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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

aber beim Trciin heißt es: Seht nur den scheußlichen Cylinder, den die Leute aus¬
sahen! Wenn sich v. W. wundert, daß der oberste Kriegsherr die Trainnniform
nicht anlegt, so müßte er sich ebenso darüber aufhalten, daß man von einem An¬
legen der Pionier- oder der Luftschiffernniform auch noch nichts gehört hat. Es
wird immer und überall so sein, daß die Ehre und der Ruhm zunächst der
kämpfenden oder für den unmittelbaren Kampf in Betracht kommenden Truppe
gehört, also der Infanterie, der Kavallerie und der Artillerie; das liegt auch schon
in der stillern, sozusagen latentem Art der Arbeit und des Dienstes der übrigen
Heeresformationen.

Woran der Train krankt sind nicht Äußerlichkeiten, wie sie von dem Frei¬
herrn von Wechmar erwähnt werden, z, B, daß sich die Trainoffiziere beim Schießen
nicht um den Ehrensäbel mit bewerben dürfen, der Grund liegt in der mangelnden
Vertretung im Kabinett, wo die Trainsachen von der Artillerie unbearbeitet
werden. Hier freilich könnte eine Änderung von großem Nutzen sein; aber sehr
unrecht wäre es, vor dem vielen Guten, was die letzten zwölf Jahre dem Train
gebracht haben, die Augen zu verschließen. Denn auch hier hat das scharfe Auge
des obersten Kriegsherrn schon sichtbar gewaltet.

Abgesehen von den schon etwas ältern dritten Kompagnien sind neu geschaffen
worden eine Brigadekommandeur- und drei Negimentskommandeurstellungen, von
denen allerdings zu wünschen wäre, daß sie Trainoffizieren vorbehalten blieben und nicht
den aus andern Waffengattungen versetzten Offizieren gegeben würden. Die Wech-
marsche Auffassung von den Charakteroberstlentnants als ausschließliche" Bataillons¬
kommandeuren trifft auch nicht zu; so hat z. B. der vorige Inspekteur das Kasseler
Bataillon lange als Oberst gehabt, ehe er Traininspekteur wurde, auch das sechste und
das vierte Bataillon wurden lange Jahre von Obersten (von Eynatten und Müller)
befehligt. Das Avancement regelt sich zur Zeit im Train sehr günstig, und zwar so,
daß die Beförderung zum Rittmeister ein bis anderthalb Jahre vor den Altersgenossen
z. B. der Infanterie erfolgt, wobei den Herren noch ein Sprung bei dem Auf¬
rücken in die erste Gehaltsklasse in Aussicht steht, wenn die vierte Rittmeisterstelle,
der "Rittmeister beim Stäbe," eingeführt wird, der den'Bataillonskommandeur von
der vielen Arbeit als Traindepotvorstand etwas entlasten soll. Über den Kapitän
hinaus -- Hand aufs Herz: wieviele schaffen es denn bei andern Waffen wesentlich
weiter? Unter den Majorem z. D. treffen wir heute sogar schon manchen Kriegs¬
akademiker. Dabei hat der Train, Forbach und Damm ausgenommen, schöne und
große Garnisonen, um die ihn manche Truppe beneidet.

Das Pferdematerial beim Tram ist gegen früher bedeutend besser geworden:
die Zeiten, wo der Schwadronschef dem aussuchenden Trainoffizier lediglich die
ältesten fünf Hunkepunken zur Auswahl präsentieren dürfte, sind für immer dahin. Die
Offizierpferde sind heute durchweg rittige und schnittige Gäule, und auch das Chargen¬
pferd wird kommen. Bezüglich der Remonten gehn übrigens im Train selbst die
Ansichten auseinander, da es ohnehin schon Dienst genug giebt. Die drei Wech-
marschen Trompeter, die sich beim Königs Geburtstag in der Garderobe verstecken
und dort patriotisch schmettern, sind längst fast bei allen Bataillonen einen, vierzehn
bis zwanzig Mann starken Trompeterchor gewichen, und den Musikinstrumenten, zu
deren Klänge der Train heute zum Exerzieren ausrückt, hört man es nicht an, daß
sie keine königlichen Utensilien, sondern aus irgend einem Fonds bezahlt oder von
den alten Herren und Reserveoffizieren gestiftet worden sind. Den Offizierersntz
regeln die seit acht Jahren wieder zugelassenen Avantngeure.

Auch der Dienst im Sommer ist beim Train seit drei Jahren, wo die Feld-
dieustübungen kriegsmäßig, auf Grund einer taktischen Idee, mit einer Abschluß-
besichtigung eingeführt worden sind, interessanter geworden und wird von der ab¬
gesessenen Kompagnie sowie im Bataillon mit allen Chikanen: Burentaktik, markiertem
Feind, Sprung, Halt, Nieder, Schützenfeuer usw. wie bei der Infanterie intensiv
betrieben. Im Kriege werden allerdings dem Kolonnenführer seine Schützen rechtes
Kopfzerbrechen machen, wenn er sich wirksam decken will, da er lediglich seine paar


Maßgebliches und Unmaßgebliches

aber beim Trciin heißt es: Seht nur den scheußlichen Cylinder, den die Leute aus¬
sahen! Wenn sich v. W. wundert, daß der oberste Kriegsherr die Trainnniform
nicht anlegt, so müßte er sich ebenso darüber aufhalten, daß man von einem An¬
legen der Pionier- oder der Luftschiffernniform auch noch nichts gehört hat. Es
wird immer und überall so sein, daß die Ehre und der Ruhm zunächst der
kämpfenden oder für den unmittelbaren Kampf in Betracht kommenden Truppe
gehört, also der Infanterie, der Kavallerie und der Artillerie; das liegt auch schon
in der stillern, sozusagen latentem Art der Arbeit und des Dienstes der übrigen
Heeresformationen.

Woran der Train krankt sind nicht Äußerlichkeiten, wie sie von dem Frei¬
herrn von Wechmar erwähnt werden, z, B, daß sich die Trainoffiziere beim Schießen
nicht um den Ehrensäbel mit bewerben dürfen, der Grund liegt in der mangelnden
Vertretung im Kabinett, wo die Trainsachen von der Artillerie unbearbeitet
werden. Hier freilich könnte eine Änderung von großem Nutzen sein; aber sehr
unrecht wäre es, vor dem vielen Guten, was die letzten zwölf Jahre dem Train
gebracht haben, die Augen zu verschließen. Denn auch hier hat das scharfe Auge
des obersten Kriegsherrn schon sichtbar gewaltet.

Abgesehen von den schon etwas ältern dritten Kompagnien sind neu geschaffen
worden eine Brigadekommandeur- und drei Negimentskommandeurstellungen, von
denen allerdings zu wünschen wäre, daß sie Trainoffizieren vorbehalten blieben und nicht
den aus andern Waffengattungen versetzten Offizieren gegeben würden. Die Wech-
marsche Auffassung von den Charakteroberstlentnants als ausschließliche» Bataillons¬
kommandeuren trifft auch nicht zu; so hat z. B. der vorige Inspekteur das Kasseler
Bataillon lange als Oberst gehabt, ehe er Traininspekteur wurde, auch das sechste und
das vierte Bataillon wurden lange Jahre von Obersten (von Eynatten und Müller)
befehligt. Das Avancement regelt sich zur Zeit im Train sehr günstig, und zwar so,
daß die Beförderung zum Rittmeister ein bis anderthalb Jahre vor den Altersgenossen
z. B. der Infanterie erfolgt, wobei den Herren noch ein Sprung bei dem Auf¬
rücken in die erste Gehaltsklasse in Aussicht steht, wenn die vierte Rittmeisterstelle,
der „Rittmeister beim Stäbe," eingeführt wird, der den'Bataillonskommandeur von
der vielen Arbeit als Traindepotvorstand etwas entlasten soll. Über den Kapitän
hinaus — Hand aufs Herz: wieviele schaffen es denn bei andern Waffen wesentlich
weiter? Unter den Majorem z. D. treffen wir heute sogar schon manchen Kriegs¬
akademiker. Dabei hat der Train, Forbach und Damm ausgenommen, schöne und
große Garnisonen, um die ihn manche Truppe beneidet.

Das Pferdematerial beim Tram ist gegen früher bedeutend besser geworden:
die Zeiten, wo der Schwadronschef dem aussuchenden Trainoffizier lediglich die
ältesten fünf Hunkepunken zur Auswahl präsentieren dürfte, sind für immer dahin. Die
Offizierpferde sind heute durchweg rittige und schnittige Gäule, und auch das Chargen¬
pferd wird kommen. Bezüglich der Remonten gehn übrigens im Train selbst die
Ansichten auseinander, da es ohnehin schon Dienst genug giebt. Die drei Wech-
marschen Trompeter, die sich beim Königs Geburtstag in der Garderobe verstecken
und dort patriotisch schmettern, sind längst fast bei allen Bataillonen einen, vierzehn
bis zwanzig Mann starken Trompeterchor gewichen, und den Musikinstrumenten, zu
deren Klänge der Train heute zum Exerzieren ausrückt, hört man es nicht an, daß
sie keine königlichen Utensilien, sondern aus irgend einem Fonds bezahlt oder von
den alten Herren und Reserveoffizieren gestiftet worden sind. Den Offizierersntz
regeln die seit acht Jahren wieder zugelassenen Avantngeure.

Auch der Dienst im Sommer ist beim Train seit drei Jahren, wo die Feld-
dieustübungen kriegsmäßig, auf Grund einer taktischen Idee, mit einer Abschluß-
besichtigung eingeführt worden sind, interessanter geworden und wird von der ab¬
gesessenen Kompagnie sowie im Bataillon mit allen Chikanen: Burentaktik, markiertem
Feind, Sprung, Halt, Nieder, Schützenfeuer usw. wie bei der Infanterie intensiv
betrieben. Im Kriege werden allerdings dem Kolonnenführer seine Schützen rechtes
Kopfzerbrechen machen, wenn er sich wirksam decken will, da er lediglich seine paar


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[0062] Maßgebliches und Unmaßgebliches aber beim Trciin heißt es: Seht nur den scheußlichen Cylinder, den die Leute aus¬ sahen! Wenn sich v. W. wundert, daß der oberste Kriegsherr die Trainnniform nicht anlegt, so müßte er sich ebenso darüber aufhalten, daß man von einem An¬ legen der Pionier- oder der Luftschiffernniform auch noch nichts gehört hat. Es wird immer und überall so sein, daß die Ehre und der Ruhm zunächst der kämpfenden oder für den unmittelbaren Kampf in Betracht kommenden Truppe gehört, also der Infanterie, der Kavallerie und der Artillerie; das liegt auch schon in der stillern, sozusagen latentem Art der Arbeit und des Dienstes der übrigen Heeresformationen. Woran der Train krankt sind nicht Äußerlichkeiten, wie sie von dem Frei¬ herrn von Wechmar erwähnt werden, z, B, daß sich die Trainoffiziere beim Schießen nicht um den Ehrensäbel mit bewerben dürfen, der Grund liegt in der mangelnden Vertretung im Kabinett, wo die Trainsachen von der Artillerie unbearbeitet werden. Hier freilich könnte eine Änderung von großem Nutzen sein; aber sehr unrecht wäre es, vor dem vielen Guten, was die letzten zwölf Jahre dem Train gebracht haben, die Augen zu verschließen. Denn auch hier hat das scharfe Auge des obersten Kriegsherrn schon sichtbar gewaltet. Abgesehen von den schon etwas ältern dritten Kompagnien sind neu geschaffen worden eine Brigadekommandeur- und drei Negimentskommandeurstellungen, von denen allerdings zu wünschen wäre, daß sie Trainoffizieren vorbehalten blieben und nicht den aus andern Waffengattungen versetzten Offizieren gegeben würden. Die Wech- marsche Auffassung von den Charakteroberstlentnants als ausschließliche» Bataillons¬ kommandeuren trifft auch nicht zu; so hat z. B. der vorige Inspekteur das Kasseler Bataillon lange als Oberst gehabt, ehe er Traininspekteur wurde, auch das sechste und das vierte Bataillon wurden lange Jahre von Obersten (von Eynatten und Müller) befehligt. Das Avancement regelt sich zur Zeit im Train sehr günstig, und zwar so, daß die Beförderung zum Rittmeister ein bis anderthalb Jahre vor den Altersgenossen z. B. der Infanterie erfolgt, wobei den Herren noch ein Sprung bei dem Auf¬ rücken in die erste Gehaltsklasse in Aussicht steht, wenn die vierte Rittmeisterstelle, der „Rittmeister beim Stäbe," eingeführt wird, der den'Bataillonskommandeur von der vielen Arbeit als Traindepotvorstand etwas entlasten soll. Über den Kapitän hinaus — Hand aufs Herz: wieviele schaffen es denn bei andern Waffen wesentlich weiter? Unter den Majorem z. D. treffen wir heute sogar schon manchen Kriegs¬ akademiker. Dabei hat der Train, Forbach und Damm ausgenommen, schöne und große Garnisonen, um die ihn manche Truppe beneidet. Das Pferdematerial beim Tram ist gegen früher bedeutend besser geworden: die Zeiten, wo der Schwadronschef dem aussuchenden Trainoffizier lediglich die ältesten fünf Hunkepunken zur Auswahl präsentieren dürfte, sind für immer dahin. Die Offizierpferde sind heute durchweg rittige und schnittige Gäule, und auch das Chargen¬ pferd wird kommen. Bezüglich der Remonten gehn übrigens im Train selbst die Ansichten auseinander, da es ohnehin schon Dienst genug giebt. Die drei Wech- marschen Trompeter, die sich beim Königs Geburtstag in der Garderobe verstecken und dort patriotisch schmettern, sind längst fast bei allen Bataillonen einen, vierzehn bis zwanzig Mann starken Trompeterchor gewichen, und den Musikinstrumenten, zu deren Klänge der Train heute zum Exerzieren ausrückt, hört man es nicht an, daß sie keine königlichen Utensilien, sondern aus irgend einem Fonds bezahlt oder von den alten Herren und Reserveoffizieren gestiftet worden sind. Den Offizierersntz regeln die seit acht Jahren wieder zugelassenen Avantngeure. Auch der Dienst im Sommer ist beim Train seit drei Jahren, wo die Feld- dieustübungen kriegsmäßig, auf Grund einer taktischen Idee, mit einer Abschluß- besichtigung eingeführt worden sind, interessanter geworden und wird von der ab¬ gesessenen Kompagnie sowie im Bataillon mit allen Chikanen: Burentaktik, markiertem Feind, Sprung, Halt, Nieder, Schützenfeuer usw. wie bei der Infanterie intensiv betrieben. Im Kriege werden allerdings dem Kolonnenführer seine Schützen rechtes Kopfzerbrechen machen, wenn er sich wirksam decken will, da er lediglich seine paar

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/62>, abgerufen am 01.09.2024.