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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Interessen der Kirche als Freund oder als Feind von Bedeutung sein wird, ist dies
in erhöhtem Maße der Fall. Es beliebt Ihnen, die Kirche überhaupt als Menschen¬
werk, als etwas in Ihrem Leben und in dem des Staats "Nebensächliches" anzu¬
sehen, und dieser Irrtum veranlaßt Sie zu glauben, daß Sie nach eignem Ermessen
an dem Bau der Kirche und an ihrem Wirken deuteln und ändern können. Hüten
Sie sich, Graf, daß Sie nicht zwischen das Getriebe ihrer allmächtigen Räder
kommen und dabei zermalmt werden.

Was Hochwürden sagen, bestätigt mein Bedenken, daß die Kirche, wie sie jetzt
besteht, vielleicht wider ihren Willen, aber mit innerer Notwendigkeit eine Tyrannin
ist, der man blind gehorchen muß, wenn man ihr nicht als Ketzer oder Widersacher
gegenübertreten will. Das ist die Schuld der Kirche, nicht die unsre, ich meine
derer, die auch in geistlichen Dingen freie Forschung als die erste Vorbedingung für
die Möglichkeit eines allmählichen Fortschritts ansehen.

Die beiden waren unter diesem Gespräch an der Se. Gevrgenkapelle und am
Dome vorbei über die öden Burghofe weg nach dem Fürsterzbischöflichen Palais
gegangen. Der Prälat, der dem Kardinal seine Aufwartung macheu wollte, trennte
sich hier von Moutenero. Nicht mit einem Händedrucke, wie das sonst zwischen den
beiden üblich war, sondern mit einer leichten Neigung des Hauptes, nachdem er,
gewissermaßen als Abschluß der Diskussion, noch sehr ernst und eindringlich gesagt
hatte: Ich warne Sie, Graf, hüten Sie sich in kirchlichen Fragen vor der freien
Forschung und vor allem, was aus ihr an Unbotmäßigkeit und Unglauben erwächst.
Sie sehen die Kirche irrtümlicherweise als eine rein geistige Macht an, der man in
weltlichen Dingen unbedenklich Widerstand leisten darf. Kein Irrtum kaun Ihnen
so verhängnisvoll sein als dieser, denn Sie verkennen damit nicht allein das Wesen
der Kirche, sondern auch die Größe der Ihnen drohenden Gefahr.




Als wenn es darauf abgesehen gewesen wäre, Montenero in eine Stimmung
zu bringen, die ihn veranlaßte, die Warnung des Priors in den Wind zu schlagen,
kamen ihm über den Platz die Gräfin L'Hermage und deren Tochter entgegen. Da
sie eine der Stiftsdamen aufsuchen wollten, so schloß er sich ihnen an, ging mit
ihnen den eben in Gesellschaft des Priors gemachten Weg zurück und würde über
dem muntern Geplnuder, mit dem ihn die beiden Damen empfingen, die ernsten
Worte des Prälaten ganz vergessen haben, wenn nicht die Gräfin ziemlich bald das
Gespräch von den Stadtneuigkeiten auf ungefähr denselben Gegenstand gebracht hätte,
das der Prior verhandelt hatte.

Die Äbtissin hatte es für ihre Pflicht gehalten, die Gräfin zu warnen, offenbar
in der Hoffnung, daß es dieser gelingen würde, ihren Einfluß auf Montenero geltend
zu machen und so das Äußerste, was sie kommen sah, abzuwenden. Selbstverständlich
hatte die Äbtissin nicht gesagt, was sie von den Absichten des Priors wußte, sondern
nur in allgemeinen Ausdrücken von den Gefahren gesprochen, denen man sich anch
heutzutage noch aussetze, wenn man der Kirche Widerstand zu leisten wage, und
wenn dieser Widerstand der Kirche unbequem oder gefährlich erscheine. Dieses
Thema behandelte nun die Gräfin auf ihre Weise, indem sie dabei den rein äußer¬
lichen Dinge", mit, deuen sie sich soviel zu schaffen machte, und ans denen ihrer
Meinung nach wahrhaft kirchliches Wesen bestand, das Wort redete. Warum war er
dem Vincentinsvereine noch immer nicht beigetreten? Warum hatte er demi Kardinal
seinen Besuch zu macheu versäumt? Warum fehlte er jeden Morgen bei der Messet
Was hatte er gegen den Pater Alohfins, der ihn anzuleiten bereit war? Konnte
er für den Vetter Egon, der ein so gewissenhafter Mensch und guter Katholik war,
nicht etwas freundlicher und zuvorkommender sein?

Das waren viel Fragen auf einmal. Freilich waren das alles nur Äußerlich¬
keiten, worin er sich hätte fügsam zeigen können. Wenn sie nur nicht so eng mit
der einen Hauptfrage zusammengehangen hätten, ob man sich von der Geistlichkeit


Interessen der Kirche als Freund oder als Feind von Bedeutung sein wird, ist dies
in erhöhtem Maße der Fall. Es beliebt Ihnen, die Kirche überhaupt als Menschen¬
werk, als etwas in Ihrem Leben und in dem des Staats „Nebensächliches" anzu¬
sehen, und dieser Irrtum veranlaßt Sie zu glauben, daß Sie nach eignem Ermessen
an dem Bau der Kirche und an ihrem Wirken deuteln und ändern können. Hüten
Sie sich, Graf, daß Sie nicht zwischen das Getriebe ihrer allmächtigen Räder
kommen und dabei zermalmt werden.

Was Hochwürden sagen, bestätigt mein Bedenken, daß die Kirche, wie sie jetzt
besteht, vielleicht wider ihren Willen, aber mit innerer Notwendigkeit eine Tyrannin
ist, der man blind gehorchen muß, wenn man ihr nicht als Ketzer oder Widersacher
gegenübertreten will. Das ist die Schuld der Kirche, nicht die unsre, ich meine
derer, die auch in geistlichen Dingen freie Forschung als die erste Vorbedingung für
die Möglichkeit eines allmählichen Fortschritts ansehen.

Die beiden waren unter diesem Gespräch an der Se. Gevrgenkapelle und am
Dome vorbei über die öden Burghofe weg nach dem Fürsterzbischöflichen Palais
gegangen. Der Prälat, der dem Kardinal seine Aufwartung macheu wollte, trennte
sich hier von Moutenero. Nicht mit einem Händedrucke, wie das sonst zwischen den
beiden üblich war, sondern mit einer leichten Neigung des Hauptes, nachdem er,
gewissermaßen als Abschluß der Diskussion, noch sehr ernst und eindringlich gesagt
hatte: Ich warne Sie, Graf, hüten Sie sich in kirchlichen Fragen vor der freien
Forschung und vor allem, was aus ihr an Unbotmäßigkeit und Unglauben erwächst.
Sie sehen die Kirche irrtümlicherweise als eine rein geistige Macht an, der man in
weltlichen Dingen unbedenklich Widerstand leisten darf. Kein Irrtum kaun Ihnen
so verhängnisvoll sein als dieser, denn Sie verkennen damit nicht allein das Wesen
der Kirche, sondern auch die Größe der Ihnen drohenden Gefahr.




Als wenn es darauf abgesehen gewesen wäre, Montenero in eine Stimmung
zu bringen, die ihn veranlaßte, die Warnung des Priors in den Wind zu schlagen,
kamen ihm über den Platz die Gräfin L'Hermage und deren Tochter entgegen. Da
sie eine der Stiftsdamen aufsuchen wollten, so schloß er sich ihnen an, ging mit
ihnen den eben in Gesellschaft des Priors gemachten Weg zurück und würde über
dem muntern Geplnuder, mit dem ihn die beiden Damen empfingen, die ernsten
Worte des Prälaten ganz vergessen haben, wenn nicht die Gräfin ziemlich bald das
Gespräch von den Stadtneuigkeiten auf ungefähr denselben Gegenstand gebracht hätte,
das der Prior verhandelt hatte.

Die Äbtissin hatte es für ihre Pflicht gehalten, die Gräfin zu warnen, offenbar
in der Hoffnung, daß es dieser gelingen würde, ihren Einfluß auf Montenero geltend
zu machen und so das Äußerste, was sie kommen sah, abzuwenden. Selbstverständlich
hatte die Äbtissin nicht gesagt, was sie von den Absichten des Priors wußte, sondern
nur in allgemeinen Ausdrücken von den Gefahren gesprochen, denen man sich anch
heutzutage noch aussetze, wenn man der Kirche Widerstand zu leisten wage, und
wenn dieser Widerstand der Kirche unbequem oder gefährlich erscheine. Dieses
Thema behandelte nun die Gräfin auf ihre Weise, indem sie dabei den rein äußer¬
lichen Dinge«, mit, deuen sie sich soviel zu schaffen machte, und ans denen ihrer
Meinung nach wahrhaft kirchliches Wesen bestand, das Wort redete. Warum war er
dem Vincentinsvereine noch immer nicht beigetreten? Warum hatte er demi Kardinal
seinen Besuch zu macheu versäumt? Warum fehlte er jeden Morgen bei der Messet
Was hatte er gegen den Pater Alohfins, der ihn anzuleiten bereit war? Konnte
er für den Vetter Egon, der ein so gewissenhafter Mensch und guter Katholik war,
nicht etwas freundlicher und zuvorkommender sein?

Das waren viel Fragen auf einmal. Freilich waren das alles nur Äußerlich¬
keiten, worin er sich hätte fügsam zeigen können. Wenn sie nur nicht so eng mit
der einen Hauptfrage zusammengehangen hätten, ob man sich von der Geistlichkeit


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[0558] Interessen der Kirche als Freund oder als Feind von Bedeutung sein wird, ist dies in erhöhtem Maße der Fall. Es beliebt Ihnen, die Kirche überhaupt als Menschen¬ werk, als etwas in Ihrem Leben und in dem des Staats „Nebensächliches" anzu¬ sehen, und dieser Irrtum veranlaßt Sie zu glauben, daß Sie nach eignem Ermessen an dem Bau der Kirche und an ihrem Wirken deuteln und ändern können. Hüten Sie sich, Graf, daß Sie nicht zwischen das Getriebe ihrer allmächtigen Räder kommen und dabei zermalmt werden. Was Hochwürden sagen, bestätigt mein Bedenken, daß die Kirche, wie sie jetzt besteht, vielleicht wider ihren Willen, aber mit innerer Notwendigkeit eine Tyrannin ist, der man blind gehorchen muß, wenn man ihr nicht als Ketzer oder Widersacher gegenübertreten will. Das ist die Schuld der Kirche, nicht die unsre, ich meine derer, die auch in geistlichen Dingen freie Forschung als die erste Vorbedingung für die Möglichkeit eines allmählichen Fortschritts ansehen. Die beiden waren unter diesem Gespräch an der Se. Gevrgenkapelle und am Dome vorbei über die öden Burghofe weg nach dem Fürsterzbischöflichen Palais gegangen. Der Prälat, der dem Kardinal seine Aufwartung macheu wollte, trennte sich hier von Moutenero. Nicht mit einem Händedrucke, wie das sonst zwischen den beiden üblich war, sondern mit einer leichten Neigung des Hauptes, nachdem er, gewissermaßen als Abschluß der Diskussion, noch sehr ernst und eindringlich gesagt hatte: Ich warne Sie, Graf, hüten Sie sich in kirchlichen Fragen vor der freien Forschung und vor allem, was aus ihr an Unbotmäßigkeit und Unglauben erwächst. Sie sehen die Kirche irrtümlicherweise als eine rein geistige Macht an, der man in weltlichen Dingen unbedenklich Widerstand leisten darf. Kein Irrtum kaun Ihnen so verhängnisvoll sein als dieser, denn Sie verkennen damit nicht allein das Wesen der Kirche, sondern auch die Größe der Ihnen drohenden Gefahr. Als wenn es darauf abgesehen gewesen wäre, Montenero in eine Stimmung zu bringen, die ihn veranlaßte, die Warnung des Priors in den Wind zu schlagen, kamen ihm über den Platz die Gräfin L'Hermage und deren Tochter entgegen. Da sie eine der Stiftsdamen aufsuchen wollten, so schloß er sich ihnen an, ging mit ihnen den eben in Gesellschaft des Priors gemachten Weg zurück und würde über dem muntern Geplnuder, mit dem ihn die beiden Damen empfingen, die ernsten Worte des Prälaten ganz vergessen haben, wenn nicht die Gräfin ziemlich bald das Gespräch von den Stadtneuigkeiten auf ungefähr denselben Gegenstand gebracht hätte, das der Prior verhandelt hatte. Die Äbtissin hatte es für ihre Pflicht gehalten, die Gräfin zu warnen, offenbar in der Hoffnung, daß es dieser gelingen würde, ihren Einfluß auf Montenero geltend zu machen und so das Äußerste, was sie kommen sah, abzuwenden. Selbstverständlich hatte die Äbtissin nicht gesagt, was sie von den Absichten des Priors wußte, sondern nur in allgemeinen Ausdrücken von den Gefahren gesprochen, denen man sich anch heutzutage noch aussetze, wenn man der Kirche Widerstand zu leisten wage, und wenn dieser Widerstand der Kirche unbequem oder gefährlich erscheine. Dieses Thema behandelte nun die Gräfin auf ihre Weise, indem sie dabei den rein äußer¬ lichen Dinge«, mit, deuen sie sich soviel zu schaffen machte, und ans denen ihrer Meinung nach wahrhaft kirchliches Wesen bestand, das Wort redete. Warum war er dem Vincentinsvereine noch immer nicht beigetreten? Warum hatte er demi Kardinal seinen Besuch zu macheu versäumt? Warum fehlte er jeden Morgen bei der Messet Was hatte er gegen den Pater Alohfins, der ihn anzuleiten bereit war? Konnte er für den Vetter Egon, der ein so gewissenhafter Mensch und guter Katholik war, nicht etwas freundlicher und zuvorkommender sein? Das waren viel Fragen auf einmal. Freilich waren das alles nur Äußerlich¬ keiten, worin er sich hätte fügsam zeigen können. Wenn sie nur nicht so eng mit der einen Hauptfrage zusammengehangen hätten, ob man sich von der Geistlichkeit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/558>, abgerufen am 01.09.2024.