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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Griechische Kultur in der modernen

Steigen wir nun einmal im Hause der Poesie ein paar Stockwerke tiefer,
gewissermaßen ins Kinderzimmer. Da tönen uns aus dein Munde der Kleinen
die niedlichen Fabeln mit ihrer trocknen, hausbacknen Moral entgegen. Auch
da säuselt der feine Hauch der griechischen Muse. Die deutsche Kabeldichtung
stammt aus der französischen, die französische ist eine Tochter der lateinischen,
und die Römer übersetzten wie immer so auch hier aus dem Griechischen.
Treten wir, wohin wir wollen, ins Reich der litterarischen Kunst, lesen wir
einen Roman, lassen wir uns von der Tragödie erschüttern, von der Komödie
erheitern, hören wir auf den Kindermund: überall zeigen sich dem Wissenden
uralte Beziehungen, lächelt ihm aus den jüngsten Schöpfungen die ewige
Jugend uralter Kultur. Das ist nicht etwa Nachahmung, Anlehnung an Vor¬
bilder, nichts, was wir der Renaissance, der Humanistenperiode verdanken, das
ist nicht der heute auch von Philologen unnötig verschrieene Klassizismus,
das ist ein geheimes Fortwirken der griechischen Kultur, eine latente, ununter-
brochne Umsetzung, das ist, um es kürzer zu sagen, die Immanenz des hel¬
lenischen Geistes in unserm Denken und Schaffen, von der wir, so modern
wir auch empfinden mögen, uns nicht lösen werden, diesen Zustand hat der
sausende Webstuhl der Zeit selbst geschaffen.

Diesen Zusammenhang kann kein noch so scharfsinniges Menschenwort,
kein frivoler Spott wegleugnen, keine Phhsische Gewalt unterbrechen. Wir
sagen nicht, daß was das Altertum auf dem Gebiete der Kunst geschaffen hat,
unerreichbares Muster bleibe. Die Verhältnisse des Daseins waren damals
einfacher, und einfacher ist auch der Ausdruck dafür gewesen. Mit Recht wird
auch darauf hingewiesen, daß das Altertum keine Historiker wie Ranke hervor¬
gebracht hat, keinen Geist, der wie Treitschke alle Wesensäußerungen einer
Zeit in jedem ihrer Pulsschläge zu spüren versucht hätte; eine Biographie
wie die Wilhelms I. von E. Marcks wäre, so wenig bekannt uns auch die
Biographie des Altertums im ganzen ist, in jener ganzen Zeit unmöglich ge¬
wesen. Aber wieder stehn wir hier am Ende einer langen Entwicklungsreihe.
Von den Griechen, von Thukhdidcs und Plutarch und ihren lateinischen Nach¬
ahmern -- denn die Römer haben auch hier alles von Griechenland empfangen --
lernte man Geschichte schreiben, die Kunstformen der Prosa sind von den Hel¬
lenen geschaffen. Daß wir sie übertroffen haben, darf uns uicht undankbar
wachen, um so weniger, als die großen Meister unsrer historischen Litteratur
immer wieder zu den Alten zurückgekehrt sind und sich an ihrer Erhabenheit
erfrischt, von ihrer wuchtigen Einfachheit gelernt haben. Vor noch nicht langer
Zeit hat ein Forscher des Altertums ein Buch über die antike Kuustprosa ge¬
schrieben; er beginnt mit dem sechsten Jahrhundert v. Chr., er schließt, die
Kontinuität dieser Litteratur nachweisend, mit der Renaissance.

Noch einmal sei es gesagt: wir denken nicht daran, ein Litteraturprodukt
aus dem Altertum, nur weil es alt ist, für schön auszugeben, es vorbildlich
M nennen. Das Altertum hat wie unsre Zeit auch schlechte Skribenten hervor¬
gebracht. Genuß hat der unbedingte Klassizismus in frühern Zeiten geschadet,
aber der Schade ist nicht so groß, wie man ihn neuerdings, nachdem ein be¬
deutender Geist einmal das Motiv angegeben hat, im Chöre der Philologen
zu machen sucht. Deun niemand darf leugnen, daß das Griechentum fast auf
Mem Gebiete des Denkens Klassisches geschaffen hat. Ein solches Volk, das
?les nus sich selbst vermag, ist eben ein klassisches, auch wenn wir nicht
leder seiner geistigen Lebensäußerungen dieses Attribut geben werden.

An den antiken, d. h. den griechische" Autoren geschult liest man mit
um so feineren, geweckterm Sinne'das Moderne und prägt sich dessen Schön-
yelten um so tiefer ein. Der große Germanist Müllenhoff riet jedem jungen str-
ömten, sicher oft zu dessen größter Verwundrung, eine" antiken Autor mit
einem guten Kommentar gründlich durchzuarbeiten; erst wenn das geschehn war,


Griechische Kultur in der modernen

Steigen wir nun einmal im Hause der Poesie ein paar Stockwerke tiefer,
gewissermaßen ins Kinderzimmer. Da tönen uns aus dein Munde der Kleinen
die niedlichen Fabeln mit ihrer trocknen, hausbacknen Moral entgegen. Auch
da säuselt der feine Hauch der griechischen Muse. Die deutsche Kabeldichtung
stammt aus der französischen, die französische ist eine Tochter der lateinischen,
und die Römer übersetzten wie immer so auch hier aus dem Griechischen.
Treten wir, wohin wir wollen, ins Reich der litterarischen Kunst, lesen wir
einen Roman, lassen wir uns von der Tragödie erschüttern, von der Komödie
erheitern, hören wir auf den Kindermund: überall zeigen sich dem Wissenden
uralte Beziehungen, lächelt ihm aus den jüngsten Schöpfungen die ewige
Jugend uralter Kultur. Das ist nicht etwa Nachahmung, Anlehnung an Vor¬
bilder, nichts, was wir der Renaissance, der Humanistenperiode verdanken, das
ist nicht der heute auch von Philologen unnötig verschrieene Klassizismus,
das ist ein geheimes Fortwirken der griechischen Kultur, eine latente, ununter-
brochne Umsetzung, das ist, um es kürzer zu sagen, die Immanenz des hel¬
lenischen Geistes in unserm Denken und Schaffen, von der wir, so modern
wir auch empfinden mögen, uns nicht lösen werden, diesen Zustand hat der
sausende Webstuhl der Zeit selbst geschaffen.

Diesen Zusammenhang kann kein noch so scharfsinniges Menschenwort,
kein frivoler Spott wegleugnen, keine Phhsische Gewalt unterbrechen. Wir
sagen nicht, daß was das Altertum auf dem Gebiete der Kunst geschaffen hat,
unerreichbares Muster bleibe. Die Verhältnisse des Daseins waren damals
einfacher, und einfacher ist auch der Ausdruck dafür gewesen. Mit Recht wird
auch darauf hingewiesen, daß das Altertum keine Historiker wie Ranke hervor¬
gebracht hat, keinen Geist, der wie Treitschke alle Wesensäußerungen einer
Zeit in jedem ihrer Pulsschläge zu spüren versucht hätte; eine Biographie
wie die Wilhelms I. von E. Marcks wäre, so wenig bekannt uns auch die
Biographie des Altertums im ganzen ist, in jener ganzen Zeit unmöglich ge¬
wesen. Aber wieder stehn wir hier am Ende einer langen Entwicklungsreihe.
Von den Griechen, von Thukhdidcs und Plutarch und ihren lateinischen Nach¬
ahmern — denn die Römer haben auch hier alles von Griechenland empfangen —
lernte man Geschichte schreiben, die Kunstformen der Prosa sind von den Hel¬
lenen geschaffen. Daß wir sie übertroffen haben, darf uns uicht undankbar
wachen, um so weniger, als die großen Meister unsrer historischen Litteratur
immer wieder zu den Alten zurückgekehrt sind und sich an ihrer Erhabenheit
erfrischt, von ihrer wuchtigen Einfachheit gelernt haben. Vor noch nicht langer
Zeit hat ein Forscher des Altertums ein Buch über die antike Kuustprosa ge¬
schrieben; er beginnt mit dem sechsten Jahrhundert v. Chr., er schließt, die
Kontinuität dieser Litteratur nachweisend, mit der Renaissance.

Noch einmal sei es gesagt: wir denken nicht daran, ein Litteraturprodukt
aus dem Altertum, nur weil es alt ist, für schön auszugeben, es vorbildlich
M nennen. Das Altertum hat wie unsre Zeit auch schlechte Skribenten hervor¬
gebracht. Genuß hat der unbedingte Klassizismus in frühern Zeiten geschadet,
aber der Schade ist nicht so groß, wie man ihn neuerdings, nachdem ein be¬
deutender Geist einmal das Motiv angegeben hat, im Chöre der Philologen
zu machen sucht. Deun niemand darf leugnen, daß das Griechentum fast auf
Mem Gebiete des Denkens Klassisches geschaffen hat. Ein solches Volk, das
?les nus sich selbst vermag, ist eben ein klassisches, auch wenn wir nicht
leder seiner geistigen Lebensäußerungen dieses Attribut geben werden.

An den antiken, d. h. den griechische» Autoren geschult liest man mit
um so feineren, geweckterm Sinne'das Moderne und prägt sich dessen Schön-
yelten um so tiefer ein. Der große Germanist Müllenhoff riet jedem jungen str-
ömten, sicher oft zu dessen größter Verwundrung, eine» antiken Autor mit
einem guten Kommentar gründlich durchzuarbeiten; erst wenn das geschehn war,


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[0735] Griechische Kultur in der modernen Steigen wir nun einmal im Hause der Poesie ein paar Stockwerke tiefer, gewissermaßen ins Kinderzimmer. Da tönen uns aus dein Munde der Kleinen die niedlichen Fabeln mit ihrer trocknen, hausbacknen Moral entgegen. Auch da säuselt der feine Hauch der griechischen Muse. Die deutsche Kabeldichtung stammt aus der französischen, die französische ist eine Tochter der lateinischen, und die Römer übersetzten wie immer so auch hier aus dem Griechischen. Treten wir, wohin wir wollen, ins Reich der litterarischen Kunst, lesen wir einen Roman, lassen wir uns von der Tragödie erschüttern, von der Komödie erheitern, hören wir auf den Kindermund: überall zeigen sich dem Wissenden uralte Beziehungen, lächelt ihm aus den jüngsten Schöpfungen die ewige Jugend uralter Kultur. Das ist nicht etwa Nachahmung, Anlehnung an Vor¬ bilder, nichts, was wir der Renaissance, der Humanistenperiode verdanken, das ist nicht der heute auch von Philologen unnötig verschrieene Klassizismus, das ist ein geheimes Fortwirken der griechischen Kultur, eine latente, ununter- brochne Umsetzung, das ist, um es kürzer zu sagen, die Immanenz des hel¬ lenischen Geistes in unserm Denken und Schaffen, von der wir, so modern wir auch empfinden mögen, uns nicht lösen werden, diesen Zustand hat der sausende Webstuhl der Zeit selbst geschaffen. Diesen Zusammenhang kann kein noch so scharfsinniges Menschenwort, kein frivoler Spott wegleugnen, keine Phhsische Gewalt unterbrechen. Wir sagen nicht, daß was das Altertum auf dem Gebiete der Kunst geschaffen hat, unerreichbares Muster bleibe. Die Verhältnisse des Daseins waren damals einfacher, und einfacher ist auch der Ausdruck dafür gewesen. Mit Recht wird auch darauf hingewiesen, daß das Altertum keine Historiker wie Ranke hervor¬ gebracht hat, keinen Geist, der wie Treitschke alle Wesensäußerungen einer Zeit in jedem ihrer Pulsschläge zu spüren versucht hätte; eine Biographie wie die Wilhelms I. von E. Marcks wäre, so wenig bekannt uns auch die Biographie des Altertums im ganzen ist, in jener ganzen Zeit unmöglich ge¬ wesen. Aber wieder stehn wir hier am Ende einer langen Entwicklungsreihe. Von den Griechen, von Thukhdidcs und Plutarch und ihren lateinischen Nach¬ ahmern — denn die Römer haben auch hier alles von Griechenland empfangen — lernte man Geschichte schreiben, die Kunstformen der Prosa sind von den Hel¬ lenen geschaffen. Daß wir sie übertroffen haben, darf uns uicht undankbar wachen, um so weniger, als die großen Meister unsrer historischen Litteratur immer wieder zu den Alten zurückgekehrt sind und sich an ihrer Erhabenheit erfrischt, von ihrer wuchtigen Einfachheit gelernt haben. Vor noch nicht langer Zeit hat ein Forscher des Altertums ein Buch über die antike Kuustprosa ge¬ schrieben; er beginnt mit dem sechsten Jahrhundert v. Chr., er schließt, die Kontinuität dieser Litteratur nachweisend, mit der Renaissance. Noch einmal sei es gesagt: wir denken nicht daran, ein Litteraturprodukt aus dem Altertum, nur weil es alt ist, für schön auszugeben, es vorbildlich M nennen. Das Altertum hat wie unsre Zeit auch schlechte Skribenten hervor¬ gebracht. Genuß hat der unbedingte Klassizismus in frühern Zeiten geschadet, aber der Schade ist nicht so groß, wie man ihn neuerdings, nachdem ein be¬ deutender Geist einmal das Motiv angegeben hat, im Chöre der Philologen zu machen sucht. Deun niemand darf leugnen, daß das Griechentum fast auf Mem Gebiete des Denkens Klassisches geschaffen hat. Ein solches Volk, das ?les nus sich selbst vermag, ist eben ein klassisches, auch wenn wir nicht leder seiner geistigen Lebensäußerungen dieses Attribut geben werden. An den antiken, d. h. den griechische» Autoren geschult liest man mit um so feineren, geweckterm Sinne'das Moderne und prägt sich dessen Schön- yelten um so tiefer ein. Der große Germanist Müllenhoff riet jedem jungen str- ömten, sicher oft zu dessen größter Verwundrung, eine» antiken Autor mit einem guten Kommentar gründlich durchzuarbeiten; erst wenn das geschehn war,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/735>, abgerufen am 01.09.2024.