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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Der Professor, Gillet Zinnober, Rosamunde und Ankleben

Absichten des Sohnes, der ja auch als ordentlicher Professor wissen konnte, was
er that.

Der Kapellmeister klopfte auf sein Pult, Der Saal war voll, aber die beiden
Plätze Waldemar gegenüber waren uoch leer. Wo sie nur blieben? Das schönste
um der Musik war doch, daß sich ihre Augen dabei immer wieder begegneten.

Die Ouvertüre war vorbeigerauscht; die Sängerin hatte ihr ^b xviüclo! in
das entzückte Publikum geschmettert -- der Professor hatte zerstreut hingehorcht,
war sich aber nicht ganz klar darüber geworden, was er hörte, denn die beiden
Plätze waren immer noch leer. >

-.^
Also heute war er auf sich allein angewiesen. Er zerknüllte sein Programm
nervös, gab sich aber Mühe, sich zu sammeln, denn jetzt kam das, was ihm das
Hauptstück des Programms war -- natürlich neben der Symphonie ^. dle Rosa-
"mndenmnsik von Schubert. Und wie es nun anhub, süß und bestrickend, da war
er auch ganz bei der Sache, das heißt, da schwebte seine Phantasie mit ihm auf
den Tönen davon. Da starrte er auf die schmucklose Wand drüben unter der Galerie
und wußte nichts mehr von dem, was ihn umgab, von all den Hunderten von Leuten,
dem taktierenden Dirigenten und dem arbeitenden Orchester. Seine Phantasie malte
ihm bunte Bilder auf die leere Wand, und die klingende Schönheit der Töne weckte
eine Schönheit nach der andern, die er im Herzen trug. War das nicht ein leuch¬
tender Frühlinaswald mit Blätterrauschen und Quellengemurmel und Vögelgesang?
War das nicht, wie die Melodien in das sanfte Moll glitten. Mundeszauber im
dunkeln Walde? Und wie bevölkerten sich alle diese wechselnden Szenen: Sie kommen,
sie nahen, die Himmlischen alle, mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle! Jetzt
wüscht es' heran -- das ist sie, umgeben von bacchantischem Gewimmel -- ja du
bist es, Diana mein Ideal, deine Züge sind es--Er schloß die Angen und
malte weiter__Es war eine seltsame Störung in das Bild gekommen: eigentlich
sollte sie doch blond sein---Er grübelte: Kannst du dir die Diana von Ver¬
sailles schwarz denken, oder muß sie blond sein? Sie mußte blond sein; und doch,
sie, die ihr glich wie-------

Rauschendes Händeklatschen riß ihn unsanft aus seinen Träumen. Er fuhr auf.
Wie nlberu. jetzt war es zu Ende, und er hatte nicht aufgepaßt! Und in demselben
Augenblick that sich die Thür drüben auf. und seine Diana rauschte herein. Pracht¬
voll wie immer, ein stolzes Lächeln auf den Lippen, eine rote Kamelie in dem
batteln Haar, und hinter ihr--

Es ging eine Bewegung durch den Saal, alle Kopfe wandten sich nach dem
schone" Paar -- hinter ihr kam nicht die Mutter, wie es sonst geschah, sondern
stolz und seines Eindrucks bewußt -- ein Gardereiterrittmeister. Mit dem Säbel.

Sie bogen in den Mittelgang ein und setzten sich auf die beiden leeren Platze.
Nebeneinander. Ihr Blick streifte erst strahlend das Auge des Reiters und flog
dann an dem Professor vorbei scheinbar gleichgiltig über die Menge.

Dem Professor wurde es elend zu Mute; ganz elend. Aber er hielt tapfer
die Lieder der Sängerin ans -- was sie sang, davon hatte er keine Ahnung; er
sah nur ihre albernen Gesten. Und er hielt die Pause aus, stand auf wie die
andern Herren und sah sich gleichgiltig wie sie im Saal um. Und als er nicht
vermeiden konnte, einem Paar dunkler Augen ihm gegenüber zu begegnen, vermochte
es über sich, eine weltmännische Verbeugung zu machen. Und er hielt die ganze
^endclsso husche Amollsymphonie aus, auf die er sich so sehr gefreut hatte -- es
war ein Glück, daß sie ohne Pausen hintereinander weg gespielt wurde --. aber
^ war ihm, als hörte er ein ganz fremdes Musikstück, und bei dem wunderbaren
Schlußjubel war es ihm, als sollte er weinen. Und dann drängte er sich hinnus und
wng uicht wie sonst nach den Konzerten zu den Freunden in den Thüringer Hof. son¬
dern nach Hause und direkt ins Bett. Ohne Nachtessen und ohne Schlummerpunsch.

Aber er konnte auch uicht schlafen. Er hatte Heiniweh. entsetzliches Heimweh,
^"es seinem Mütterchen. Ja, sie hatte Recht gehabt! Wie nnr ein ordentlicher


Der Professor, Gillet Zinnober, Rosamunde und Ankleben

Absichten des Sohnes, der ja auch als ordentlicher Professor wissen konnte, was
er that.

Der Kapellmeister klopfte auf sein Pult, Der Saal war voll, aber die beiden
Plätze Waldemar gegenüber waren uoch leer. Wo sie nur blieben? Das schönste
um der Musik war doch, daß sich ihre Augen dabei immer wieder begegneten.

Die Ouvertüre war vorbeigerauscht; die Sängerin hatte ihr ^b xviüclo! in
das entzückte Publikum geschmettert — der Professor hatte zerstreut hingehorcht,
war sich aber nicht ganz klar darüber geworden, was er hörte, denn die beiden
Plätze waren immer noch leer. >

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Also heute war er auf sich allein angewiesen. Er zerknüllte sein Programm
nervös, gab sich aber Mühe, sich zu sammeln, denn jetzt kam das, was ihm das
Hauptstück des Programms war — natürlich neben der Symphonie ^. dle Rosa-
"mndenmnsik von Schubert. Und wie es nun anhub, süß und bestrickend, da war
er auch ganz bei der Sache, das heißt, da schwebte seine Phantasie mit ihm auf
den Tönen davon. Da starrte er auf die schmucklose Wand drüben unter der Galerie
und wußte nichts mehr von dem, was ihn umgab, von all den Hunderten von Leuten,
dem taktierenden Dirigenten und dem arbeitenden Orchester. Seine Phantasie malte
ihm bunte Bilder auf die leere Wand, und die klingende Schönheit der Töne weckte
eine Schönheit nach der andern, die er im Herzen trug. War das nicht ein leuch¬
tender Frühlinaswald mit Blätterrauschen und Quellengemurmel und Vögelgesang?
War das nicht, wie die Melodien in das sanfte Moll glitten. Mundeszauber im
dunkeln Walde? Und wie bevölkerten sich alle diese wechselnden Szenen: Sie kommen,
sie nahen, die Himmlischen alle, mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle! Jetzt
wüscht es' heran — das ist sie, umgeben von bacchantischem Gewimmel — ja du
bist es, Diana mein Ideal, deine Züge sind es--Er schloß die Angen und
malte weiter__Es war eine seltsame Störung in das Bild gekommen: eigentlich
sollte sie doch blond sein---Er grübelte: Kannst du dir die Diana von Ver¬
sailles schwarz denken, oder muß sie blond sein? Sie mußte blond sein; und doch,
sie, die ihr glich wie-----—

Rauschendes Händeklatschen riß ihn unsanft aus seinen Träumen. Er fuhr auf.
Wie nlberu. jetzt war es zu Ende, und er hatte nicht aufgepaßt! Und in demselben
Augenblick that sich die Thür drüben auf. und seine Diana rauschte herein. Pracht¬
voll wie immer, ein stolzes Lächeln auf den Lippen, eine rote Kamelie in dem
batteln Haar, und hinter ihr--

Es ging eine Bewegung durch den Saal, alle Kopfe wandten sich nach dem
schone« Paar — hinter ihr kam nicht die Mutter, wie es sonst geschah, sondern
stolz und seines Eindrucks bewußt — ein Gardereiterrittmeister. Mit dem Säbel.

Sie bogen in den Mittelgang ein und setzten sich auf die beiden leeren Platze.
Nebeneinander. Ihr Blick streifte erst strahlend das Auge des Reiters und flog
dann an dem Professor vorbei scheinbar gleichgiltig über die Menge.

Dem Professor wurde es elend zu Mute; ganz elend. Aber er hielt tapfer
die Lieder der Sängerin ans — was sie sang, davon hatte er keine Ahnung; er
sah nur ihre albernen Gesten. Und er hielt die Pause aus, stand auf wie die
andern Herren und sah sich gleichgiltig wie sie im Saal um. Und als er nicht
vermeiden konnte, einem Paar dunkler Augen ihm gegenüber zu begegnen, vermochte
es über sich, eine weltmännische Verbeugung zu machen. Und er hielt die ganze
^endclsso husche Amollsymphonie aus, auf die er sich so sehr gefreut hatte — es
war ein Glück, daß sie ohne Pausen hintereinander weg gespielt wurde —. aber
^ war ihm, als hörte er ein ganz fremdes Musikstück, und bei dem wunderbaren
Schlußjubel war es ihm, als sollte er weinen. Und dann drängte er sich hinnus und
wng uicht wie sonst nach den Konzerten zu den Freunden in den Thüringer Hof. son¬
dern nach Hause und direkt ins Bett. Ohne Nachtessen und ohne Schlummerpunsch.

Aber er konnte auch uicht schlafen. Er hatte Heiniweh. entsetzliches Heimweh,
^"es seinem Mütterchen. Ja, sie hatte Recht gehabt! Wie nnr ein ordentlicher


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[0685] Der Professor, Gillet Zinnober, Rosamunde und Ankleben Absichten des Sohnes, der ja auch als ordentlicher Professor wissen konnte, was er that. Der Kapellmeister klopfte auf sein Pult, Der Saal war voll, aber die beiden Plätze Waldemar gegenüber waren uoch leer. Wo sie nur blieben? Das schönste um der Musik war doch, daß sich ihre Augen dabei immer wieder begegneten. Die Ouvertüre war vorbeigerauscht; die Sängerin hatte ihr ^b xviüclo! in das entzückte Publikum geschmettert — der Professor hatte zerstreut hingehorcht, war sich aber nicht ganz klar darüber geworden, was er hörte, denn die beiden Plätze waren immer noch leer. > -.^ Also heute war er auf sich allein angewiesen. Er zerknüllte sein Programm nervös, gab sich aber Mühe, sich zu sammeln, denn jetzt kam das, was ihm das Hauptstück des Programms war — natürlich neben der Symphonie ^. dle Rosa- "mndenmnsik von Schubert. Und wie es nun anhub, süß und bestrickend, da war er auch ganz bei der Sache, das heißt, da schwebte seine Phantasie mit ihm auf den Tönen davon. Da starrte er auf die schmucklose Wand drüben unter der Galerie und wußte nichts mehr von dem, was ihn umgab, von all den Hunderten von Leuten, dem taktierenden Dirigenten und dem arbeitenden Orchester. Seine Phantasie malte ihm bunte Bilder auf die leere Wand, und die klingende Schönheit der Töne weckte eine Schönheit nach der andern, die er im Herzen trug. War das nicht ein leuch¬ tender Frühlinaswald mit Blätterrauschen und Quellengemurmel und Vögelgesang? War das nicht, wie die Melodien in das sanfte Moll glitten. Mundeszauber im dunkeln Walde? Und wie bevölkerten sich alle diese wechselnden Szenen: Sie kommen, sie nahen, die Himmlischen alle, mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle! Jetzt wüscht es' heran — das ist sie, umgeben von bacchantischem Gewimmel — ja du bist es, Diana mein Ideal, deine Züge sind es--Er schloß die Angen und malte weiter__Es war eine seltsame Störung in das Bild gekommen: eigentlich sollte sie doch blond sein---Er grübelte: Kannst du dir die Diana von Ver¬ sailles schwarz denken, oder muß sie blond sein? Sie mußte blond sein; und doch, sie, die ihr glich wie-----— Rauschendes Händeklatschen riß ihn unsanft aus seinen Träumen. Er fuhr auf. Wie nlberu. jetzt war es zu Ende, und er hatte nicht aufgepaßt! Und in demselben Augenblick that sich die Thür drüben auf. und seine Diana rauschte herein. Pracht¬ voll wie immer, ein stolzes Lächeln auf den Lippen, eine rote Kamelie in dem batteln Haar, und hinter ihr-- Es ging eine Bewegung durch den Saal, alle Kopfe wandten sich nach dem schone« Paar — hinter ihr kam nicht die Mutter, wie es sonst geschah, sondern stolz und seines Eindrucks bewußt — ein Gardereiterrittmeister. Mit dem Säbel. Sie bogen in den Mittelgang ein und setzten sich auf die beiden leeren Platze. Nebeneinander. Ihr Blick streifte erst strahlend das Auge des Reiters und flog dann an dem Professor vorbei scheinbar gleichgiltig über die Menge. Dem Professor wurde es elend zu Mute; ganz elend. Aber er hielt tapfer die Lieder der Sängerin ans — was sie sang, davon hatte er keine Ahnung; er sah nur ihre albernen Gesten. Und er hielt die Pause aus, stand auf wie die andern Herren und sah sich gleichgiltig wie sie im Saal um. Und als er nicht vermeiden konnte, einem Paar dunkler Augen ihm gegenüber zu begegnen, vermochte es über sich, eine weltmännische Verbeugung zu machen. Und er hielt die ganze ^endclsso husche Amollsymphonie aus, auf die er sich so sehr gefreut hatte — es war ein Glück, daß sie ohne Pausen hintereinander weg gespielt wurde —. aber ^ war ihm, als hörte er ein ganz fremdes Musikstück, und bei dem wunderbaren Schlußjubel war es ihm, als sollte er weinen. Und dann drängte er sich hinnus und wng uicht wie sonst nach den Konzerten zu den Freunden in den Thüringer Hof. son¬ dern nach Hause und direkt ins Bett. Ohne Nachtessen und ohne Schlummerpunsch. Aber er konnte auch uicht schlafen. Er hatte Heiniweh. entsetzliches Heimweh, ^"es seinem Mütterchen. Ja, sie hatte Recht gehabt! Wie nnr ein ordentlicher

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/685>, abgerufen am 01.09.2024.