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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Am Fuße des Hradschins

Weilen etwas tyrannisch auftretenden Leidenschaft muh prinzipiell nichts wissen sollte,
war ein Umstand entgangen, für den der Kantinenpächter ein schärferes Auge ge¬
habt haben würde als er, wenn es sich um dessen Tochter und einen jungen Soldaten,
Ware es auch nur der Trommelsimge gewesen, gehandelt hätte. Weil Joseph erst
sechzehn Jahre alt war und noch kein Schnurrbärtchen hatte, mochte unser Pater
die Möglichkeit, daß sich sein Schützling und Ministrant verlieben und daß
dabei die heilige Mutter Kirche in seinem Herzen zu Gunsten eines Götzenbildes ent¬
thront werde" könne, nicht gedacht haben. Bekanntlich ist für das erste Auftreten
dieser Leidenschaft ein Schnurrbärtchen keine oonclitio sine, ans, mein, und unser guter
Joseph hatte sich nicht bloß in die niedliche kleine Bofenka bis über die Ohren
verliebt, sondern er hatte auch - wer könnte den Geschmack solcher kleiner Schlangen
ergründen -- trotz des bis tief über die Stirn vorgcwachseueu Maulwurffellchcus
und der knlbigen°Nase. vielleicht wegen der gutmütigen, nun sehr verliebt drein¬
schauenden Augen bei der schonen kleinen Zofe Gnade gefunden: em einmaliges,
halbkindliches Techtelmechtel a, la, Cherubin, das aber bei dem guten dicken Jungen
rasch tiefere Wurzeln geschlagen und ihn mit Leib und Seele gefangen genommen
hatte. Das Unglück Ware anch für den Pater und die Kirche nicht grecs gewesen,
da der junge Schäfer doch nicht über ein paar gelegentliche Müh- und Beutetusse
hinausgekommen war. wenn nicht die Rückkehr des Grafen Biktor und und ihr
die Ankunft des Mohren der Idylle eine dramatische Pointe gegeben hatte, die dem
Kaplan ebenso wie die Idylle entgangen war.

Der Mohr war allerdings, wie von dem Fürsten vorausgesetz worden war.
nicht getauft und hätte als schwarzer Heide der kleinen Bö^cula Luft sein müssen;
"ber auch hier hatte sie ihre" eignen, weder von uns noch von dem guten ^vseph
begriffnen Geschmack gehabt. Nur der Mohr, der natürlich Hassan hieß und ein
Kmngssvhn war -- Mohren, die nach Europa herüberkommen, heißen alle Hasfnn
""d sind lauter Königssöhne --, nnr der schwarze Hassan, sagten wir verstand
""d billigte aus vollstem Kerzen Bosenkas guten Geschmack und verfolgte den einmal
errungnen Vorteil mit der Lebhaftigkeit eines Affen, dem man eine Violine geschenkt
hatte. Das Neue der Erscheinung, die Pracht des orientalischen Kostüms, die schnee¬
weißen Zähne und die große Zärtlichkeit des strammen Burschen hatten Vo^entr
sür ihn eingenommen. Der arme Joseph, der scho" in so früher Jugend die
Dualen der'Eifersucht zu erdulden bekommen und auf deu glücklichen, bisweiln"
etwas sehr zudringliche" Nebenbuhler einen furchtbaren Haß geworfen hatte, wurde
und härter geprüft: so hart, daß sein Herz sich gegen alles verstockte, was er bisher
geliebt und hochgeachtet hatte. Da nämlich der junge Königssohn möglichst bald
w'd zwar, wie die Gräfin nicht ohne Grund gehofft hatte, in Gegenwart des
Kardinalfürsterzbischofs getauft werden sollte, so hatte der Kaplan seine Vor-
bereitung dazii übernomn.e". und Joseph, der sich kei"e Rechenschaft davon zu geben
^mochte, daß das Interesse, das der Pater an dem neuen Zögling nahm, ganzberufsmäßig, und wie der technische Ausdruck lauten würde, spirituell war. glaubte
'us auch beim Kaplan durch den schwarzen Rivalen verdrängt. Den Kaplan strafte
^ 'n seiner Weise dadurch, daß er sich ingrimmig von ihm zurückzog und ihn ohne
-'"abrichten über das ließ, was er erfuhr, mochte ihm auch das eine oder das amore
d"von noch so wichtig erscheinen, dem Möhre" aber, der ihm leider an Körperkraft
!"eit überlegen war, hatte er Rache, bittre Rache geschworen. Wie er diese werde
über können, wußte er uoch nicht, aber der Hund des Fürsten, ein gewaltiger ^eu-
snndländer, der auf Joseph große Stücke hielt und inmitten der allgemeinen ^r-
värmsii'l.r,.^ ^
als l s ^ einzige war, der ihm treu geblieben zu sein schien, schwebte ihm
vester Bundesgenosse bei einem Anfall vor, den er zu unternehmen willens war.
A> ^glück war Lord nicht auf deu Mann dressiert, und wenn er nicht im
I'^blicke des Kampfes noch für ihn Partei ergriff, so war von seiner Beihilfe
"enlg^genug zu erhoffen.

inzwischen hatte sich der von Joseph boykottierte Kaplan mit den Nachrichten


Am Fuße des Hradschins

Weilen etwas tyrannisch auftretenden Leidenschaft muh prinzipiell nichts wissen sollte,
war ein Umstand entgangen, für den der Kantinenpächter ein schärferes Auge ge¬
habt haben würde als er, wenn es sich um dessen Tochter und einen jungen Soldaten,
Ware es auch nur der Trommelsimge gewesen, gehandelt hätte. Weil Joseph erst
sechzehn Jahre alt war und noch kein Schnurrbärtchen hatte, mochte unser Pater
die Möglichkeit, daß sich sein Schützling und Ministrant verlieben und daß
dabei die heilige Mutter Kirche in seinem Herzen zu Gunsten eines Götzenbildes ent¬
thront werde» könne, nicht gedacht haben. Bekanntlich ist für das erste Auftreten
dieser Leidenschaft ein Schnurrbärtchen keine oonclitio sine, ans, mein, und unser guter
Joseph hatte sich nicht bloß in die niedliche kleine Bofenka bis über die Ohren
verliebt, sondern er hatte auch - wer könnte den Geschmack solcher kleiner Schlangen
ergründen — trotz des bis tief über die Stirn vorgcwachseueu Maulwurffellchcus
und der knlbigen°Nase. vielleicht wegen der gutmütigen, nun sehr verliebt drein¬
schauenden Augen bei der schonen kleinen Zofe Gnade gefunden: em einmaliges,
halbkindliches Techtelmechtel a, la, Cherubin, das aber bei dem guten dicken Jungen
rasch tiefere Wurzeln geschlagen und ihn mit Leib und Seele gefangen genommen
hatte. Das Unglück Ware anch für den Pater und die Kirche nicht grecs gewesen,
da der junge Schäfer doch nicht über ein paar gelegentliche Müh- und Beutetusse
hinausgekommen war. wenn nicht die Rückkehr des Grafen Biktor und und ihr
die Ankunft des Mohren der Idylle eine dramatische Pointe gegeben hatte, die dem
Kaplan ebenso wie die Idylle entgangen war.

Der Mohr war allerdings, wie von dem Fürsten vorausgesetz worden war.
nicht getauft und hätte als schwarzer Heide der kleinen Bö^cula Luft sein müssen;
"ber auch hier hatte sie ihre» eignen, weder von uns noch von dem guten ^vseph
begriffnen Geschmack gehabt. Nur der Mohr, der natürlich Hassan hieß und ein
Kmngssvhn war — Mohren, die nach Europa herüberkommen, heißen alle Hasfnn
""d sind lauter Königssöhne —, nnr der schwarze Hassan, sagten wir verstand
""d billigte aus vollstem Kerzen Bosenkas guten Geschmack und verfolgte den einmal
errungnen Vorteil mit der Lebhaftigkeit eines Affen, dem man eine Violine geschenkt
hatte. Das Neue der Erscheinung, die Pracht des orientalischen Kostüms, die schnee¬
weißen Zähne und die große Zärtlichkeit des strammen Burschen hatten Vo^entr
sür ihn eingenommen. Der arme Joseph, der scho» in so früher Jugend die
Dualen der'Eifersucht zu erdulden bekommen und auf deu glücklichen, bisweiln»
etwas sehr zudringliche» Nebenbuhler einen furchtbaren Haß geworfen hatte, wurde
und härter geprüft: so hart, daß sein Herz sich gegen alles verstockte, was er bisher
geliebt und hochgeachtet hatte. Da nämlich der junge Königssohn möglichst bald
w'd zwar, wie die Gräfin nicht ohne Grund gehofft hatte, in Gegenwart des
Kardinalfürsterzbischofs getauft werden sollte, so hatte der Kaplan seine Vor-
bereitung dazii übernomn.e«. und Joseph, der sich kei»e Rechenschaft davon zu geben
^mochte, daß das Interesse, das der Pater an dem neuen Zögling nahm, ganzberufsmäßig, und wie der technische Ausdruck lauten würde, spirituell war. glaubte
'us auch beim Kaplan durch den schwarzen Rivalen verdrängt. Den Kaplan strafte
^ 'n seiner Weise dadurch, daß er sich ingrimmig von ihm zurückzog und ihn ohne
-'"abrichten über das ließ, was er erfuhr, mochte ihm auch das eine oder das amore
d»von noch so wichtig erscheinen, dem Möhre» aber, der ihm leider an Körperkraft
!"eit überlegen war, hatte er Rache, bittre Rache geschworen. Wie er diese werde
über können, wußte er uoch nicht, aber der Hund des Fürsten, ein gewaltiger ^eu-
snndländer, der auf Joseph große Stücke hielt und inmitten der allgemeinen ^r-
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als l s ^ einzige war, der ihm treu geblieben zu sein schien, schwebte ihm
vester Bundesgenosse bei einem Anfall vor, den er zu unternehmen willens war.
A> ^glück war Lord nicht auf deu Mann dressiert, und wenn er nicht im
I'^blicke des Kampfes noch für ihn Partei ergriff, so war von seiner Beihilfe
"enlg^genug zu erhoffen.

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[0565] Am Fuße des Hradschins Weilen etwas tyrannisch auftretenden Leidenschaft muh prinzipiell nichts wissen sollte, war ein Umstand entgangen, für den der Kantinenpächter ein schärferes Auge ge¬ habt haben würde als er, wenn es sich um dessen Tochter und einen jungen Soldaten, Ware es auch nur der Trommelsimge gewesen, gehandelt hätte. Weil Joseph erst sechzehn Jahre alt war und noch kein Schnurrbärtchen hatte, mochte unser Pater die Möglichkeit, daß sich sein Schützling und Ministrant verlieben und daß dabei die heilige Mutter Kirche in seinem Herzen zu Gunsten eines Götzenbildes ent¬ thront werde» könne, nicht gedacht haben. Bekanntlich ist für das erste Auftreten dieser Leidenschaft ein Schnurrbärtchen keine oonclitio sine, ans, mein, und unser guter Joseph hatte sich nicht bloß in die niedliche kleine Bofenka bis über die Ohren verliebt, sondern er hatte auch - wer könnte den Geschmack solcher kleiner Schlangen ergründen — trotz des bis tief über die Stirn vorgcwachseueu Maulwurffellchcus und der knlbigen°Nase. vielleicht wegen der gutmütigen, nun sehr verliebt drein¬ schauenden Augen bei der schonen kleinen Zofe Gnade gefunden: em einmaliges, halbkindliches Techtelmechtel a, la, Cherubin, das aber bei dem guten dicken Jungen rasch tiefere Wurzeln geschlagen und ihn mit Leib und Seele gefangen genommen hatte. Das Unglück Ware anch für den Pater und die Kirche nicht grecs gewesen, da der junge Schäfer doch nicht über ein paar gelegentliche Müh- und Beutetusse hinausgekommen war. wenn nicht die Rückkehr des Grafen Biktor und und ihr die Ankunft des Mohren der Idylle eine dramatische Pointe gegeben hatte, die dem Kaplan ebenso wie die Idylle entgangen war. Der Mohr war allerdings, wie von dem Fürsten vorausgesetz worden war. nicht getauft und hätte als schwarzer Heide der kleinen Bö^cula Luft sein müssen; "ber auch hier hatte sie ihre» eignen, weder von uns noch von dem guten ^vseph begriffnen Geschmack gehabt. Nur der Mohr, der natürlich Hassan hieß und ein Kmngssvhn war — Mohren, die nach Europa herüberkommen, heißen alle Hasfnn ""d sind lauter Königssöhne —, nnr der schwarze Hassan, sagten wir verstand ""d billigte aus vollstem Kerzen Bosenkas guten Geschmack und verfolgte den einmal errungnen Vorteil mit der Lebhaftigkeit eines Affen, dem man eine Violine geschenkt hatte. Das Neue der Erscheinung, die Pracht des orientalischen Kostüms, die schnee¬ weißen Zähne und die große Zärtlichkeit des strammen Burschen hatten Vo^entr sür ihn eingenommen. Der arme Joseph, der scho» in so früher Jugend die Dualen der'Eifersucht zu erdulden bekommen und auf deu glücklichen, bisweiln» etwas sehr zudringliche» Nebenbuhler einen furchtbaren Haß geworfen hatte, wurde und härter geprüft: so hart, daß sein Herz sich gegen alles verstockte, was er bisher geliebt und hochgeachtet hatte. Da nämlich der junge Königssohn möglichst bald w'd zwar, wie die Gräfin nicht ohne Grund gehofft hatte, in Gegenwart des Kardinalfürsterzbischofs getauft werden sollte, so hatte der Kaplan seine Vor- bereitung dazii übernomn.e«. und Joseph, der sich kei»e Rechenschaft davon zu geben ^mochte, daß das Interesse, das der Pater an dem neuen Zögling nahm, ganzberufsmäßig, und wie der technische Ausdruck lauten würde, spirituell war. glaubte 'us auch beim Kaplan durch den schwarzen Rivalen verdrängt. Den Kaplan strafte ^ 'n seiner Weise dadurch, daß er sich ingrimmig von ihm zurückzog und ihn ohne -'"abrichten über das ließ, was er erfuhr, mochte ihm auch das eine oder das amore d»von noch so wichtig erscheinen, dem Möhre» aber, der ihm leider an Körperkraft !"eit überlegen war, hatte er Rache, bittre Rache geschworen. Wie er diese werde über können, wußte er uoch nicht, aber der Hund des Fürsten, ein gewaltiger ^eu- snndländer, der auf Joseph große Stücke hielt und inmitten der allgemeinen ^r- värmsii'l.r,.^ ^ als l s ^ einzige war, der ihm treu geblieben zu sein schien, schwebte ihm vester Bundesgenosse bei einem Anfall vor, den er zu unternehmen willens war. A> ^glück war Lord nicht auf deu Mann dressiert, und wenn er nicht im I'^blicke des Kampfes noch für ihn Partei ergriff, so war von seiner Beihilfe "enlg^genug zu erhoffen. inzwischen hatte sich der von Joseph boykottierte Kaplan mit den Nachrichten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/565>, abgerufen am 01.09.2024.