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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Die Entwicklung und Bedeutung der deutschen Lebensversicherung

wogegen sich dieser Satz bei den amerikanischen Gesellschaften ans 18,4 Prozent,
bei den englischen auf°10,7, den schweizerischen auf 9,2 und den französischen
auf 7,4 stellt. Die in Deutschland stark arbeitende "Newyork" verbrauchte im
Jahre 1901 18,4 Prozent ihrer gesamten Jahreseinnahmen zur Deckung ihres
Vmvnltungsaufwandes. Ju Bezug auf die Sterblichtcitsverhältnisse dieser
Gesellschaft wies die "Deutsche Versicherungszeitung" kürzlich für die Jahre 1897
bis 1901 zahlenmäßig nach, daß sich die Sterbefälle im ersten Versicheruugs-
jahre bei der "Newyork" nahezu verdreifacht habe", obwohl der Vcrsichcrungs-
bestand einen Zugang von ungefähr 60 Prozent erfahren hat. Trotz ulledem
herrscht in einem Teile des deutschen Publikums noch eine große Vorliebe für
die ausländischen Lebensversicherungsgesellschaften. Teils mag daran der alte
germanische Erbfehler schuld sein, der das Beste immer nur im Auslande zu
finden glaubt, teils sind es, was die amerikanischen Anstalten angeht, die
Ausdehnung und die gewaltigen Zahlen, mit denen sie vielen deutschen Vcr-
sichcrungskandidaten imponieren. Aber gerade mit der Ausdehnung und der
Weltstellung der amerikanischen Niesengesellschafteu sind schwerwiegende Nach¬
teile verhüllten, die für die Versicherten eine Verteuerung der Versicherung
bedeuten, wie sich das auch in den angeführten Zahlen ausdrückt.

Durch das Zusammenwirken der besprochnen günstige" Gewinnquelleu
erzielten die deutschen Lebensversicherungsgesellschaften im Jahre 1901 einen
Überschuß von insgesamt 64.7 Millionen Mark. Rund 90 Prozent davon,
"änlich 58,1 Millionen wurden zur Dividendenverteilung an die Versicherte"
überwiesen.' Davon fallen 33,7 Millionen auf die Mitglieder der Gegcn-
seitigkeitsanstalten, 24,4 Millionen auf die Versicherten der Aktiengesellschaften.
Deren Aktionäre erhielte" an Dividende" 4,9 Millionen Mark, wodurch sich
bar cinbezahlte Aktienkapital mit durchschnittlich 13^ Prozent verzinste.

Am Jahresschlusse 1901 besaßen die deutschen Gesellschaften ein

Gesamtv erwogen von.....Mark 274"! 25.15.27
darunter waren
Extra- und Dividendenrescrven
einschließlich des bar cinbezahlten .".l,-,,.. ^
Aktien- und GarnntickapitnlS . . ,, ^,2W1427

Nach den Anlagewerten verteilen sich diese Fonds auf

Hypotheken........... 80.14 Prozent
Eigne Effekten........> - "
Policendarlehen......... '>,^>
Wechsel, laufende Guthaben und Aufstände 7,N. "
Grundbesitz, Inventar und bare Kasse , . 2,ü0 "

In dieser Art der Vermögensanlegung macht sich wieder ein wesentlicher
^zug der deutscheu Lebensversicherung vor der fremdländischen geltend,
während hier der weitaus größte Teil der Aktiven in Hypotheken besteht, die
""wer "och verhältnismäßig die höchste Sicherheit bieten, herrschen bei deu
"isländischen Gesellschafte./in hohem Maße die Wertpapiere vor. Und dabei
s"'d es z. B. bei den Amerikanern noch größtenteils Eisenbahn- und Jnduswe-
pupiere. darunter auch Trustattieu. Nahezu die Hälfte des Vermögens der


Die Entwicklung und Bedeutung der deutschen Lebensversicherung

wogegen sich dieser Satz bei den amerikanischen Gesellschaften ans 18,4 Prozent,
bei den englischen auf°10,7, den schweizerischen auf 9,2 und den französischen
auf 7,4 stellt. Die in Deutschland stark arbeitende „Newyork" verbrauchte im
Jahre 1901 18,4 Prozent ihrer gesamten Jahreseinnahmen zur Deckung ihres
Vmvnltungsaufwandes. Ju Bezug auf die Sterblichtcitsverhältnisse dieser
Gesellschaft wies die „Deutsche Versicherungszeitung" kürzlich für die Jahre 1897
bis 1901 zahlenmäßig nach, daß sich die Sterbefälle im ersten Versicheruugs-
jahre bei der „Newyork" nahezu verdreifacht habe», obwohl der Vcrsichcrungs-
bestand einen Zugang von ungefähr 60 Prozent erfahren hat. Trotz ulledem
herrscht in einem Teile des deutschen Publikums noch eine große Vorliebe für
die ausländischen Lebensversicherungsgesellschaften. Teils mag daran der alte
germanische Erbfehler schuld sein, der das Beste immer nur im Auslande zu
finden glaubt, teils sind es, was die amerikanischen Anstalten angeht, die
Ausdehnung und die gewaltigen Zahlen, mit denen sie vielen deutschen Vcr-
sichcrungskandidaten imponieren. Aber gerade mit der Ausdehnung und der
Weltstellung der amerikanischen Niesengesellschafteu sind schwerwiegende Nach¬
teile verhüllten, die für die Versicherten eine Verteuerung der Versicherung
bedeuten, wie sich das auch in den angeführten Zahlen ausdrückt.

Durch das Zusammenwirken der besprochnen günstige» Gewinnquelleu
erzielten die deutschen Lebensversicherungsgesellschaften im Jahre 1901 einen
Überschuß von insgesamt 64.7 Millionen Mark. Rund 90 Prozent davon,
"änlich 58,1 Millionen wurden zur Dividendenverteilung an die Versicherte»
überwiesen.' Davon fallen 33,7 Millionen auf die Mitglieder der Gegcn-
seitigkeitsanstalten, 24,4 Millionen auf die Versicherten der Aktiengesellschaften.
Deren Aktionäre erhielte» an Dividende» 4,9 Millionen Mark, wodurch sich
bar cinbezahlte Aktienkapital mit durchschnittlich 13^ Prozent verzinste.

Am Jahresschlusse 1901 besaßen die deutschen Gesellschaften ein

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während hier der weitaus größte Teil der Aktiven in Hypotheken besteht, die
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"isländischen Gesellschafte./in hohem Maße die Wertpapiere vor. Und dabei
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[0537] Die Entwicklung und Bedeutung der deutschen Lebensversicherung wogegen sich dieser Satz bei den amerikanischen Gesellschaften ans 18,4 Prozent, bei den englischen auf°10,7, den schweizerischen auf 9,2 und den französischen auf 7,4 stellt. Die in Deutschland stark arbeitende „Newyork" verbrauchte im Jahre 1901 18,4 Prozent ihrer gesamten Jahreseinnahmen zur Deckung ihres Vmvnltungsaufwandes. Ju Bezug auf die Sterblichtcitsverhältnisse dieser Gesellschaft wies die „Deutsche Versicherungszeitung" kürzlich für die Jahre 1897 bis 1901 zahlenmäßig nach, daß sich die Sterbefälle im ersten Versicheruugs- jahre bei der „Newyork" nahezu verdreifacht habe», obwohl der Vcrsichcrungs- bestand einen Zugang von ungefähr 60 Prozent erfahren hat. Trotz ulledem herrscht in einem Teile des deutschen Publikums noch eine große Vorliebe für die ausländischen Lebensversicherungsgesellschaften. Teils mag daran der alte germanische Erbfehler schuld sein, der das Beste immer nur im Auslande zu finden glaubt, teils sind es, was die amerikanischen Anstalten angeht, die Ausdehnung und die gewaltigen Zahlen, mit denen sie vielen deutschen Vcr- sichcrungskandidaten imponieren. Aber gerade mit der Ausdehnung und der Weltstellung der amerikanischen Niesengesellschafteu sind schwerwiegende Nach¬ teile verhüllten, die für die Versicherten eine Verteuerung der Versicherung bedeuten, wie sich das auch in den angeführten Zahlen ausdrückt. Durch das Zusammenwirken der besprochnen günstige» Gewinnquelleu erzielten die deutschen Lebensversicherungsgesellschaften im Jahre 1901 einen Überschuß von insgesamt 64.7 Millionen Mark. Rund 90 Prozent davon, "änlich 58,1 Millionen wurden zur Dividendenverteilung an die Versicherte» überwiesen.' Davon fallen 33,7 Millionen auf die Mitglieder der Gegcn- seitigkeitsanstalten, 24,4 Millionen auf die Versicherten der Aktiengesellschaften. Deren Aktionäre erhielte» an Dividende» 4,9 Millionen Mark, wodurch sich bar cinbezahlte Aktienkapital mit durchschnittlich 13^ Prozent verzinste. Am Jahresschlusse 1901 besaßen die deutschen Gesellschaften ein Gesamtv erwogen von.....Mark 274«! 25.15.27 darunter waren Extra- und Dividendenrescrven einschließlich des bar cinbezahlten .„.l,-,,.. ^ Aktien- und GarnntickapitnlS . . ,, ^,2W1427 Nach den Anlagewerten verteilen sich diese Fonds auf Hypotheken........... 80.14 Prozent Eigne Effekten........> - " Policendarlehen......... '>,^> Wechsel, laufende Guthaben und Aufstände 7,N. „ Grundbesitz, Inventar und bare Kasse , . 2,ü0 „ In dieser Art der Vermögensanlegung macht sich wieder ein wesentlicher ^zug der deutscheu Lebensversicherung vor der fremdländischen geltend, während hier der weitaus größte Teil der Aktiven in Hypotheken besteht, die ""wer „och verhältnismäßig die höchste Sicherheit bieten, herrschen bei deu "isländischen Gesellschafte./in hohem Maße die Wertpapiere vor. Und dabei s"'d es z. B. bei den Amerikanern noch größtenteils Eisenbahn- und Jnduswe- pupiere. darunter auch Trustattieu. Nahezu die Hälfte des Vermögens der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/537>, abgerufen am 01.09.2024.