer übrig.
Dahin führte sie ihn. Es roch dort zwar nach Tabak, aber das half nnn nichts.
Sie setzte einen Stuhl in die Mitte der Stube, bat Platz zu nehmen und verschwand.
Gott sei Dank, bis jetzt war es gut gegangen.

Als Trndchen ihrer Freundin mitteilte, daß sie gewünscht werde, wollte diese
verzweifeln. Sie raste ini Zimmer umher und erklärte, daß sie nicht für alle
Schätze der Welt hingehn werde. -- Aber es gehe doch nicht an, den Menschen
vergeblich warten zu lassen. -- Trndchen mochte mitkommen. -- Das gehe mich
nicht, da Trndchen ja die Rolle des Dienstmädchens spiele. -- Sie sei anch nicht
angezogen. -- Dann solle sie schnell Toilette machen.

Herr Gott, da klingelte es schon wieder. Es waren der Briefbote und ein
Dienstmann. Der Dienstmann brachte ein lose zusammengefaltetes Paket in Gestalt
einer Düte für Trndchen, und der Briefbote einen amtlichen Brief für Fräulein
Scherbitz. -- Man möge alles nnr dort ans den Tisch legen.

Die Grossi vermochte es kaum, mit ihren zitternden Händen ihr Kleid einzu-
ziehn. Beide Freundinnen halfen, und so wurde man endlich fertig. Trndchen
schlich zu der Thür von Fräulein Scherbitzens Zimmer und schaute durch die Thiir-
spnlte. Der Mensch saß noch immer auf seinem Stuhle, pfiff und trat dazu den
Takt mit dem Fuße. Daraus "vor freilich nicht mit Sicherheit zu schließen, ob er
zu den guten oder den bösen Menschen gehöre. Als mau Eleonore Grossi dem
Menschen zuführte, sträubte sie sich, als wenn sie zum Schafott geführt würde,
aber es half ihr nichts. Trudchen steckte ihr noch einen Galanteriedolch in die Hand,
daß sie ihn im Kleide verberge und ans alle Fälle gerüstet wäre. Als man sie
durch die Thür schob, sah man noch, wie sich der Mensch erhob, und wie Eleonore
ihren Dolch in der Verwirrung ans die Erde fallen ließ. Dann war es still, eine
lange, lange Zeit. Trudcheu und Fräulein Scherbitz, die vor der Thür stehn ge¬
blieben waren, sahen sich besorgt an. War es nicht unrecht gewesen, daß sie ihre
Freundin allein in die furchtbare Gefahr hinausgestoßen hatten? Es war tödlich
still im Zimmer. Vielleicht war schon alles vorüber, und Eleonore Grossi lag ab¬
gemurkst am Boden. Da rückte ein Stuhl, und die tönende Stimme des Menschen
sagte etwas abschließendes. Dann that sich die Thür auf, und Fräulein Eleonore
Grossi erschien in der geöffneten Thür mit dem Ausdruck strahlenden Glücks. Und
auch der Mensch sah entschieden menschlicher aus.

Die Grossi sagte: Mein lieber Herr Direktor, gestatten Sie, daß ich Ihnen
meine Freundinnen vorstelle, Fräulein Scherbitz, Postschwedin und -- Trudcheu
winkte ub und suchte die Grossi daran zu erinnern, daß sie, Trndchen, ja Dienst¬
mädchen sei; aber sie merkte nichts -- und Fräulein Leverluhn --

Mädchen für alles, sagte Trudchen, einen Knicks hinsetzend.

Herr Direktor Kuchenreuter, fuhr die Grossi fort, der mir eben ein Engage¬
ment für B. überbracht hat.

Das ist famos, rief Trudcheu und fiel ihrer Freundin jubelnd um den Hals.

Der Direktor sah sich die Szene mit Verwundrung an und sagte: Erlauben
Sie mal, meine Damen, Sie scheinen ja hier ein merkwürdiges Kollegium zu
bilden.

Thun wir anch, sagte Trndchen, eine Wohuungsgeuosseuschnft auf wisseuschaft-


Der Mann in der Thür antwortete mit lnnter, tönender Stimme, daß er die
Gross! sprechen wolle.

Die Grossi? Was das für eine Ausdrucksweise war! — Ach, Sie meinen
Fräulein Grossi? fragte Trndchen.

Meinetwegen Madame Grossi, sagte der Mensch. Aber bitte, ein bischen hopp!
hopp! Ich stehe hier schon eine halbe Stande.

Wollen der Herr nicht näher treten? fragte Trndchen. Aber wohin mit ihm?
In Fräulein Grossis Zimmer sah es schlimm aus, auch war die Sängerin keines-
Wegs in empfangsmäßigem Anzuge. Auf dem Korridor und in ihrem Zimmer
herrschte der Greuel der Verwüstung, blieb also uur der Scherbitz Zimmer übrig.
Dahin führte sie ihn. Es roch dort zwar nach Tabak, aber das half nnn nichts.
Sie setzte einen Stuhl in die Mitte der Stube, bat Platz zu nehmen und verschwand.
Gott sei Dank, bis jetzt war es gut gegangen.

Als Trndchen ihrer Freundin mitteilte, daß sie gewünscht werde, wollte diese
verzweifeln. Sie raste ini Zimmer umher und erklärte, daß sie nicht für alle
Schätze der Welt hingehn werde. — Aber es gehe doch nicht an, den Menschen
vergeblich warten zu lassen. — Trndchen mochte mitkommen. — Das gehe mich
nicht, da Trndchen ja die Rolle des Dienstmädchens spiele. — Sie sei anch nicht
angezogen. — Dann solle sie schnell Toilette machen.

Herr Gott, da klingelte es schon wieder. Es waren der Briefbote und ein
Dienstmann. Der Dienstmann brachte ein lose zusammengefaltetes Paket in Gestalt
einer Düte für Trndchen, und der Briefbote einen amtlichen Brief für Fräulein
Scherbitz. — Man möge alles nnr dort ans den Tisch legen.

Die Grossi vermochte es kaum, mit ihren zitternden Händen ihr Kleid einzu-
ziehn. Beide Freundinnen halfen, und so wurde man endlich fertig. Trndchen
schlich zu der Thür von Fräulein Scherbitzens Zimmer und schaute durch die Thiir-
spnlte. Der Mensch saß noch immer auf seinem Stuhle, pfiff und trat dazu den
Takt mit dem Fuße. Daraus »vor freilich nicht mit Sicherheit zu schließen, ob er
zu den guten oder den bösen Menschen gehöre. Als mau Eleonore Grossi dem
Menschen zuführte, sträubte sie sich, als wenn sie zum Schafott geführt würde,
aber es half ihr nichts. Trudchen steckte ihr noch einen Galanteriedolch in die Hand,
daß sie ihn im Kleide verberge und ans alle Fälle gerüstet wäre. Als man sie
durch die Thür schob, sah man noch, wie sich der Mensch erhob, und wie Eleonore
ihren Dolch in der Verwirrung ans die Erde fallen ließ. Dann war es still, eine
lange, lange Zeit. Trudcheu und Fräulein Scherbitz, die vor der Thür stehn ge¬
blieben waren, sahen sich besorgt an. War es nicht unrecht gewesen, daß sie ihre
Freundin allein in die furchtbare Gefahr hinausgestoßen hatten? Es war tödlich
still im Zimmer. Vielleicht war schon alles vorüber, und Eleonore Grossi lag ab¬
gemurkst am Boden. Da rückte ein Stuhl, und die tönende Stimme des Menschen
sagte etwas abschließendes. Dann that sich die Thür auf, und Fräulein Eleonore
Grossi erschien in der geöffneten Thür mit dem Ausdruck strahlenden Glücks. Und
auch der Mensch sah entschieden menschlicher aus.

Die Grossi sagte: Mein lieber Herr Direktor, gestatten Sie, daß ich Ihnen
meine Freundinnen vorstelle, Fräulein Scherbitz, Postschwedin und — Trudcheu
winkte ub und suchte die Grossi daran zu erinnern, daß sie, Trndchen, ja Dienst¬
mädchen sei; aber sie merkte nichts — und Fräulein Leverluhn —

Mädchen für alles, sagte Trudchen, einen Knicks hinsetzend.

Herr Direktor Kuchenreuter, fuhr die Grossi fort, der mir eben ein Engage¬
ment für B. überbracht hat.

Das ist famos, rief Trudcheu und fiel ihrer Freundin jubelnd um den Hals.

Der Direktor sah sich die Szene mit Verwundrung an und sagte: Erlauben
Sie mal, meine Damen, Sie scheinen ja hier ein merkwürdiges Kollegium zu
bilden.

Thun wir anch, sagte Trndchen, eine Wohuungsgeuosseuschnft auf wisseuschaft-


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[0746] Der Mann in der Thür antwortete mit lnnter, tönender Stimme, daß er die Gross! sprechen wolle. Die Grossi? Was das für eine Ausdrucksweise war! — Ach, Sie meinen Fräulein Grossi? fragte Trndchen. Meinetwegen Madame Grossi, sagte der Mensch. Aber bitte, ein bischen hopp! hopp! Ich stehe hier schon eine halbe Stande. Wollen der Herr nicht näher treten? fragte Trndchen. Aber wohin mit ihm? In Fräulein Grossis Zimmer sah es schlimm aus, auch war die Sängerin keines- Wegs in empfangsmäßigem Anzuge. Auf dem Korridor und in ihrem Zimmer herrschte der Greuel der Verwüstung, blieb also uur der Scherbitz Zimmer übrig. Dahin führte sie ihn. Es roch dort zwar nach Tabak, aber das half nnn nichts. Sie setzte einen Stuhl in die Mitte der Stube, bat Platz zu nehmen und verschwand. Gott sei Dank, bis jetzt war es gut gegangen. Als Trndchen ihrer Freundin mitteilte, daß sie gewünscht werde, wollte diese verzweifeln. Sie raste ini Zimmer umher und erklärte, daß sie nicht für alle Schätze der Welt hingehn werde. — Aber es gehe doch nicht an, den Menschen vergeblich warten zu lassen. — Trndchen mochte mitkommen. — Das gehe mich nicht, da Trndchen ja die Rolle des Dienstmädchens spiele. — Sie sei anch nicht angezogen. — Dann solle sie schnell Toilette machen. Herr Gott, da klingelte es schon wieder. Es waren der Briefbote und ein Dienstmann. Der Dienstmann brachte ein lose zusammengefaltetes Paket in Gestalt einer Düte für Trndchen, und der Briefbote einen amtlichen Brief für Fräulein Scherbitz. — Man möge alles nnr dort ans den Tisch legen. Die Grossi vermochte es kaum, mit ihren zitternden Händen ihr Kleid einzu- ziehn. Beide Freundinnen halfen, und so wurde man endlich fertig. Trndchen schlich zu der Thür von Fräulein Scherbitzens Zimmer und schaute durch die Thiir- spnlte. Der Mensch saß noch immer auf seinem Stuhle, pfiff und trat dazu den Takt mit dem Fuße. Daraus »vor freilich nicht mit Sicherheit zu schließen, ob er zu den guten oder den bösen Menschen gehöre. Als mau Eleonore Grossi dem Menschen zuführte, sträubte sie sich, als wenn sie zum Schafott geführt würde, aber es half ihr nichts. Trudchen steckte ihr noch einen Galanteriedolch in die Hand, daß sie ihn im Kleide verberge und ans alle Fälle gerüstet wäre. Als man sie durch die Thür schob, sah man noch, wie sich der Mensch erhob, und wie Eleonore ihren Dolch in der Verwirrung ans die Erde fallen ließ. Dann war es still, eine lange, lange Zeit. Trudcheu und Fräulein Scherbitz, die vor der Thür stehn ge¬ blieben waren, sahen sich besorgt an. War es nicht unrecht gewesen, daß sie ihre Freundin allein in die furchtbare Gefahr hinausgestoßen hatten? Es war tödlich still im Zimmer. Vielleicht war schon alles vorüber, und Eleonore Grossi lag ab¬ gemurkst am Boden. Da rückte ein Stuhl, und die tönende Stimme des Menschen sagte etwas abschließendes. Dann that sich die Thür auf, und Fräulein Eleonore Grossi erschien in der geöffneten Thür mit dem Ausdruck strahlenden Glücks. Und auch der Mensch sah entschieden menschlicher aus. Die Grossi sagte: Mein lieber Herr Direktor, gestatten Sie, daß ich Ihnen meine Freundinnen vorstelle, Fräulein Scherbitz, Postschwedin und — Trudcheu winkte ub und suchte die Grossi daran zu erinnern, daß sie, Trndchen, ja Dienst¬ mädchen sei; aber sie merkte nichts — und Fräulein Leverluhn — Mädchen für alles, sagte Trudchen, einen Knicks hinsetzend. Herr Direktor Kuchenreuter, fuhr die Grossi fort, der mir eben ein Engage¬ ment für B. überbracht hat. Das ist famos, rief Trudcheu und fiel ihrer Freundin jubelnd um den Hals. Der Direktor sah sich die Szene mit Verwundrung an und sagte: Erlauben Sie mal, meine Damen, Sie scheinen ja hier ein merkwürdiges Kollegium zu bilden. Thun wir anch, sagte Trndchen, eine Wohuungsgeuosseuschnft auf wisseuschaft-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/746>, abgerufen am 01.09.2024.