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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Werke der Barmherzigkeit gezählt lind gemessen werden könnten, so würde sich
vielleicht für die katholischen Völker, dank ihren charitativen Klosterorden, ein Über¬
schuß ergeben, und die Thätigkeit der modernen katholischen Sozialpolitiker und
Organisationen verdient die höchste Anerkennung, Aber diese moderne Svzial-
thätigkeit blüht doch vorzugsweise in Deutschland, wo die protestantische Konkurrenz
dazu nötigt und die Wechselwirkung mit dem protestantischen Geistesleben und einer
guten Staatsverwaltung sie fördert, in den katholischen Ländern aber fehlt es gänz¬
lich an dem, was besser ist als Barmherzigkeit, an einer vernünftigen Staats- und
Gesellschaftsordnung. die der Entstehung des Elends vorbeugt. Leo XIII. redet
und schreibt so unendlich viel, aber nie hat er ein Wort gesagt gegen die Greuel
der Kiuderausbeutnng, die, wie die weltbekannten Zustände in den sizilianischen
Schwefelgrnben und die Schriften des Staatsanwalts Zerrinntbeweisen, heute in
Italien beinahe schlimmer sind, als sie vor achtzig Jahren in England waren. In
so rohem Aberglauben wird doch kein katholischer Theologe mehr befangen sein,
daß er sich einbildete, die priesterliche Absolution könne einen Menschen von der
Hülle in seinem Innern befreien (und eine andre Hölle, als die sich die verdorbne
Seele selbst bereitet, giebt es nicht),, die notwendigerweise mit einem Menschen
heranwächst, der seine Kindheit unter 'beständigen Mißhandlungen in einer physisch
und moralisch verpesteten Atmosphäre verbracht hat. Weit entfernt davon nun,
eine katholische Bewegung zu begünstigen, die im Vnnde mit der sozialdemokratischen
diesem Verderb vou Millionen italienischer Leiber und Seelen gesteuert habe"
würde, hat die Kurie diese katholisch-demokratische Bewegung unterdrückt, weil sie
will, daß alle Kräfte der katholisch gesinnten unter den Italienern (welches Zeugnis
!^gen das Papsttum liegt schon darin, daß die nnr eine schwache Minderheit sind!)
auf die Wiederherstellung des Kirchenstaats verwendet werden sollen. (Tranb
S. 114 bis 115.) Also die Befriedigung eines ganz uuevangelischeu Herrschafts¬
auspruchs, die als vorübergehende geschichtliche Notwendigkeit seinerzeit verziehn
werden konnte, heute aber unverzeihlich ist, bleibt auch dem gegenwärtigen Papste
die Hauptsache; das Verderbe" von Millionen Leibern und Seelen seiner Landes¬
kinder rührt thu nicht, der sich einbildet, der Vertreter Jesu von Nazareth zu sein!
Diese einzige Thatsache sollte doch eigentlich genügen, denkende Katholiken von ihrem
dugmatischen Wahne zu heilen, sie bescheiden von ihrer Kirche denken zu lehren
und zur Verständigung mit den Protestanten geneigt zu machen.


Eine Lanze für den Train.

Vor kurzem ist Freiherr vou Wechmar in der
Täglichen Rundschau energisch für den Train eingetreten. Er ist der Ansicht daß in
""serm militärischen Leben der Grundsatz: gleiche Pflichten -- gleiche Rechte dem
Train gegenüber nicht immer befolgt werde. Zugehen muß man ihm allerdings,
d"ß die Versetzung des Gnmbinner Artilleristen in das zweite Trainbataillon, eine
der unerfreulichen Begleiterscheiniiugen. wie sie das Abschiedsliebesmahl des Ober¬
leutnants .Mdebrandt'zeitigte, von dem gesamten Train, der ohnedies durch die
viele" Einfchübe schon etwas nervös geworden ist. unangenehm empfunden wird
Bekanntlich erhielte.: die vier ältern beteiligten Herren den Abschied der Leutnant
ist "mit der Versetzung zum Trnin davongekommen." wie es in den Zeitungen hieß.
Schön klingt das la nicht, aber deswegen braucht man noch nicht "armer ^rat"!
SU rufen, wie das v. W. thut. Wen" mancher stolze Grenadier oft aus seu.er
schien Garnison zur hohen Hausnummer "ach Lothringens oder Westpre.ißeus
Gefilden abgerufen wird und den Haarbusch einpacken muß - schreit kein Mensch:
arme Lothringer, arme hohe Nummer. denn des Königs Rock trägt der Versetzte
auch da mit Ehren weiter. Aber beim Train soll die Sache anders sein. Herr
v- W. erwähnt z B. den Tschako, den die Traimnannschaften tragen. Es ist genau
das Modell des Jägcrtschakos; bei den Jägern findet ihn kein Mensch unschön,



Eben jetzt hat dieser Philanthrop wieder einen neuen Greuel aufgedeckt- den wohl-
"rnonisierten Masscnhandel mit italienischen Kindern, die größtenteils ins Ausland verkauft
werden zu allerlei scheußlichen Zwecken.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Werke der Barmherzigkeit gezählt lind gemessen werden könnten, so würde sich
vielleicht für die katholischen Völker, dank ihren charitativen Klosterorden, ein Über¬
schuß ergeben, und die Thätigkeit der modernen katholischen Sozialpolitiker und
Organisationen verdient die höchste Anerkennung, Aber diese moderne Svzial-
thätigkeit blüht doch vorzugsweise in Deutschland, wo die protestantische Konkurrenz
dazu nötigt und die Wechselwirkung mit dem protestantischen Geistesleben und einer
guten Staatsverwaltung sie fördert, in den katholischen Ländern aber fehlt es gänz¬
lich an dem, was besser ist als Barmherzigkeit, an einer vernünftigen Staats- und
Gesellschaftsordnung. die der Entstehung des Elends vorbeugt. Leo XIII. redet
und schreibt so unendlich viel, aber nie hat er ein Wort gesagt gegen die Greuel
der Kiuderausbeutnng, die, wie die weltbekannten Zustände in den sizilianischen
Schwefelgrnben und die Schriften des Staatsanwalts Zerrinntbeweisen, heute in
Italien beinahe schlimmer sind, als sie vor achtzig Jahren in England waren. In
so rohem Aberglauben wird doch kein katholischer Theologe mehr befangen sein,
daß er sich einbildete, die priesterliche Absolution könne einen Menschen von der
Hülle in seinem Innern befreien (und eine andre Hölle, als die sich die verdorbne
Seele selbst bereitet, giebt es nicht),, die notwendigerweise mit einem Menschen
heranwächst, der seine Kindheit unter 'beständigen Mißhandlungen in einer physisch
und moralisch verpesteten Atmosphäre verbracht hat. Weit entfernt davon nun,
eine katholische Bewegung zu begünstigen, die im Vnnde mit der sozialdemokratischen
diesem Verderb vou Millionen italienischer Leiber und Seelen gesteuert habe»
würde, hat die Kurie diese katholisch-demokratische Bewegung unterdrückt, weil sie
will, daß alle Kräfte der katholisch gesinnten unter den Italienern (welches Zeugnis
!^gen das Papsttum liegt schon darin, daß die nnr eine schwache Minderheit sind!)
auf die Wiederherstellung des Kirchenstaats verwendet werden sollen. (Tranb
S. 114 bis 115.) Also die Befriedigung eines ganz uuevangelischeu Herrschafts¬
auspruchs, die als vorübergehende geschichtliche Notwendigkeit seinerzeit verziehn
werden konnte, heute aber unverzeihlich ist, bleibt auch dem gegenwärtigen Papste
die Hauptsache; das Verderbe» von Millionen Leibern und Seelen seiner Landes¬
kinder rührt thu nicht, der sich einbildet, der Vertreter Jesu von Nazareth zu sein!
Diese einzige Thatsache sollte doch eigentlich genügen, denkende Katholiken von ihrem
dugmatischen Wahne zu heilen, sie bescheiden von ihrer Kirche denken zu lehren
und zur Verständigung mit den Protestanten geneigt zu machen.


Eine Lanze für den Train.

Vor kurzem ist Freiherr vou Wechmar in der
Täglichen Rundschau energisch für den Train eingetreten. Er ist der Ansicht daß in
«"serm militärischen Leben der Grundsatz: gleiche Pflichten — gleiche Rechte dem
Train gegenüber nicht immer befolgt werde. Zugehen muß man ihm allerdings,
d"ß die Versetzung des Gnmbinner Artilleristen in das zweite Trainbataillon, eine
der unerfreulichen Begleiterscheiniiugen. wie sie das Abschiedsliebesmahl des Ober¬
leutnants .Mdebrandt'zeitigte, von dem gesamten Train, der ohnedies durch die
viele» Einfchübe schon etwas nervös geworden ist. unangenehm empfunden wird
Bekanntlich erhielte.: die vier ältern beteiligten Herren den Abschied der Leutnant
ist „mit der Versetzung zum Trnin davongekommen." wie es in den Zeitungen hieß.
Schön klingt das la nicht, aber deswegen braucht man noch nicht „armer ^rat»!
SU rufen, wie das v. W. thut. Wen« mancher stolze Grenadier oft aus seu.er
schien Garnison zur hohen Hausnummer »ach Lothringens oder Westpre.ißeus
Gefilden abgerufen wird und den Haarbusch einpacken muß - schreit kein Mensch:
arme Lothringer, arme hohe Nummer. denn des Königs Rock trägt der Versetzte
auch da mit Ehren weiter. Aber beim Train soll die Sache anders sein. Herr
v- W. erwähnt z B. den Tschako, den die Traimnannschaften tragen. Es ist genau
das Modell des Jägcrtschakos; bei den Jägern findet ihn kein Mensch unschön,



Eben jetzt hat dieser Philanthrop wieder einen neuen Greuel aufgedeckt- den wohl-
"rnonisierten Masscnhandel mit italienischen Kindern, die größtenteils ins Ausland verkauft
werden zu allerlei scheußlichen Zwecken.
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[0061] Maßgebliches und Unmaßgebliches Werke der Barmherzigkeit gezählt lind gemessen werden könnten, so würde sich vielleicht für die katholischen Völker, dank ihren charitativen Klosterorden, ein Über¬ schuß ergeben, und die Thätigkeit der modernen katholischen Sozialpolitiker und Organisationen verdient die höchste Anerkennung, Aber diese moderne Svzial- thätigkeit blüht doch vorzugsweise in Deutschland, wo die protestantische Konkurrenz dazu nötigt und die Wechselwirkung mit dem protestantischen Geistesleben und einer guten Staatsverwaltung sie fördert, in den katholischen Ländern aber fehlt es gänz¬ lich an dem, was besser ist als Barmherzigkeit, an einer vernünftigen Staats- und Gesellschaftsordnung. die der Entstehung des Elends vorbeugt. Leo XIII. redet und schreibt so unendlich viel, aber nie hat er ein Wort gesagt gegen die Greuel der Kiuderausbeutnng, die, wie die weltbekannten Zustände in den sizilianischen Schwefelgrnben und die Schriften des Staatsanwalts Zerrinntbeweisen, heute in Italien beinahe schlimmer sind, als sie vor achtzig Jahren in England waren. In so rohem Aberglauben wird doch kein katholischer Theologe mehr befangen sein, daß er sich einbildete, die priesterliche Absolution könne einen Menschen von der Hülle in seinem Innern befreien (und eine andre Hölle, als die sich die verdorbne Seele selbst bereitet, giebt es nicht),, die notwendigerweise mit einem Menschen heranwächst, der seine Kindheit unter 'beständigen Mißhandlungen in einer physisch und moralisch verpesteten Atmosphäre verbracht hat. Weit entfernt davon nun, eine katholische Bewegung zu begünstigen, die im Vnnde mit der sozialdemokratischen diesem Verderb vou Millionen italienischer Leiber und Seelen gesteuert habe» würde, hat die Kurie diese katholisch-demokratische Bewegung unterdrückt, weil sie will, daß alle Kräfte der katholisch gesinnten unter den Italienern (welches Zeugnis !^gen das Papsttum liegt schon darin, daß die nnr eine schwache Minderheit sind!) auf die Wiederherstellung des Kirchenstaats verwendet werden sollen. (Tranb S. 114 bis 115.) Also die Befriedigung eines ganz uuevangelischeu Herrschafts¬ auspruchs, die als vorübergehende geschichtliche Notwendigkeit seinerzeit verziehn werden konnte, heute aber unverzeihlich ist, bleibt auch dem gegenwärtigen Papste die Hauptsache; das Verderbe» von Millionen Leibern und Seelen seiner Landes¬ kinder rührt thu nicht, der sich einbildet, der Vertreter Jesu von Nazareth zu sein! Diese einzige Thatsache sollte doch eigentlich genügen, denkende Katholiken von ihrem dugmatischen Wahne zu heilen, sie bescheiden von ihrer Kirche denken zu lehren und zur Verständigung mit den Protestanten geneigt zu machen. Eine Lanze für den Train. Vor kurzem ist Freiherr vou Wechmar in der Täglichen Rundschau energisch für den Train eingetreten. Er ist der Ansicht daß in «"serm militärischen Leben der Grundsatz: gleiche Pflichten — gleiche Rechte dem Train gegenüber nicht immer befolgt werde. Zugehen muß man ihm allerdings, d"ß die Versetzung des Gnmbinner Artilleristen in das zweite Trainbataillon, eine der unerfreulichen Begleiterscheiniiugen. wie sie das Abschiedsliebesmahl des Ober¬ leutnants .Mdebrandt'zeitigte, von dem gesamten Train, der ohnedies durch die viele» Einfchübe schon etwas nervös geworden ist. unangenehm empfunden wird Bekanntlich erhielte.: die vier ältern beteiligten Herren den Abschied der Leutnant ist „mit der Versetzung zum Trnin davongekommen." wie es in den Zeitungen hieß. Schön klingt das la nicht, aber deswegen braucht man noch nicht „armer ^rat»! SU rufen, wie das v. W. thut. Wen« mancher stolze Grenadier oft aus seu.er schien Garnison zur hohen Hausnummer »ach Lothringens oder Westpre.ißeus Gefilden abgerufen wird und den Haarbusch einpacken muß - schreit kein Mensch: arme Lothringer, arme hohe Nummer. denn des Königs Rock trägt der Versetzte auch da mit Ehren weiter. Aber beim Train soll die Sache anders sein. Herr v- W. erwähnt z B. den Tschako, den die Traimnannschaften tragen. Es ist genau das Modell des Jägcrtschakos; bei den Jägern findet ihn kein Mensch unschön, Eben jetzt hat dieser Philanthrop wieder einen neuen Greuel aufgedeckt- den wohl- "rnonisierten Masscnhandel mit italienischen Kindern, die größtenteils ins Ausland verkauft werden zu allerlei scheußlichen Zwecken.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/61>, abgerufen am 01.09.2024.