Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaszgcl'liebes und nicht genügend Lateinisch getrieben hat. Bei dem heutzutage doch oft genug Nachwort. Der vorstehende Aufsatz hat (zusammen mit dem Maßgeblichen 1. Mein erster Satz, das Neformgymnasium mache es seinen Schülern uicht 2. Mein Zweifel, ob eine höhere Schule, die das Französische zur Grund¬ 3. Mein Bedenken, daß das Dresdner Neformgymnasium seinen Schülern den 4. Der Versuch, das humanistische Reformgymnasium Frankfurter Art als deu Maßgebliches und Unmaszgcl'liebes und nicht genügend Lateinisch getrieben hat. Bei dem heutzutage doch oft genug Nachwort. Der vorstehende Aufsatz hat (zusammen mit dem Maßgeblichen 1. Mein erster Satz, das Neformgymnasium mache es seinen Schülern uicht 2. Mein Zweifel, ob eine höhere Schule, die das Französische zur Grund¬ 3. Mein Bedenken, daß das Dresdner Neformgymnasium seinen Schülern den 4. Der Versuch, das humanistische Reformgymnasium Frankfurter Art als deu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0342" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239130"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaszgcl'liebes</fw><lb/> <p xml:id="ID_1719" prev="#ID_1718"> und nicht genügend Lateinisch getrieben hat. Bei dem heutzutage doch oft genug<lb/> vorkommenden Wechsel des Wohnsitzes in der Großstadt wie im Lande wird sich<lb/> dieser Nachteil bald höchst empfindlich geltend machen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Nachwort.</head> <p xml:id="ID_1720"> Der vorstehende Aufsatz hat (zusammen mit dem Maßgeblichen<lb/> „Nationale Bildung und humanistisches Gymnasium" in der vorigen Nummer der<lb/> Grenzboten) eine Reihenfolge von Artikeln unter dein Titel „In Sachen des Ne-<lb/> formgymnasiums" in Ur. 298/300 des „Dresdner Anzeigers" veranlaßt. Ihr Ver¬<lb/> fasser ist, wie aus der Unterschrift erst des letzten Artikels hervorgeht, Herr Ober¬<lb/> schulrat Professor Dr. Theodor Vogel, Rektor eines Neformrealgymnasiums, der<lb/> Dresdner Dreikönigsschule, uicht eines humanistischen Neformgymnasiums, wie für<lb/> Fernerstehende bemerkt sei, also in der vorliegenden Frage mindestens ebenso sehr<lb/> Partei, als irgend welcher Vertreter des humanistischen Gymnasiums der ältern<lb/> Art. Da er, ohne sie zu nennen, auf meine beiden Artikel und namentlich auf den<lb/> vorstehenden fortwährend Bezug nimmt, so sehe ich mich im Interesse der Sache<lb/> zu folgende» Bemerkungen veranlaßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1721"> 1. Mein erster Satz, das Neformgymnasium mache es seinen Schülern uicht<lb/> leichter, sondern eher schwerer, findet in dem Dr. Anz. durchaus Bestätigung und<lb/> weitere Begründung, die sich auch auf die Arbeit der Lehrer erstreckt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1722"> 2. Mein Zweifel, ob eine höhere Schule, die das Französische zur Grund¬<lb/> sprache mache, in besondern: Maße eine Pflegestätte für nationale Gesinnung sein<lb/> werde, wird nicht widerlegt, kaum gestreift. In der Frage über die Verwendung<lb/> der Muttersprache als grammatischer Grundlage in den untersten Klassen steht<lb/> Ansicht gegen Ansicht, und ich fühle mich uicht veranlaßt, die meinige, daß eine<lb/> solche Verwendung das Deutsche zum eorxus vllo mache, zu ändern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1723"> 3. Mein Bedenken, daß das Dresdner Neformgymnasium seinen Schülern den<lb/> Übergang auf jedes andre sächsische humanistische Gymnasium nahezu unmöglich<lb/> mache, wird nicht widerlegt, sondern als eine „unbefugte Warnung," als ein „von<lb/> auswärts" gemachter „Versuch," „die Väter junger Zuluufsjreformlgymnasiasteu zu<lb/> beunruhigen" und der neuen Schule Steine in den Weg zu werfen, zurückgewiesen.<lb/> Da Dresden weder ans einer einsamen Insel liegt noch ein souveränes Gemein¬<lb/> wesen ist, sondern ein Teil Sachsens und Deutschlands, so halte ich mich hier wie<lb/> in jeder andern gymnasialen Frage, wo es sich, wie in dieser, nicht um ein lokales,<lb/> sondern um ein sächsisches Schulinteresse handelt, für vollkommen befugt, mein Urteil<lb/> abzugeben, es mag gefallen oder nicht, und ich werde mich durch derartige parti-<lb/> kularistische Vorbehalte darin nicht stören lassen. Steine in den Weg zu werfen<lb/> hatte ich gar nicht nötig, die liegen sowieso schou da, ich habe nur schwachsichtige<lb/> Leute auf sie aufmerksam gemacht. An das Dresdner Reform realgymnasinm habe<lb/> ich dabei natürlich gar nicht gedacht, denn das hat mit der vorliegenden Frage nichts<lb/> zu thun.</p><lb/> <p xml:id="ID_1724" next="#ID_1725"> 4. Der Versuch, das humanistische Reformgymnasium Frankfurter Art als deu<lb/> einzigen Weg zur Rettung der humanistischen Schulbildung im zwanzigsten Jahr¬<lb/> hundert zu preisen und die gewissermaßen drohende Warnung vor weiteren „starren<lb/> Festhalten an dem zu ganz andern Zeiten aufgestellten Lehrgange," da spor wem<lb/> und wo?j der Vorschlag gemacht werden würde, „die Zahl der Humangymnasien<lb/> mit den Minoritätsverhältnissen der Gymnasiasten, die zur Theologie respektive s!j<lb/> Jurisprudenz übergehn wollen, in Einklang zu bringen und entsprechend zu ver¬<lb/> mindern," oder gar das Griechische in ein Wahlfach zu verwandeln, müssen auch<lb/> dem Gutmütigsten und Vertrauensseligsten die Angen öffnen. Es handelt sich also<lb/> gar nicht mehr darum, einem neuen Versuche — denn weiter ist es trotz alles<lb/> Selbstlobs noch nichts — Boden zu erkämpfen, sondern das alte humanistische Gym¬<lb/> nasium zu vernichten, um das „Reformgymnasium" als die alleinige humanistische<lb/> Schule in Deutschland aufzustellen. Daher die Selbstüberhebung der Neuerer, ihre<lb/> Methode, ihren Lehrgang als der einzig wahren zu preise» und die Anhänger der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0342]
Maßgebliches und Unmaszgcl'liebes
und nicht genügend Lateinisch getrieben hat. Bei dem heutzutage doch oft genug
vorkommenden Wechsel des Wohnsitzes in der Großstadt wie im Lande wird sich
dieser Nachteil bald höchst empfindlich geltend machen.
Nachwort. Der vorstehende Aufsatz hat (zusammen mit dem Maßgeblichen
„Nationale Bildung und humanistisches Gymnasium" in der vorigen Nummer der
Grenzboten) eine Reihenfolge von Artikeln unter dein Titel „In Sachen des Ne-
formgymnasiums" in Ur. 298/300 des „Dresdner Anzeigers" veranlaßt. Ihr Ver¬
fasser ist, wie aus der Unterschrift erst des letzten Artikels hervorgeht, Herr Ober¬
schulrat Professor Dr. Theodor Vogel, Rektor eines Neformrealgymnasiums, der
Dresdner Dreikönigsschule, uicht eines humanistischen Neformgymnasiums, wie für
Fernerstehende bemerkt sei, also in der vorliegenden Frage mindestens ebenso sehr
Partei, als irgend welcher Vertreter des humanistischen Gymnasiums der ältern
Art. Da er, ohne sie zu nennen, auf meine beiden Artikel und namentlich auf den
vorstehenden fortwährend Bezug nimmt, so sehe ich mich im Interesse der Sache
zu folgende» Bemerkungen veranlaßt.
1. Mein erster Satz, das Neformgymnasium mache es seinen Schülern uicht
leichter, sondern eher schwerer, findet in dem Dr. Anz. durchaus Bestätigung und
weitere Begründung, die sich auch auf die Arbeit der Lehrer erstreckt.
2. Mein Zweifel, ob eine höhere Schule, die das Französische zur Grund¬
sprache mache, in besondern: Maße eine Pflegestätte für nationale Gesinnung sein
werde, wird nicht widerlegt, kaum gestreift. In der Frage über die Verwendung
der Muttersprache als grammatischer Grundlage in den untersten Klassen steht
Ansicht gegen Ansicht, und ich fühle mich uicht veranlaßt, die meinige, daß eine
solche Verwendung das Deutsche zum eorxus vllo mache, zu ändern.
3. Mein Bedenken, daß das Dresdner Neformgymnasium seinen Schülern den
Übergang auf jedes andre sächsische humanistische Gymnasium nahezu unmöglich
mache, wird nicht widerlegt, sondern als eine „unbefugte Warnung," als ein „von
auswärts" gemachter „Versuch," „die Väter junger Zuluufsjreformlgymnasiasteu zu
beunruhigen" und der neuen Schule Steine in den Weg zu werfen, zurückgewiesen.
Da Dresden weder ans einer einsamen Insel liegt noch ein souveränes Gemein¬
wesen ist, sondern ein Teil Sachsens und Deutschlands, so halte ich mich hier wie
in jeder andern gymnasialen Frage, wo es sich, wie in dieser, nicht um ein lokales,
sondern um ein sächsisches Schulinteresse handelt, für vollkommen befugt, mein Urteil
abzugeben, es mag gefallen oder nicht, und ich werde mich durch derartige parti-
kularistische Vorbehalte darin nicht stören lassen. Steine in den Weg zu werfen
hatte ich gar nicht nötig, die liegen sowieso schou da, ich habe nur schwachsichtige
Leute auf sie aufmerksam gemacht. An das Dresdner Reform realgymnasinm habe
ich dabei natürlich gar nicht gedacht, denn das hat mit der vorliegenden Frage nichts
zu thun.
4. Der Versuch, das humanistische Reformgymnasium Frankfurter Art als deu
einzigen Weg zur Rettung der humanistischen Schulbildung im zwanzigsten Jahr¬
hundert zu preisen und die gewissermaßen drohende Warnung vor weiteren „starren
Festhalten an dem zu ganz andern Zeiten aufgestellten Lehrgange," da spor wem
und wo?j der Vorschlag gemacht werden würde, „die Zahl der Humangymnasien
mit den Minoritätsverhältnissen der Gymnasiasten, die zur Theologie respektive s!j
Jurisprudenz übergehn wollen, in Einklang zu bringen und entsprechend zu ver¬
mindern," oder gar das Griechische in ein Wahlfach zu verwandeln, müssen auch
dem Gutmütigsten und Vertrauensseligsten die Angen öffnen. Es handelt sich also
gar nicht mehr darum, einem neuen Versuche — denn weiter ist es trotz alles
Selbstlobs noch nichts — Boden zu erkämpfen, sondern das alte humanistische Gym¬
nasium zu vernichten, um das „Reformgymnasium" als die alleinige humanistische
Schule in Deutschland aufzustellen. Daher die Selbstüberhebung der Neuerer, ihre
Methode, ihren Lehrgang als der einzig wahren zu preise» und die Anhänger der
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |