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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Am Fuße dos Hradschms

die Klosterfrage und die guten Werke überhaupt stehn Sie in unserm Kreise wirklich
ganz vereinzelt da. Auch Paulas Onkel, unser guter Kardinal, dem niemand je
extreme Ansichten vorgeworfen hat -- wie hätte er solche anch bei seinen frühem
Kameraden nufleseu können! --, ist von dem Nutzen und der Notwendigkeit der
Kloster und der Heiligenverehrung überzeugt, und noch neulich bemerkte er, daß
man mit deren Abschaffung das Beil an die Wurzeln des Baumes legen würde.
Ohne Klöster, ohne Ablaß, ohne gute Werke und ohne die Fürsprache der Heiligen,
denkt auch er, sei die katholische Kirche einfach undenkbar.

Du lieber Gott, verehrte Tante, das stelle ich ja auch im allgemeinen gar
nicht in Abrede, und ich verdenke es weder dem Kardinal noch irgend einem unsrer
Prälaten, wenn sie die Kirche, der sie als deren Fürsten und höchstgestellte Diener
angehören, mit deu Mitteln groß und mächtig zu erhalten suchen, denen sie ihre
gegenwärtige gewaltige Stellung verdankt. Es wäre Selbstmord, wenn sie es nicht
thäten, und unser guter Prior vom Berge hat mir gerade auf der Stelle, auf der wir
jetzt stehn, auseinandergesetzt, daß die Kirche keinen, auch uicht den anscheinend
wertlosesten Abfall dulden könne, und daß er, was meine eigne unwürdige Person
anlangt, Rock und Kragen daran setzen würde, mich im Schoße der heiligen Mutter
Kirche festzuhalten und zu verhindern, daß ich unter die Abtrünnigen gerate.

Und habe" Ihnen die Worte unsers Priors keinen Eindruck gemacht, lieber
Viktor? Die gute Äbtissin hat mir noch gestern ganz in demselben Sinne von
Ihnen mit höchster Liebe und Teilnahme gesprochen. Sie macht mich gewissermaßen
dafür verantwortlich, daß Sie umkehren und wenigstens nach außen hin eine kirchen¬
freundlichere Haltung annehmen. Sie sagt, Sie sollten den Kardinal nnfsnchcn nud
ihm vorstellig macheu, daß man Sie bei ihm verleumdet und ohne Not angeschwärzt
habe. Sie sollen ihm sagen, daß sie dem Vineentiusvereine beizutreten wünschen,
und daß Sie kein prinzipieller Widersacher der Klöster und ihrer auch materiellen
Förderung seien.

Dem Kardinal werde ich ja mit Vergnügen meine Aufwartung machen. Wir
verstehn uns noch von früherer Zeit her sehr gut, und ich sehe zu wohl ein, welche
besondre Verpflichtungen ihm das Barett und das rote Gewand auferlegen, als
daß ich im Verkehr mit ihm eine Diskussion über Dinge herbeiführen möchte, die
er ox oklieiv verteidigen muß, und die ich deshalb, ohne taktlos zu sein, ihm gegenüber
nicht angreifen dürfte. Ich könnte ja anch statt in den Vineentinsverein in den
Dombauverein eintreten, denn den Ausbau dieses herrlichen Kunstwerks zu fördern
liegt mir ja ohnehin am Herzen. Auch wegen des Besuchs der Messe könnte ich
gern thun, was Sie und die Äbtissin wünschen. . .

Das ist recht von dir, Viktor, fiel Komtesse Paula eifrig ein. Du wirst sehen,
was du dem Kaplan dann! für eine Freude machst. Er sagt, seitdem du zurück
bist, und es bekannt ist, daß du die Messe schivänzst. . .

Aber Paula, sagte die Gräfin vorwurfsvoll,

Nun ja, es war mir ja nur so von der Zunge geschlüpft, weil Viktor auch
so sagt, und ich den Ausdruck komisch finde, , . Aber das ist richtig, seitdem die
Leute im Stalle wissen, daß du nicht zur Messe kommst, sind schon fünf von den
Kutschern und Reitknechten weggeblieben. Und gerade die besten. , .

Meinst du damit die frömmsten, Cousinchen?

Nein, so die besten, die ihre Sache verstehn und etwas auf sich halten. Und
von denen der Kaplnn natürlich anch geglaubt hatte, daß sie die frömmsten seien-

Sie sehen, Viktor, wie auch in diesem Falle böses Beispiel gute Sitten
verdirbt.

Ganz Wider meinen Willen, verehrte Tante, denn nichts liegt mir ferner als
die Absicht, irgend jemand seinen kirchlichen Pflichten zu entfremden. Wer an das
Wunder glaubt, soll ja nicht versäumen, ihm beizuwohnen.

Und Sie, Viktor, haben Sie denn den Glauben an das Wunder so ganz
verloren?


Am Fuße dos Hradschms

die Klosterfrage und die guten Werke überhaupt stehn Sie in unserm Kreise wirklich
ganz vereinzelt da. Auch Paulas Onkel, unser guter Kardinal, dem niemand je
extreme Ansichten vorgeworfen hat — wie hätte er solche anch bei seinen frühem
Kameraden nufleseu können! —, ist von dem Nutzen und der Notwendigkeit der
Kloster und der Heiligenverehrung überzeugt, und noch neulich bemerkte er, daß
man mit deren Abschaffung das Beil an die Wurzeln des Baumes legen würde.
Ohne Klöster, ohne Ablaß, ohne gute Werke und ohne die Fürsprache der Heiligen,
denkt auch er, sei die katholische Kirche einfach undenkbar.

Du lieber Gott, verehrte Tante, das stelle ich ja auch im allgemeinen gar
nicht in Abrede, und ich verdenke es weder dem Kardinal noch irgend einem unsrer
Prälaten, wenn sie die Kirche, der sie als deren Fürsten und höchstgestellte Diener
angehören, mit deu Mitteln groß und mächtig zu erhalten suchen, denen sie ihre
gegenwärtige gewaltige Stellung verdankt. Es wäre Selbstmord, wenn sie es nicht
thäten, und unser guter Prior vom Berge hat mir gerade auf der Stelle, auf der wir
jetzt stehn, auseinandergesetzt, daß die Kirche keinen, auch uicht den anscheinend
wertlosesten Abfall dulden könne, und daß er, was meine eigne unwürdige Person
anlangt, Rock und Kragen daran setzen würde, mich im Schoße der heiligen Mutter
Kirche festzuhalten und zu verhindern, daß ich unter die Abtrünnigen gerate.

Und habe» Ihnen die Worte unsers Priors keinen Eindruck gemacht, lieber
Viktor? Die gute Äbtissin hat mir noch gestern ganz in demselben Sinne von
Ihnen mit höchster Liebe und Teilnahme gesprochen. Sie macht mich gewissermaßen
dafür verantwortlich, daß Sie umkehren und wenigstens nach außen hin eine kirchen¬
freundlichere Haltung annehmen. Sie sagt, Sie sollten den Kardinal nnfsnchcn nud
ihm vorstellig macheu, daß man Sie bei ihm verleumdet und ohne Not angeschwärzt
habe. Sie sollen ihm sagen, daß sie dem Vineentiusvereine beizutreten wünschen,
und daß Sie kein prinzipieller Widersacher der Klöster und ihrer auch materiellen
Förderung seien.

Dem Kardinal werde ich ja mit Vergnügen meine Aufwartung machen. Wir
verstehn uns noch von früherer Zeit her sehr gut, und ich sehe zu wohl ein, welche
besondre Verpflichtungen ihm das Barett und das rote Gewand auferlegen, als
daß ich im Verkehr mit ihm eine Diskussion über Dinge herbeiführen möchte, die
er ox oklieiv verteidigen muß, und die ich deshalb, ohne taktlos zu sein, ihm gegenüber
nicht angreifen dürfte. Ich könnte ja anch statt in den Vineentinsverein in den
Dombauverein eintreten, denn den Ausbau dieses herrlichen Kunstwerks zu fördern
liegt mir ja ohnehin am Herzen. Auch wegen des Besuchs der Messe könnte ich
gern thun, was Sie und die Äbtissin wünschen. . .

Das ist recht von dir, Viktor, fiel Komtesse Paula eifrig ein. Du wirst sehen,
was du dem Kaplan dann! für eine Freude machst. Er sagt, seitdem du zurück
bist, und es bekannt ist, daß du die Messe schivänzst. . .

Aber Paula, sagte die Gräfin vorwurfsvoll,

Nun ja, es war mir ja nur so von der Zunge geschlüpft, weil Viktor auch
so sagt, und ich den Ausdruck komisch finde, , . Aber das ist richtig, seitdem die
Leute im Stalle wissen, daß du nicht zur Messe kommst, sind schon fünf von den
Kutschern und Reitknechten weggeblieben. Und gerade die besten. , .

Meinst du damit die frömmsten, Cousinchen?

Nein, so die besten, die ihre Sache verstehn und etwas auf sich halten. Und
von denen der Kaplnn natürlich anch geglaubt hatte, daß sie die frömmsten seien-

Sie sehen, Viktor, wie auch in diesem Falle böses Beispiel gute Sitten
verdirbt.

Ganz Wider meinen Willen, verehrte Tante, denn nichts liegt mir ferner als
die Absicht, irgend jemand seinen kirchlichen Pflichten zu entfremden. Wer an das
Wunder glaubt, soll ja nicht versäumen, ihm beizuwohnen.

Und Sie, Viktor, haben Sie denn den Glauben an das Wunder so ganz
verloren?


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[0560] Am Fuße dos Hradschms die Klosterfrage und die guten Werke überhaupt stehn Sie in unserm Kreise wirklich ganz vereinzelt da. Auch Paulas Onkel, unser guter Kardinal, dem niemand je extreme Ansichten vorgeworfen hat — wie hätte er solche anch bei seinen frühem Kameraden nufleseu können! —, ist von dem Nutzen und der Notwendigkeit der Kloster und der Heiligenverehrung überzeugt, und noch neulich bemerkte er, daß man mit deren Abschaffung das Beil an die Wurzeln des Baumes legen würde. Ohne Klöster, ohne Ablaß, ohne gute Werke und ohne die Fürsprache der Heiligen, denkt auch er, sei die katholische Kirche einfach undenkbar. Du lieber Gott, verehrte Tante, das stelle ich ja auch im allgemeinen gar nicht in Abrede, und ich verdenke es weder dem Kardinal noch irgend einem unsrer Prälaten, wenn sie die Kirche, der sie als deren Fürsten und höchstgestellte Diener angehören, mit deu Mitteln groß und mächtig zu erhalten suchen, denen sie ihre gegenwärtige gewaltige Stellung verdankt. Es wäre Selbstmord, wenn sie es nicht thäten, und unser guter Prior vom Berge hat mir gerade auf der Stelle, auf der wir jetzt stehn, auseinandergesetzt, daß die Kirche keinen, auch uicht den anscheinend wertlosesten Abfall dulden könne, und daß er, was meine eigne unwürdige Person anlangt, Rock und Kragen daran setzen würde, mich im Schoße der heiligen Mutter Kirche festzuhalten und zu verhindern, daß ich unter die Abtrünnigen gerate. Und habe» Ihnen die Worte unsers Priors keinen Eindruck gemacht, lieber Viktor? Die gute Äbtissin hat mir noch gestern ganz in demselben Sinne von Ihnen mit höchster Liebe und Teilnahme gesprochen. Sie macht mich gewissermaßen dafür verantwortlich, daß Sie umkehren und wenigstens nach außen hin eine kirchen¬ freundlichere Haltung annehmen. Sie sagt, Sie sollten den Kardinal nnfsnchcn nud ihm vorstellig macheu, daß man Sie bei ihm verleumdet und ohne Not angeschwärzt habe. Sie sollen ihm sagen, daß sie dem Vineentiusvereine beizutreten wünschen, und daß Sie kein prinzipieller Widersacher der Klöster und ihrer auch materiellen Förderung seien. Dem Kardinal werde ich ja mit Vergnügen meine Aufwartung machen. Wir verstehn uns noch von früherer Zeit her sehr gut, und ich sehe zu wohl ein, welche besondre Verpflichtungen ihm das Barett und das rote Gewand auferlegen, als daß ich im Verkehr mit ihm eine Diskussion über Dinge herbeiführen möchte, die er ox oklieiv verteidigen muß, und die ich deshalb, ohne taktlos zu sein, ihm gegenüber nicht angreifen dürfte. Ich könnte ja anch statt in den Vineentinsverein in den Dombauverein eintreten, denn den Ausbau dieses herrlichen Kunstwerks zu fördern liegt mir ja ohnehin am Herzen. Auch wegen des Besuchs der Messe könnte ich gern thun, was Sie und die Äbtissin wünschen. . . Das ist recht von dir, Viktor, fiel Komtesse Paula eifrig ein. Du wirst sehen, was du dem Kaplan dann! für eine Freude machst. Er sagt, seitdem du zurück bist, und es bekannt ist, daß du die Messe schivänzst. . . Aber Paula, sagte die Gräfin vorwurfsvoll, Nun ja, es war mir ja nur so von der Zunge geschlüpft, weil Viktor auch so sagt, und ich den Ausdruck komisch finde, , . Aber das ist richtig, seitdem die Leute im Stalle wissen, daß du nicht zur Messe kommst, sind schon fünf von den Kutschern und Reitknechten weggeblieben. Und gerade die besten. , . Meinst du damit die frömmsten, Cousinchen? Nein, so die besten, die ihre Sache verstehn und etwas auf sich halten. Und von denen der Kaplnn natürlich anch geglaubt hatte, daß sie die frömmsten seien- Sie sehen, Viktor, wie auch in diesem Falle böses Beispiel gute Sitten verdirbt. Ganz Wider meinen Willen, verehrte Tante, denn nichts liegt mir ferner als die Absicht, irgend jemand seinen kirchlichen Pflichten zu entfremden. Wer an das Wunder glaubt, soll ja nicht versäumen, ihm beizuwohnen. Und Sie, Viktor, haben Sie denn den Glauben an das Wunder so ganz verloren?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/560>, abgerufen am 01.09.2024.