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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Baier wird Teilarbciter einer Fabrik." Nossig entgegnen "Merkwürdige Verblendung
eines Doktrinärs! Kautsky begreift es also nicht, daß dieser Zwang zur Steigerung
der Qualität der Produktion, zur Ordnung und Sauberkeit, daß diese Bekämpfung
des Schlendrians die größte Wohlthat für den schwerfälligen Bauern ist!" Und,
fügen wir hinzu, wohin würde eine kommunistisch organisierte Gesellschaft kommen,
wenn sie jeden unwissenden, unfähigen, faulen und nachlässigen Produzenten mit
den ihm überlassenen Produktionsmitteln, mögen sie in Acker, Vieh oder Maschinen
besteh", willkürlich schalten lassen wollte!


Vagabunden.

Neue Lieder und Gedichte von Karl Busse. Stuttgart und
Berlin, Cottasche Buchhandlung Nachf. Daß Busse in ungewöhnlicher Weise die
Form beherrscht, haben ihm auch die neidischsten und unfreundlichster seiner Kollegen
lassen müssen, sie finden ihn aber nicht immer individuell genug und manchmal zu
wenig interessant im moderne" Sinne, nicht lüstern und flüsternd oder bockmäßig
lnseiv genug. Wir meinen, er hätte das ohne Mühe haben können, da sich so
etwas am leichtesten lernt, und rechnen es ihm hoch an, daß er sich sein Gefühl
für das Reine und Gesunde bewahrt hat, womit es ja sehr viel schwerer ist, als
Dichter anziehend zu sein. Wir waschen und blank sind wir ganz und gar, aber
auch ewig unfruchtbar, sagen deswegen die Hexen der Walpurgisnacht. Aber das ist
Hexenstandpunkt, und wir meinen, ein Dichter kann auch individuell sein, wenn er
^es von allen: Ungewaschnen und schmutzigen fern hält. Daß ein Band von
1L<> Seiten anch Trivialitäten enthält, ist verzeihlich, und wenn Busse z. B. in
Innsbruck die Kaiserjäger blasen hört, die Gärten in Rosen, die Berge in Schnee
stehn sieht, "ut sein Herz dabei wild und weh werden läßt, so hätte er sich besser
^sagt, daß dergleichen keinen anßer ihm selbst etwas angeht. Manches finden wir
außerdem zu abstrakt, z. B. die Gedichte der letzten Abteilung: Sterne. Mit bloß
"werlichen Stimmungen ist wenig gedient, wenn sie sich nicht zu Erlebnissen ver¬
achten, die für andre greifbar sind. Hier verfügt Busse über ein schönes, frucht¬
bares Gebiet, wenn er an Heimat und Jugendglück, um Eltern und Geschwister
zurückdenkt: Es raucht ein Herd nach Osten zu; Mit Kreuzen und Wunden nach
vielen Jahren bin ich in meine Heimat gefahren i Wir drei, wir waren so froh-
en!^ jungen. Einem Greise am Grabesrande legt er ein längeres Idyll in den
Auad, die schöne Welt von einem alten Manne, mit einem vortrefflichen Schluß,
weniger haben uns die Studentenlieder (Becherläuten) zugesagt, sie sind erzwungen
und gequält, weder herzhaft lustig uoch in gutem Sinne sentimental, da doch nur
^ne von diesen beiden Tonstimmungen dieser Gattung Bürgerrecht in der Litteratur
lUbcn kauu. Frühlings- und Herbsteiudrücke regen jeden Dichter aufs neue an, aber
>v reich die Natur und so verschieden das Menschenherz ist, es giebt doch nicht jedes¬
mal mo es wieder aneinander klingt, auch einen neuen Ton. Das wäre zu viel
Erlangt. Bei Busse sind alle diese Sachen nett und zart, nichts ist geschmacklos und
i"ve aber da ist doch ein großer Wertunterschied. Ein Gedicht wie "Schöne
^acht, Gestirne wandeln" ist tadellos gebaut und gut gemeint. Aber Frnhlings-
viinder (Wo die sonnigen Linden stehn) ist einfach brillant. Woran liegt das?
läßt den Frühling lachend auf einem Zweige reiten und geigen, daß es klingt
d s^^' ^iÄ ihn von Wipfel zu Wipfel sich schwingen, und am Ende hat er
en Mhlichxn Reiter eingefangen: Unten lag er an meiner Brust, oben geigte er
'Mer. Das ist die ewig wirkende Personifizierung der Natur, die freilich nicht
ans jeder Seite einem Dichter gelingen kann. Aber Busse hat den Ton noch ein-
"'"l glücklich getroffen: ' ^

Tonfall und lebendige Vorstellung vereinigen sich zu der Wirkung eines guten alten
^cinuesängerliedes. -- Busse ist'ein subjektiver Lyriker, der nicht zum Balladen-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Baier wird Teilarbciter einer Fabrik." Nossig entgegnen „Merkwürdige Verblendung
eines Doktrinärs! Kautsky begreift es also nicht, daß dieser Zwang zur Steigerung
der Qualität der Produktion, zur Ordnung und Sauberkeit, daß diese Bekämpfung
des Schlendrians die größte Wohlthat für den schwerfälligen Bauern ist!" Und,
fügen wir hinzu, wohin würde eine kommunistisch organisierte Gesellschaft kommen,
wenn sie jeden unwissenden, unfähigen, faulen und nachlässigen Produzenten mit
den ihm überlassenen Produktionsmitteln, mögen sie in Acker, Vieh oder Maschinen
besteh», willkürlich schalten lassen wollte!


Vagabunden.

Neue Lieder und Gedichte von Karl Busse. Stuttgart und
Berlin, Cottasche Buchhandlung Nachf. Daß Busse in ungewöhnlicher Weise die
Form beherrscht, haben ihm auch die neidischsten und unfreundlichster seiner Kollegen
lassen müssen, sie finden ihn aber nicht immer individuell genug und manchmal zu
wenig interessant im moderne» Sinne, nicht lüstern und flüsternd oder bockmäßig
lnseiv genug. Wir meinen, er hätte das ohne Mühe haben können, da sich so
etwas am leichtesten lernt, und rechnen es ihm hoch an, daß er sich sein Gefühl
für das Reine und Gesunde bewahrt hat, womit es ja sehr viel schwerer ist, als
Dichter anziehend zu sein. Wir waschen und blank sind wir ganz und gar, aber
auch ewig unfruchtbar, sagen deswegen die Hexen der Walpurgisnacht. Aber das ist
Hexenstandpunkt, und wir meinen, ein Dichter kann auch individuell sein, wenn er
^es von allen: Ungewaschnen und schmutzigen fern hält. Daß ein Band von
1L<> Seiten anch Trivialitäten enthält, ist verzeihlich, und wenn Busse z. B. in
Innsbruck die Kaiserjäger blasen hört, die Gärten in Rosen, die Berge in Schnee
stehn sieht, »ut sein Herz dabei wild und weh werden läßt, so hätte er sich besser
^sagt, daß dergleichen keinen anßer ihm selbst etwas angeht. Manches finden wir
außerdem zu abstrakt, z. B. die Gedichte der letzten Abteilung: Sterne. Mit bloß
"werlichen Stimmungen ist wenig gedient, wenn sie sich nicht zu Erlebnissen ver¬
achten, die für andre greifbar sind. Hier verfügt Busse über ein schönes, frucht¬
bares Gebiet, wenn er an Heimat und Jugendglück, um Eltern und Geschwister
zurückdenkt: Es raucht ein Herd nach Osten zu; Mit Kreuzen und Wunden nach
vielen Jahren bin ich in meine Heimat gefahren i Wir drei, wir waren so froh-
en!^ jungen. Einem Greise am Grabesrande legt er ein längeres Idyll in den
Auad, die schöne Welt von einem alten Manne, mit einem vortrefflichen Schluß,
weniger haben uns die Studentenlieder (Becherläuten) zugesagt, sie sind erzwungen
und gequält, weder herzhaft lustig uoch in gutem Sinne sentimental, da doch nur
^ne von diesen beiden Tonstimmungen dieser Gattung Bürgerrecht in der Litteratur
lUbcn kauu. Frühlings- und Herbsteiudrücke regen jeden Dichter aufs neue an, aber
>v reich die Natur und so verschieden das Menschenherz ist, es giebt doch nicht jedes¬
mal mo es wieder aneinander klingt, auch einen neuen Ton. Das wäre zu viel
Erlangt. Bei Busse sind alle diese Sachen nett und zart, nichts ist geschmacklos und
i"ve aber da ist doch ein großer Wertunterschied. Ein Gedicht wie „Schöne
^acht, Gestirne wandeln" ist tadellos gebaut und gut gemeint. Aber Frnhlings-
viinder (Wo die sonnigen Linden stehn) ist einfach brillant. Woran liegt das?
läßt den Frühling lachend auf einem Zweige reiten und geigen, daß es klingt
d s^^' ^iÄ ihn von Wipfel zu Wipfel sich schwingen, und am Ende hat er
en Mhlichxn Reiter eingefangen: Unten lag er an meiner Brust, oben geigte er
'Mer. Das ist die ewig wirkende Personifizierung der Natur, die freilich nicht
ans jeder Seite einem Dichter gelingen kann. Aber Busse hat den Ton noch ein-
"'"l glücklich getroffen: ' ^

Tonfall und lebendige Vorstellung vereinigen sich zu der Wirkung eines guten alten
^cinuesängerliedes. — Busse ist'ein subjektiver Lyriker, der nicht zum Balladen-


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[0397] Maßgebliches und Unmaßgebliches Baier wird Teilarbciter einer Fabrik." Nossig entgegnen „Merkwürdige Verblendung eines Doktrinärs! Kautsky begreift es also nicht, daß dieser Zwang zur Steigerung der Qualität der Produktion, zur Ordnung und Sauberkeit, daß diese Bekämpfung des Schlendrians die größte Wohlthat für den schwerfälligen Bauern ist!" Und, fügen wir hinzu, wohin würde eine kommunistisch organisierte Gesellschaft kommen, wenn sie jeden unwissenden, unfähigen, faulen und nachlässigen Produzenten mit den ihm überlassenen Produktionsmitteln, mögen sie in Acker, Vieh oder Maschinen besteh», willkürlich schalten lassen wollte! Vagabunden. Neue Lieder und Gedichte von Karl Busse. Stuttgart und Berlin, Cottasche Buchhandlung Nachf. Daß Busse in ungewöhnlicher Weise die Form beherrscht, haben ihm auch die neidischsten und unfreundlichster seiner Kollegen lassen müssen, sie finden ihn aber nicht immer individuell genug und manchmal zu wenig interessant im moderne» Sinne, nicht lüstern und flüsternd oder bockmäßig lnseiv genug. Wir meinen, er hätte das ohne Mühe haben können, da sich so etwas am leichtesten lernt, und rechnen es ihm hoch an, daß er sich sein Gefühl für das Reine und Gesunde bewahrt hat, womit es ja sehr viel schwerer ist, als Dichter anziehend zu sein. Wir waschen und blank sind wir ganz und gar, aber auch ewig unfruchtbar, sagen deswegen die Hexen der Walpurgisnacht. Aber das ist Hexenstandpunkt, und wir meinen, ein Dichter kann auch individuell sein, wenn er ^es von allen: Ungewaschnen und schmutzigen fern hält. Daß ein Band von 1L<> Seiten anch Trivialitäten enthält, ist verzeihlich, und wenn Busse z. B. in Innsbruck die Kaiserjäger blasen hört, die Gärten in Rosen, die Berge in Schnee stehn sieht, »ut sein Herz dabei wild und weh werden läßt, so hätte er sich besser ^sagt, daß dergleichen keinen anßer ihm selbst etwas angeht. Manches finden wir außerdem zu abstrakt, z. B. die Gedichte der letzten Abteilung: Sterne. Mit bloß "werlichen Stimmungen ist wenig gedient, wenn sie sich nicht zu Erlebnissen ver¬ achten, die für andre greifbar sind. Hier verfügt Busse über ein schönes, frucht¬ bares Gebiet, wenn er an Heimat und Jugendglück, um Eltern und Geschwister zurückdenkt: Es raucht ein Herd nach Osten zu; Mit Kreuzen und Wunden nach vielen Jahren bin ich in meine Heimat gefahren i Wir drei, wir waren so froh- en!^ jungen. Einem Greise am Grabesrande legt er ein längeres Idyll in den Auad, die schöne Welt von einem alten Manne, mit einem vortrefflichen Schluß, weniger haben uns die Studentenlieder (Becherläuten) zugesagt, sie sind erzwungen und gequält, weder herzhaft lustig uoch in gutem Sinne sentimental, da doch nur ^ne von diesen beiden Tonstimmungen dieser Gattung Bürgerrecht in der Litteratur lUbcn kauu. Frühlings- und Herbsteiudrücke regen jeden Dichter aufs neue an, aber >v reich die Natur und so verschieden das Menschenherz ist, es giebt doch nicht jedes¬ mal mo es wieder aneinander klingt, auch einen neuen Ton. Das wäre zu viel Erlangt. Bei Busse sind alle diese Sachen nett und zart, nichts ist geschmacklos und i"ve aber da ist doch ein großer Wertunterschied. Ein Gedicht wie „Schöne ^acht, Gestirne wandeln" ist tadellos gebaut und gut gemeint. Aber Frnhlings- viinder (Wo die sonnigen Linden stehn) ist einfach brillant. Woran liegt das? läßt den Frühling lachend auf einem Zweige reiten und geigen, daß es klingt d s^^' ^iÄ ihn von Wipfel zu Wipfel sich schwingen, und am Ende hat er en Mhlichxn Reiter eingefangen: Unten lag er an meiner Brust, oben geigte er 'Mer. Das ist die ewig wirkende Personifizierung der Natur, die freilich nicht ans jeder Seite einem Dichter gelingen kann. Aber Busse hat den Ton noch ein- "'"l glücklich getroffen: ' ^ Tonfall und lebendige Vorstellung vereinigen sich zu der Wirkung eines guten alten ^cinuesängerliedes. — Busse ist'ein subjektiver Lyriker, der nicht zum Balladen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/397>, abgerufen am 01.09.2024.