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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches mit Unmaßgebliches

große Philosoph von einer gewissen (oder vielmehr gewissenlosen) Tagespresse vor¬
geführt. Fühlt man sich durch ihre fortgesetzten Besprechungen und Lobpreisungen
wieder und wieder veranlaßt, in Nietzsches Schriften zu lesen, so gewinnt der deutsche
gebildete Leser, der anch die Schriften unsrer wirklichen großen Philosophen kennt,
immer wieder denselben Eindruck. Ein geistreicher, scharf pointierter Einfall nach
dem andern, der Maugel an vorveumlia, die echt jüdisch-polnische, cynische Verhöhnung
und Verleugnung alles dessen, was uns wert und teuer ist nud war. Aber die
fortwährende Geistreichelci erregt bald tiefen Ekel, sobald mau dahinter kommt, daß
dem ganzen Knäuel von Aphorismen keine tiefe, wahrhaft in sich zusammenhängende
Anschauung der Welt, geschweige deun eines vernünftigen, wertvollen Kosmos zu
Grunde liegt. Ein sogenannter "Gedankenblitz" widerspricht dem andern. Auf
Seite 30 steht das Gegenteil von dem, was auf Seite 20 im Prophetenton verkündet
wurde, gerade wie vorher Schopenhauer und Wagner bald in den Himmel erhoben,
bald in den Staub gezogen wurden. Und solche Widersprüche finden sich nicht etwa
bloß in nebensächlichen Dingen, sondern in solchen, die zu den Grundlehren und
-Anschauungen Nietzsches gehören.

Nur auf ein krasses Beispiel soll hier hingewiesen werden. Die Hauptlehre
Nietzsches geht dahin, daß der bisher vom Christentum gezüchtete Herdenmensch
verdrängt werden und dem "Übermenschen," der alle sittlichen Werte umgewertet
und Liebe, Mitleid, Aufopferung n. dergl. Herdentugenden abgelegt hat, Platz machen
müsse. Wenn dieser Übermensch, der nur an sich denkt und an die Bethätigung
seines mächtigen Willensdrangs, erst rein gezüchtet sei, dann wird alles anders
werden, und eine schone Zukunft der Welt anbrechen swenn anch nur für den "Über¬
menschen" ; denn das Herdeuvieh bleibt immer da und muß da sein, um den materiellen
Zwecken des "Übermenschen" zu dienen). Also das Ziel liegt in der Herbeiführung
einer schönern Zukunft, eines bessern Diesseits.

Nun fasse man das zusammen mit der andern von Nietzsche immer gelehrten
und festgehaltn"?!, Theorie von "der Wiederkehr aller Dinge." -- Also trotz der
Züchtung des "Übermenschen" kommt der ganze jetzige Zustand mit all seinem Elend,
seinen Werten, die umgewertet werden müssen, und dem Mangel des Übermenschen
wieder, und in der ewigen Wiederholung solcher jämmerlichen Phasen des wandel¬
baren kleinen Menschen besteht der Sinn der Well!

Wie ist es nur möglich, daß solche widerspruchsvollen Phantasmen dem dentschen
Volle fortwährend als neuste Errungenschaft des menschlichen Geistes, die alle bis¬
herige Philosophie überstrahle, angepriesen wird! Nur dann wird es erklärlich,
wenn man bedenkt, wie wenige sich heutzutage die Mühe nehmen mögen, in die
tiefgründige, zusammenhängende Gedankenwelt eines Spinoza, Leibniz, Kant, Schopen¬
hauer oder Lotze einzudringen. Da ist es freilich bequemer und unterhaltender, sich an
den Aphorismen und den paradoxen, witzigen Einfällen eines Nietzsche zu delektieren,
mit dem behaglichen Gefühl, daß in Wahrheit und Wirklichkeit doch die bisherigen
Werte nicht umgewertet werden, und daß die Welt nicht durch Aphorismen aus den
Angeln gehoben wird.

Aber trösten wir uns mit der Hoffnung, ja der Zuversicht, daß der schlach-
tizische "Übermensch," wenn er sich jemals in seiner natürlichen unverhüllten Ge¬
stalt -- entblößt von allen christlichen, germanischen Tugenden und Werten "ut
nur angethan mit dem rücksichtslosen Willen zur Macht -- bei uns leibhaftig zeigen
sollte, von der "blonden deutschen Bestie" derart durchgewalkt, niedergetreten und
weggefegt werden wird, daß er nicht wiederkommt, womit dann auch die Theorie
von der "Wiederkehr aller Dinge" erledigt sein würde.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Mnrqunrt in Leipzig
Maßgebliches mit Unmaßgebliches

große Philosoph von einer gewissen (oder vielmehr gewissenlosen) Tagespresse vor¬
geführt. Fühlt man sich durch ihre fortgesetzten Besprechungen und Lobpreisungen
wieder und wieder veranlaßt, in Nietzsches Schriften zu lesen, so gewinnt der deutsche
gebildete Leser, der anch die Schriften unsrer wirklichen großen Philosophen kennt,
immer wieder denselben Eindruck. Ein geistreicher, scharf pointierter Einfall nach
dem andern, der Maugel an vorveumlia, die echt jüdisch-polnische, cynische Verhöhnung
und Verleugnung alles dessen, was uns wert und teuer ist nud war. Aber die
fortwährende Geistreichelci erregt bald tiefen Ekel, sobald mau dahinter kommt, daß
dem ganzen Knäuel von Aphorismen keine tiefe, wahrhaft in sich zusammenhängende
Anschauung der Welt, geschweige deun eines vernünftigen, wertvollen Kosmos zu
Grunde liegt. Ein sogenannter „Gedankenblitz" widerspricht dem andern. Auf
Seite 30 steht das Gegenteil von dem, was auf Seite 20 im Prophetenton verkündet
wurde, gerade wie vorher Schopenhauer und Wagner bald in den Himmel erhoben,
bald in den Staub gezogen wurden. Und solche Widersprüche finden sich nicht etwa
bloß in nebensächlichen Dingen, sondern in solchen, die zu den Grundlehren und
-Anschauungen Nietzsches gehören.

Nur auf ein krasses Beispiel soll hier hingewiesen werden. Die Hauptlehre
Nietzsches geht dahin, daß der bisher vom Christentum gezüchtete Herdenmensch
verdrängt werden und dem „Übermenschen," der alle sittlichen Werte umgewertet
und Liebe, Mitleid, Aufopferung n. dergl. Herdentugenden abgelegt hat, Platz machen
müsse. Wenn dieser Übermensch, der nur an sich denkt und an die Bethätigung
seines mächtigen Willensdrangs, erst rein gezüchtet sei, dann wird alles anders
werden, und eine schone Zukunft der Welt anbrechen swenn anch nur für den „Über¬
menschen" ; denn das Herdeuvieh bleibt immer da und muß da sein, um den materiellen
Zwecken des „Übermenschen" zu dienen). Also das Ziel liegt in der Herbeiführung
einer schönern Zukunft, eines bessern Diesseits.

Nun fasse man das zusammen mit der andern von Nietzsche immer gelehrten
und festgehaltn«?!, Theorie von „der Wiederkehr aller Dinge." — Also trotz der
Züchtung des „Übermenschen" kommt der ganze jetzige Zustand mit all seinem Elend,
seinen Werten, die umgewertet werden müssen, und dem Mangel des Übermenschen
wieder, und in der ewigen Wiederholung solcher jämmerlichen Phasen des wandel¬
baren kleinen Menschen besteht der Sinn der Well!

Wie ist es nur möglich, daß solche widerspruchsvollen Phantasmen dem dentschen
Volle fortwährend als neuste Errungenschaft des menschlichen Geistes, die alle bis¬
herige Philosophie überstrahle, angepriesen wird! Nur dann wird es erklärlich,
wenn man bedenkt, wie wenige sich heutzutage die Mühe nehmen mögen, in die
tiefgründige, zusammenhängende Gedankenwelt eines Spinoza, Leibniz, Kant, Schopen¬
hauer oder Lotze einzudringen. Da ist es freilich bequemer und unterhaltender, sich an
den Aphorismen und den paradoxen, witzigen Einfällen eines Nietzsche zu delektieren,
mit dem behaglichen Gefühl, daß in Wahrheit und Wirklichkeit doch die bisherigen
Werte nicht umgewertet werden, und daß die Welt nicht durch Aphorismen aus den
Angeln gehoben wird.

Aber trösten wir uns mit der Hoffnung, ja der Zuversicht, daß der schlach-
tizische „Übermensch," wenn er sich jemals in seiner natürlichen unverhüllten Ge¬
stalt — entblößt von allen christlichen, germanischen Tugenden und Werten »ut
nur angethan mit dem rücksichtslosen Willen zur Macht — bei uns leibhaftig zeigen
sollte, von der „blonden deutschen Bestie" derart durchgewalkt, niedergetreten und
weggefegt werden wird, daß er nicht wiederkommt, womit dann auch die Theorie
von der „Wiederkehr aller Dinge" erledigt sein würde.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Mnrqunrt in Leipzig
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[0458] Maßgebliches mit Unmaßgebliches große Philosoph von einer gewissen (oder vielmehr gewissenlosen) Tagespresse vor¬ geführt. Fühlt man sich durch ihre fortgesetzten Besprechungen und Lobpreisungen wieder und wieder veranlaßt, in Nietzsches Schriften zu lesen, so gewinnt der deutsche gebildete Leser, der anch die Schriften unsrer wirklichen großen Philosophen kennt, immer wieder denselben Eindruck. Ein geistreicher, scharf pointierter Einfall nach dem andern, der Maugel an vorveumlia, die echt jüdisch-polnische, cynische Verhöhnung und Verleugnung alles dessen, was uns wert und teuer ist nud war. Aber die fortwährende Geistreichelci erregt bald tiefen Ekel, sobald mau dahinter kommt, daß dem ganzen Knäuel von Aphorismen keine tiefe, wahrhaft in sich zusammenhängende Anschauung der Welt, geschweige deun eines vernünftigen, wertvollen Kosmos zu Grunde liegt. Ein sogenannter „Gedankenblitz" widerspricht dem andern. Auf Seite 30 steht das Gegenteil von dem, was auf Seite 20 im Prophetenton verkündet wurde, gerade wie vorher Schopenhauer und Wagner bald in den Himmel erhoben, bald in den Staub gezogen wurden. Und solche Widersprüche finden sich nicht etwa bloß in nebensächlichen Dingen, sondern in solchen, die zu den Grundlehren und -Anschauungen Nietzsches gehören. Nur auf ein krasses Beispiel soll hier hingewiesen werden. Die Hauptlehre Nietzsches geht dahin, daß der bisher vom Christentum gezüchtete Herdenmensch verdrängt werden und dem „Übermenschen," der alle sittlichen Werte umgewertet und Liebe, Mitleid, Aufopferung n. dergl. Herdentugenden abgelegt hat, Platz machen müsse. Wenn dieser Übermensch, der nur an sich denkt und an die Bethätigung seines mächtigen Willensdrangs, erst rein gezüchtet sei, dann wird alles anders werden, und eine schone Zukunft der Welt anbrechen swenn anch nur für den „Über¬ menschen" ; denn das Herdeuvieh bleibt immer da und muß da sein, um den materiellen Zwecken des „Übermenschen" zu dienen). Also das Ziel liegt in der Herbeiführung einer schönern Zukunft, eines bessern Diesseits. Nun fasse man das zusammen mit der andern von Nietzsche immer gelehrten und festgehaltn«?!, Theorie von „der Wiederkehr aller Dinge." — Also trotz der Züchtung des „Übermenschen" kommt der ganze jetzige Zustand mit all seinem Elend, seinen Werten, die umgewertet werden müssen, und dem Mangel des Übermenschen wieder, und in der ewigen Wiederholung solcher jämmerlichen Phasen des wandel¬ baren kleinen Menschen besteht der Sinn der Well! Wie ist es nur möglich, daß solche widerspruchsvollen Phantasmen dem dentschen Volle fortwährend als neuste Errungenschaft des menschlichen Geistes, die alle bis¬ herige Philosophie überstrahle, angepriesen wird! Nur dann wird es erklärlich, wenn man bedenkt, wie wenige sich heutzutage die Mühe nehmen mögen, in die tiefgründige, zusammenhängende Gedankenwelt eines Spinoza, Leibniz, Kant, Schopen¬ hauer oder Lotze einzudringen. Da ist es freilich bequemer und unterhaltender, sich an den Aphorismen und den paradoxen, witzigen Einfällen eines Nietzsche zu delektieren, mit dem behaglichen Gefühl, daß in Wahrheit und Wirklichkeit doch die bisherigen Werte nicht umgewertet werden, und daß die Welt nicht durch Aphorismen aus den Angeln gehoben wird. Aber trösten wir uns mit der Hoffnung, ja der Zuversicht, daß der schlach- tizische „Übermensch," wenn er sich jemals in seiner natürlichen unverhüllten Ge¬ stalt — entblößt von allen christlichen, germanischen Tugenden und Werten »ut nur angethan mit dem rücksichtslosen Willen zur Macht — bei uns leibhaftig zeigen sollte, von der „blonden deutschen Bestie" derart durchgewalkt, niedergetreten und weggefegt werden wird, daß er nicht wiederkommt, womit dann auch die Theorie von der „Wiederkehr aller Dinge" erledigt sein würde. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Mnrqunrt in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/458>, abgerufen am 01.09.2024.