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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Am Fuße des Hradschins

in die Tasche stecken lassen solle oder nicht. Und Egon, mit seinem Leichenbitter-
gesicht und seiner Armensündermiene, war ihm nnn erst recht zuwider. Er begriff
nicht, das; Paula das nicht einsah. Auch deren Mutter schien für die Unaussteh-
lichkeit dieses Menschen kein Auge und kein Ohr zu haben und ließ ihn immer für
holt gelten.

Ich nehme mirs jeden Tag von neuem vor, freundlich und nett mit ihm zu
sein, sagte Moutenero, aber es gelingt mir nie.

Mama, sagte Komtesse Paula lachend, die beiden sind mich zu verschieden, als
daß sie miteinander um demselben Strange ziehn konnten.

Dus ist schade, sagte die Gräfin, denn Egon, man mag sonst über ihn denken,
wie man Lust hat, zieht am richtigen. Seien Sie doch überzeugt, bester Viktor,
daß mir Ihr Wohl ganz ebenso am Herzen liegt wie das Egons, und daß ich es
mir recht wohl überlegt habe, wenn ich Ihnen ernstlich rate, so bald als möglich
einzulenken und wenigstens in der Form eine Opposition aufzugeben, die niemand
etwas nützt und Ihnen nnr Feinde macht, und zwar sehr wichtige nud gefährliche.

Ja, fügte Komtesse Paula bei, auch der Onkel und der Kardinal sind ein
wenig ungehalten auf dich, Viktor. Sie finden, daß dn mit deinen freigeistlerischen
Ideen zu weit gehst, und daß das, auch abgesehen von allem andern, mit der
Stellung eines böhmischen oder, wenn dn lieber willst, österreichischen Großgrund¬
besitzers nicht vereinbar ist.

Und wie denkst dn darüber, Cousinchen?

Wie soll ich darüber eine Meinung haben, Viktor! Dn denkst so, Mama denkt
unters, und mir ist es natürlich ebenso unmöglich, mich gegen deine wie gegen
Mamas Meinung zu entscheiden.

Und Egons Meinung, fragte die Gräfin vorwurfsvoll, gilt sie dir so wenig,
daß du ihrer nicht einmal erwähnst? Die vorsichtige Frau verfehlte nie, in solchen
Fällen die Balance wenigstens in der Form herzustellen. Man konnte nicht wissen,
wie sich die Dinge anlassen würden, und sie wollte bis zuletzt freie Hand behalten.

Ach. du weißt ja, Mama, mit Egon geht es mir wie Viktor. Ich fasse
jeden Tag vou neuem den Vorsatz, mich nicht über ihn zu ärgern und ihn nicht
unglimpflich zu behandeln, und ehe ich mich dessen versehe, ist er mir wieder einmal
glinz zuwider geworden, und ich muß meinen Unmut an ihm auslassen. Das ist
"un einmal stärker als ich. Unser guter Pater Aloysius hat es mir so und so oft
vorgestellt, wie unrecht es von mir ist. daß ich Egon trotz seiner moralischen Vor¬
trefflichkeit nicht so gut leiden mag wie ... ich meine, daß ich ihn nicht recht
leiden mag. Es bleibt trotz aller Vorstellungen und trotz aller guten Vorsätze dabei,
und ich müßte mich sehr irren, wenn es dem Onkel Vincenz und dem Onkel Klemens
nicht im verborgensten Winkel ihres Herzens auch so ginge wie mir. Egon sollte
w ein Kloster gehn, in ein nettes mit guter Kost und schöner Aussicht. Da wäre
^ mit seiner Dnckmänserei ganz an seinem Platze, findest du nicht auch, Viktor?

Um Gottes willen, Paula, wie kannst du so etwas sagen, platzte Mvntenerv
heraus, dem die treue, durch dick nud dünn gehende Bnndesgenossenschnft selner
Cousine kein neuer Triumph war. Du weißt ja doch, daß, wenn es nach mir ginge,
"lie Klöster morgen aufgehoben werden würden. Wie könnte ich denn je wünschen,
dnß ein ohnehin in seinen Vorurteilen so befangner Mensch, wie unser guter Vetter,
durch seinen Eintritt in ein Kloster noch tiefer in das mystische Dunkel des religiösen
Wunderglaubens hineingeführt würde.

Die Gräfin legte sich auch diesesmal rasch ins Mittel: das Ausgleichen, das
Glattreden war ihre Force. Lieber Viktor, sagte sie freundlich, keiner von uns
möchte Sie ja in ein Kloster schicken...

Das fehlte auch noch ... es war sonderbar, daß dieser etwas nnverblumte
und den Regeln der Unterhaltung im Monteneroschen Hause zuwidergehende Aus¬
druck Viktor und Paula wie aus einem Munde entfuhr.

New, Sie sollen bei uns bleiben, lieber Viktor, aber mit Ihren Ansichten über


Am Fuße des Hradschins

in die Tasche stecken lassen solle oder nicht. Und Egon, mit seinem Leichenbitter-
gesicht und seiner Armensündermiene, war ihm nnn erst recht zuwider. Er begriff
nicht, das; Paula das nicht einsah. Auch deren Mutter schien für die Unaussteh-
lichkeit dieses Menschen kein Auge und kein Ohr zu haben und ließ ihn immer für
holt gelten.

Ich nehme mirs jeden Tag von neuem vor, freundlich und nett mit ihm zu
sein, sagte Moutenero, aber es gelingt mir nie.

Mama, sagte Komtesse Paula lachend, die beiden sind mich zu verschieden, als
daß sie miteinander um demselben Strange ziehn konnten.

Dus ist schade, sagte die Gräfin, denn Egon, man mag sonst über ihn denken,
wie man Lust hat, zieht am richtigen. Seien Sie doch überzeugt, bester Viktor,
daß mir Ihr Wohl ganz ebenso am Herzen liegt wie das Egons, und daß ich es
mir recht wohl überlegt habe, wenn ich Ihnen ernstlich rate, so bald als möglich
einzulenken und wenigstens in der Form eine Opposition aufzugeben, die niemand
etwas nützt und Ihnen nnr Feinde macht, und zwar sehr wichtige nud gefährliche.

Ja, fügte Komtesse Paula bei, auch der Onkel und der Kardinal sind ein
wenig ungehalten auf dich, Viktor. Sie finden, daß dn mit deinen freigeistlerischen
Ideen zu weit gehst, und daß das, auch abgesehen von allem andern, mit der
Stellung eines böhmischen oder, wenn dn lieber willst, österreichischen Großgrund¬
besitzers nicht vereinbar ist.

Und wie denkst dn darüber, Cousinchen?

Wie soll ich darüber eine Meinung haben, Viktor! Dn denkst so, Mama denkt
unters, und mir ist es natürlich ebenso unmöglich, mich gegen deine wie gegen
Mamas Meinung zu entscheiden.

Und Egons Meinung, fragte die Gräfin vorwurfsvoll, gilt sie dir so wenig,
daß du ihrer nicht einmal erwähnst? Die vorsichtige Frau verfehlte nie, in solchen
Fällen die Balance wenigstens in der Form herzustellen. Man konnte nicht wissen,
wie sich die Dinge anlassen würden, und sie wollte bis zuletzt freie Hand behalten.

Ach. du weißt ja, Mama, mit Egon geht es mir wie Viktor. Ich fasse
jeden Tag vou neuem den Vorsatz, mich nicht über ihn zu ärgern und ihn nicht
unglimpflich zu behandeln, und ehe ich mich dessen versehe, ist er mir wieder einmal
glinz zuwider geworden, und ich muß meinen Unmut an ihm auslassen. Das ist
"un einmal stärker als ich. Unser guter Pater Aloysius hat es mir so und so oft
vorgestellt, wie unrecht es von mir ist. daß ich Egon trotz seiner moralischen Vor¬
trefflichkeit nicht so gut leiden mag wie ... ich meine, daß ich ihn nicht recht
leiden mag. Es bleibt trotz aller Vorstellungen und trotz aller guten Vorsätze dabei,
und ich müßte mich sehr irren, wenn es dem Onkel Vincenz und dem Onkel Klemens
nicht im verborgensten Winkel ihres Herzens auch so ginge wie mir. Egon sollte
w ein Kloster gehn, in ein nettes mit guter Kost und schöner Aussicht. Da wäre
^ mit seiner Dnckmänserei ganz an seinem Platze, findest du nicht auch, Viktor?

Um Gottes willen, Paula, wie kannst du so etwas sagen, platzte Mvntenerv
heraus, dem die treue, durch dick nud dünn gehende Bnndesgenossenschnft selner
Cousine kein neuer Triumph war. Du weißt ja doch, daß, wenn es nach mir ginge,
"lie Klöster morgen aufgehoben werden würden. Wie könnte ich denn je wünschen,
dnß ein ohnehin in seinen Vorurteilen so befangner Mensch, wie unser guter Vetter,
durch seinen Eintritt in ein Kloster noch tiefer in das mystische Dunkel des religiösen
Wunderglaubens hineingeführt würde.

Die Gräfin legte sich auch diesesmal rasch ins Mittel: das Ausgleichen, das
Glattreden war ihre Force. Lieber Viktor, sagte sie freundlich, keiner von uns
möchte Sie ja in ein Kloster schicken...

Das fehlte auch noch ... es war sonderbar, daß dieser etwas nnverblumte
und den Regeln der Unterhaltung im Monteneroschen Hause zuwidergehende Aus¬
druck Viktor und Paula wie aus einem Munde entfuhr.

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[0559] Am Fuße des Hradschins in die Tasche stecken lassen solle oder nicht. Und Egon, mit seinem Leichenbitter- gesicht und seiner Armensündermiene, war ihm nnn erst recht zuwider. Er begriff nicht, das; Paula das nicht einsah. Auch deren Mutter schien für die Unaussteh- lichkeit dieses Menschen kein Auge und kein Ohr zu haben und ließ ihn immer für holt gelten. Ich nehme mirs jeden Tag von neuem vor, freundlich und nett mit ihm zu sein, sagte Moutenero, aber es gelingt mir nie. Mama, sagte Komtesse Paula lachend, die beiden sind mich zu verschieden, als daß sie miteinander um demselben Strange ziehn konnten. Dus ist schade, sagte die Gräfin, denn Egon, man mag sonst über ihn denken, wie man Lust hat, zieht am richtigen. Seien Sie doch überzeugt, bester Viktor, daß mir Ihr Wohl ganz ebenso am Herzen liegt wie das Egons, und daß ich es mir recht wohl überlegt habe, wenn ich Ihnen ernstlich rate, so bald als möglich einzulenken und wenigstens in der Form eine Opposition aufzugeben, die niemand etwas nützt und Ihnen nnr Feinde macht, und zwar sehr wichtige nud gefährliche. Ja, fügte Komtesse Paula bei, auch der Onkel und der Kardinal sind ein wenig ungehalten auf dich, Viktor. Sie finden, daß dn mit deinen freigeistlerischen Ideen zu weit gehst, und daß das, auch abgesehen von allem andern, mit der Stellung eines böhmischen oder, wenn dn lieber willst, österreichischen Großgrund¬ besitzers nicht vereinbar ist. Und wie denkst dn darüber, Cousinchen? Wie soll ich darüber eine Meinung haben, Viktor! Dn denkst so, Mama denkt unters, und mir ist es natürlich ebenso unmöglich, mich gegen deine wie gegen Mamas Meinung zu entscheiden. Und Egons Meinung, fragte die Gräfin vorwurfsvoll, gilt sie dir so wenig, daß du ihrer nicht einmal erwähnst? Die vorsichtige Frau verfehlte nie, in solchen Fällen die Balance wenigstens in der Form herzustellen. Man konnte nicht wissen, wie sich die Dinge anlassen würden, und sie wollte bis zuletzt freie Hand behalten. Ach. du weißt ja, Mama, mit Egon geht es mir wie Viktor. Ich fasse jeden Tag vou neuem den Vorsatz, mich nicht über ihn zu ärgern und ihn nicht unglimpflich zu behandeln, und ehe ich mich dessen versehe, ist er mir wieder einmal glinz zuwider geworden, und ich muß meinen Unmut an ihm auslassen. Das ist "un einmal stärker als ich. Unser guter Pater Aloysius hat es mir so und so oft vorgestellt, wie unrecht es von mir ist. daß ich Egon trotz seiner moralischen Vor¬ trefflichkeit nicht so gut leiden mag wie ... ich meine, daß ich ihn nicht recht leiden mag. Es bleibt trotz aller Vorstellungen und trotz aller guten Vorsätze dabei, und ich müßte mich sehr irren, wenn es dem Onkel Vincenz und dem Onkel Klemens nicht im verborgensten Winkel ihres Herzens auch so ginge wie mir. Egon sollte w ein Kloster gehn, in ein nettes mit guter Kost und schöner Aussicht. Da wäre ^ mit seiner Dnckmänserei ganz an seinem Platze, findest du nicht auch, Viktor? Um Gottes willen, Paula, wie kannst du so etwas sagen, platzte Mvntenerv heraus, dem die treue, durch dick nud dünn gehende Bnndesgenossenschnft selner Cousine kein neuer Triumph war. Du weißt ja doch, daß, wenn es nach mir ginge, "lie Klöster morgen aufgehoben werden würden. Wie könnte ich denn je wünschen, dnß ein ohnehin in seinen Vorurteilen so befangner Mensch, wie unser guter Vetter, durch seinen Eintritt in ein Kloster noch tiefer in das mystische Dunkel des religiösen Wunderglaubens hineingeführt würde. Die Gräfin legte sich auch diesesmal rasch ins Mittel: das Ausgleichen, das Glattreden war ihre Force. Lieber Viktor, sagte sie freundlich, keiner von uns möchte Sie ja in ein Kloster schicken... Das fehlte auch noch ... es war sonderbar, daß dieser etwas nnverblumte und den Regeln der Unterhaltung im Monteneroschen Hause zuwidergehende Aus¬ druck Viktor und Paula wie aus einem Munde entfuhr. New, Sie sollen bei uns bleiben, lieber Viktor, aber mit Ihren Ansichten über

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/559>, abgerufen am 01.09.2024.