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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Stadtverlvaltungcu, Nationalökonomen und Svzialpolitiker für reichliche Belehrung
und Anregung denken werden. Vermißt haben wir nur eins, was freilich nicht
leicht zu beschaffen gewesen wäre: eine genaue Auskunft über die Zahl der Hand¬
werksmeister, die diesen Namen verdienen. Sie hätte nur durch persönliche Um¬
frage ermittelt werden können, weil, wie auch Brandt durchblicken läßt, die Statistiker
Handwerker, grvßindustrielle Lohnarbeiter und Hausindustrielle unter einander-
mengeu. In dem Bericht über den Schlachthansbetrieb wird beschrieben, wie das
Schlachthaus, die Wnrstfabrikation und der Delikateßladen zusammenwirken, die
kleinen Fleischer außer Kurs zu sehen; die regsamsten behaupte" ihre Selbständig¬
keit dadurch, daß sie sich in Händler mit Fleischwaren verwandeln. Ans das Schicksal
dieses einen Handwerks muß man um so mehr unerfreuliche Prognose" für die
übrigen banen, da gerade die Nahrnngsmittelgewerbe bisher für die gesichertsten
gegolten haben.

In Form eines Prachtwerks, dessen erster Band (599 Seilen in Quart) uns
vorliegt, hat der Oberbürgermeister Zweigert von Essen einen vom Statistischen
Amte seiner Stadt bearbeiteten Verwaltungsbericht herausgegeben, unter dem Titel:
Die Verwaltung der Stadt Essen im neunzehnten Jahrhundert mit besondrer
Berücksichtigung der letzten fünfzehn Jahre. (Essen. (K. D. Baedeker, 1902.) Der
Herausgeber setzt im Vorwort auseinander, daß die jährlichen gedruckten Verwaltungs-
berichte, auf deren Herausgabe mit Recht immer mehr Städte verzichteten, keine"
Wert habe", weil sie nnr trocknes, für Uneingeweihte ""verständliches Zahlenmaterial
enthalten und über die sich durch viele Jahre hindurch ziehenden Orgcmisations-
arbeitcn nur bruchstückweise berichten. Das vorliegende Werk nnn, das den ganzen
Verlauf jedes einzelnen solchen Organisntivnswerlcs erzählt, alle wichtigen Aktenstücke
ans den Verhandlungen darüber mitteilt, alle Einzelheiten bis hinunter zur Be¬
soldung jedes einzelnen Mitglieds der Stadtkapelle enthält und die Darstellung durch
eine Unmasse von Ansichten, Karten und Plänen illustriert, wird von allen Stadt¬
verwaltungen willkommen geheißen und von vielen als unentbehrliches Hilfsmittel
geschätzt werden. So manche Stadt, die an einem verpfuschten Rat- oder Stadt¬
hause leidet oder wegen der Organisation ihrer Schulen keinen Rat weiß, wird sich
Erleuchtung daraus holen. Mit seinen Unterrichtsanstalten hat sich Essen unendliche
Mühe gegeben, und man begreift es, welcher Ingrimm eine solche Stadt, die so
viel Kopfzerbrechen, saure Arbeit und Geldopfer auf ihre Schulen verwendet, packen
mußte, als zum Dank dafür das Lehrerbesoldnngsgesetz von 1897 den größern
Städten die Stnatsbeiträge kürzte. Wäre das wenigstens nnr zur Unterstützung
wirklich unvermögender Landgemeinden geschehn! Aber mau weiß ja, daß Gro߬
bauern und Rittergutsbesitzer davon profitieren, deren Volksbildungseifer und Jugend¬
fürsorge ungefähr auf der Höhe der Trakehuer Gestütverwaltung stehn. Die -- freilich
vergebliche -- Petition der Stadt Essen gegen das Gesetz wird im Wortlaut mit¬
geteilt. Auch in diesem Werke vermissen wir Auskunft über die Lage des Hand¬
werks. Ans dein Umstände, daß die zu erwartende Schülerzahl der geplanten obli¬
gatorischen Fortbildungsschule auf 5990 geschätzt, an eiuer andern Stelle die Zahl
der Haudwerkerlehrlinge auf 598 angegeben wird, lassen sich Schlüsse ziehn, ebenso
aus der Bemerkung, daß sich die alte Fortbildungsschule und ihr Direktor Heiler-
manu "große Verdienste um die Heranbildung technischer Hilfskräfte für die hiesige
Großindustrie erworben" haben. Doch darüber wird vielleicht der zweite Band
noch einiges melden, der hoffentlich auch einen Stadtplan dringen (der vorliegende
Band enthält nnr auf deu Gas- und Wasserverteilungsplänen winzige Stadtplänchen)
und das gewiß höchst merkwürdige Verhältnis der'Stube Krupps zur eigentliche"
Stadt darstellen wird. In diesem Bande erscheint der Kanonenkönig nur als Haupt¬
steuerzahler und Spender von 100000 Mark für Fnchtlassen, außerdem auf der
Photographie eines Kaiserbesnchs. Essen und Düsseldorf haben sich beide für die
Bürgermeisterverfasfung entschieden und auf den Luxus eines Magistrats verzMel.
Sie befinden sich wohl in der konstitutionelle" Monarchie; besonders Ehlen, da.'


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Stadtverlvaltungcu, Nationalökonomen und Svzialpolitiker für reichliche Belehrung
und Anregung denken werden. Vermißt haben wir nur eins, was freilich nicht
leicht zu beschaffen gewesen wäre: eine genaue Auskunft über die Zahl der Hand¬
werksmeister, die diesen Namen verdienen. Sie hätte nur durch persönliche Um¬
frage ermittelt werden können, weil, wie auch Brandt durchblicken läßt, die Statistiker
Handwerker, grvßindustrielle Lohnarbeiter und Hausindustrielle unter einander-
mengeu. In dem Bericht über den Schlachthansbetrieb wird beschrieben, wie das
Schlachthaus, die Wnrstfabrikation und der Delikateßladen zusammenwirken, die
kleinen Fleischer außer Kurs zu sehen; die regsamsten behaupte» ihre Selbständig¬
keit dadurch, daß sie sich in Händler mit Fleischwaren verwandeln. Ans das Schicksal
dieses einen Handwerks muß man um so mehr unerfreuliche Prognose» für die
übrigen banen, da gerade die Nahrnngsmittelgewerbe bisher für die gesichertsten
gegolten haben.

In Form eines Prachtwerks, dessen erster Band (599 Seilen in Quart) uns
vorliegt, hat der Oberbürgermeister Zweigert von Essen einen vom Statistischen
Amte seiner Stadt bearbeiteten Verwaltungsbericht herausgegeben, unter dem Titel:
Die Verwaltung der Stadt Essen im neunzehnten Jahrhundert mit besondrer
Berücksichtigung der letzten fünfzehn Jahre. (Essen. (K. D. Baedeker, 1902.) Der
Herausgeber setzt im Vorwort auseinander, daß die jährlichen gedruckten Verwaltungs-
berichte, auf deren Herausgabe mit Recht immer mehr Städte verzichteten, keine»
Wert habe», weil sie nnr trocknes, für Uneingeweihte »„verständliches Zahlenmaterial
enthalten und über die sich durch viele Jahre hindurch ziehenden Orgcmisations-
arbeitcn nur bruchstückweise berichten. Das vorliegende Werk nnn, das den ganzen
Verlauf jedes einzelnen solchen Organisntivnswerlcs erzählt, alle wichtigen Aktenstücke
ans den Verhandlungen darüber mitteilt, alle Einzelheiten bis hinunter zur Be¬
soldung jedes einzelnen Mitglieds der Stadtkapelle enthält und die Darstellung durch
eine Unmasse von Ansichten, Karten und Plänen illustriert, wird von allen Stadt¬
verwaltungen willkommen geheißen und von vielen als unentbehrliches Hilfsmittel
geschätzt werden. So manche Stadt, die an einem verpfuschten Rat- oder Stadt¬
hause leidet oder wegen der Organisation ihrer Schulen keinen Rat weiß, wird sich
Erleuchtung daraus holen. Mit seinen Unterrichtsanstalten hat sich Essen unendliche
Mühe gegeben, und man begreift es, welcher Ingrimm eine solche Stadt, die so
viel Kopfzerbrechen, saure Arbeit und Geldopfer auf ihre Schulen verwendet, packen
mußte, als zum Dank dafür das Lehrerbesoldnngsgesetz von 1897 den größern
Städten die Stnatsbeiträge kürzte. Wäre das wenigstens nnr zur Unterstützung
wirklich unvermögender Landgemeinden geschehn! Aber mau weiß ja, daß Gro߬
bauern und Rittergutsbesitzer davon profitieren, deren Volksbildungseifer und Jugend¬
fürsorge ungefähr auf der Höhe der Trakehuer Gestütverwaltung stehn. Die — freilich
vergebliche — Petition der Stadt Essen gegen das Gesetz wird im Wortlaut mit¬
geteilt. Auch in diesem Werke vermissen wir Auskunft über die Lage des Hand¬
werks. Ans dein Umstände, daß die zu erwartende Schülerzahl der geplanten obli¬
gatorischen Fortbildungsschule auf 5990 geschätzt, an eiuer andern Stelle die Zahl
der Haudwerkerlehrlinge auf 598 angegeben wird, lassen sich Schlüsse ziehn, ebenso
aus der Bemerkung, daß sich die alte Fortbildungsschule und ihr Direktor Heiler-
manu „große Verdienste um die Heranbildung technischer Hilfskräfte für die hiesige
Großindustrie erworben" haben. Doch darüber wird vielleicht der zweite Band
noch einiges melden, der hoffentlich auch einen Stadtplan dringen (der vorliegende
Band enthält nnr auf deu Gas- und Wasserverteilungsplänen winzige Stadtplänchen)
und das gewiß höchst merkwürdige Verhältnis der'Stube Krupps zur eigentliche»
Stadt darstellen wird. In diesem Bande erscheint der Kanonenkönig nur als Haupt¬
steuerzahler und Spender von 100000 Mark für Fnchtlassen, außerdem auf der
Photographie eines Kaiserbesnchs. Essen und Düsseldorf haben sich beide für die
Bürgermeisterverfasfung entschieden und auf den Luxus eines Magistrats verzMel.
Sie befinden sich wohl in der konstitutionelle» Monarchie; besonders Ehlen, da.'


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[0456] Maßgebliches und Unmaßgebliches Stadtverlvaltungcu, Nationalökonomen und Svzialpolitiker für reichliche Belehrung und Anregung denken werden. Vermißt haben wir nur eins, was freilich nicht leicht zu beschaffen gewesen wäre: eine genaue Auskunft über die Zahl der Hand¬ werksmeister, die diesen Namen verdienen. Sie hätte nur durch persönliche Um¬ frage ermittelt werden können, weil, wie auch Brandt durchblicken läßt, die Statistiker Handwerker, grvßindustrielle Lohnarbeiter und Hausindustrielle unter einander- mengeu. In dem Bericht über den Schlachthansbetrieb wird beschrieben, wie das Schlachthaus, die Wnrstfabrikation und der Delikateßladen zusammenwirken, die kleinen Fleischer außer Kurs zu sehen; die regsamsten behaupte» ihre Selbständig¬ keit dadurch, daß sie sich in Händler mit Fleischwaren verwandeln. Ans das Schicksal dieses einen Handwerks muß man um so mehr unerfreuliche Prognose» für die übrigen banen, da gerade die Nahrnngsmittelgewerbe bisher für die gesichertsten gegolten haben. In Form eines Prachtwerks, dessen erster Band (599 Seilen in Quart) uns vorliegt, hat der Oberbürgermeister Zweigert von Essen einen vom Statistischen Amte seiner Stadt bearbeiteten Verwaltungsbericht herausgegeben, unter dem Titel: Die Verwaltung der Stadt Essen im neunzehnten Jahrhundert mit besondrer Berücksichtigung der letzten fünfzehn Jahre. (Essen. (K. D. Baedeker, 1902.) Der Herausgeber setzt im Vorwort auseinander, daß die jährlichen gedruckten Verwaltungs- berichte, auf deren Herausgabe mit Recht immer mehr Städte verzichteten, keine» Wert habe», weil sie nnr trocknes, für Uneingeweihte »„verständliches Zahlenmaterial enthalten und über die sich durch viele Jahre hindurch ziehenden Orgcmisations- arbeitcn nur bruchstückweise berichten. Das vorliegende Werk nnn, das den ganzen Verlauf jedes einzelnen solchen Organisntivnswerlcs erzählt, alle wichtigen Aktenstücke ans den Verhandlungen darüber mitteilt, alle Einzelheiten bis hinunter zur Be¬ soldung jedes einzelnen Mitglieds der Stadtkapelle enthält und die Darstellung durch eine Unmasse von Ansichten, Karten und Plänen illustriert, wird von allen Stadt¬ verwaltungen willkommen geheißen und von vielen als unentbehrliches Hilfsmittel geschätzt werden. So manche Stadt, die an einem verpfuschten Rat- oder Stadt¬ hause leidet oder wegen der Organisation ihrer Schulen keinen Rat weiß, wird sich Erleuchtung daraus holen. Mit seinen Unterrichtsanstalten hat sich Essen unendliche Mühe gegeben, und man begreift es, welcher Ingrimm eine solche Stadt, die so viel Kopfzerbrechen, saure Arbeit und Geldopfer auf ihre Schulen verwendet, packen mußte, als zum Dank dafür das Lehrerbesoldnngsgesetz von 1897 den größern Städten die Stnatsbeiträge kürzte. Wäre das wenigstens nnr zur Unterstützung wirklich unvermögender Landgemeinden geschehn! Aber mau weiß ja, daß Gro߬ bauern und Rittergutsbesitzer davon profitieren, deren Volksbildungseifer und Jugend¬ fürsorge ungefähr auf der Höhe der Trakehuer Gestütverwaltung stehn. Die — freilich vergebliche — Petition der Stadt Essen gegen das Gesetz wird im Wortlaut mit¬ geteilt. Auch in diesem Werke vermissen wir Auskunft über die Lage des Hand¬ werks. Ans dein Umstände, daß die zu erwartende Schülerzahl der geplanten obli¬ gatorischen Fortbildungsschule auf 5990 geschätzt, an eiuer andern Stelle die Zahl der Haudwerkerlehrlinge auf 598 angegeben wird, lassen sich Schlüsse ziehn, ebenso aus der Bemerkung, daß sich die alte Fortbildungsschule und ihr Direktor Heiler- manu „große Verdienste um die Heranbildung technischer Hilfskräfte für die hiesige Großindustrie erworben" haben. Doch darüber wird vielleicht der zweite Band noch einiges melden, der hoffentlich auch einen Stadtplan dringen (der vorliegende Band enthält nnr auf deu Gas- und Wasserverteilungsplänen winzige Stadtplänchen) und das gewiß höchst merkwürdige Verhältnis der'Stube Krupps zur eigentliche» Stadt darstellen wird. In diesem Bande erscheint der Kanonenkönig nur als Haupt¬ steuerzahler und Spender von 100000 Mark für Fnchtlassen, außerdem auf der Photographie eines Kaiserbesnchs. Essen und Düsseldorf haben sich beide für die Bürgermeisterverfasfung entschieden und auf den Luxus eines Magistrats verzMel. Sie befinden sich wohl in der konstitutionelle» Monarchie; besonders Ehlen, da.'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/456>, abgerufen am 01.09.2024.