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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Konrad Widerhold

Fürstl, Württemb. Rath, Obrister Obercommandant der Festung Hohentwicl
und Obcrvogt allhier zu Kirchheim.
Nachdem er in der Welt für Gottes Ehr und Lehr ritterlich gestritten und
gearbeitet 52 Jahr und die himmlische Nitterkrone erlangt im Jahr 1667 am
13, Tag des Monats Junii, seines Alters im 70. Jahr.
Dem ist vorangegangen seine tren geliebte Ehegehülfsin, die weiland auch
Hochedle wohl- Ehren- und Tugeudreiche Frau Anna Armgartin Widerholdin,
geborene Burkharti, die mit gedachtem ihrem Herrn 49 Jahre in guter Ehe,
doch ohne Leibeserben, gelebt, ist selig verschieden im 73. Jahr ihres Alters,
den 1. Tag Martii und nllhier beigesetzt den 4. gMsä. Anno 1666, welche
beide Gott wieder mit Freude" erwecken wolle!"

Alle übrigen Teile des Monuments gehören der neuern Zeit an. Nach
dem großen Stadtbrande am 3. August 1690 wurde durch die Behörden der
Stadt und durch die edle Herzogin Henriette von Württemberg das Monument
wieder hergestellt und ihm die neue würdigere Gestalt gegeben, die es jetzt
noch hat. Im Turm der Nische ist nur eine Inschrift angebracht auf dem
östlichem Strebepfeiler, die die wichtigsten Notizen über das Leben, die Familie,
die Heldenthaten und Verdienste Widerholds enthält. In der Mitte zwischen
der alten und der neuen Gedenktafel steht ein über zwei Meter hoher Grab¬
stein, der in einer Vertiefung hinter einem leichten Gitter eine Urne enthält
und unter ihr die Inschrift zeigt:


In treue Herzen trugst die Nachwelt du,
Darum in treuem Herzen trägt sie dich.
(Jahr der Renovation.)

Zu beiden Seiten des Grabsteins stehn auf Postamenten die Büsten Wider¬
holds und seiner Gattin, links auf der Westseite die Widerholds mit der In¬
schrift auf dem Postament:


Der Commandant von Hohentwiel
Fest wie sein Fels, der niemals fiel,
Des Fürsten Schild, des Feindes Tort,
Der Künste Freund, des Armen Hort,
Ein Bürger, Held und Christ wie Gold,
So schläft hier Conrad Widerhold.

Das rechts ans der Ostseite stehende Postament mit der Büste der Gattin zeigt
die Worte:


Sanft ruht auch seines Hauses Zier,
Frau Anna Armgard Burkhartsch hier,
Von Delmenhorst war ihr Geschlecht,
Im Glauben rein, von Tugend ächt,
Gott über dir, du edles Paar!
Im Segen bleibt Ihr immerdar.

Diese Inschriften stammen von dem bekannten württembergischen Dichter-
und Stadtpfarrer Albert Knapp, der einige Jahre hier Geistlicher war, die
Büsten von Professor Wagner, der sie nach einem Originalgemälde Wider¬
holds auf dem Rathaus und nach dem auf der innern Seite des Chors
hängenden Porträt der Gattin gefertigt hat. An Widcrhold erinnern ferner
noch seine frühere Wohnung sowie die im Saale des Dekanathauses aufge-


Konrad Widerhold

Fürstl, Württemb. Rath, Obrister Obercommandant der Festung Hohentwicl
und Obcrvogt allhier zu Kirchheim.
Nachdem er in der Welt für Gottes Ehr und Lehr ritterlich gestritten und
gearbeitet 52 Jahr und die himmlische Nitterkrone erlangt im Jahr 1667 am
13, Tag des Monats Junii, seines Alters im 70. Jahr.
Dem ist vorangegangen seine tren geliebte Ehegehülfsin, die weiland auch
Hochedle wohl- Ehren- und Tugeudreiche Frau Anna Armgartin Widerholdin,
geborene Burkharti, die mit gedachtem ihrem Herrn 49 Jahre in guter Ehe,
doch ohne Leibeserben, gelebt, ist selig verschieden im 73. Jahr ihres Alters,
den 1. Tag Martii und nllhier beigesetzt den 4. gMsä. Anno 1666, welche
beide Gott wieder mit Freude» erwecken wolle!"

Alle übrigen Teile des Monuments gehören der neuern Zeit an. Nach
dem großen Stadtbrande am 3. August 1690 wurde durch die Behörden der
Stadt und durch die edle Herzogin Henriette von Württemberg das Monument
wieder hergestellt und ihm die neue würdigere Gestalt gegeben, die es jetzt
noch hat. Im Turm der Nische ist nur eine Inschrift angebracht auf dem
östlichem Strebepfeiler, die die wichtigsten Notizen über das Leben, die Familie,
die Heldenthaten und Verdienste Widerholds enthält. In der Mitte zwischen
der alten und der neuen Gedenktafel steht ein über zwei Meter hoher Grab¬
stein, der in einer Vertiefung hinter einem leichten Gitter eine Urne enthält
und unter ihr die Inschrift zeigt:


In treue Herzen trugst die Nachwelt du,
Darum in treuem Herzen trägt sie dich.
(Jahr der Renovation.)

Zu beiden Seiten des Grabsteins stehn auf Postamenten die Büsten Wider¬
holds und seiner Gattin, links auf der Westseite die Widerholds mit der In¬
schrift auf dem Postament:


Der Commandant von Hohentwiel
Fest wie sein Fels, der niemals fiel,
Des Fürsten Schild, des Feindes Tort,
Der Künste Freund, des Armen Hort,
Ein Bürger, Held und Christ wie Gold,
So schläft hier Conrad Widerhold.

Das rechts ans der Ostseite stehende Postament mit der Büste der Gattin zeigt
die Worte:


Sanft ruht auch seines Hauses Zier,
Frau Anna Armgard Burkhartsch hier,
Von Delmenhorst war ihr Geschlecht,
Im Glauben rein, von Tugend ächt,
Gott über dir, du edles Paar!
Im Segen bleibt Ihr immerdar.

Diese Inschriften stammen von dem bekannten württembergischen Dichter-
und Stadtpfarrer Albert Knapp, der einige Jahre hier Geistlicher war, die
Büsten von Professor Wagner, der sie nach einem Originalgemälde Wider¬
holds auf dem Rathaus und nach dem auf der innern Seite des Chors
hängenden Porträt der Gattin gefertigt hat. An Widcrhold erinnern ferner
noch seine frühere Wohnung sowie die im Saale des Dekanathauses aufge-


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[0668] Konrad Widerhold Fürstl, Württemb. Rath, Obrister Obercommandant der Festung Hohentwicl und Obcrvogt allhier zu Kirchheim. Nachdem er in der Welt für Gottes Ehr und Lehr ritterlich gestritten und gearbeitet 52 Jahr und die himmlische Nitterkrone erlangt im Jahr 1667 am 13, Tag des Monats Junii, seines Alters im 70. Jahr. Dem ist vorangegangen seine tren geliebte Ehegehülfsin, die weiland auch Hochedle wohl- Ehren- und Tugeudreiche Frau Anna Armgartin Widerholdin, geborene Burkharti, die mit gedachtem ihrem Herrn 49 Jahre in guter Ehe, doch ohne Leibeserben, gelebt, ist selig verschieden im 73. Jahr ihres Alters, den 1. Tag Martii und nllhier beigesetzt den 4. gMsä. Anno 1666, welche beide Gott wieder mit Freude» erwecken wolle!" Alle übrigen Teile des Monuments gehören der neuern Zeit an. Nach dem großen Stadtbrande am 3. August 1690 wurde durch die Behörden der Stadt und durch die edle Herzogin Henriette von Württemberg das Monument wieder hergestellt und ihm die neue würdigere Gestalt gegeben, die es jetzt noch hat. Im Turm der Nische ist nur eine Inschrift angebracht auf dem östlichem Strebepfeiler, die die wichtigsten Notizen über das Leben, die Familie, die Heldenthaten und Verdienste Widerholds enthält. In der Mitte zwischen der alten und der neuen Gedenktafel steht ein über zwei Meter hoher Grab¬ stein, der in einer Vertiefung hinter einem leichten Gitter eine Urne enthält und unter ihr die Inschrift zeigt: In treue Herzen trugst die Nachwelt du, Darum in treuem Herzen trägt sie dich. (Jahr der Renovation.) Zu beiden Seiten des Grabsteins stehn auf Postamenten die Büsten Wider¬ holds und seiner Gattin, links auf der Westseite die Widerholds mit der In¬ schrift auf dem Postament: Der Commandant von Hohentwiel Fest wie sein Fels, der niemals fiel, Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, Der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ wie Gold, So schläft hier Conrad Widerhold. Das rechts ans der Ostseite stehende Postament mit der Büste der Gattin zeigt die Worte: Sanft ruht auch seines Hauses Zier, Frau Anna Armgard Burkhartsch hier, Von Delmenhorst war ihr Geschlecht, Im Glauben rein, von Tugend ächt, Gott über dir, du edles Paar! Im Segen bleibt Ihr immerdar. Diese Inschriften stammen von dem bekannten württembergischen Dichter- und Stadtpfarrer Albert Knapp, der einige Jahre hier Geistlicher war, die Büsten von Professor Wagner, der sie nach einem Originalgemälde Wider¬ holds auf dem Rathaus und nach dem auf der innern Seite des Chors hängenden Porträt der Gattin gefertigt hat. An Widcrhold erinnern ferner noch seine frühere Wohnung sowie die im Saale des Dekanathauses aufge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/668>, abgerufen am 01.09.2024.