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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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den Anlauf zu einem Witz, aber der Wiederhall fehlte so vollständig, daß der Unter¬
nehmer der großen That sich unwillkürlich verlegen umsah und schnell wieder ver¬
stummte.

Mutterchen zu Hause kam ihrer Grete mit einem Freudenruf entgegen, aber
auch der fand keinen Nachhall; der behaglichen, kleinen Frau wurde im Laufe des
Abends sehr unbehaglich zu Mute. Doch war ihre Art nicht, vor dem hellen Haufen
mit Gewissensfragen in jemand zu dringen, und ihre allezeit obenauf bleibende
Freundlichkeit machte anch heute das Beisammensitzen erträglich.

Erst als sie zum gute Nacht sagen ins Schlafzimmer der Töchter trat, fragte
sie: Was hats denn heute für Unheil gegeben?

Zunächst kam gar keine Antwort, dann klang es von Lisas Bett her wie
Schluchzen: das war immer am einfachsten und bequemsten. Endlich sagte Grete:
Sie dachten, ich sei von Wachs, Mütterchen; da ich aber von Stahl bin, schmolz
ich nicht an ihrem Streichholzfeucrwerk, nur sie haben sich die Finger verbrannt.

In Gretes Stimme war ein harter Klang, der die Mutter so fremd an¬
mutete, wie die bilderreiche Sprache, aber da sie dem Kinde nicht beizukommen wußte,
ergab sie sich in Geduld und hoffte auf den morgenden Tag. Hatte sie sie erst allein,
dann würde sich das harte Herz unter der Mutterhand schon wieder aufthun.

Der Schritt der Mutter verklang draußen, im Zimmerchen wurde es still.
Plötzlich klang zwischen dem Schluchzen von Lisas Bett herüber: Ich wollte, Jean
nähme dich mit nach Paris. Das kann ja reizend werden, wenn dn jede Kleinigkeit
zur Tragödie aufbauschst.

Ich wollte, er nähme mich mit nach Paris! klang das Echo in Gretes Herzen
wieder. Aber das Herz kam an diesem Abend nicht zu Worte, der Kopf über¬
redete alle seine leisen Versuche mit lauter Stimme. Scham und Gram über das
^escheheue quälten sie. Was dachten denn alle von ihr? Was fürchteten sie denn?
Die ehrliche Muhme in Trockenborn spielte um ihretwillen eine Woche lang Komödie,
Robert machte Reisen gegen Neigung und Gewohnheit, und das Rotkäppchen stand
">n Zaun und tuschelte es in die Nachbarschaft hinaus, was die Grete Langner für
cui gebrechliches Geschöpf sei, an dem alle hernmretten mußten.

^ Grete drückte die Zähne in die Unterlippe, und ihre Augen, die trocken ins
^unkel starrten, begannen zu brennen, wie nach heißen Thränen. -- Stand sie
^ehe fest ^ jungen Füßen, hatte sie nicht ein kräftiges Herz, das kein
"'ruhlingswetter zerzausen würde -- und sie meinten -- ach sie meinten -- warum
Mit so riech^ was die Leute von einem meinen?

Lisa hatte sich längst in den Schlaf geschluchzt, die trocknen jungen Augen
.mrrten noch immer ins Dunkel, die zornigen Gedanken quälten sich noch immer
"ut der Wunde, die Gretens Stolz geschlagen worden war.

Als aber Lisa früh zur gewohnten Stunde erwachte, war Grete endlich ein¬
schlafen, und froh, dem verlegner Alleinsein mit der Schwester zu entgehn, huschte
^>a unhörbar hinaus.

^ Das Knarren der Thür weckte Greten aus ihrem kurzen, unruhig verträumte"
estas. Sie sah sich im Zimmer um -- wars nicht ein völlig unbekannter Raum?
-7^ achtete sich halb auf, stützte sich auf den Ellbogen und begriff nicht, warum
^ das alles so fremd und seltsam erschien. Sie sah das leere Bett, und die
ulucht der Schwester rief ihr den ganzen gestrigen Tag zurück,

voll' ^"^ im Frühlicht den Zorn und die Bitterkeit des Abends nicht
ein Fenster erklang das Mvrgengeschwätz der Stare, die Zweige
d ^ ^'ke wurden von einem unmerklichen Lufthauch auf und nieder bewegt, durch
us offne Viereck kam ein feiner Heliotropdnft herauf -- Grete atmete mit Ent-
" nten; die gespannten Glieder lösten sich, sie sank wieder zurück, und die Augen
Ah das Blau und Grün vor dem Fenster gerichtet dachte sie an Jean. Nichts
o, ,"^6 von dem, was er ihr gestern Schlimmes gebracht hatte, nur einfach' den lieben alten Freund und was sie froh machte. Daß er gekommen war --


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den Anlauf zu einem Witz, aber der Wiederhall fehlte so vollständig, daß der Unter¬
nehmer der großen That sich unwillkürlich verlegen umsah und schnell wieder ver¬
stummte.

Mutterchen zu Hause kam ihrer Grete mit einem Freudenruf entgegen, aber
auch der fand keinen Nachhall; der behaglichen, kleinen Frau wurde im Laufe des
Abends sehr unbehaglich zu Mute. Doch war ihre Art nicht, vor dem hellen Haufen
mit Gewissensfragen in jemand zu dringen, und ihre allezeit obenauf bleibende
Freundlichkeit machte anch heute das Beisammensitzen erträglich.

Erst als sie zum gute Nacht sagen ins Schlafzimmer der Töchter trat, fragte
sie: Was hats denn heute für Unheil gegeben?

Zunächst kam gar keine Antwort, dann klang es von Lisas Bett her wie
Schluchzen: das war immer am einfachsten und bequemsten. Endlich sagte Grete:
Sie dachten, ich sei von Wachs, Mütterchen; da ich aber von Stahl bin, schmolz
ich nicht an ihrem Streichholzfeucrwerk, nur sie haben sich die Finger verbrannt.

In Gretes Stimme war ein harter Klang, der die Mutter so fremd an¬
mutete, wie die bilderreiche Sprache, aber da sie dem Kinde nicht beizukommen wußte,
ergab sie sich in Geduld und hoffte auf den morgenden Tag. Hatte sie sie erst allein,
dann würde sich das harte Herz unter der Mutterhand schon wieder aufthun.

Der Schritt der Mutter verklang draußen, im Zimmerchen wurde es still.
Plötzlich klang zwischen dem Schluchzen von Lisas Bett herüber: Ich wollte, Jean
nähme dich mit nach Paris. Das kann ja reizend werden, wenn dn jede Kleinigkeit
zur Tragödie aufbauschst.

Ich wollte, er nähme mich mit nach Paris! klang das Echo in Gretes Herzen
wieder. Aber das Herz kam an diesem Abend nicht zu Worte, der Kopf über¬
redete alle seine leisen Versuche mit lauter Stimme. Scham und Gram über das
^escheheue quälten sie. Was dachten denn alle von ihr? Was fürchteten sie denn?
Die ehrliche Muhme in Trockenborn spielte um ihretwillen eine Woche lang Komödie,
Robert machte Reisen gegen Neigung und Gewohnheit, und das Rotkäppchen stand
">n Zaun und tuschelte es in die Nachbarschaft hinaus, was die Grete Langner für
cui gebrechliches Geschöpf sei, an dem alle hernmretten mußten.

^ Grete drückte die Zähne in die Unterlippe, und ihre Augen, die trocken ins
^unkel starrten, begannen zu brennen, wie nach heißen Thränen. — Stand sie
^ehe fest ^ jungen Füßen, hatte sie nicht ein kräftiges Herz, das kein
»'ruhlingswetter zerzausen würde — und sie meinten — ach sie meinten — warum
Mit so riech^ was die Leute von einem meinen?

Lisa hatte sich längst in den Schlaf geschluchzt, die trocknen jungen Augen
.mrrten noch immer ins Dunkel, die zornigen Gedanken quälten sich noch immer
»ut der Wunde, die Gretens Stolz geschlagen worden war.

Als aber Lisa früh zur gewohnten Stunde erwachte, war Grete endlich ein¬
schlafen, und froh, dem verlegner Alleinsein mit der Schwester zu entgehn, huschte
^>a unhörbar hinaus.

^ Das Knarren der Thür weckte Greten aus ihrem kurzen, unruhig verträumte»
estas. Sie sah sich im Zimmer um — wars nicht ein völlig unbekannter Raum?
-7^ achtete sich halb auf, stützte sich auf den Ellbogen und begriff nicht, warum
^ das alles so fremd und seltsam erschien. Sie sah das leere Bett, und die
ulucht der Schwester rief ihr den ganzen gestrigen Tag zurück,

voll' ^"^ im Frühlicht den Zorn und die Bitterkeit des Abends nicht
ein Fenster erklang das Mvrgengeschwätz der Stare, die Zweige
d ^ ^'ke wurden von einem unmerklichen Lufthauch auf und nieder bewegt, durch
us offne Viereck kam ein feiner Heliotropdnft herauf — Grete atmete mit Ent-
» nten; die gespannten Glieder lösten sich, sie sank wieder zurück, und die Augen
Ah das Blau und Grün vor dem Fenster gerichtet dachte sie an Jean. Nichts
o, ,"^6 von dem, was er ihr gestern Schlimmes gebracht hatte, nur einfach' den lieben alten Freund und was sie froh machte. Daß er gekommen war —


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[0389] LniÄiiIMkge den Anlauf zu einem Witz, aber der Wiederhall fehlte so vollständig, daß der Unter¬ nehmer der großen That sich unwillkürlich verlegen umsah und schnell wieder ver¬ stummte. Mutterchen zu Hause kam ihrer Grete mit einem Freudenruf entgegen, aber auch der fand keinen Nachhall; der behaglichen, kleinen Frau wurde im Laufe des Abends sehr unbehaglich zu Mute. Doch war ihre Art nicht, vor dem hellen Haufen mit Gewissensfragen in jemand zu dringen, und ihre allezeit obenauf bleibende Freundlichkeit machte anch heute das Beisammensitzen erträglich. Erst als sie zum gute Nacht sagen ins Schlafzimmer der Töchter trat, fragte sie: Was hats denn heute für Unheil gegeben? Zunächst kam gar keine Antwort, dann klang es von Lisas Bett her wie Schluchzen: das war immer am einfachsten und bequemsten. Endlich sagte Grete: Sie dachten, ich sei von Wachs, Mütterchen; da ich aber von Stahl bin, schmolz ich nicht an ihrem Streichholzfeucrwerk, nur sie haben sich die Finger verbrannt. In Gretes Stimme war ein harter Klang, der die Mutter so fremd an¬ mutete, wie die bilderreiche Sprache, aber da sie dem Kinde nicht beizukommen wußte, ergab sie sich in Geduld und hoffte auf den morgenden Tag. Hatte sie sie erst allein, dann würde sich das harte Herz unter der Mutterhand schon wieder aufthun. Der Schritt der Mutter verklang draußen, im Zimmerchen wurde es still. Plötzlich klang zwischen dem Schluchzen von Lisas Bett herüber: Ich wollte, Jean nähme dich mit nach Paris. Das kann ja reizend werden, wenn dn jede Kleinigkeit zur Tragödie aufbauschst. Ich wollte, er nähme mich mit nach Paris! klang das Echo in Gretes Herzen wieder. Aber das Herz kam an diesem Abend nicht zu Worte, der Kopf über¬ redete alle seine leisen Versuche mit lauter Stimme. Scham und Gram über das ^escheheue quälten sie. Was dachten denn alle von ihr? Was fürchteten sie denn? Die ehrliche Muhme in Trockenborn spielte um ihretwillen eine Woche lang Komödie, Robert machte Reisen gegen Neigung und Gewohnheit, und das Rotkäppchen stand ">n Zaun und tuschelte es in die Nachbarschaft hinaus, was die Grete Langner für cui gebrechliches Geschöpf sei, an dem alle hernmretten mußten. ^ Grete drückte die Zähne in die Unterlippe, und ihre Augen, die trocken ins ^unkel starrten, begannen zu brennen, wie nach heißen Thränen. — Stand sie ^ehe fest ^ jungen Füßen, hatte sie nicht ein kräftiges Herz, das kein »'ruhlingswetter zerzausen würde — und sie meinten — ach sie meinten — warum Mit so riech^ was die Leute von einem meinen? Lisa hatte sich längst in den Schlaf geschluchzt, die trocknen jungen Augen .mrrten noch immer ins Dunkel, die zornigen Gedanken quälten sich noch immer »ut der Wunde, die Gretens Stolz geschlagen worden war. Als aber Lisa früh zur gewohnten Stunde erwachte, war Grete endlich ein¬ schlafen, und froh, dem verlegner Alleinsein mit der Schwester zu entgehn, huschte ^>a unhörbar hinaus. ^ Das Knarren der Thür weckte Greten aus ihrem kurzen, unruhig verträumte» estas. Sie sah sich im Zimmer um — wars nicht ein völlig unbekannter Raum? -7^ achtete sich halb auf, stützte sich auf den Ellbogen und begriff nicht, warum ^ das alles so fremd und seltsam erschien. Sie sah das leere Bett, und die ulucht der Schwester rief ihr den ganzen gestrigen Tag zurück, voll' ^"^ im Frühlicht den Zorn und die Bitterkeit des Abends nicht ein Fenster erklang das Mvrgengeschwätz der Stare, die Zweige d ^ ^'ke wurden von einem unmerklichen Lufthauch auf und nieder bewegt, durch us offne Viereck kam ein feiner Heliotropdnft herauf — Grete atmete mit Ent- » nten; die gespannten Glieder lösten sich, sie sank wieder zurück, und die Augen Ah das Blau und Grün vor dem Fenster gerichtet dachte sie an Jean. Nichts o, ,"^6 von dem, was er ihr gestern Schlimmes gebracht hatte, nur einfach' den lieben alten Freund und was sie froh machte. Daß er gekommen war —

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/389>, abgerufen am 01.09.2024.