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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Heimkehr

Tag feste in der Ökonomie angreife. Ist mir nicht leicht geworden. Und die
Dummheiten, die laßt ma erst gar nicht leichte. Sie hat anch mußt leiden. Jn'n
Gasthofe, da retten sie auf mich, ich sollt mich nicht laßt unterkriegen. Ich holte
zuletzt doch übern Durst getrunken. Zu Hause torbierte ich nunc die Frau. Dn
kam der Schwiegervater und sagte: Was soll denn das heißen? Die hat dir doch
nichts gethan, daß dn so spuken thust? -- Wie zur alleine sind, da spricht sie ein
Wort, ich sollte gut auf den Vater sein. -- -- -- Dann ists losgegangen -- --
Am Morgen, wie ich wach bin, da is mirs doch, ich hab was angericht, ich hab
meine Frau geschlagen. Und ich weiß noch, sie hat sich laßt schlagen, wie ich
wollte, und hat keinen Ton von sich gegeben. Da sehe ich den Strick anch noch
auf dem Stuhle liegen; und ich nu unus aus das Bette und thu den Strick ver¬
stecken. Nu mache ich meine Arbeit, und meine Frau macht ihre Arbeit -- hatte
einen Streifen übers ganze Gesichte. Zur Vater hat sie gesagt, das wäre von
der Happe, die hätte sie gestoßen. Ich ha sie nicht konnt angucken. Ich dachte:
Du bist auf sie eingedrungen wie e Hund, sie soll dich nehmen, sie hat sich deiner
nicht erwehren können. Das ist nun ihr Lohn, daß sie dich genommen hat. Ach,
und was hatte ich dem Mädchen versprochen, wie ich sie wollte halten! Und dann
dacht ich: Das wird sich schon wiederhole. Den Weg, den der Teufel einmal ge¬
gangen ist, den geht er öfter. So hab ich stille meine Arbeit gemacht und bin
dann sachte fort. Du bist für nichts nutze, sagte ich for mich, du hängst dich auf.
Deine Frau, die hat bloß Gutes für dich, und du vergriffst dich an ihr. Und sie
ist in guter Hoffnung, und da hast dn nicht dran gedacht, du verfluchter Wanst,
der du bist. Was soll denn dich überhaupt zurückehalten, wenn nicht das? So
bin ich hin in unser Holz, und da hab ich mich aufgehängt. -- -- -- Na, ich
bin dann wieder wach geworden und lag mittelwent auf dem Erdboden, und sie
tanzte bei mich und rette auf mich. Wir haben beide geweint. Ich hab vor ihr
auf meinen Knieen gelegen und habe ihrs nbgebitt, es foll nicht wieder vorkommen.
Nachen keine Silbe weiter, die langen Jahre nicht. Sie hatte eine Unruhe gehabt,
ich war fo stille vor mich hin gewesen. Und da war sie mir nach und hatte mich
denn auch gefunden.--Wenn das nu wieder wollte in mich neiufahreu, nachher
hab ich gedacht: Warte mal, du verfluchter Wanst, dich häng ich wieder auf! ---
Ist ja keine ganz schlechte Todesart nicht; aber ich hab lange Pein am Halse ge¬
habt, das hatte schmählich gedrückt. -- Er wischte wieder mit der Hand über sein
Gesicht. Und als er die Hand sinken ließ, stand der alte schalkhafte Scheckg da
mit den verschmitzten, klugen Augen. Von da an ist meine Ehe in Frieden und
Einigkeit verlaufen. Ich ha nach der Frau gehört und nicht nach den Saufsäcken
in'n Wirtshause. Und da weiß kein Mensch was davon, ich hab es bloß dir mit¬
geteilt. -- Ich möchte schon nochmal zurücke und möchte mein Leben noch einmal
durchmachen, sagte er, aber bloß von der Fichte an, wie mirs Priska vergeben
hatte, und ohne Pristan, da möcht ich nicht zurück. Na -- indessen -- die Jungen,
die wollen auch mal dazu kommen. Bis itze geht das ja, da sind wir ihnen noch
von großen Nutzen, wir verbrauchen das nicht, was wir einbringen. Ich ackre
noch, bessere auch mal das Zeug aus. Nein -- die wünschen uns nicht hin ans den
Gottesacker. Nu wollen mir gehn.

Als sie unterwegs waren, ergriff Scheckg wieder das Wort: Dir ist es immer
gut gegangen -- gelle?'

Jahr rciusperte sich und faßte hinter den Taschenriemen. Er wollte anfangen
Wir halten vier Pferde, acht Kühe, sechs Stücken Jungvieh. . . aber er rüusperte
sich statt dessen wieder. Er wußte nicht, was er erzählen sollte. Er fing endlich
an: Ich habe viel Glück gehabt mit meinem Schwiegersohn, das ist ein gewiefter
Mann, der hat Charakter, und Fritze, mein Enkelsohn, der ist ihm wie aus den
Augen geschnitten. Der sagt, wenn er mal heirat, seine Fran muß immerwent
bei ihm heizen, bei seinem Herzen, beim Kopfe nicht. Das ist ein Bursche, den
möcht ich dir mal weisen, das ist mein Stolz, der Bursche. Der ist mir gestern


Heimkehr

Tag feste in der Ökonomie angreife. Ist mir nicht leicht geworden. Und die
Dummheiten, die laßt ma erst gar nicht leichte. Sie hat anch mußt leiden. Jn'n
Gasthofe, da retten sie auf mich, ich sollt mich nicht laßt unterkriegen. Ich holte
zuletzt doch übern Durst getrunken. Zu Hause torbierte ich nunc die Frau. Dn
kam der Schwiegervater und sagte: Was soll denn das heißen? Die hat dir doch
nichts gethan, daß dn so spuken thust? — Wie zur alleine sind, da spricht sie ein
Wort, ich sollte gut auf den Vater sein. — — — Dann ists losgegangen — —
Am Morgen, wie ich wach bin, da is mirs doch, ich hab was angericht, ich hab
meine Frau geschlagen. Und ich weiß noch, sie hat sich laßt schlagen, wie ich
wollte, und hat keinen Ton von sich gegeben. Da sehe ich den Strick anch noch
auf dem Stuhle liegen; und ich nu unus aus das Bette und thu den Strick ver¬
stecken. Nu mache ich meine Arbeit, und meine Frau macht ihre Arbeit — hatte
einen Streifen übers ganze Gesichte. Zur Vater hat sie gesagt, das wäre von
der Happe, die hätte sie gestoßen. Ich ha sie nicht konnt angucken. Ich dachte:
Du bist auf sie eingedrungen wie e Hund, sie soll dich nehmen, sie hat sich deiner
nicht erwehren können. Das ist nun ihr Lohn, daß sie dich genommen hat. Ach,
und was hatte ich dem Mädchen versprochen, wie ich sie wollte halten! Und dann
dacht ich: Das wird sich schon wiederhole. Den Weg, den der Teufel einmal ge¬
gangen ist, den geht er öfter. So hab ich stille meine Arbeit gemacht und bin
dann sachte fort. Du bist für nichts nutze, sagte ich for mich, du hängst dich auf.
Deine Frau, die hat bloß Gutes für dich, und du vergriffst dich an ihr. Und sie
ist in guter Hoffnung, und da hast dn nicht dran gedacht, du verfluchter Wanst,
der du bist. Was soll denn dich überhaupt zurückehalten, wenn nicht das? So
bin ich hin in unser Holz, und da hab ich mich aufgehängt. — — — Na, ich
bin dann wieder wach geworden und lag mittelwent auf dem Erdboden, und sie
tanzte bei mich und rette auf mich. Wir haben beide geweint. Ich hab vor ihr
auf meinen Knieen gelegen und habe ihrs nbgebitt, es foll nicht wieder vorkommen.
Nachen keine Silbe weiter, die langen Jahre nicht. Sie hatte eine Unruhe gehabt,
ich war fo stille vor mich hin gewesen. Und da war sie mir nach und hatte mich
denn auch gefunden.--Wenn das nu wieder wollte in mich neiufahreu, nachher
hab ich gedacht: Warte mal, du verfluchter Wanst, dich häng ich wieder auf! —-
Ist ja keine ganz schlechte Todesart nicht; aber ich hab lange Pein am Halse ge¬
habt, das hatte schmählich gedrückt. — Er wischte wieder mit der Hand über sein
Gesicht. Und als er die Hand sinken ließ, stand der alte schalkhafte Scheckg da
mit den verschmitzten, klugen Augen. Von da an ist meine Ehe in Frieden und
Einigkeit verlaufen. Ich ha nach der Frau gehört und nicht nach den Saufsäcken
in'n Wirtshause. Und da weiß kein Mensch was davon, ich hab es bloß dir mit¬
geteilt. — Ich möchte schon nochmal zurücke und möchte mein Leben noch einmal
durchmachen, sagte er, aber bloß von der Fichte an, wie mirs Priska vergeben
hatte, und ohne Pristan, da möcht ich nicht zurück. Na — indessen — die Jungen,
die wollen auch mal dazu kommen. Bis itze geht das ja, da sind wir ihnen noch
von großen Nutzen, wir verbrauchen das nicht, was wir einbringen. Ich ackre
noch, bessere auch mal das Zeug aus. Nein — die wünschen uns nicht hin ans den
Gottesacker. Nu wollen mir gehn.

Als sie unterwegs waren, ergriff Scheckg wieder das Wort: Dir ist es immer
gut gegangen — gelle?'

Jahr rciusperte sich und faßte hinter den Taschenriemen. Er wollte anfangen
Wir halten vier Pferde, acht Kühe, sechs Stücken Jungvieh. . . aber er rüusperte
sich statt dessen wieder. Er wußte nicht, was er erzählen sollte. Er fing endlich
an: Ich habe viel Glück gehabt mit meinem Schwiegersohn, das ist ein gewiefter
Mann, der hat Charakter, und Fritze, mein Enkelsohn, der ist ihm wie aus den
Augen geschnitten. Der sagt, wenn er mal heirat, seine Fran muß immerwent
bei ihm heizen, bei seinem Herzen, beim Kopfe nicht. Das ist ein Bursche, den
möcht ich dir mal weisen, das ist mein Stolz, der Bursche. Der ist mir gestern


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[0276] Heimkehr Tag feste in der Ökonomie angreife. Ist mir nicht leicht geworden. Und die Dummheiten, die laßt ma erst gar nicht leichte. Sie hat anch mußt leiden. Jn'n Gasthofe, da retten sie auf mich, ich sollt mich nicht laßt unterkriegen. Ich holte zuletzt doch übern Durst getrunken. Zu Hause torbierte ich nunc die Frau. Dn kam der Schwiegervater und sagte: Was soll denn das heißen? Die hat dir doch nichts gethan, daß dn so spuken thust? — Wie zur alleine sind, da spricht sie ein Wort, ich sollte gut auf den Vater sein. — — — Dann ists losgegangen — — Am Morgen, wie ich wach bin, da is mirs doch, ich hab was angericht, ich hab meine Frau geschlagen. Und ich weiß noch, sie hat sich laßt schlagen, wie ich wollte, und hat keinen Ton von sich gegeben. Da sehe ich den Strick anch noch auf dem Stuhle liegen; und ich nu unus aus das Bette und thu den Strick ver¬ stecken. Nu mache ich meine Arbeit, und meine Frau macht ihre Arbeit — hatte einen Streifen übers ganze Gesichte. Zur Vater hat sie gesagt, das wäre von der Happe, die hätte sie gestoßen. Ich ha sie nicht konnt angucken. Ich dachte: Du bist auf sie eingedrungen wie e Hund, sie soll dich nehmen, sie hat sich deiner nicht erwehren können. Das ist nun ihr Lohn, daß sie dich genommen hat. Ach, und was hatte ich dem Mädchen versprochen, wie ich sie wollte halten! Und dann dacht ich: Das wird sich schon wiederhole. Den Weg, den der Teufel einmal ge¬ gangen ist, den geht er öfter. So hab ich stille meine Arbeit gemacht und bin dann sachte fort. Du bist für nichts nutze, sagte ich for mich, du hängst dich auf. Deine Frau, die hat bloß Gutes für dich, und du vergriffst dich an ihr. Und sie ist in guter Hoffnung, und da hast dn nicht dran gedacht, du verfluchter Wanst, der du bist. Was soll denn dich überhaupt zurückehalten, wenn nicht das? So bin ich hin in unser Holz, und da hab ich mich aufgehängt. — — — Na, ich bin dann wieder wach geworden und lag mittelwent auf dem Erdboden, und sie tanzte bei mich und rette auf mich. Wir haben beide geweint. Ich hab vor ihr auf meinen Knieen gelegen und habe ihrs nbgebitt, es foll nicht wieder vorkommen. Nachen keine Silbe weiter, die langen Jahre nicht. Sie hatte eine Unruhe gehabt, ich war fo stille vor mich hin gewesen. Und da war sie mir nach und hatte mich denn auch gefunden.--Wenn das nu wieder wollte in mich neiufahreu, nachher hab ich gedacht: Warte mal, du verfluchter Wanst, dich häng ich wieder auf! —- Ist ja keine ganz schlechte Todesart nicht; aber ich hab lange Pein am Halse ge¬ habt, das hatte schmählich gedrückt. — Er wischte wieder mit der Hand über sein Gesicht. Und als er die Hand sinken ließ, stand der alte schalkhafte Scheckg da mit den verschmitzten, klugen Augen. Von da an ist meine Ehe in Frieden und Einigkeit verlaufen. Ich ha nach der Frau gehört und nicht nach den Saufsäcken in'n Wirtshause. Und da weiß kein Mensch was davon, ich hab es bloß dir mit¬ geteilt. — Ich möchte schon nochmal zurücke und möchte mein Leben noch einmal durchmachen, sagte er, aber bloß von der Fichte an, wie mirs Priska vergeben hatte, und ohne Pristan, da möcht ich nicht zurück. Na — indessen — die Jungen, die wollen auch mal dazu kommen. Bis itze geht das ja, da sind wir ihnen noch von großen Nutzen, wir verbrauchen das nicht, was wir einbringen. Ich ackre noch, bessere auch mal das Zeug aus. Nein — die wünschen uns nicht hin ans den Gottesacker. Nu wollen mir gehn. Als sie unterwegs waren, ergriff Scheckg wieder das Wort: Dir ist es immer gut gegangen — gelle?' Jahr rciusperte sich und faßte hinter den Taschenriemen. Er wollte anfangen Wir halten vier Pferde, acht Kühe, sechs Stücken Jungvieh. . . aber er rüusperte sich statt dessen wieder. Er wußte nicht, was er erzählen sollte. Er fing endlich an: Ich habe viel Glück gehabt mit meinem Schwiegersohn, das ist ein gewiefter Mann, der hat Charakter, und Fritze, mein Enkelsohn, der ist ihm wie aus den Augen geschnitten. Der sagt, wenn er mal heirat, seine Fran muß immerwent bei ihm heizen, bei seinem Herzen, beim Kopfe nicht. Das ist ein Bursche, den möcht ich dir mal weisen, das ist mein Stolz, der Bursche. Der ist mir gestern

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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/276>, abgerufen am 01.09.2024.