Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

einen allerdings kürzern, aber viel energischer" über seine Schlappheit hält, sich von
ein paar alten Frauen schulmeistern zu lassen," oder der Verlust einer Kanone in
demselben Kaffernkrieg durch die Feigheit der Truppenführer gehören ganz ent¬
schieden mit in eine Vorgeschichte des Krieges von 189" bis 1901. Schiel ist
kein Engländerfeind, aber seine Urteile über das Verhalten Englands und der
Engländer in Südafrika fallen mit wenig Ausnahmen ungünstig aus, wobei als
hervorstehendere Charakterzüge rücksichtsloses Verfahren mit den Rechten andrer,
Heuchelei und krasse Unwissenheit hervortreten. Das sind vor allem die Merkmale
ihrer Eingebornenpolitik, deren Früchte ihnen selbst schon längst höchst unschmackhaft
vorkommen, und nicht minder auch ihrer Burenpolitik. So wie wir in der ein¬
fachen Erzählung dieses Buches im kleinen und zuletzt im großen ihr Auftreten
verfolgen können, erscheint uus die Katastrophe, der die Unabhängigkeit der Buren
zum Opfer fiel, auch schon darum unvermeidlich, weil Englands Staatsmänner,
Offiziere und Missionare Treu und Glauben selbst bei den Eingebornen verloren
hatten, und den Wettbewerb mit den Ausländern in einer in Wirtschaft und Kultur
aufblühenden Burenkonföderation, die im freien Verkehr mit der ganzen Welt stand,
nicht mehr wagen konnten. Nicht weil die Engländer 1881 und schon vorher in
den Vasuto- und Zulukriegen ihre militärische Geltung verloren hatten, sondern weil
sie auch ihr allgemeines politisches und Knlturübergewicht bedroht sahen, mußten
Transvaal und Oranjefreistnat erdrückt werden, und zwar noch ehe Ausländer von
dem Schlage Schiels die trag und rückständig gewordne Burenbevölkerung aufge¬
rüttelt und organisiert hatten. Da wir keinen Auszug aus dem Schleifchen Buche
geben wollen, möchten wir die Greuzbvtenleser nur noch auf zwei Abschnitte hin¬
weisen: auf deu Einmarsch in Natal und den Kampf bei Elaudslaagte, wo
Schiel schwer verwundet wurde, und auf die Erzählung seiner Gefangennehmung
und Gefangenschaft, die reich ist an interessanten Menschen- und Znstandsschilde¬
rungen. Gerade zur Kenntnis englischen Charakters und englischer militärischer Ein¬
richtungen und Auffassungen sind die humorvollen Kapitel über das Gefangnen-
leben auf der "Penelope," bei Simonstown und ans Helena noch sehr ergiebig.


Buschens Graf Bismarck und seine Leute.

Es ist bekannt, in wie intimen
frenndschnftlichem Verkehr der baltische Gelehrte und Staatsmann Graf Alexander
von Kehserling bis zu seinem im Jahre 1891 erfolgten Tode mit unserm großen
Kanzler Bismarck gestanden hat. Im zweiten Bande des von uus heute besprochnen
"Lebensbildes" giebt Graf Keyserling Seite 193 der bekannten geistvollen Hofdame der
Großfürstin Helene, Baronin Editha von Rasten gegenüber sein Urteil über Buschens
"Bismarck und seine Leute" ab. Er sagt in einem Briefe vom 14. August 1879:

Dieses Mal schreibe ich Ihnen, meine liebe Baronin, zunächst, um Ihnen für
die Lectüre des Buchs über "Bismarck und seine Leute" von Busch zu danken.
Nach den Essenzen, die davon in die Zeitungen hinein destilliert werden, und nach
den vergnüglichen Bosheiten, die Valbert mit gewohnter Meisterschaft daraus ge¬
macht, hatte ich mein Urteil dem Dufte dieser Präparate angepaßt und finde nun,
daß es unrichtig gewesen. Wie die Photographien von Kunstwerken mehr Werth
haben, trotz der schroffen Kleckse, als heruutergemilderte Lithographien und Zeichnungen,
so erregt auch das Buch von Busch mehr Wohlgefallen als viele anspruchsvolle Schil¬
derungen. Man hat die Wahrheit vor sich, wenn auch uicht die gnuze, und das
erfreut, schon weil es so selten ist. Die Schreibart ist klar, kurz und markig. Nur
das Eine fand ich nicht, und zum großen Lobe des Buches, jene Jndiseretionen,
über welche leeres Geschrei gemacht worden. Wenn der arme Abeken nach Kräften
zum Narren gemacht wird, so findet das seine Entschuldigung nicht nur in der
Mlousiv av mstiizi', soudern auch in dem Umstände, daß dieser gefeierte Staatsschriften--
fertiger von Bismarck selbst und seinen Leuten zur Erheiterung der Welt förmlich
geweiht worden ist. Soweit mein Zeugnis reicht, will ich es nicht zurückhalten und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

einen allerdings kürzern, aber viel energischer» über seine Schlappheit hält, sich von
ein paar alten Frauen schulmeistern zu lassen," oder der Verlust einer Kanone in
demselben Kaffernkrieg durch die Feigheit der Truppenführer gehören ganz ent¬
schieden mit in eine Vorgeschichte des Krieges von 189» bis 1901. Schiel ist
kein Engländerfeind, aber seine Urteile über das Verhalten Englands und der
Engländer in Südafrika fallen mit wenig Ausnahmen ungünstig aus, wobei als
hervorstehendere Charakterzüge rücksichtsloses Verfahren mit den Rechten andrer,
Heuchelei und krasse Unwissenheit hervortreten. Das sind vor allem die Merkmale
ihrer Eingebornenpolitik, deren Früchte ihnen selbst schon längst höchst unschmackhaft
vorkommen, und nicht minder auch ihrer Burenpolitik. So wie wir in der ein¬
fachen Erzählung dieses Buches im kleinen und zuletzt im großen ihr Auftreten
verfolgen können, erscheint uus die Katastrophe, der die Unabhängigkeit der Buren
zum Opfer fiel, auch schon darum unvermeidlich, weil Englands Staatsmänner,
Offiziere und Missionare Treu und Glauben selbst bei den Eingebornen verloren
hatten, und den Wettbewerb mit den Ausländern in einer in Wirtschaft und Kultur
aufblühenden Burenkonföderation, die im freien Verkehr mit der ganzen Welt stand,
nicht mehr wagen konnten. Nicht weil die Engländer 1881 und schon vorher in
den Vasuto- und Zulukriegen ihre militärische Geltung verloren hatten, sondern weil
sie auch ihr allgemeines politisches und Knlturübergewicht bedroht sahen, mußten
Transvaal und Oranjefreistnat erdrückt werden, und zwar noch ehe Ausländer von
dem Schlage Schiels die trag und rückständig gewordne Burenbevölkerung aufge¬
rüttelt und organisiert hatten. Da wir keinen Auszug aus dem Schleifchen Buche
geben wollen, möchten wir die Greuzbvtenleser nur noch auf zwei Abschnitte hin¬
weisen: auf deu Einmarsch in Natal und den Kampf bei Elaudslaagte, wo
Schiel schwer verwundet wurde, und auf die Erzählung seiner Gefangennehmung
und Gefangenschaft, die reich ist an interessanten Menschen- und Znstandsschilde¬
rungen. Gerade zur Kenntnis englischen Charakters und englischer militärischer Ein¬
richtungen und Auffassungen sind die humorvollen Kapitel über das Gefangnen-
leben auf der „Penelope," bei Simonstown und ans Helena noch sehr ergiebig.


Buschens Graf Bismarck und seine Leute.

Es ist bekannt, in wie intimen
frenndschnftlichem Verkehr der baltische Gelehrte und Staatsmann Graf Alexander
von Kehserling bis zu seinem im Jahre 1891 erfolgten Tode mit unserm großen
Kanzler Bismarck gestanden hat. Im zweiten Bande des von uus heute besprochnen
„Lebensbildes" giebt Graf Keyserling Seite 193 der bekannten geistvollen Hofdame der
Großfürstin Helene, Baronin Editha von Rasten gegenüber sein Urteil über Buschens
„Bismarck und seine Leute" ab. Er sagt in einem Briefe vom 14. August 1879:

Dieses Mal schreibe ich Ihnen, meine liebe Baronin, zunächst, um Ihnen für
die Lectüre des Buchs über „Bismarck und seine Leute" von Busch zu danken.
Nach den Essenzen, die davon in die Zeitungen hinein destilliert werden, und nach
den vergnüglichen Bosheiten, die Valbert mit gewohnter Meisterschaft daraus ge¬
macht, hatte ich mein Urteil dem Dufte dieser Präparate angepaßt und finde nun,
daß es unrichtig gewesen. Wie die Photographien von Kunstwerken mehr Werth
haben, trotz der schroffen Kleckse, als heruutergemilderte Lithographien und Zeichnungen,
so erregt auch das Buch von Busch mehr Wohlgefallen als viele anspruchsvolle Schil¬
derungen. Man hat die Wahrheit vor sich, wenn auch uicht die gnuze, und das
erfreut, schon weil es so selten ist. Die Schreibart ist klar, kurz und markig. Nur
das Eine fand ich nicht, und zum großen Lobe des Buches, jene Jndiseretionen,
über welche leeres Geschrei gemacht worden. Wenn der arme Abeken nach Kräften
zum Narren gemacht wird, so findet das seine Entschuldigung nicht nur in der
Mlousiv av mstiizi', soudern auch in dem Umstände, daß dieser gefeierte Staatsschriften--
fertiger von Bismarck selbst und seinen Leuten zur Erheiterung der Welt förmlich
geweiht worden ist. Soweit mein Zeugnis reicht, will ich es nicht zurückhalten und


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0636" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239424"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2950" prev="#ID_2949"> einen allerdings kürzern, aber viel energischer» über seine Schlappheit hält, sich von<lb/>
ein paar alten Frauen schulmeistern zu lassen," oder der Verlust einer Kanone in<lb/>
demselben Kaffernkrieg durch die Feigheit der Truppenführer gehören ganz ent¬<lb/>
schieden mit in eine Vorgeschichte des Krieges von 189» bis 1901. Schiel ist<lb/>
kein Engländerfeind, aber seine Urteile über das Verhalten Englands und der<lb/>
Engländer in Südafrika fallen mit wenig Ausnahmen ungünstig aus, wobei als<lb/>
hervorstehendere Charakterzüge rücksichtsloses Verfahren mit den Rechten andrer,<lb/>
Heuchelei und krasse Unwissenheit hervortreten. Das sind vor allem die Merkmale<lb/>
ihrer Eingebornenpolitik, deren Früchte ihnen selbst schon längst höchst unschmackhaft<lb/>
vorkommen, und nicht minder auch ihrer Burenpolitik. So wie wir in der ein¬<lb/>
fachen Erzählung dieses Buches im kleinen und zuletzt im großen ihr Auftreten<lb/>
verfolgen können, erscheint uus die Katastrophe, der die Unabhängigkeit der Buren<lb/>
zum Opfer fiel, auch schon darum unvermeidlich, weil Englands Staatsmänner,<lb/>
Offiziere und Missionare Treu und Glauben selbst bei den Eingebornen verloren<lb/>
hatten, und den Wettbewerb mit den Ausländern in einer in Wirtschaft und Kultur<lb/>
aufblühenden Burenkonföderation, die im freien Verkehr mit der ganzen Welt stand,<lb/>
nicht mehr wagen konnten. Nicht weil die Engländer 1881 und schon vorher in<lb/>
den Vasuto- und Zulukriegen ihre militärische Geltung verloren hatten, sondern weil<lb/>
sie auch ihr allgemeines politisches und Knlturübergewicht bedroht sahen, mußten<lb/>
Transvaal und Oranjefreistnat erdrückt werden, und zwar noch ehe Ausländer von<lb/>
dem Schlage Schiels die trag und rückständig gewordne Burenbevölkerung aufge¬<lb/>
rüttelt und organisiert hatten. Da wir keinen Auszug aus dem Schleifchen Buche<lb/>
geben wollen, möchten wir die Greuzbvtenleser nur noch auf zwei Abschnitte hin¬<lb/>
weisen: auf deu Einmarsch in Natal und den Kampf bei Elaudslaagte, wo<lb/>
Schiel schwer verwundet wurde, und auf die Erzählung seiner Gefangennehmung<lb/>
und Gefangenschaft, die reich ist an interessanten Menschen- und Znstandsschilde¬<lb/>
rungen. Gerade zur Kenntnis englischen Charakters und englischer militärischer Ein¬<lb/>
richtungen und Auffassungen sind die humorvollen Kapitel über das Gefangnen-<lb/>
leben auf der &#x201E;Penelope," bei Simonstown und ans Helena noch sehr ergiebig.</p><lb/>
            <note type="byline"/><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Buschens Graf Bismarck und seine Leute.</head>
            <p xml:id="ID_2951"> Es ist bekannt, in wie intimen<lb/>
frenndschnftlichem Verkehr der baltische Gelehrte und Staatsmann Graf Alexander<lb/>
von Kehserling bis zu seinem im Jahre 1891 erfolgten Tode mit unserm großen<lb/>
Kanzler Bismarck gestanden hat. Im zweiten Bande des von uus heute besprochnen<lb/>
&#x201E;Lebensbildes" giebt Graf Keyserling Seite 193 der bekannten geistvollen Hofdame der<lb/>
Großfürstin Helene, Baronin Editha von Rasten gegenüber sein Urteil über Buschens<lb/>
&#x201E;Bismarck und seine Leute" ab. Er sagt in einem Briefe vom 14. August 1879:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2952" next="#ID_2953"> Dieses Mal schreibe ich Ihnen, meine liebe Baronin, zunächst, um Ihnen für<lb/>
die Lectüre des Buchs über &#x201E;Bismarck und seine Leute" von Busch zu danken.<lb/>
Nach den Essenzen, die davon in die Zeitungen hinein destilliert werden, und nach<lb/>
den vergnüglichen Bosheiten, die Valbert mit gewohnter Meisterschaft daraus ge¬<lb/>
macht, hatte ich mein Urteil dem Dufte dieser Präparate angepaßt und finde nun,<lb/>
daß es unrichtig gewesen. Wie die Photographien von Kunstwerken mehr Werth<lb/>
haben, trotz der schroffen Kleckse, als heruutergemilderte Lithographien und Zeichnungen,<lb/>
so erregt auch das Buch von Busch mehr Wohlgefallen als viele anspruchsvolle Schil¬<lb/>
derungen. Man hat die Wahrheit vor sich, wenn auch uicht die gnuze, und das<lb/>
erfreut, schon weil es so selten ist. Die Schreibart ist klar, kurz und markig. Nur<lb/>
das Eine fand ich nicht, und zum großen Lobe des Buches, jene Jndiseretionen,<lb/>
über welche leeres Geschrei gemacht worden. Wenn der arme Abeken nach Kräften<lb/>
zum Narren gemacht wird, so findet das seine Entschuldigung nicht nur in der<lb/>
Mlousiv av mstiizi', soudern auch in dem Umstände, daß dieser gefeierte Staatsschriften--<lb/>
fertiger von Bismarck selbst und seinen Leuten zur Erheiterung der Welt förmlich<lb/>
geweiht worden ist. Soweit mein Zeugnis reicht, will ich es nicht zurückhalten und</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0636] Maßgebliches und Unmaßgebliches einen allerdings kürzern, aber viel energischer» über seine Schlappheit hält, sich von ein paar alten Frauen schulmeistern zu lassen," oder der Verlust einer Kanone in demselben Kaffernkrieg durch die Feigheit der Truppenführer gehören ganz ent¬ schieden mit in eine Vorgeschichte des Krieges von 189» bis 1901. Schiel ist kein Engländerfeind, aber seine Urteile über das Verhalten Englands und der Engländer in Südafrika fallen mit wenig Ausnahmen ungünstig aus, wobei als hervorstehendere Charakterzüge rücksichtsloses Verfahren mit den Rechten andrer, Heuchelei und krasse Unwissenheit hervortreten. Das sind vor allem die Merkmale ihrer Eingebornenpolitik, deren Früchte ihnen selbst schon längst höchst unschmackhaft vorkommen, und nicht minder auch ihrer Burenpolitik. So wie wir in der ein¬ fachen Erzählung dieses Buches im kleinen und zuletzt im großen ihr Auftreten verfolgen können, erscheint uus die Katastrophe, der die Unabhängigkeit der Buren zum Opfer fiel, auch schon darum unvermeidlich, weil Englands Staatsmänner, Offiziere und Missionare Treu und Glauben selbst bei den Eingebornen verloren hatten, und den Wettbewerb mit den Ausländern in einer in Wirtschaft und Kultur aufblühenden Burenkonföderation, die im freien Verkehr mit der ganzen Welt stand, nicht mehr wagen konnten. Nicht weil die Engländer 1881 und schon vorher in den Vasuto- und Zulukriegen ihre militärische Geltung verloren hatten, sondern weil sie auch ihr allgemeines politisches und Knlturübergewicht bedroht sahen, mußten Transvaal und Oranjefreistnat erdrückt werden, und zwar noch ehe Ausländer von dem Schlage Schiels die trag und rückständig gewordne Burenbevölkerung aufge¬ rüttelt und organisiert hatten. Da wir keinen Auszug aus dem Schleifchen Buche geben wollen, möchten wir die Greuzbvtenleser nur noch auf zwei Abschnitte hin¬ weisen: auf deu Einmarsch in Natal und den Kampf bei Elaudslaagte, wo Schiel schwer verwundet wurde, und auf die Erzählung seiner Gefangennehmung und Gefangenschaft, die reich ist an interessanten Menschen- und Znstandsschilde¬ rungen. Gerade zur Kenntnis englischen Charakters und englischer militärischer Ein¬ richtungen und Auffassungen sind die humorvollen Kapitel über das Gefangnen- leben auf der „Penelope," bei Simonstown und ans Helena noch sehr ergiebig. Buschens Graf Bismarck und seine Leute. Es ist bekannt, in wie intimen frenndschnftlichem Verkehr der baltische Gelehrte und Staatsmann Graf Alexander von Kehserling bis zu seinem im Jahre 1891 erfolgten Tode mit unserm großen Kanzler Bismarck gestanden hat. Im zweiten Bande des von uus heute besprochnen „Lebensbildes" giebt Graf Keyserling Seite 193 der bekannten geistvollen Hofdame der Großfürstin Helene, Baronin Editha von Rasten gegenüber sein Urteil über Buschens „Bismarck und seine Leute" ab. Er sagt in einem Briefe vom 14. August 1879: Dieses Mal schreibe ich Ihnen, meine liebe Baronin, zunächst, um Ihnen für die Lectüre des Buchs über „Bismarck und seine Leute" von Busch zu danken. Nach den Essenzen, die davon in die Zeitungen hinein destilliert werden, und nach den vergnüglichen Bosheiten, die Valbert mit gewohnter Meisterschaft daraus ge¬ macht, hatte ich mein Urteil dem Dufte dieser Präparate angepaßt und finde nun, daß es unrichtig gewesen. Wie die Photographien von Kunstwerken mehr Werth haben, trotz der schroffen Kleckse, als heruutergemilderte Lithographien und Zeichnungen, so erregt auch das Buch von Busch mehr Wohlgefallen als viele anspruchsvolle Schil¬ derungen. Man hat die Wahrheit vor sich, wenn auch uicht die gnuze, und das erfreut, schon weil es so selten ist. Die Schreibart ist klar, kurz und markig. Nur das Eine fand ich nicht, und zum großen Lobe des Buches, jene Jndiseretionen, über welche leeres Geschrei gemacht worden. Wenn der arme Abeken nach Kräften zum Narren gemacht wird, so findet das seine Entschuldigung nicht nur in der Mlousiv av mstiizi', soudern auch in dem Umstände, daß dieser gefeierte Staatsschriften-- fertiger von Bismarck selbst und seinen Leuten zur Erheiterung der Welt förmlich geweiht worden ist. Soweit mein Zeugnis reicht, will ich es nicht zurückhalten und

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/636
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/636>, abgerufen am 01.09.2024.