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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Am Füsze des l^radschins

Schriftzeichen für die unnachahmlichen Zungen-, Gaumen- und Zahnlaute mitgeteilt
würde? Er muß sich das Tschechische sowie das Ausdrucksvolle und Gebärdenreiche
des Vortrags nach Möglichkeit selbst vorzustellen suchen.

Der gute dicke Joseph war in Kladno Kalfattorsjnnge gewesen, als Pater
Aloysius noch dem dortigen Konvent der Gesellschaft Jesu angehörte, und der Pater,
der seit anderthalb Jahren Kaplan des alten Fürsten war, hatte wohl gewußt, was
er that, als er den Jungen dem Haushofmeister für den Hausdienst empfohlen
hatte. Das ruhelose und doch behagliche Umherschleichen, womit Katzen ganze Stunden
des Tags und der Nacht hinzubringen Pflegen, war ihm so eigen, daß er außer
nachts, wo er den Niesen Goliath hätte überschnarchen können, nicht rastete.
zog von früh bis abends ans geräuschlosen Sohlen durch alle Zimmer, im Winter,
um nach den Feuern zu sehen, im Sonnner, um Jalousien zu offnen oder zu schließen,
und jedermann war das so gewohnt worden, daß man keine weitere Acht auf ihn
gab. Er kam und ging, unbeobachtet wie die Fcderwölkchen am Himmel, mit denen
^ freilich außer der Geräuschlosigkeit nichts gemein hatte. Denn ätherisch war er
"icht: im Gegenteil, er war unter den Jungen seines Alters das, was die Magen-
Wurst unter den Viktunlien ist und das Einnndzwanzigcentimeterkaliber unter den
Geschützen. Mit dem kugelrunden Kopfe, der knlbigen Nase, der an Milchkaffee
erinnernden Hautfarbe und dem über die Stiru bis dicht auf die Augenbrauen
hernntcrgewachseuen, kurzgeschvrucn schwarzen Haar, das wie Maulwurfsfell aussah,
würde er deu Eindruck eines richtigen Rüpels gemacht haben, wenn der ans seinen
^ugen und Angen sprechende gutmütige Ausdruck das Derbe und Urwüchsige der
^Icheinuug nicht einigermaßen gemildert hätte. Er war so behaglich, und sein Tritt
War so geräuschlos, daß man sich seine Nähe wie die eines gewohnten Haustiers
^fallen, ließ. Deu Kapellcudienst konnte er nebenbei besorgen, und das im Hanse
>cruinziehn war sein Hauptberuf. Da nun kein Arg vor ihm hatte, so hörte er
überall, was gesagt wurde, und hinterbrachte, was er gehört hatte, brühwarm dem
niplan. Man könnte beinahe sagen ans frommem Pflichteifer, denn die Väter der
eiellschaft Jesu kamen ihm unmittelbar nach dem lieben Gott. Er betrieb sein
.'Ahnchteuwesen wie eine Art Tempeldienst. Von dem, was er hinterbrachte, war
ideelles vieles wertlos, aber ab und zu war doch etwas darunter, was dem Pater
'Uohsins von Wichtigkeit erschien.

^. Da der Fürst alt und kinderlos war, so hatten die klugen Väter schon seit
Zähren el" vorbedachtes Auge auf seinen Besitz, auf das Majorat sowohl als auch
Y das Allodialvermögen geworfen. Den Grafen Viktor, den Sohn eines ver¬
ordnen Bruders des Fürsten, dem bei dessen Tode das Majorat zukam, und der
A^ri für den mntmaßlichen Erben seines Privatvermögens galt, hatte man nach
^sten beiseite zu schieben und in der Meinung des Fürsten anzuschwärzen gesucht,
M^" wan traute, was den Glauben und die Kirche anlangte, seinen Ansichten und
esinnungen nicht. Während der letzten Monate war man allerdings ohne Sorge
egen des gefährlichen Einflusses gewesen, den er "leider Gottes" durch seine ge-
und"es^ Persönlichkeit auf den alten Herrn ausübte, denn eine nach Kleinasien
hatt unternommne Reise hatte ihn glücklicherweise ferngehalten, und man
oder^ Wagehalsigkeit war bekannt -- auf einen, männermvrdenden Seesturm
auf einen halsabschneiderischen Beduinen gehofft, mit deren Hilfe man seiner
h^^ ^gue Sünde" entledigt gewesen wäre. Aber diese menschenfreundliche Hoffnung
^ ^ sich nicht erfüllt, und mau mußte für die allernächste Zeit neuer Sorge und
der ""g.'^zusehen, da Graf Viktor auf der Heimreise war und in Prag, wohin
Wer 5' ^ alljährlich, auch dieses Jahr für deu Spätherbst und den Winter
rzusiedeln im Begriff stand, zu länger". Besuch erwartet wurde,

für r ^ dem Fürsten nicht a" Unterhaltung fehlen möchte, und damit er
hätte Mvdialbesitz, der zu den bedeutendsten Böhmens zählte. Erben zur Hand
ge-wa' ^'"^ ^"'^ Gräfin L'Hermage mit ihrer Tochter Paula ganz zu ihm
" gen, und Pater Aloysius redete im Verein mit de" sonst im Hanse verkehrenden


Am Füsze des l^radschins

Schriftzeichen für die unnachahmlichen Zungen-, Gaumen- und Zahnlaute mitgeteilt
würde? Er muß sich das Tschechische sowie das Ausdrucksvolle und Gebärdenreiche
des Vortrags nach Möglichkeit selbst vorzustellen suchen.

Der gute dicke Joseph war in Kladno Kalfattorsjnnge gewesen, als Pater
Aloysius noch dem dortigen Konvent der Gesellschaft Jesu angehörte, und der Pater,
der seit anderthalb Jahren Kaplan des alten Fürsten war, hatte wohl gewußt, was
er that, als er den Jungen dem Haushofmeister für den Hausdienst empfohlen
hatte. Das ruhelose und doch behagliche Umherschleichen, womit Katzen ganze Stunden
des Tags und der Nacht hinzubringen Pflegen, war ihm so eigen, daß er außer
nachts, wo er den Niesen Goliath hätte überschnarchen können, nicht rastete.
zog von früh bis abends ans geräuschlosen Sohlen durch alle Zimmer, im Winter,
um nach den Feuern zu sehen, im Sonnner, um Jalousien zu offnen oder zu schließen,
und jedermann war das so gewohnt worden, daß man keine weitere Acht auf ihn
gab. Er kam und ging, unbeobachtet wie die Fcderwölkchen am Himmel, mit denen
^ freilich außer der Geräuschlosigkeit nichts gemein hatte. Denn ätherisch war er
»icht: im Gegenteil, er war unter den Jungen seines Alters das, was die Magen-
Wurst unter den Viktunlien ist und das Einnndzwanzigcentimeterkaliber unter den
Geschützen. Mit dem kugelrunden Kopfe, der knlbigen Nase, der an Milchkaffee
erinnernden Hautfarbe und dem über die Stiru bis dicht auf die Augenbrauen
hernntcrgewachseuen, kurzgeschvrucn schwarzen Haar, das wie Maulwurfsfell aussah,
würde er deu Eindruck eines richtigen Rüpels gemacht haben, wenn der ans seinen
^ugen und Angen sprechende gutmütige Ausdruck das Derbe und Urwüchsige der
^Icheinuug nicht einigermaßen gemildert hätte. Er war so behaglich, und sein Tritt
War so geräuschlos, daß man sich seine Nähe wie die eines gewohnten Haustiers
^fallen, ließ. Deu Kapellcudienst konnte er nebenbei besorgen, und das im Hanse
>cruinziehn war sein Hauptberuf. Da nun kein Arg vor ihm hatte, so hörte er
überall, was gesagt wurde, und hinterbrachte, was er gehört hatte, brühwarm dem
niplan. Man könnte beinahe sagen ans frommem Pflichteifer, denn die Väter der
eiellschaft Jesu kamen ihm unmittelbar nach dem lieben Gott. Er betrieb sein
.'Ahnchteuwesen wie eine Art Tempeldienst. Von dem, was er hinterbrachte, war
ideelles vieles wertlos, aber ab und zu war doch etwas darunter, was dem Pater
'Uohsins von Wichtigkeit erschien.

^. Da der Fürst alt und kinderlos war, so hatten die klugen Väter schon seit
Zähren el» vorbedachtes Auge auf seinen Besitz, auf das Majorat sowohl als auch
Y das Allodialvermögen geworfen. Den Grafen Viktor, den Sohn eines ver¬
ordnen Bruders des Fürsten, dem bei dessen Tode das Majorat zukam, und der
A^ri für den mntmaßlichen Erben seines Privatvermögens galt, hatte man nach
^sten beiseite zu schieben und in der Meinung des Fürsten anzuschwärzen gesucht,
M^" wan traute, was den Glauben und die Kirche anlangte, seinen Ansichten und
esinnungen nicht. Während der letzten Monate war man allerdings ohne Sorge
egen des gefährlichen Einflusses gewesen, den er „leider Gottes" durch seine ge-
und"es^ Persönlichkeit auf den alten Herrn ausübte, denn eine nach Kleinasien
hatt unternommne Reise hatte ihn glücklicherweise ferngehalten, und man
oder^ Wagehalsigkeit war bekannt — auf einen, männermvrdenden Seesturm
auf einen halsabschneiderischen Beduinen gehofft, mit deren Hilfe man seiner
h^^ ^gue Sünde" entledigt gewesen wäre. Aber diese menschenfreundliche Hoffnung
^ ^ sich nicht erfüllt, und mau mußte für die allernächste Zeit neuer Sorge und
der ""g.'^zusehen, da Graf Viktor auf der Heimreise war und in Prag, wohin
Wer 5' ^ alljährlich, auch dieses Jahr für deu Spätherbst und den Winter
rzusiedeln im Begriff stand, zu länger». Besuch erwartet wurde,

für r ^ dem Fürsten nicht a» Unterhaltung fehlen möchte, und damit er
hätte Mvdialbesitz, der zu den bedeutendsten Böhmens zählte. Erben zur Hand
ge-wa' ^'"^ ^"'^ Gräfin L'Hermage mit ihrer Tochter Paula ganz zu ihm
» gen, und Pater Aloysius redete im Verein mit de» sonst im Hanse verkehrenden


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[0501] Am Füsze des l^radschins Schriftzeichen für die unnachahmlichen Zungen-, Gaumen- und Zahnlaute mitgeteilt würde? Er muß sich das Tschechische sowie das Ausdrucksvolle und Gebärdenreiche des Vortrags nach Möglichkeit selbst vorzustellen suchen. Der gute dicke Joseph war in Kladno Kalfattorsjnnge gewesen, als Pater Aloysius noch dem dortigen Konvent der Gesellschaft Jesu angehörte, und der Pater, der seit anderthalb Jahren Kaplan des alten Fürsten war, hatte wohl gewußt, was er that, als er den Jungen dem Haushofmeister für den Hausdienst empfohlen hatte. Das ruhelose und doch behagliche Umherschleichen, womit Katzen ganze Stunden des Tags und der Nacht hinzubringen Pflegen, war ihm so eigen, daß er außer nachts, wo er den Niesen Goliath hätte überschnarchen können, nicht rastete. zog von früh bis abends ans geräuschlosen Sohlen durch alle Zimmer, im Winter, um nach den Feuern zu sehen, im Sonnner, um Jalousien zu offnen oder zu schließen, und jedermann war das so gewohnt worden, daß man keine weitere Acht auf ihn gab. Er kam und ging, unbeobachtet wie die Fcderwölkchen am Himmel, mit denen ^ freilich außer der Geräuschlosigkeit nichts gemein hatte. Denn ätherisch war er »icht: im Gegenteil, er war unter den Jungen seines Alters das, was die Magen- Wurst unter den Viktunlien ist und das Einnndzwanzigcentimeterkaliber unter den Geschützen. Mit dem kugelrunden Kopfe, der knlbigen Nase, der an Milchkaffee erinnernden Hautfarbe und dem über die Stiru bis dicht auf die Augenbrauen hernntcrgewachseuen, kurzgeschvrucn schwarzen Haar, das wie Maulwurfsfell aussah, würde er deu Eindruck eines richtigen Rüpels gemacht haben, wenn der ans seinen ^ugen und Angen sprechende gutmütige Ausdruck das Derbe und Urwüchsige der ^Icheinuug nicht einigermaßen gemildert hätte. Er war so behaglich, und sein Tritt War so geräuschlos, daß man sich seine Nähe wie die eines gewohnten Haustiers ^fallen, ließ. Deu Kapellcudienst konnte er nebenbei besorgen, und das im Hanse >cruinziehn war sein Hauptberuf. Da nun kein Arg vor ihm hatte, so hörte er überall, was gesagt wurde, und hinterbrachte, was er gehört hatte, brühwarm dem niplan. Man könnte beinahe sagen ans frommem Pflichteifer, denn die Väter der eiellschaft Jesu kamen ihm unmittelbar nach dem lieben Gott. Er betrieb sein .'Ahnchteuwesen wie eine Art Tempeldienst. Von dem, was er hinterbrachte, war ideelles vieles wertlos, aber ab und zu war doch etwas darunter, was dem Pater 'Uohsins von Wichtigkeit erschien. ^. Da der Fürst alt und kinderlos war, so hatten die klugen Väter schon seit Zähren el» vorbedachtes Auge auf seinen Besitz, auf das Majorat sowohl als auch Y das Allodialvermögen geworfen. Den Grafen Viktor, den Sohn eines ver¬ ordnen Bruders des Fürsten, dem bei dessen Tode das Majorat zukam, und der A^ri für den mntmaßlichen Erben seines Privatvermögens galt, hatte man nach ^sten beiseite zu schieben und in der Meinung des Fürsten anzuschwärzen gesucht, M^" wan traute, was den Glauben und die Kirche anlangte, seinen Ansichten und esinnungen nicht. Während der letzten Monate war man allerdings ohne Sorge egen des gefährlichen Einflusses gewesen, den er „leider Gottes" durch seine ge- und"es^ Persönlichkeit auf den alten Herrn ausübte, denn eine nach Kleinasien hatt unternommne Reise hatte ihn glücklicherweise ferngehalten, und man oder^ Wagehalsigkeit war bekannt — auf einen, männermvrdenden Seesturm auf einen halsabschneiderischen Beduinen gehofft, mit deren Hilfe man seiner h^^ ^gue Sünde" entledigt gewesen wäre. Aber diese menschenfreundliche Hoffnung ^ ^ sich nicht erfüllt, und mau mußte für die allernächste Zeit neuer Sorge und der ""g.'^zusehen, da Graf Viktor auf der Heimreise war und in Prag, wohin Wer 5' ^ alljährlich, auch dieses Jahr für deu Spätherbst und den Winter rzusiedeln im Begriff stand, zu länger». Besuch erwartet wurde, für r ^ dem Fürsten nicht a» Unterhaltung fehlen möchte, und damit er hätte Mvdialbesitz, der zu den bedeutendsten Böhmens zählte. Erben zur Hand ge-wa' ^'"^ ^"'^ Gräfin L'Hermage mit ihrer Tochter Paula ganz zu ihm » gen, und Pater Aloysius redete im Verein mit de» sonst im Hanse verkehrenden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/501>, abgerufen am 01.09.2024.