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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Uumaßgel'liebes

eigen Dübener finden sich mit ihren Angehörigen in großer Zahl ein; die alten Be¬
ziehungen werden aufgefrischt, und neue knüpfen sich an. Die zu diesem Zwecke
besonders erscheinende Festzeitung bietet den Gästen herzliche Grüße in Poesie und
Prosa, giebt geschichtliche Nachrichten über die Stadt und bringt kleine Scherze,
die sich auf das Fest beziehen. Zur Unterhaltung werden Volksbelustigungen der
verschiedensten Art -- Preisklettern, Wettrennen, Sackhüpfen, Festreigen -- ange¬
ordnet, und gut ausgeführte Festkonzerte und Bälle vereinigen die Teilnehmer zur
frohen Feier. Dabei sei erwähnt, daß die Seele und der Leiter des Festes einer
der Dübener Geistlichen ist, der ini Verein mit dein Bürgermeister und andern
Bürgern und Beamten die Veranstaltungen trifft, die Festzeituug mit geschichtlichen
Mitteilungen bedenkt und sich der Sache mit aufrichtiger Teilnahme und vollem
Herzen widmet, dafür auch von der Gemeinde gebührend geschätzt und geachtet wird.

Einen noch ausgeprägtem Charakter eines wahren Heimatfestes trug das
Fest, das Pfingsten 1899 in Zeitz gefeiert wurde. Der dortige Gewerbeverein
regte im Jahre vorher den Gedanken an, ein Heimatfest, d. h. in festlicher Um¬
rahmung eine Vereinigung aller auswärts lebenden Zeitzer in ihrer Vaterstadt zu
veranstalten. Mau plante das Fest nach dem Vorbilde eines Heimatfestes, das
die Stadt Münden in Hannover in großartiger Weise begangen hatte, und es
trat ein Festausschuß aus allen Schichten der Bevölkerung zusammen, der unter
der Führung und Leitung des Oberbürgermeisters das Fest vorbereitete. Dieses
selbst bestand aus einer Begrüßung der fremden Gäste am Vorabend mit Gesängen,
Vortrügen, Ansprachen und Aufführungen; am ersten Festtage zogen die Gäste
feierlich in die Stadt ein, beteiligten sich am Gottesdienst und wurden alsdann
von der Stadtvertretung mit warmen Worten begrüßt. Wie groß die Schar der
alten Zeitzer in diesen Tagen war, geht daraus hervor, daß bei dem historischen
Festzuge die Zeitzer Landsmannschaften aus Berlin, Chemnitz, Erfurt, Gera, Halle,
Hamburg, Leipzig und Magdeburg vertrete" waren. Es herrschte in der festlich
geschmückten Stadt eine wirklich von Herzen kommende Begeisterung über das
vollkommne Gelingen des Festes, eine Stimmung, der beim Abschied der Ober¬
bürgermeister beredten Ausdruck gab. Auch in Zeitz gab es Festschriften, Fest¬
berichte und Abhandlungen, die die städtische Geschichte betrafen.

In ähnlicher Weise wurde im Jahre 1901 ein Heimatfest in Mühlberg an der
Elbe vom Gewerbeverein angeregt und gefeiert. Mit dem Feste war eine Aus¬
stellung von Altertümern aus Mühlberg und der Umgegend verbunden, und eine
umfangreiche Geschichte des Diakonus behandelte die Geschichte und Denkmäler der
Stadt. Das Fest verlief ähnlich wie die andern; es waren viele alte Mühlberger
zu der Stätte ihrer Kindheit heimgekehrt und hatten an dem Wachstum der Stadt
ihre Freude gehabt. Eine weitere Frucht aber entwickelte sich aus der Altertums-
ausstellnng, indem daraus eine ständige Sammlung wurde, die auf dem Nathnuse
aufgestellt ist und schon ansehnliche Schätze aus den Familien und deren Rumpel¬
kammern enthält. Vor nicht langer Zeit endlich wurde infolge der dadurch ge¬
gebnen Anregung ein Verein für Heimatkunde gegründet, der die heimatliche Ge¬
schichte erforschen und fördern will.

Vor Wochen und Monaten wurde in mehreren Städten der Provinz Sachsen
der hundertjährige Gedenktag der Zugehörigkeit zu Preußen festlich begangen, und
auch diese Feier gestaltete sich zu einem Heimatfeste aus, wie ein solches in Mühl¬
hausen in Thüringen geradezu damit verbunden wurde. Ju Erfurt, Nordhausen,
Heiligenstadt, Worbis und Quedlinburg z. B. wnreu Veranstaltungen getroffen
worden, die auf ein wahres Heimatfest hinausliefen. Man hatte alles aufgeboten,
die Feier in würdiger Weise zu begehen, namentlich da die höchsten Provinzial-
beamten fast überall persönlich erschienen Waren und an den Festlichkeiten teilnahmen-
Die Stadtvertretungen einiger der genannten Städte spendeten bei dieser Gelegenheit
-- das mag hier besonders hervorgehoben werden -- größere Summen zu Museums-
zweckeu.

Nun hat man zwar schon weidlich über unsre fest- und jnbiläumsfrvhe ZM


Maßgebliches und Uumaßgel'liebes

eigen Dübener finden sich mit ihren Angehörigen in großer Zahl ein; die alten Be¬
ziehungen werden aufgefrischt, und neue knüpfen sich an. Die zu diesem Zwecke
besonders erscheinende Festzeitung bietet den Gästen herzliche Grüße in Poesie und
Prosa, giebt geschichtliche Nachrichten über die Stadt und bringt kleine Scherze,
die sich auf das Fest beziehen. Zur Unterhaltung werden Volksbelustigungen der
verschiedensten Art — Preisklettern, Wettrennen, Sackhüpfen, Festreigen — ange¬
ordnet, und gut ausgeführte Festkonzerte und Bälle vereinigen die Teilnehmer zur
frohen Feier. Dabei sei erwähnt, daß die Seele und der Leiter des Festes einer
der Dübener Geistlichen ist, der ini Verein mit dein Bürgermeister und andern
Bürgern und Beamten die Veranstaltungen trifft, die Festzeituug mit geschichtlichen
Mitteilungen bedenkt und sich der Sache mit aufrichtiger Teilnahme und vollem
Herzen widmet, dafür auch von der Gemeinde gebührend geschätzt und geachtet wird.

Einen noch ausgeprägtem Charakter eines wahren Heimatfestes trug das
Fest, das Pfingsten 1899 in Zeitz gefeiert wurde. Der dortige Gewerbeverein
regte im Jahre vorher den Gedanken an, ein Heimatfest, d. h. in festlicher Um¬
rahmung eine Vereinigung aller auswärts lebenden Zeitzer in ihrer Vaterstadt zu
veranstalten. Mau plante das Fest nach dem Vorbilde eines Heimatfestes, das
die Stadt Münden in Hannover in großartiger Weise begangen hatte, und es
trat ein Festausschuß aus allen Schichten der Bevölkerung zusammen, der unter
der Führung und Leitung des Oberbürgermeisters das Fest vorbereitete. Dieses
selbst bestand aus einer Begrüßung der fremden Gäste am Vorabend mit Gesängen,
Vortrügen, Ansprachen und Aufführungen; am ersten Festtage zogen die Gäste
feierlich in die Stadt ein, beteiligten sich am Gottesdienst und wurden alsdann
von der Stadtvertretung mit warmen Worten begrüßt. Wie groß die Schar der
alten Zeitzer in diesen Tagen war, geht daraus hervor, daß bei dem historischen
Festzuge die Zeitzer Landsmannschaften aus Berlin, Chemnitz, Erfurt, Gera, Halle,
Hamburg, Leipzig und Magdeburg vertrete» waren. Es herrschte in der festlich
geschmückten Stadt eine wirklich von Herzen kommende Begeisterung über das
vollkommne Gelingen des Festes, eine Stimmung, der beim Abschied der Ober¬
bürgermeister beredten Ausdruck gab. Auch in Zeitz gab es Festschriften, Fest¬
berichte und Abhandlungen, die die städtische Geschichte betrafen.

In ähnlicher Weise wurde im Jahre 1901 ein Heimatfest in Mühlberg an der
Elbe vom Gewerbeverein angeregt und gefeiert. Mit dem Feste war eine Aus¬
stellung von Altertümern aus Mühlberg und der Umgegend verbunden, und eine
umfangreiche Geschichte des Diakonus behandelte die Geschichte und Denkmäler der
Stadt. Das Fest verlief ähnlich wie die andern; es waren viele alte Mühlberger
zu der Stätte ihrer Kindheit heimgekehrt und hatten an dem Wachstum der Stadt
ihre Freude gehabt. Eine weitere Frucht aber entwickelte sich aus der Altertums-
ausstellnng, indem daraus eine ständige Sammlung wurde, die auf dem Nathnuse
aufgestellt ist und schon ansehnliche Schätze aus den Familien und deren Rumpel¬
kammern enthält. Vor nicht langer Zeit endlich wurde infolge der dadurch ge¬
gebnen Anregung ein Verein für Heimatkunde gegründet, der die heimatliche Ge¬
schichte erforschen und fördern will.

Vor Wochen und Monaten wurde in mehreren Städten der Provinz Sachsen
der hundertjährige Gedenktag der Zugehörigkeit zu Preußen festlich begangen, und
auch diese Feier gestaltete sich zu einem Heimatfeste aus, wie ein solches in Mühl¬
hausen in Thüringen geradezu damit verbunden wurde. Ju Erfurt, Nordhausen,
Heiligenstadt, Worbis und Quedlinburg z. B. wnreu Veranstaltungen getroffen
worden, die auf ein wahres Heimatfest hinausliefen. Man hatte alles aufgeboten,
die Feier in würdiger Weise zu begehen, namentlich da die höchsten Provinzial-
beamten fast überall persönlich erschienen Waren und an den Festlichkeiten teilnahmen-
Die Stadtvertretungen einiger der genannten Städte spendeten bei dieser Gelegenheit
— das mag hier besonders hervorgehoben werden — größere Summen zu Museums-
zweckeu.

Nun hat man zwar schon weidlich über unsre fest- und jnbiläumsfrvhe ZM


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[0228] Maßgebliches und Uumaßgel'liebes eigen Dübener finden sich mit ihren Angehörigen in großer Zahl ein; die alten Be¬ ziehungen werden aufgefrischt, und neue knüpfen sich an. Die zu diesem Zwecke besonders erscheinende Festzeitung bietet den Gästen herzliche Grüße in Poesie und Prosa, giebt geschichtliche Nachrichten über die Stadt und bringt kleine Scherze, die sich auf das Fest beziehen. Zur Unterhaltung werden Volksbelustigungen der verschiedensten Art — Preisklettern, Wettrennen, Sackhüpfen, Festreigen — ange¬ ordnet, und gut ausgeführte Festkonzerte und Bälle vereinigen die Teilnehmer zur frohen Feier. Dabei sei erwähnt, daß die Seele und der Leiter des Festes einer der Dübener Geistlichen ist, der ini Verein mit dein Bürgermeister und andern Bürgern und Beamten die Veranstaltungen trifft, die Festzeituug mit geschichtlichen Mitteilungen bedenkt und sich der Sache mit aufrichtiger Teilnahme und vollem Herzen widmet, dafür auch von der Gemeinde gebührend geschätzt und geachtet wird. Einen noch ausgeprägtem Charakter eines wahren Heimatfestes trug das Fest, das Pfingsten 1899 in Zeitz gefeiert wurde. Der dortige Gewerbeverein regte im Jahre vorher den Gedanken an, ein Heimatfest, d. h. in festlicher Um¬ rahmung eine Vereinigung aller auswärts lebenden Zeitzer in ihrer Vaterstadt zu veranstalten. Mau plante das Fest nach dem Vorbilde eines Heimatfestes, das die Stadt Münden in Hannover in großartiger Weise begangen hatte, und es trat ein Festausschuß aus allen Schichten der Bevölkerung zusammen, der unter der Führung und Leitung des Oberbürgermeisters das Fest vorbereitete. Dieses selbst bestand aus einer Begrüßung der fremden Gäste am Vorabend mit Gesängen, Vortrügen, Ansprachen und Aufführungen; am ersten Festtage zogen die Gäste feierlich in die Stadt ein, beteiligten sich am Gottesdienst und wurden alsdann von der Stadtvertretung mit warmen Worten begrüßt. Wie groß die Schar der alten Zeitzer in diesen Tagen war, geht daraus hervor, daß bei dem historischen Festzuge die Zeitzer Landsmannschaften aus Berlin, Chemnitz, Erfurt, Gera, Halle, Hamburg, Leipzig und Magdeburg vertrete» waren. Es herrschte in der festlich geschmückten Stadt eine wirklich von Herzen kommende Begeisterung über das vollkommne Gelingen des Festes, eine Stimmung, der beim Abschied der Ober¬ bürgermeister beredten Ausdruck gab. Auch in Zeitz gab es Festschriften, Fest¬ berichte und Abhandlungen, die die städtische Geschichte betrafen. In ähnlicher Weise wurde im Jahre 1901 ein Heimatfest in Mühlberg an der Elbe vom Gewerbeverein angeregt und gefeiert. Mit dem Feste war eine Aus¬ stellung von Altertümern aus Mühlberg und der Umgegend verbunden, und eine umfangreiche Geschichte des Diakonus behandelte die Geschichte und Denkmäler der Stadt. Das Fest verlief ähnlich wie die andern; es waren viele alte Mühlberger zu der Stätte ihrer Kindheit heimgekehrt und hatten an dem Wachstum der Stadt ihre Freude gehabt. Eine weitere Frucht aber entwickelte sich aus der Altertums- ausstellnng, indem daraus eine ständige Sammlung wurde, die auf dem Nathnuse aufgestellt ist und schon ansehnliche Schätze aus den Familien und deren Rumpel¬ kammern enthält. Vor nicht langer Zeit endlich wurde infolge der dadurch ge¬ gebnen Anregung ein Verein für Heimatkunde gegründet, der die heimatliche Ge¬ schichte erforschen und fördern will. Vor Wochen und Monaten wurde in mehreren Städten der Provinz Sachsen der hundertjährige Gedenktag der Zugehörigkeit zu Preußen festlich begangen, und auch diese Feier gestaltete sich zu einem Heimatfeste aus, wie ein solches in Mühl¬ hausen in Thüringen geradezu damit verbunden wurde. Ju Erfurt, Nordhausen, Heiligenstadt, Worbis und Quedlinburg z. B. wnreu Veranstaltungen getroffen worden, die auf ein wahres Heimatfest hinausliefen. Man hatte alles aufgeboten, die Feier in würdiger Weise zu begehen, namentlich da die höchsten Provinzial- beamten fast überall persönlich erschienen Waren und an den Festlichkeiten teilnahmen- Die Stadtvertretungen einiger der genannten Städte spendeten bei dieser Gelegenheit — das mag hier besonders hervorgehoben werden — größere Summen zu Museums- zweckeu. Nun hat man zwar schon weidlich über unsre fest- und jnbiläumsfrvhe ZM

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/228>, abgerufen am 01.09.2024.