Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Am Fuße des Hradschins sich von der Furtastraße abzweigt, ist jetzt Zeughaus, Als Sust galt auch (Schluß folgt) Am Fuße des Hradschins Georg Stellanns von ! oseph, du seist doch das Ciborium und deine Schuhe nicht einzupacken Jesus Maria! Ja, die roten Schuhe und die roten Strümpfe Nein. Phialen und alles übrige würde man in Prag finden. Nur das C Auf Deutsch hatten das die beide", der Kaplan und der Chvrjunge, nun freilh Am Fuße des Hradschins sich von der Furtastraße abzweigt, ist jetzt Zeughaus, Als Sust galt auch (Schluß folgt) Am Fuße des Hradschins Georg Stellanns von ! oseph, du seist doch das Ciborium und deine Schuhe nicht einzupacken Jesus Maria! Ja, die roten Schuhe und die roten Strümpfe Nein. Phialen und alles übrige würde man in Prag finden. Nur das C Auf Deutsch hatten das die beide», der Kaplan und der Chvrjunge, nun freilh <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0500" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239288"/> <fw type="header" place="top"> Am Fuße des Hradschins</fw><lb/> <p xml:id="ID_2392" prev="#ID_2391"> sich von der Furtastraße abzweigt, ist jetzt Zeughaus, Als Sust galt auch<lb/> das Hospiz auf der Paßhöhe, Der Transport ging von Sust zu Sust („Teil><lb/> balle"); für das „Durchsäumen" auf der ganzen Strecke, wie es die Ord¬<lb/> nungen von 1315 und 1383 erlaubten, mußte eine besondre Gebühr („Für-<lb/> leiti") bezahlt werden. Die Lasten wurden von Maultiere» und Pferden ge¬<lb/> tragen, da leichte Wagen oder Schlitten nur ganz ausnahmsweise und nur<lb/> von Reisenden benutzt wurden, und zwar trug das Tier auch später noch drei<lb/> Zentner oder Lasten, Bei gutem Wetter brauchte ein Saumtierzug vou Flüelen<lb/> bis Bellinzona vier Tage. Schon um 1303 brachten die habsburgischen<lb/> Zölle auf der Gotthardstraße von Hospcnthal bis Neiden (südlich von Otter)<lb/> jährlich vierhundert Pfund Silbers (9200 Franken, nach heutigem Kaufwerr<lb/> 55000 Franken), gegen Ende des Mittelalters bis 1113 Pfund (23000 Franken,<lb/> im jetzigen Kaufwert 138 000 Franken); in derselben Zeit ging eine Gütermenge<lb/> durchschnittlich vou 25000 Zentnern jährlich über den Gotthard, Reisende<lb/> legten den Weg zu Fuß oder zu Pferde zurück, sehr selten mit Geschirr, wie<lb/> sich im März 1401 der Oxforder Jurist Adam von Usk eines einspännigen<lb/> Ochsenwagens, zu Ende August 1438 der spanische Edelmann Peter Tcifur<lb/> eines Ochsenschlittens bedienten, beide zu einer Jahreszeit, wo Schnee lag,<lb/> also zu Fuß schwer vorwärts zu kommen war. Jedenfalls ist der Paß auch<lb/> im Winter benutzt, also bis zu einem gewissen Grade offen gehalten worden-<lb/> Eine Mailäudische Stafettenpost mit Relais wurde zuerst 1494 eingerichtet,<lb/> war aber nicht von Bestand; erst 1693 legten Berner und Züricher Unter¬<lb/> nehmer wieder eine Postlinie über den Berg, die Dauer hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2393"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Am Fuße des Hradschins<lb/><note type="byline"> Georg Stellanns</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_2394"> ! oseph, du seist doch das Ciborium und deine Schuhe nicht einzupacken<lb/> vergessen, fragte Pater Aloysius. der jugendliche Kaplan des Fürsten<lb/> ! Montenero.</p><lb/> <p xml:id="ID_2395"> Jesus Maria! Ja, die roten Schuhe und die roten Strümpfe<lb/> hatte Joseph richtig eingepackt, aber die Hauptsache, das Ciborium<lb/> ^ hatte er beinahe vergessen! Wurden nicht auch die beiden kleinen<lb/> Phialen mitgenommen?i¬</p><lb/> <p xml:id="ID_2396"> Nein. Phialen und alles übrige würde man in Prag finden. Nur das C<lb/> borium mußte niam für die ersten Tage mitnehmen, weil das der Präger Palais¬<lb/> kapelle beim Goldschmied war.ic</p><lb/> <p xml:id="ID_2397" next="#ID_2398"> Auf Deutsch hatten das die beide», der Kaplan und der Chvrjunge, nun freilh<lb/> '^„"'"e"'""ver verhandelt, sondern auf Tschechisch, mit einer Weichheit und einem<lb/> ^ohltlange der Lantbildnng, wie es ihnen so leicht kein deutscher Kaplan und kein<lb/> deutscher Chvrjunge gleichgcthcm hätte. Sie waren beide Stockböhmen und wären<lb/> eher auf den Gedanken gekommen, sich gegenseitig mit kaltem Wasser zu begieszen,<lb/> als einander deutsch anzureden. Aber was hülfe es dem einen oder dem andern<lb/> deutschen Leser, dem die slawische Mundart nicht geläufig wäre, wenn ihm der<lb/> -Wortlaut von Frage und Antwort in der ursprünglichen Fassung mit den korrekten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0500]
Am Fuße des Hradschins
sich von der Furtastraße abzweigt, ist jetzt Zeughaus, Als Sust galt auch
das Hospiz auf der Paßhöhe, Der Transport ging von Sust zu Sust („Teil>
balle"); für das „Durchsäumen" auf der ganzen Strecke, wie es die Ord¬
nungen von 1315 und 1383 erlaubten, mußte eine besondre Gebühr („Für-
leiti") bezahlt werden. Die Lasten wurden von Maultiere» und Pferden ge¬
tragen, da leichte Wagen oder Schlitten nur ganz ausnahmsweise und nur
von Reisenden benutzt wurden, und zwar trug das Tier auch später noch drei
Zentner oder Lasten, Bei gutem Wetter brauchte ein Saumtierzug vou Flüelen
bis Bellinzona vier Tage. Schon um 1303 brachten die habsburgischen
Zölle auf der Gotthardstraße von Hospcnthal bis Neiden (südlich von Otter)
jährlich vierhundert Pfund Silbers (9200 Franken, nach heutigem Kaufwerr
55000 Franken), gegen Ende des Mittelalters bis 1113 Pfund (23000 Franken,
im jetzigen Kaufwert 138 000 Franken); in derselben Zeit ging eine Gütermenge
durchschnittlich vou 25000 Zentnern jährlich über den Gotthard, Reisende
legten den Weg zu Fuß oder zu Pferde zurück, sehr selten mit Geschirr, wie
sich im März 1401 der Oxforder Jurist Adam von Usk eines einspännigen
Ochsenwagens, zu Ende August 1438 der spanische Edelmann Peter Tcifur
eines Ochsenschlittens bedienten, beide zu einer Jahreszeit, wo Schnee lag,
also zu Fuß schwer vorwärts zu kommen war. Jedenfalls ist der Paß auch
im Winter benutzt, also bis zu einem gewissen Grade offen gehalten worden-
Eine Mailäudische Stafettenpost mit Relais wurde zuerst 1494 eingerichtet,
war aber nicht von Bestand; erst 1693 legten Berner und Züricher Unter¬
nehmer wieder eine Postlinie über den Berg, die Dauer hatte.
(Schluß folgt)
Am Fuße des Hradschins
Georg Stellanns von
! oseph, du seist doch das Ciborium und deine Schuhe nicht einzupacken
vergessen, fragte Pater Aloysius. der jugendliche Kaplan des Fürsten
! Montenero.
Jesus Maria! Ja, die roten Schuhe und die roten Strümpfe
hatte Joseph richtig eingepackt, aber die Hauptsache, das Ciborium
^ hatte er beinahe vergessen! Wurden nicht auch die beiden kleinen
Phialen mitgenommen?i¬
Nein. Phialen und alles übrige würde man in Prag finden. Nur das C
borium mußte niam für die ersten Tage mitnehmen, weil das der Präger Palais¬
kapelle beim Goldschmied war.ic
Auf Deutsch hatten das die beide», der Kaplan und der Chvrjunge, nun freilh
'^„"'"e"'""ver verhandelt, sondern auf Tschechisch, mit einer Weichheit und einem
^ohltlange der Lantbildnng, wie es ihnen so leicht kein deutscher Kaplan und kein
deutscher Chvrjunge gleichgcthcm hätte. Sie waren beide Stockböhmen und wären
eher auf den Gedanken gekommen, sich gegenseitig mit kaltem Wasser zu begieszen,
als einander deutsch anzureden. Aber was hülfe es dem einen oder dem andern
deutschen Leser, dem die slawische Mundart nicht geläufig wäre, wenn ihm der
-Wortlaut von Frage und Antwort in der ursprünglichen Fassung mit den korrekten
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |