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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Die Bodeubeuutzung im Deutschen Reiche

Das ist eine zwar stetige aber immerhin so geringfügige Zunahme, daß
daraus keine weitern Schlüsse gezogen werden können. Wie schon angegeben
worden ist, setzt sich diese Fläche zusammen aus Acker- und Gartenland, reichen
Weiden und Weinbergen, und zwar kamen

1878 1883 1893 1900
auf 1000 Hektar
Acker- und Gartenland . 26063 26177 26248 26257
Wiesen...... 5914 5 903 5916 5956
reiche Weiden , , , , 617 613 749 795
Weinberge..... 134 135 183 135
zusammen 32728 32828 38041 33143

Auch in: einzelnen zeigen sich danach nur sehr unbedeutende Verschiebungen,
Schlüsse auf eine bedeutsamere Zunahme der Viehzucht die in der That
eingetreten ist -- auf Kosten des Ackerbaues können aus diesen Angaben über
die Wiesen und reichen Weiden sicher nicht gezogen werden. Von einer Ver¬
schiebung in der Bodenbenutzung, wie sie sich in England in dem starken An¬
wachsen der ?grmg.n"zirt?Ästurs bei Abnahme des ^r-ibis I^mal in den letzten
Jahrzehnten vollzogen hat, ist in Deutschland gar keine Rede. Die geringe
Zunahme der Wiesen und reichen Weiden gegenüber den: Rückgang der Hu-
tungen und der Zunahme des Viehstapels ist sehr zu beachten.

Auch das Acker- und Gartenland, das heißt die dem eigentlichen Acker¬
bau dienende Fläche, ist im ganzen sehr wenig ausgedehnt worden. Die große
Steigerung der "landwirtschaftlichen" Bodcnbenutzung wird erst klar, wenn
man die einzelnen Arten der Benutzung des Acker- und Gartenlandes in Betracht
zieht. Nachstehende Zahlen geben ein Bild von ihrer Entwicklung. Es kamen
vom Acker- und Gartenlnnde

1878 1883 1893 1900
auf 1000 Hektar
ip Getreide und Httlsenfrüchtc 15587 Is 724 15992 16061
d) Hackfrüchte und Gemüse , 3553 3 943 4238 4593
<-) Handelsgewächse, , , , 418 352 261 188
-I) Futterpflanzen .... 2448 2405 2519 2657
v) Bräche....... 2311 1847 1550 1230
1) Ackerweide...... 1510 1490 1210 1055
g) Haus- und Obstgarten. . 236 416 473 483
zusammen A!0K3 2K177 2K243 2ki257

Bräche und Ackerweide zusammen sind also in den zweiundzwanzig
Jahren der Agrarkrisis von 3821000 auf 2 285 000 Hektar, also um 1536 000 Hek¬
tar oder 40 Prozent zurückgegangen. Diese Fläche ist dem Anbau vou Feld¬
früchten zu gute gekommen, und das bedeutet unzweifelhaft eine Intensivierung
des Ackerbaues. Ob sie überall im Interesse höherer Reinertrage -- namentlich
auf schwereren Böden -- angebracht war, kann zweifelhaft erscheinen.

Läßt man die besonders zu beurteilenden "Haus- und Obstgärten" außer
betracht, so machte die zum Anbau von Feldfrüchten benutzte Fläche aus

1878 1883 1893 19VN
1000 Hektar........... 22007 22424 23010 23489
Prozent der landwirtschaftlich benutzten Flüche 59.92 62,92 65,44 67,01
Prozent des Acker- und Gartenlandes . , , 82,43 85,67 87,68 89,45

In der ganzen Periode 1878/1900 hat sich sonach eine Zunahme von
1482000 Hektar ergeben. Ans ein Jahr berechnet betrug sie in der Periode


Die Bodeubeuutzung im Deutschen Reiche

Das ist eine zwar stetige aber immerhin so geringfügige Zunahme, daß
daraus keine weitern Schlüsse gezogen werden können. Wie schon angegeben
worden ist, setzt sich diese Fläche zusammen aus Acker- und Gartenland, reichen
Weiden und Weinbergen, und zwar kamen

1878 1883 1893 1900
auf 1000 Hektar
Acker- und Gartenland . 26063 26177 26248 26257
Wiesen...... 5914 5 903 5916 5956
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Weinberge..... 134 135 183 135
zusammen 32728 32828 38041 33143

Auch in: einzelnen zeigen sich danach nur sehr unbedeutende Verschiebungen,
Schlüsse auf eine bedeutsamere Zunahme der Viehzucht die in der That
eingetreten ist — auf Kosten des Ackerbaues können aus diesen Angaben über
die Wiesen und reichen Weiden sicher nicht gezogen werden. Von einer Ver¬
schiebung in der Bodenbenutzung, wie sie sich in England in dem starken An¬
wachsen der ?grmg.n«zirt?Ästurs bei Abnahme des ^r-ibis I^mal in den letzten
Jahrzehnten vollzogen hat, ist in Deutschland gar keine Rede. Die geringe
Zunahme der Wiesen und reichen Weiden gegenüber den: Rückgang der Hu-
tungen und der Zunahme des Viehstapels ist sehr zu beachten.

Auch das Acker- und Gartenland, das heißt die dem eigentlichen Acker¬
bau dienende Fläche, ist im ganzen sehr wenig ausgedehnt worden. Die große
Steigerung der „landwirtschaftlichen" Bodcnbenutzung wird erst klar, wenn
man die einzelnen Arten der Benutzung des Acker- und Gartenlandes in Betracht
zieht. Nachstehende Zahlen geben ein Bild von ihrer Entwicklung. Es kamen
vom Acker- und Gartenlnnde

1878 1883 1893 1900
auf 1000 Hektar
ip Getreide und Httlsenfrüchtc 15587 Is 724 15992 16061
d) Hackfrüchte und Gemüse , 3553 3 943 4238 4593
<-) Handelsgewächse, , , , 418 352 261 188
-I) Futterpflanzen .... 2448 2405 2519 2657
v) Bräche....... 2311 1847 1550 1230
1) Ackerweide...... 1510 1490 1210 1055
g) Haus- und Obstgarten. . 236 416 473 483
zusammen A!0K3 2K177 2K243 2ki257

Bräche und Ackerweide zusammen sind also in den zweiundzwanzig
Jahren der Agrarkrisis von 3821000 auf 2 285 000 Hektar, also um 1536 000 Hek¬
tar oder 40 Prozent zurückgegangen. Diese Fläche ist dem Anbau vou Feld¬
früchten zu gute gekommen, und das bedeutet unzweifelhaft eine Intensivierung
des Ackerbaues. Ob sie überall im Interesse höherer Reinertrage — namentlich
auf schwereren Böden — angebracht war, kann zweifelhaft erscheinen.

Läßt man die besonders zu beurteilenden „Haus- und Obstgärten" außer
betracht, so machte die zum Anbau von Feldfrüchten benutzte Fläche aus

1878 1883 1893 19VN
1000 Hektar........... 22007 22424 23010 23489
Prozent der landwirtschaftlich benutzten Flüche 59.92 62,92 65,44 67,01
Prozent des Acker- und Gartenlandes . , , 82,43 85,67 87,68 89,45

In der ganzen Periode 1878/1900 hat sich sonach eine Zunahme von
1482000 Hektar ergeben. Ans ein Jahr berechnet betrug sie in der Periode


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[0239] Die Bodeubeuutzung im Deutschen Reiche Das ist eine zwar stetige aber immerhin so geringfügige Zunahme, daß daraus keine weitern Schlüsse gezogen werden können. Wie schon angegeben worden ist, setzt sich diese Fläche zusammen aus Acker- und Gartenland, reichen Weiden und Weinbergen, und zwar kamen 1878 1883 1893 1900 auf 1000 Hektar Acker- und Gartenland . 26063 26177 26248 26257 Wiesen...... 5914 5 903 5916 5956 reiche Weiden , , , , 617 613 749 795 Weinberge..... 134 135 183 135 zusammen 32728 32828 38041 33143 Auch in: einzelnen zeigen sich danach nur sehr unbedeutende Verschiebungen, Schlüsse auf eine bedeutsamere Zunahme der Viehzucht die in der That eingetreten ist — auf Kosten des Ackerbaues können aus diesen Angaben über die Wiesen und reichen Weiden sicher nicht gezogen werden. Von einer Ver¬ schiebung in der Bodenbenutzung, wie sie sich in England in dem starken An¬ wachsen der ?grmg.n«zirt?Ästurs bei Abnahme des ^r-ibis I^mal in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, ist in Deutschland gar keine Rede. Die geringe Zunahme der Wiesen und reichen Weiden gegenüber den: Rückgang der Hu- tungen und der Zunahme des Viehstapels ist sehr zu beachten. Auch das Acker- und Gartenland, das heißt die dem eigentlichen Acker¬ bau dienende Fläche, ist im ganzen sehr wenig ausgedehnt worden. Die große Steigerung der „landwirtschaftlichen" Bodcnbenutzung wird erst klar, wenn man die einzelnen Arten der Benutzung des Acker- und Gartenlandes in Betracht zieht. Nachstehende Zahlen geben ein Bild von ihrer Entwicklung. Es kamen vom Acker- und Gartenlnnde 1878 1883 1893 1900 auf 1000 Hektar ip Getreide und Httlsenfrüchtc 15587 Is 724 15992 16061 d) Hackfrüchte und Gemüse , 3553 3 943 4238 4593 <-) Handelsgewächse, , , , 418 352 261 188 -I) Futterpflanzen .... 2448 2405 2519 2657 v) Bräche....... 2311 1847 1550 1230 1) Ackerweide...... 1510 1490 1210 1055 g) Haus- und Obstgarten. . 236 416 473 483 zusammen A!0K3 2K177 2K243 2ki257 Bräche und Ackerweide zusammen sind also in den zweiundzwanzig Jahren der Agrarkrisis von 3821000 auf 2 285 000 Hektar, also um 1536 000 Hek¬ tar oder 40 Prozent zurückgegangen. Diese Fläche ist dem Anbau vou Feld¬ früchten zu gute gekommen, und das bedeutet unzweifelhaft eine Intensivierung des Ackerbaues. Ob sie überall im Interesse höherer Reinertrage — namentlich auf schwereren Böden — angebracht war, kann zweifelhaft erscheinen. Läßt man die besonders zu beurteilenden „Haus- und Obstgärten" außer betracht, so machte die zum Anbau von Feldfrüchten benutzte Fläche aus 1878 1883 1893 19VN 1000 Hektar........... 22007 22424 23010 23489 Prozent der landwirtschaftlich benutzten Flüche 59.92 62,92 65,44 67,01 Prozent des Acker- und Gartenlandes . , , 82,43 85,67 87,68 89,45 In der ganzen Periode 1878/1900 hat sich sonach eine Zunahme von 1482000 Hektar ergeben. Ans ein Jahr berechnet betrug sie in der Periode

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/239>, abgerufen am 01.09.2024.