Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Deutschland und Dänemark zu sammeln zur Unterstützung der ganzen Parteiarbeit in Nordschleswig, um Der "Schulausschuß" hat an der preußischen Grenze eine sogenannte "Nach¬ Die jungen Leute, die solche Schulen besucht haben, sind fast ausnahmlos Deutschland und Dänemark zu sammeln zur Unterstützung der ganzen Parteiarbeit in Nordschleswig, um Der „Schulausschuß" hat an der preußischen Grenze eine sogenannte „Nach¬ Die jungen Leute, die solche Schulen besucht haben, sind fast ausnahmlos <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/238976"/> <fw type="header" place="top"> Deutschland und Dänemark</fw><lb/> <p xml:id="ID_902" prev="#ID_901"> zu sammeln zur Unterstützung der ganzen Parteiarbeit in Nordschleswig, um<lb/> hier dänische Sprache, dänische Gesinnung zu erhalten bis ans den Tag der<lb/> „Wiedervereinigung." Die sämtlichen Einzelvereine (s, I?.) bilden ein Ganzes<lb/> unter dem Namen „Die zusammen wirkenden südjütischen Vereine" (8. 8. ?.).<lb/> Im Schoße dieses Verbandes arbeitet ein „Schulausschuß," ein „litterarischer<lb/> Ausschuß" und vermutlich auch ein „Wahlausschuß." Diese Ausschüsse arbeiten<lb/> dann entsprechend dem hier bestehenden „Schul-, Sprach- und Wühlerverein"<lb/> (vergl. den Artikel „Zum deutsch-düuischeu Streit," Grenzboten III 1896).</p><lb/> <p xml:id="ID_903"> Der „Schulausschuß" hat an der preußischen Grenze eine sogenannte „Nach¬<lb/> schule" aus eignen Mitteln gegründet und gewährt ihr jährlich 6000 Kronen<lb/> Zuschuß. Die Einzelvereine aber unterstützen die sämtlichen „Nach- und Hoch¬<lb/> schulen," die an der Grenze gegen Süden angelegt sind. Diese Anstalten sind<lb/> aber ausdrücklich für die nordschleswigsche Jugend ins Leben gerufen worden,<lb/> und die „Nachschulen" werden fast nur von nordschleswigschen Jünglingen und<lb/> Jungfrauen besucht. Der Unterricht ist darauf zugeschnitten, die Zöglinge zu<lb/> dcmisiereu. So bemerkte die „Dannevirte" 1895 von der Schule zu Heils,<lb/> die Jugend kehre von dn zurück „gestärkt im Glauben an unsre heilige Sache<lb/> und im Besitz entwickelter Fähigkeiten, selbst einzugreifen, um sich auf mehr<lb/> oder minder hervortretende Weise an unserm geistigen Kampfe zu beteiligen." Von<lb/> der Schule zu Wester-Wedsted schrieb der Flensburger „Avis," daß die Fahne<lb/> auf hoher Stange, das dänische Wappen am Hause bekunden: „Hier soll der<lb/> Däne auf dem Throne sitzen." Von der Hochschule zu Askov schrieb die<lb/> „Dannevirte" am 11. Oktober 1898, sie sei die treue Grenzwncht, und vou<lb/> ihr gehe eine Jugend aus mit Lebensmut und starken Kräften, dänisch an<lb/> Seele und Leib, mit Glauben und Hoffnung darauf, daß Recht aus dem Un¬<lb/> recht langer Zeiten hervorwachsen möge, und noch drastischer sagt der Almanak<lb/> des dänischen Sprachvereins vou 1895, ein Aufenthalt von drei Monaten auf<lb/> einer dänischen Volkshochschule wirke absolut tödlich auf den „Stmnmverwandten-<lb/> bazillus." Der dünische Pastor Karl Berthelsen drückt sich noch deutlicher aus<lb/> in feiner Schrift „Söuderjylland," wo von den aus Nordschleswig stammenden<lb/> Zöglingen der Hoch- und Nachschulen gesagt wird, sie würden deshalb hin¬<lb/> gesandt, damit sie heimkehren könnten „wohlausgerüstet, den Kampf gegen<lb/> die Preußen und die einheimischen Deutschen aufzunehmen."</p><lb/> <p xml:id="ID_904" next="#ID_905"> Die jungen Leute, die solche Schulen besucht haben, sind fast ausnahmlos<lb/> für das Deutschtum verloren. Und es sind dies nicht nur Kinder aus den kraß<lb/> dänischgesinnten Familien, sondern auch aus weniger deutschfeindlichen. Es sind<lb/> sogar Fülle bekannt, wo teutschgesinnte Handwerker gezwungen worden sind<lb/> durch ihre hauptsächlich dünische Kundschaft, ihren Sohn oder ihre Tochter<lb/> auf diese Danisierungsinstitute zu geben. Man lockt und droht, je nachdem,<lb/> und die Kosten trägt die von Dänemark unterstützte Agitationskasse. So er¬<lb/> hielt der „Schulverein," der diese Verselldung junger Leute vermittelt, im<lb/> letzten Jahre allein aus Dänemark 12327 Mark. Die Schulen geben ganze<lb/> und halbe Freiplätze und nehmen ganz geringes Schul- und Kostgeld (zu¬<lb/> sammen 25 Kronen monatlich). Sie können das nur, weil dänisches Geld sie<lb/> sämtlich unterstützt. Sogar aus der dänischen Staatskasse hat man den Nach-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0188]
Deutschland und Dänemark
zu sammeln zur Unterstützung der ganzen Parteiarbeit in Nordschleswig, um
hier dänische Sprache, dänische Gesinnung zu erhalten bis ans den Tag der
„Wiedervereinigung." Die sämtlichen Einzelvereine (s, I?.) bilden ein Ganzes
unter dem Namen „Die zusammen wirkenden südjütischen Vereine" (8. 8. ?.).
Im Schoße dieses Verbandes arbeitet ein „Schulausschuß," ein „litterarischer
Ausschuß" und vermutlich auch ein „Wahlausschuß." Diese Ausschüsse arbeiten
dann entsprechend dem hier bestehenden „Schul-, Sprach- und Wühlerverein"
(vergl. den Artikel „Zum deutsch-düuischeu Streit," Grenzboten III 1896).
Der „Schulausschuß" hat an der preußischen Grenze eine sogenannte „Nach¬
schule" aus eignen Mitteln gegründet und gewährt ihr jährlich 6000 Kronen
Zuschuß. Die Einzelvereine aber unterstützen die sämtlichen „Nach- und Hoch¬
schulen," die an der Grenze gegen Süden angelegt sind. Diese Anstalten sind
aber ausdrücklich für die nordschleswigsche Jugend ins Leben gerufen worden,
und die „Nachschulen" werden fast nur von nordschleswigschen Jünglingen und
Jungfrauen besucht. Der Unterricht ist darauf zugeschnitten, die Zöglinge zu
dcmisiereu. So bemerkte die „Dannevirte" 1895 von der Schule zu Heils,
die Jugend kehre von dn zurück „gestärkt im Glauben an unsre heilige Sache
und im Besitz entwickelter Fähigkeiten, selbst einzugreifen, um sich auf mehr
oder minder hervortretende Weise an unserm geistigen Kampfe zu beteiligen." Von
der Schule zu Wester-Wedsted schrieb der Flensburger „Avis," daß die Fahne
auf hoher Stange, das dänische Wappen am Hause bekunden: „Hier soll der
Däne auf dem Throne sitzen." Von der Hochschule zu Askov schrieb die
„Dannevirte" am 11. Oktober 1898, sie sei die treue Grenzwncht, und vou
ihr gehe eine Jugend aus mit Lebensmut und starken Kräften, dänisch an
Seele und Leib, mit Glauben und Hoffnung darauf, daß Recht aus dem Un¬
recht langer Zeiten hervorwachsen möge, und noch drastischer sagt der Almanak
des dänischen Sprachvereins vou 1895, ein Aufenthalt von drei Monaten auf
einer dänischen Volkshochschule wirke absolut tödlich auf den „Stmnmverwandten-
bazillus." Der dünische Pastor Karl Berthelsen drückt sich noch deutlicher aus
in feiner Schrift „Söuderjylland," wo von den aus Nordschleswig stammenden
Zöglingen der Hoch- und Nachschulen gesagt wird, sie würden deshalb hin¬
gesandt, damit sie heimkehren könnten „wohlausgerüstet, den Kampf gegen
die Preußen und die einheimischen Deutschen aufzunehmen."
Die jungen Leute, die solche Schulen besucht haben, sind fast ausnahmlos
für das Deutschtum verloren. Und es sind dies nicht nur Kinder aus den kraß
dänischgesinnten Familien, sondern auch aus weniger deutschfeindlichen. Es sind
sogar Fülle bekannt, wo teutschgesinnte Handwerker gezwungen worden sind
durch ihre hauptsächlich dünische Kundschaft, ihren Sohn oder ihre Tochter
auf diese Danisierungsinstitute zu geben. Man lockt und droht, je nachdem,
und die Kosten trägt die von Dänemark unterstützte Agitationskasse. So er¬
hielt der „Schulverein," der diese Verselldung junger Leute vermittelt, im
letzten Jahre allein aus Dänemark 12327 Mark. Die Schulen geben ganze
und halbe Freiplätze und nehmen ganz geringes Schul- und Kostgeld (zu¬
sammen 25 Kronen monatlich). Sie können das nur, weil dänisches Geld sie
sämtlich unterstützt. Sogar aus der dänischen Staatskasse hat man den Nach-
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