Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Am Fuße des Hrcrdschins tels Lesen von allerhand uns dem Index stehenden oder sonst verpöntem Büchern Sind es Apfelschimmel, Onkelchen? fragte Komtesse Paula etwas unvermittelt, Der Fürst berichtete, der eine der beiden Hengste sei ein Fliegenschimmel, der O Onkelchen, laß mich den Apfelschimmel haben! Wenn es Viktor recht ist, warum deun nicht? Aber ihm müssen wir es, denke Ach Onkelchen, das thu ich ja auch mit tausend Freuden. Der Kaplan fühlte, daß der Wind schon wieder von der falschen Seite kam, Der Montenerosche Besitz, der manches unter einem souveränen Fürsten stehende Wenn es Durchlaucht recht ist, könnte er gleich fahren, damit sie nicht gnr zu "Durchlaucht" war das recht. In Details, wie in so eine Führe, bei der Ja, sagte der Kaplan, das kann Joseph gleich morgen früh hintragen. Da¬ Den Junkern des Ökonomierath und dem Eleven hatte nicht sehr zugeredet zu Am Fuße des Hrcrdschins tels Lesen von allerhand uns dem Index stehenden oder sonst verpöntem Büchern Sind es Apfelschimmel, Onkelchen? fragte Komtesse Paula etwas unvermittelt, Der Fürst berichtete, der eine der beiden Hengste sei ein Fliegenschimmel, der O Onkelchen, laß mich den Apfelschimmel haben! Wenn es Viktor recht ist, warum deun nicht? Aber ihm müssen wir es, denke Ach Onkelchen, das thu ich ja auch mit tausend Freuden. Der Kaplan fühlte, daß der Wind schon wieder von der falschen Seite kam, Der Montenerosche Besitz, der manches unter einem souveränen Fürsten stehende Wenn es Durchlaucht recht ist, könnte er gleich fahren, damit sie nicht gnr zu „Durchlaucht" war das recht. In Details, wie in so eine Führe, bei der Ja, sagte der Kaplan, das kann Joseph gleich morgen früh hintragen. Da¬ Den Junkern des Ökonomierath und dem Eleven hatte nicht sehr zugeredet zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0506" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239294"/> <fw type="header" place="top"> Am Fuße des Hrcrdschins</fw><lb/> <p xml:id="ID_2429" prev="#ID_2428"> tels Lesen von allerhand uns dem Index stehenden oder sonst verpöntem Büchern<lb/> und durch den Umgang mit Ketzern arg bedroht sei, so dürfte man doch die Hoff¬<lb/> nung nicht aufgeben, daß es dem hochwürdigsten Prälaten vom Berge, dem man<lb/> die wunderbarsten Seelenrettungen zu danken habe, mich gelingen werde, einen<lb/> Freigeist wie den Grafen Viktor in den Schoß der heiligen Kirche zurück¬<lb/> zubringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2430"> Sind es Apfelschimmel, Onkelchen? fragte Komtesse Paula etwas unvermittelt,<lb/> als wenn die ganze Zeit von weiß und nicht von schwarz gesprochen worden<lb/> wäre. Ihre Mutter bezeichnete solche aus der Pistole geschossene Fragen, für die<lb/> die Jngend eine Vorliebe hat, als mcostions a, brulo-xourvoint, die man ver¬<lb/> meiden müßte, und es ist nicht zu leugnen, daß ein Eingehn auf Komtesse Paulas<lb/> Frage einen Gesprächssprung involvierte, der einem geradezu den Atem nahm. Da<lb/> dieser Sprung jedoch von einem Thema abführte, das der Gräfin wegen der Un-<lb/> berechenbarkeit des Grafen Egon nicht geheuer war, so kam ihre Tochter diesesmnl<lb/> ohne Strafpredigt davon.</p><lb/> <p xml:id="ID_2431"> Der Fürst berichtete, der eine der beiden Hengste sei ein Fliegenschimmel, der<lb/> andre ein Apfelschimmel.</p><lb/> <p xml:id="ID_2432"> O Onkelchen, laß mich den Apfelschimmel haben!</p><lb/> <p xml:id="ID_2433"> Wenn es Viktor recht ist, warum deun nicht? Aber ihm müssen wir es, denke<lb/> ich, doch schließlich überlassen, wein er den. einen geben will, und wem den andern.<lb/> Er wird ja auch bald genug weg haben, welcher von beiden sich am besten zum<lb/> Zelter eignet. Da kannst du dich blind auf ihn verlassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2434"> Ach Onkelchen, das thu ich ja auch mit tausend Freuden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2435"> Der Kaplan fühlte, daß der Wind schon wieder von der falschen Seite kam,<lb/> und dieser konträre Wind blies obendrein recht munter. Haben die gnädigste Gräfin<lb/> Befehle für Prag? fragte er diversivnshalber. Joseph konnte auch Pakete mitnehmen,<lb/> da ihn einer von den Eleven mit den Zuckern des Ökonomierath nach der Stadt<lb/> bringen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_2436"> Der Montenerosche Besitz, der manches unter einem souveränen Fürsten stehende<lb/> Gebiet um Umfang und Bedeutung übertraf, war so ausgedehnt, die Bewirtschaftung<lb/> von Land und Forst nebst den damit verbundnen industriellen Unternehmungen<lb/> war so verzweigt, daß dem Fürsten die allerdings von seinem Gelde gekauften, mit<lb/> seinem Heu und seinem Hafer gefütterten Junker des Ökonomierath ebenso fern<lb/> standen, wie dem Generalissimus eine beliebige Spannfuhre. Wann soll denn der<lb/> Junge fahren? fragte er, mehr um etwas zu sagen, als weil ihn die Sache be¬<lb/> schäftigt hätte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2437"> Wenn es Durchlaucht recht ist, könnte er gleich fahren, damit sie nicht gnr zu<lb/> spät in der Nacht ankommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2438"> „Durchlaucht" war das recht. In Details, wie in so eine Führe, bei der<lb/> nur Joseph, ein Eleve und die Junker des Ökonomierath beteiligt waren, griff er<lb/> nie ein. Und die Gräfin, nun, die hatte natürlich ein Paket, das sie mitzugeben<lb/> wünschte. Es wäre das erste mal gewesen, daß eine derartige Gelegenheit sie<lb/> Sans vert, überrascht hätte. Das Paket war obendrein für die Äbtissin bestimmt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2439"> Ja, sagte der Kaplan, das kann Joseph gleich morgen früh hintragen. Da¬<lb/> gegen erfuhr die Gräfin nicht, daß dieser selbe Joseph dieser selben Äbtissin noch<lb/> in später Abend- oder Nachtstunde eiuen Brief überbringen würde. Das waren<lb/> Geheimnisse, in die man nur eingeweiht wurde, wenn man der engern Gemein¬<lb/> schaft der Wissenden angehörte, und dieser Vorzug konnte einem Laien nicht zu teil<lb/> werden, er mochte als Katholik noch so treu und pflichteifrig sein. Das waren<lb/> Standesgeheimnisse.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_2440" next="#ID_2441"> Den Junkern des Ökonomierath und dem Eleven hatte nicht sehr zugeredet zu<lb/> werden brauchen. Sie hatten ihre Schuldigkeit gethan. Der Gedanke, daß er in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0506]
Am Fuße des Hrcrdschins
tels Lesen von allerhand uns dem Index stehenden oder sonst verpöntem Büchern
und durch den Umgang mit Ketzern arg bedroht sei, so dürfte man doch die Hoff¬
nung nicht aufgeben, daß es dem hochwürdigsten Prälaten vom Berge, dem man
die wunderbarsten Seelenrettungen zu danken habe, mich gelingen werde, einen
Freigeist wie den Grafen Viktor in den Schoß der heiligen Kirche zurück¬
zubringen.
Sind es Apfelschimmel, Onkelchen? fragte Komtesse Paula etwas unvermittelt,
als wenn die ganze Zeit von weiß und nicht von schwarz gesprochen worden
wäre. Ihre Mutter bezeichnete solche aus der Pistole geschossene Fragen, für die
die Jngend eine Vorliebe hat, als mcostions a, brulo-xourvoint, die man ver¬
meiden müßte, und es ist nicht zu leugnen, daß ein Eingehn auf Komtesse Paulas
Frage einen Gesprächssprung involvierte, der einem geradezu den Atem nahm. Da
dieser Sprung jedoch von einem Thema abführte, das der Gräfin wegen der Un-
berechenbarkeit des Grafen Egon nicht geheuer war, so kam ihre Tochter diesesmnl
ohne Strafpredigt davon.
Der Fürst berichtete, der eine der beiden Hengste sei ein Fliegenschimmel, der
andre ein Apfelschimmel.
O Onkelchen, laß mich den Apfelschimmel haben!
Wenn es Viktor recht ist, warum deun nicht? Aber ihm müssen wir es, denke
ich, doch schließlich überlassen, wein er den. einen geben will, und wem den andern.
Er wird ja auch bald genug weg haben, welcher von beiden sich am besten zum
Zelter eignet. Da kannst du dich blind auf ihn verlassen.
Ach Onkelchen, das thu ich ja auch mit tausend Freuden.
Der Kaplan fühlte, daß der Wind schon wieder von der falschen Seite kam,
und dieser konträre Wind blies obendrein recht munter. Haben die gnädigste Gräfin
Befehle für Prag? fragte er diversivnshalber. Joseph konnte auch Pakete mitnehmen,
da ihn einer von den Eleven mit den Zuckern des Ökonomierath nach der Stadt
bringen wird.
Der Montenerosche Besitz, der manches unter einem souveränen Fürsten stehende
Gebiet um Umfang und Bedeutung übertraf, war so ausgedehnt, die Bewirtschaftung
von Land und Forst nebst den damit verbundnen industriellen Unternehmungen
war so verzweigt, daß dem Fürsten die allerdings von seinem Gelde gekauften, mit
seinem Heu und seinem Hafer gefütterten Junker des Ökonomierath ebenso fern
standen, wie dem Generalissimus eine beliebige Spannfuhre. Wann soll denn der
Junge fahren? fragte er, mehr um etwas zu sagen, als weil ihn die Sache be¬
schäftigt hätte.
Wenn es Durchlaucht recht ist, könnte er gleich fahren, damit sie nicht gnr zu
spät in der Nacht ankommen.
„Durchlaucht" war das recht. In Details, wie in so eine Führe, bei der
nur Joseph, ein Eleve und die Junker des Ökonomierath beteiligt waren, griff er
nie ein. Und die Gräfin, nun, die hatte natürlich ein Paket, das sie mitzugeben
wünschte. Es wäre das erste mal gewesen, daß eine derartige Gelegenheit sie
Sans vert, überrascht hätte. Das Paket war obendrein für die Äbtissin bestimmt.
Ja, sagte der Kaplan, das kann Joseph gleich morgen früh hintragen. Da¬
gegen erfuhr die Gräfin nicht, daß dieser selbe Joseph dieser selben Äbtissin noch
in später Abend- oder Nachtstunde eiuen Brief überbringen würde. Das waren
Geheimnisse, in die man nur eingeweiht wurde, wenn man der engern Gemein¬
schaft der Wissenden angehörte, und dieser Vorzug konnte einem Laien nicht zu teil
werden, er mochte als Katholik noch so treu und pflichteifrig sein. Das waren
Standesgeheimnisse.
Den Junkern des Ökonomierath und dem Eleven hatte nicht sehr zugeredet zu
werden brauchen. Sie hatten ihre Schuldigkeit gethan. Der Gedanke, daß er in
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |