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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

auseinandersetzen, was sie von der neuen Anstalt zu erwarten haben dürften, soweit
die Organisation in Betracht kommt.

In der Stadtverordnetensitzung vom 9. Oktober ist die Ansicht ausgesprochen
worden, daß eine solche Anstalt ihren Zöglingen es leichter mache als das alte
humanistische Gymnasium, und daß es ganz besonders geeignet sei, den nationalen
Sinn zu entwickeln, da die antiken Sprachen erst später begonnen würden, während
das Deutsche einen größern Raum einnehme. Das ist nun in der That das her¬
vorragendste Kennzeichen des Reformgymnasiums. In Frankfurt beginnt das La¬
teinische, statt in Sexta, erst in Untertertia mit zehn Wochenstunden und verfügt in
allen Klassen im ganzen über 51 Stunden, gegenüber den 71 bis 73 Stunden
des (sächsischen) humanistische" Gymnasiums; der Dresdner Plan setzt es mit neun
Stunden in Untertertia an und giebt ihm im ganzen fünfzig Stunden. Das
Griechische setzt in beiden Plänen mit acht Stunden erst in Untersekunda ein und
hat im ganzen 32 Stunden, gegenüber den 40 bis 42 Stunden der ältern Schule.
Da nun, wie ein Blick in den Frankfurter Jahresbericht lehrt, die Ziele des Ne-
formgymnasinms in den klassischen Sprachen genau dieselben geblieben sind, so muß
es mit geringerer Stundenzahl dasselbe leisten, was bisher mit einer größer"
Stundenzahl geleistet wurde, es muß also seine Schüler viel schärfer anspanne",
und die Arbeit, die bisher sechs oder neun Jahre erforderte, in vier oder sechs
Jahre" leiste". Eine Erleichterung also wird das neue Dresdner Gymnasium
keineswegs bringen; es wird insofern eine wesentliche Erschwerung herbeiführe", als
das reifere Alter zwar schneller faßt, aber die Gedächtniskraft schon "icht mehr so
stark ist, wie im Alter von neun bis zwölf Jahre", "ud vor allem das Gedächtais
setzen die Anfangsgründe jeder Sprache in Bewegung, denn eine Sprache besteht
in Wörtern und Formen, die nicht begriffen, sondern gelernt werde" müssen. Ein
richtiger, normaler Sextaner verspeist das alles mit Leichtigkeit und mit Freude
n" den Stunden, es giebt deshalb gnr keine" lohne"dern und erfreulichem Unter¬
richt als den lateinischen in der Sexta, und in keinem Jahrgange macht der Junge
so rasche Fortschritte. Ein Tertianer steht der grundlegende" Gedächtnisarbeit schon
weniger naiv und aufnahmefähig gegenüber, und ein Untersek"uba"er, der mit Sie
angeredet wird und unter Umstände" schon anfängt, den jungen Herrn zu spiele",
wird a" bei" Lerne" griechischer Wörter und Forme" "och viel geringere Fre"de
habe", namentlich dann, wenn er die Schule mit den: Reifezeugnis für Oberselnnda
zu verlassen gedenkt.

Also leichter macht das Neformgymnasium seine" Schüler" die klassischen
Sprachen durchaus nicht; es ist keineswegs eine Schule für durchschnittlich oder gnr
für schwach Begabte, und am wenigsten will dies das Gymnasium in Frankfurt
sein. Nun wird man einwenden: die grammatische Schulung, die bisher in den
unterste" Klassen das Lateinische gab, wird nunmehr durch das Französische ersetzt,
das für Frankfurt in Sexta, Quinta und Quarta mit je sechs Stunden, in Dresden
etwas abweichend mit fünf, sechs und sieben Stunden angesetzt ist, während es im
humanistische" Gymnasium erst in Quarta mit fünf Stunde" beginnt und in Unter¬
tertia noch mit drei Stunden fortgesetzt wird, im ganzen aber es auf achtzehn
Wochenstunden bringt, gegenüber den 31 Stunden des Reformgymnasiunis. Mit
diesem Einwände wird freilich zugleich zugestanden, daß das Französische ""gefahr
ebenso schwer ist wie das Lateinische, also auch keineswegs eine Erleichterung ge¬
währt. Es hat namentlich im Verbum eine sehr reich entwickelte, also schwierige
Formenlehre, es macht dagegen, da ihm die Kasusendungen fehlen, die Formen des
Substantivums und des Adjektivunis viel weniger kenntlich als das Lateinische, es
hat einen starken Unterschied zwischen Schriftbild und Wvrtklcmg, der dem Anfänger
als etwas Unnatürliches erscheint und ihm mannigfache Schwierigkeiten bereitet; es
hat endlich in Wortstellung und Syntax viel rein Konventionelles. Obendrein liegt
ein gewisser Widerspruch darin, die französische Tochtersprache vor der lateinischen
Grundsprache zu lehren, von den abgeschliffue" Formen der ersten a"f die vollere


Maßgebliches und Unmaßgebliches

auseinandersetzen, was sie von der neuen Anstalt zu erwarten haben dürften, soweit
die Organisation in Betracht kommt.

In der Stadtverordnetensitzung vom 9. Oktober ist die Ansicht ausgesprochen
worden, daß eine solche Anstalt ihren Zöglingen es leichter mache als das alte
humanistische Gymnasium, und daß es ganz besonders geeignet sei, den nationalen
Sinn zu entwickeln, da die antiken Sprachen erst später begonnen würden, während
das Deutsche einen größern Raum einnehme. Das ist nun in der That das her¬
vorragendste Kennzeichen des Reformgymnasiums. In Frankfurt beginnt das La¬
teinische, statt in Sexta, erst in Untertertia mit zehn Wochenstunden und verfügt in
allen Klassen im ganzen über 51 Stunden, gegenüber den 71 bis 73 Stunden
des (sächsischen) humanistische» Gymnasiums; der Dresdner Plan setzt es mit neun
Stunden in Untertertia an und giebt ihm im ganzen fünfzig Stunden. Das
Griechische setzt in beiden Plänen mit acht Stunden erst in Untersekunda ein und
hat im ganzen 32 Stunden, gegenüber den 40 bis 42 Stunden der ältern Schule.
Da nun, wie ein Blick in den Frankfurter Jahresbericht lehrt, die Ziele des Ne-
formgymnasinms in den klassischen Sprachen genau dieselben geblieben sind, so muß
es mit geringerer Stundenzahl dasselbe leisten, was bisher mit einer größer»
Stundenzahl geleistet wurde, es muß also seine Schüler viel schärfer anspanne»,
und die Arbeit, die bisher sechs oder neun Jahre erforderte, in vier oder sechs
Jahre» leiste». Eine Erleichterung also wird das neue Dresdner Gymnasium
keineswegs bringen; es wird insofern eine wesentliche Erschwerung herbeiführe», als
das reifere Alter zwar schneller faßt, aber die Gedächtniskraft schon »icht mehr so
stark ist, wie im Alter von neun bis zwölf Jahre», »ud vor allem das Gedächtais
setzen die Anfangsgründe jeder Sprache in Bewegung, denn eine Sprache besteht
in Wörtern und Formen, die nicht begriffen, sondern gelernt werde» müssen. Ein
richtiger, normaler Sextaner verspeist das alles mit Leichtigkeit und mit Freude
n» den Stunden, es giebt deshalb gnr keine» lohne»dern und erfreulichem Unter¬
richt als den lateinischen in der Sexta, und in keinem Jahrgange macht der Junge
so rasche Fortschritte. Ein Tertianer steht der grundlegende» Gedächtnisarbeit schon
weniger naiv und aufnahmefähig gegenüber, und ein Untersek»uba»er, der mit Sie
angeredet wird und unter Umstände» schon anfängt, den jungen Herrn zu spiele»,
wird a» bei» Lerne» griechischer Wörter und Forme» »och viel geringere Fre»de
habe», namentlich dann, wenn er die Schule mit den: Reifezeugnis für Oberselnnda
zu verlassen gedenkt.

Also leichter macht das Neformgymnasium seine» Schüler» die klassischen
Sprachen durchaus nicht; es ist keineswegs eine Schule für durchschnittlich oder gnr
für schwach Begabte, und am wenigsten will dies das Gymnasium in Frankfurt
sein. Nun wird man einwenden: die grammatische Schulung, die bisher in den
unterste» Klassen das Lateinische gab, wird nunmehr durch das Französische ersetzt,
das für Frankfurt in Sexta, Quinta und Quarta mit je sechs Stunden, in Dresden
etwas abweichend mit fünf, sechs und sieben Stunden angesetzt ist, während es im
humanistische» Gymnasium erst in Quarta mit fünf Stunde» beginnt und in Unter¬
tertia noch mit drei Stunden fortgesetzt wird, im ganzen aber es auf achtzehn
Wochenstunden bringt, gegenüber den 31 Stunden des Reformgymnasiunis. Mit
diesem Einwände wird freilich zugleich zugestanden, daß das Französische »»gefahr
ebenso schwer ist wie das Lateinische, also auch keineswegs eine Erleichterung ge¬
währt. Es hat namentlich im Verbum eine sehr reich entwickelte, also schwierige
Formenlehre, es macht dagegen, da ihm die Kasusendungen fehlen, die Formen des
Substantivums und des Adjektivunis viel weniger kenntlich als das Lateinische, es
hat einen starken Unterschied zwischen Schriftbild und Wvrtklcmg, der dem Anfänger
als etwas Unnatürliches erscheint und ihm mannigfache Schwierigkeiten bereitet; es
hat endlich in Wortstellung und Syntax viel rein Konventionelles. Obendrein liegt
ein gewisser Widerspruch darin, die französische Tochtersprache vor der lateinischen
Grundsprache zu lehren, von den abgeschliffue» Formen der ersten a«f die vollere


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[0340] Maßgebliches und Unmaßgebliches auseinandersetzen, was sie von der neuen Anstalt zu erwarten haben dürften, soweit die Organisation in Betracht kommt. In der Stadtverordnetensitzung vom 9. Oktober ist die Ansicht ausgesprochen worden, daß eine solche Anstalt ihren Zöglingen es leichter mache als das alte humanistische Gymnasium, und daß es ganz besonders geeignet sei, den nationalen Sinn zu entwickeln, da die antiken Sprachen erst später begonnen würden, während das Deutsche einen größern Raum einnehme. Das ist nun in der That das her¬ vorragendste Kennzeichen des Reformgymnasiums. In Frankfurt beginnt das La¬ teinische, statt in Sexta, erst in Untertertia mit zehn Wochenstunden und verfügt in allen Klassen im ganzen über 51 Stunden, gegenüber den 71 bis 73 Stunden des (sächsischen) humanistische» Gymnasiums; der Dresdner Plan setzt es mit neun Stunden in Untertertia an und giebt ihm im ganzen fünfzig Stunden. Das Griechische setzt in beiden Plänen mit acht Stunden erst in Untersekunda ein und hat im ganzen 32 Stunden, gegenüber den 40 bis 42 Stunden der ältern Schule. Da nun, wie ein Blick in den Frankfurter Jahresbericht lehrt, die Ziele des Ne- formgymnasinms in den klassischen Sprachen genau dieselben geblieben sind, so muß es mit geringerer Stundenzahl dasselbe leisten, was bisher mit einer größer» Stundenzahl geleistet wurde, es muß also seine Schüler viel schärfer anspanne», und die Arbeit, die bisher sechs oder neun Jahre erforderte, in vier oder sechs Jahre» leiste». Eine Erleichterung also wird das neue Dresdner Gymnasium keineswegs bringen; es wird insofern eine wesentliche Erschwerung herbeiführe», als das reifere Alter zwar schneller faßt, aber die Gedächtniskraft schon »icht mehr so stark ist, wie im Alter von neun bis zwölf Jahre», »ud vor allem das Gedächtais setzen die Anfangsgründe jeder Sprache in Bewegung, denn eine Sprache besteht in Wörtern und Formen, die nicht begriffen, sondern gelernt werde» müssen. Ein richtiger, normaler Sextaner verspeist das alles mit Leichtigkeit und mit Freude n» den Stunden, es giebt deshalb gnr keine» lohne»dern und erfreulichem Unter¬ richt als den lateinischen in der Sexta, und in keinem Jahrgange macht der Junge so rasche Fortschritte. Ein Tertianer steht der grundlegende» Gedächtnisarbeit schon weniger naiv und aufnahmefähig gegenüber, und ein Untersek»uba»er, der mit Sie angeredet wird und unter Umstände» schon anfängt, den jungen Herrn zu spiele», wird a» bei» Lerne» griechischer Wörter und Forme» »och viel geringere Fre»de habe», namentlich dann, wenn er die Schule mit den: Reifezeugnis für Oberselnnda zu verlassen gedenkt. Also leichter macht das Neformgymnasium seine» Schüler» die klassischen Sprachen durchaus nicht; es ist keineswegs eine Schule für durchschnittlich oder gnr für schwach Begabte, und am wenigsten will dies das Gymnasium in Frankfurt sein. Nun wird man einwenden: die grammatische Schulung, die bisher in den unterste» Klassen das Lateinische gab, wird nunmehr durch das Französische ersetzt, das für Frankfurt in Sexta, Quinta und Quarta mit je sechs Stunden, in Dresden etwas abweichend mit fünf, sechs und sieben Stunden angesetzt ist, während es im humanistische» Gymnasium erst in Quarta mit fünf Stunde» beginnt und in Unter¬ tertia noch mit drei Stunden fortgesetzt wird, im ganzen aber es auf achtzehn Wochenstunden bringt, gegenüber den 31 Stunden des Reformgymnasiunis. Mit diesem Einwände wird freilich zugleich zugestanden, daß das Französische »»gefahr ebenso schwer ist wie das Lateinische, also auch keineswegs eine Erleichterung ge¬ währt. Es hat namentlich im Verbum eine sehr reich entwickelte, also schwierige Formenlehre, es macht dagegen, da ihm die Kasusendungen fehlen, die Formen des Substantivums und des Adjektivunis viel weniger kenntlich als das Lateinische, es hat einen starken Unterschied zwischen Schriftbild und Wvrtklcmg, der dem Anfänger als etwas Unnatürliches erscheint und ihm mannigfache Schwierigkeiten bereitet; es hat endlich in Wortstellung und Syntax viel rein Konventionelles. Obendrein liegt ein gewisser Widerspruch darin, die französische Tochtersprache vor der lateinischen Grundsprache zu lehren, von den abgeschliffue» Formen der ersten a«f die vollere

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/340>, abgerufen am 01.09.2024.