Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
!)on der Religion Altronis

Krone. -- Mit der hartnäckigen Starrheit der einstigen preußischen Fort¬
schrittspartei beharrte dagegen die deutsche Verfassungspartei unter Führung
des Dr. Herbst bei ihrem Nein,

(Schluß folgt)




Von der Religion Altroms

is vierte Abteilung des 5. Bandes des von Iwan vou Müller
herausgegebnen Handbuchs der klassischen Altertumswissenschaft
ist soeben bei C. H. Beck in München erschienen: Religion
und Kultus der Römer von Dr. Georg Wissowa, ordent¬
lichem Professor an der Universität Halle. Mit diesem Buche,
das alles enthält, was zur Zeit von dem Gegenstande gewußt werden kaun,
darf dieser Zweig der Altertumswissenschaft vorläufig für abgeschlossn gelten;
>vir benutzen es deshalb dazu, das Kapitel "Religion" in unsern Betrachtungen
über den Römerstaat (im Jahrgang 1899 der Grenzboten) zu ergänzen. An
unsrer Auffassung des Wesens und des Charakters der altrömischen Religion
haben wir nichts zu korrigieren, aber wir werden über viele Einzelheiten
genauer unterrichtet, und von dem, was wir da gelernt haben, dürfte doch
manches auch für einen weitem Leserkreis Interesse haben.

Der Verfasser will nicht die italische Volksreligion, sondern nur die
^mische Religion darstellen. Soweit diese nnn ebenfalls Volksreligion ist,
^um man ihre ursprüngliche Gestalt aus der lateinischen Litteratur nicht er¬
nennen, weil diese zu einer Zeit entstanden ist, wo das ganze geistige Leben
und namentlich auch die Religion von dem Griechentum beeinflußt war, und
die religiösen Vorstellungen des Volkes und des Altertums von den Ge¬
badeten gar nicht mehr verstanden wurden. "Des alten Cato Schrift vom
^andbau mit ihren kostbaren Gebetsformeln, wenige Partien der plautinischen
Komödien, eine Anzahl von Stellen der Naturgeschichte des ältern Plinius,
^n paar Dutzend zerstreute Notizen vou uicht immer zweifelloser Zuverlässig¬
st und Tragweite, all das zusammen würde nicht entfernt ausreichen, auch
"ur eine dürftige Grundlage unsers Wissens abzugeben, wenn hier nicht die
Monumentalen und inschriftlichen Quellen ergänzend einträten. Von Art und
Bedeutung des häuslichen Kultus der Laren, Penaten, des Genius haben uns
^se die aufgedeckten Häuser Pompejis mit ihren Hauskapellen und Sakrcil-
^idem eine Vorstellung vermittelt; Votivstatuen und Altarreliefs, auch die
^ünzbilder haben uns über die Auffassung und den Knltnszusammenhang
^nzelner Gottheiten unvermutete Aufschlüsse gegeben, vor allem aber bieten
°^ Tausende erhaltener Weihinschriften aus allen Teilen des römischen
Deichs einen fast unermeßlichen Stoff." Um Aufsindung, Sammlung und Er-
lärung dieser Inschriften hat sich bekanntlich niemand in dein Grade verdient
gemacht wie Mommsen. Wissowa hat ihm denn auch sein Buch gewidmet


Grenzboten >V 1302 65
!)on der Religion Altronis

Krone. — Mit der hartnäckigen Starrheit der einstigen preußischen Fort¬
schrittspartei beharrte dagegen die deutsche Verfassungspartei unter Führung
des Dr. Herbst bei ihrem Nein,

(Schluß folgt)




Von der Religion Altroms

is vierte Abteilung des 5. Bandes des von Iwan vou Müller
herausgegebnen Handbuchs der klassischen Altertumswissenschaft
ist soeben bei C. H. Beck in München erschienen: Religion
und Kultus der Römer von Dr. Georg Wissowa, ordent¬
lichem Professor an der Universität Halle. Mit diesem Buche,
das alles enthält, was zur Zeit von dem Gegenstande gewußt werden kaun,
darf dieser Zweig der Altertumswissenschaft vorläufig für abgeschlossn gelten;
>vir benutzen es deshalb dazu, das Kapitel „Religion" in unsern Betrachtungen
über den Römerstaat (im Jahrgang 1899 der Grenzboten) zu ergänzen. An
unsrer Auffassung des Wesens und des Charakters der altrömischen Religion
haben wir nichts zu korrigieren, aber wir werden über viele Einzelheiten
genauer unterrichtet, und von dem, was wir da gelernt haben, dürfte doch
manches auch für einen weitem Leserkreis Interesse haben.

Der Verfasser will nicht die italische Volksreligion, sondern nur die
^mische Religion darstellen. Soweit diese nnn ebenfalls Volksreligion ist,
^um man ihre ursprüngliche Gestalt aus der lateinischen Litteratur nicht er¬
nennen, weil diese zu einer Zeit entstanden ist, wo das ganze geistige Leben
und namentlich auch die Religion von dem Griechentum beeinflußt war, und
die religiösen Vorstellungen des Volkes und des Altertums von den Ge¬
badeten gar nicht mehr verstanden wurden. „Des alten Cato Schrift vom
^andbau mit ihren kostbaren Gebetsformeln, wenige Partien der plautinischen
Komödien, eine Anzahl von Stellen der Naturgeschichte des ältern Plinius,
^n paar Dutzend zerstreute Notizen vou uicht immer zweifelloser Zuverlässig¬
st und Tragweite, all das zusammen würde nicht entfernt ausreichen, auch
"ur eine dürftige Grundlage unsers Wissens abzugeben, wenn hier nicht die
Monumentalen und inschriftlichen Quellen ergänzend einträten. Von Art und
Bedeutung des häuslichen Kultus der Laren, Penaten, des Genius haben uns
^se die aufgedeckten Häuser Pompejis mit ihren Hauskapellen und Sakrcil-
^idem eine Vorstellung vermittelt; Votivstatuen und Altarreliefs, auch die
^ünzbilder haben uns über die Auffassung und den Knltnszusammenhang
^nzelner Gottheiten unvermutete Aufschlüsse gegeben, vor allem aber bieten
°^ Tausende erhaltener Weihinschriften aus allen Teilen des römischen
Deichs einen fast unermeßlichen Stoff." Um Aufsindung, Sammlung und Er-
lärung dieser Inschriften hat sich bekanntlich niemand in dein Grade verdient
gemacht wie Mommsen. Wissowa hat ihm denn auch sein Buch gewidmet


Grenzboten >V 1302 65
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239311"/>
          <fw type="header" place="top"> !)on der Religion Altronis</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2492" prev="#ID_2491"> Krone. &#x2014; Mit der hartnäckigen Starrheit der einstigen preußischen Fort¬<lb/>
schrittspartei beharrte dagegen die deutsche Verfassungspartei unter Führung<lb/>
des Dr. Herbst bei ihrem Nein,</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2493"> (Schluß folgt)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Von der Religion Altroms</head><lb/>
          <p xml:id="ID_2494"> is vierte Abteilung des 5. Bandes des von Iwan vou Müller<lb/>
herausgegebnen Handbuchs der klassischen Altertumswissenschaft<lb/>
ist soeben bei C. H. Beck in München erschienen: Religion<lb/>
und Kultus der Römer von Dr. Georg Wissowa, ordent¬<lb/>
lichem Professor an der Universität Halle. Mit diesem Buche,<lb/>
das alles enthält, was zur Zeit von dem Gegenstande gewußt werden kaun,<lb/>
darf dieser Zweig der Altertumswissenschaft vorläufig für abgeschlossn gelten;<lb/>
&gt;vir benutzen es deshalb dazu, das Kapitel &#x201E;Religion" in unsern Betrachtungen<lb/>
über den Römerstaat (im Jahrgang 1899 der Grenzboten) zu ergänzen. An<lb/>
unsrer Auffassung des Wesens und des Charakters der altrömischen Religion<lb/>
haben wir nichts zu korrigieren, aber wir werden über viele Einzelheiten<lb/>
genauer unterrichtet, und von dem, was wir da gelernt haben, dürfte doch<lb/>
manches auch für einen weitem Leserkreis Interesse haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2495" next="#ID_2496"> Der Verfasser will nicht die italische Volksreligion, sondern nur die<lb/>
^mische Religion darstellen. Soweit diese nnn ebenfalls Volksreligion ist,<lb/>
^um man ihre ursprüngliche Gestalt aus der lateinischen Litteratur nicht er¬<lb/>
nennen, weil diese zu einer Zeit entstanden ist, wo das ganze geistige Leben<lb/>
und namentlich auch die Religion von dem Griechentum beeinflußt war, und<lb/>
die religiösen Vorstellungen des Volkes und des Altertums von den Ge¬<lb/>
badeten gar nicht mehr verstanden wurden. &#x201E;Des alten Cato Schrift vom<lb/>
^andbau mit ihren kostbaren Gebetsformeln, wenige Partien der plautinischen<lb/>
Komödien, eine Anzahl von Stellen der Naturgeschichte des ältern Plinius,<lb/>
^n paar Dutzend zerstreute Notizen vou uicht immer zweifelloser Zuverlässig¬<lb/>
st und Tragweite, all das zusammen würde nicht entfernt ausreichen, auch<lb/>
"ur eine dürftige Grundlage unsers Wissens abzugeben, wenn hier nicht die<lb/>
Monumentalen und inschriftlichen Quellen ergänzend einträten. Von Art und<lb/>
Bedeutung des häuslichen Kultus der Laren, Penaten, des Genius haben uns<lb/>
^se die aufgedeckten Häuser Pompejis mit ihren Hauskapellen und Sakrcil-<lb/>
^idem eine Vorstellung vermittelt; Votivstatuen und Altarreliefs, auch die<lb/>
^ünzbilder haben uns über die Auffassung und den Knltnszusammenhang<lb/>
^nzelner Gottheiten unvermutete Aufschlüsse gegeben, vor allem aber bieten<lb/>
°^ Tausende erhaltener Weihinschriften aus allen Teilen des römischen<lb/>
Deichs einen fast unermeßlichen Stoff." Um Aufsindung, Sammlung und Er-<lb/>
lärung dieser Inschriften hat sich bekanntlich niemand in dein Grade verdient<lb/>
gemacht wie Mommsen.  Wissowa hat ihm denn auch sein Buch gewidmet</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten &gt;V 1302 65</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0523] !)on der Religion Altronis Krone. — Mit der hartnäckigen Starrheit der einstigen preußischen Fort¬ schrittspartei beharrte dagegen die deutsche Verfassungspartei unter Führung des Dr. Herbst bei ihrem Nein, (Schluß folgt) Von der Religion Altroms is vierte Abteilung des 5. Bandes des von Iwan vou Müller herausgegebnen Handbuchs der klassischen Altertumswissenschaft ist soeben bei C. H. Beck in München erschienen: Religion und Kultus der Römer von Dr. Georg Wissowa, ordent¬ lichem Professor an der Universität Halle. Mit diesem Buche, das alles enthält, was zur Zeit von dem Gegenstande gewußt werden kaun, darf dieser Zweig der Altertumswissenschaft vorläufig für abgeschlossn gelten; >vir benutzen es deshalb dazu, das Kapitel „Religion" in unsern Betrachtungen über den Römerstaat (im Jahrgang 1899 der Grenzboten) zu ergänzen. An unsrer Auffassung des Wesens und des Charakters der altrömischen Religion haben wir nichts zu korrigieren, aber wir werden über viele Einzelheiten genauer unterrichtet, und von dem, was wir da gelernt haben, dürfte doch manches auch für einen weitem Leserkreis Interesse haben. Der Verfasser will nicht die italische Volksreligion, sondern nur die ^mische Religion darstellen. Soweit diese nnn ebenfalls Volksreligion ist, ^um man ihre ursprüngliche Gestalt aus der lateinischen Litteratur nicht er¬ nennen, weil diese zu einer Zeit entstanden ist, wo das ganze geistige Leben und namentlich auch die Religion von dem Griechentum beeinflußt war, und die religiösen Vorstellungen des Volkes und des Altertums von den Ge¬ badeten gar nicht mehr verstanden wurden. „Des alten Cato Schrift vom ^andbau mit ihren kostbaren Gebetsformeln, wenige Partien der plautinischen Komödien, eine Anzahl von Stellen der Naturgeschichte des ältern Plinius, ^n paar Dutzend zerstreute Notizen vou uicht immer zweifelloser Zuverlässig¬ st und Tragweite, all das zusammen würde nicht entfernt ausreichen, auch "ur eine dürftige Grundlage unsers Wissens abzugeben, wenn hier nicht die Monumentalen und inschriftlichen Quellen ergänzend einträten. Von Art und Bedeutung des häuslichen Kultus der Laren, Penaten, des Genius haben uns ^se die aufgedeckten Häuser Pompejis mit ihren Hauskapellen und Sakrcil- ^idem eine Vorstellung vermittelt; Votivstatuen und Altarreliefs, auch die ^ünzbilder haben uns über die Auffassung und den Knltnszusammenhang ^nzelner Gottheiten unvermutete Aufschlüsse gegeben, vor allem aber bieten °^ Tausende erhaltener Weihinschriften aus allen Teilen des römischen Deichs einen fast unermeßlichen Stoff." Um Aufsindung, Sammlung und Er- lärung dieser Inschriften hat sich bekanntlich niemand in dein Grade verdient gemacht wie Mommsen. Wissowa hat ihm denn auch sein Buch gewidmet Grenzboten >V 1302 65

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/523
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/523>, abgerufen am 01.09.2024.