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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Geographische und Roloniallitteratur

Opiumraucher sei nur in Britisch-Barma weit verbreitet. Die Erklärung des mit
seinen Antivpinmansichten in der Minderheit gebliebner nennten Mitgliedes, daß die
Kommission Parteiische Zeugen verhört habe, wirft freilich ein schlechtes Licht auf die
ganze Erhebung. Wenn die sogenannte öffentliche Meinung in Indien gegen die
Einschränkung des Opiumbaues ist, wird sie angerufen. In Indien wurde als
Grund gegen die Einschränkung des Opiumbaues noch angeführt, das Opiuniesseu
sei gerade unter den kräftigsten Nassen Nvrdindieus üblich, habe die kriegerische"
Nadschputeu und Sikhs, die unablässig emsigen Marwari am meisten ergriffen; das
spreche für seine Unschädlichkeit. Das ist jedenfalls kein Grund, den Opiumgebrauch
einzuschränken, denn allzu kräftige Leute mag England unter den eingebornen Jndiern
gar nicht haben! Im augloindischen Voranschlag für 1900/1 wird eine Einnahme
von neunzig Millionen Mark aus der Opiumsteuer eingesetzt, nur das Salzmonvpol
bringt noch mehr ein; aber die Opinmsteuer ist der drittstärkste Einnahmeposten. In
China wiederholte übrigens im Frühjahr 1902 eine Eingabe von Bischöfen, Missions¬
direktoren und Ärzten die Hinweise auf die Verderblichkeit und Unchristlichkeit des
Opiumhandels mit China; sie hoben besonders hervor, daß auch in Indien der
Opiumbau noch immer zunehme. Ebenso haben sich in niederländisch-Jndien, wohin
die massenhaft einwandernden Chinesen die "verderbliche Drogue" gebracht haben,
und wo die Opiumpacht die höchste und sicherste Einzeleinnahme liefert -- 1901
18,7 Millionen Gulden! --, seit Jahren Stimmen gegen die Ausbreitung des
Opinmgenusses erhoben. Wir meinen, das könnten nicht alles Vorurteile sein, und
so sehr wir die Erfahrungen des Diplomaten mit intelligenten und energischen
chinesischen Opiumessern schätzen, fahren wir doch fort, in der amtlichen Förderung
dieser Seuche einen noch schlimmern Flecken der englischen Politik in Indien und
China zu sehen, als etwa in der staatlichen Branntweinpacht in manchen andern
Ländern.


Deutschland in China. Von Rudolf Zabel. Leipzig, Georg Wigand. Großoktav.
XVI u. 488 S. Preis geheftet 7 Mk. 50 Pfg., gebunden S Mk,

Als Anschauung und Beurteilung derselben Zustände und Entwicklungen von
einer andern Seite ergänzt und vervollständigt Zabels Werk das oben genannte;
das spricht sich schou äußerlich darin aus, daß es Herrn von Brandt gewidmet
ist, innerlich in der Grundübereinstimmung der Auffassung der Lage in Ostasien
und der Stellung Deutschlands zu ihr. Der Verfasser hat als Schriftleiter des
in Shanghai erscheinenden "Ostasiatischen Lloyd" einen reichen Schatz persönlicher
Eindrücke gesammelt, als deutscher Kriegskorrespoudent den chinesischen Feldzug per¬
sönlich mitgemacht und im Anschluß daran auf selbständigen Reisen in der Mand¬
schurei, Schankung und Südchina Land und Leute kennen lernen. Das Werk ist
in einen historischen Abschnitt, der die Politik der Mächte China gegenüber be¬
handelt, und in eenen ausführlicher gehaltnen erzählenden geteilt, worin er seine
Eindrücke als Augenzeuge des chinesischen Feldzugs wiedergiebt. In dem ersten
Teil ist besonders die scharf durchgeführte Trennung zwischen der russischen Land-
erwerbspolitik im Gegensatz zu der Handelspolitik der übrigen Mächte von In¬
teresse. Das ist eine Unterscheidung, die dem politischen Geographen nicht neu ist,
denn es liegt ihr der alte Gegensatz phönizisch-griechischer Politik des Seehandels
und der Küsten- und Jnselbesiedlung und römischer Ausbreitung über Land mit
Schwert und Pflug, Straßenbau und militärisch geleitete Kolonisation zu Grunde.
Aber der Verfasser hat Recht, wenn er betont, daß man sich besonders in Deutsch¬
land noch wenig darüber klar geworden sei, was dieser Unterschied in der ost¬
asiatischen Politik bedeutet. Er gruppiert alle Mächte, die, wie Deutschland,
hauptsächlich am Handel und Verkehr mit China und Korea interessiert sind, einst¬
weilen um den Grundsatz der Integrität des chinesischen Reiches und der Gleich¬
berechtigtheit in allen Fragen des Handels und Verkehrs. Was sich später in der
Richtung auf Interessensphären und Teilstücke des alten Reichs daraus entwickeln


Geographische und Roloniallitteratur

Opiumraucher sei nur in Britisch-Barma weit verbreitet. Die Erklärung des mit
seinen Antivpinmansichten in der Minderheit gebliebner nennten Mitgliedes, daß die
Kommission Parteiische Zeugen verhört habe, wirft freilich ein schlechtes Licht auf die
ganze Erhebung. Wenn die sogenannte öffentliche Meinung in Indien gegen die
Einschränkung des Opiumbaues ist, wird sie angerufen. In Indien wurde als
Grund gegen die Einschränkung des Opiumbaues noch angeführt, das Opiuniesseu
sei gerade unter den kräftigsten Nassen Nvrdindieus üblich, habe die kriegerische«
Nadschputeu und Sikhs, die unablässig emsigen Marwari am meisten ergriffen; das
spreche für seine Unschädlichkeit. Das ist jedenfalls kein Grund, den Opiumgebrauch
einzuschränken, denn allzu kräftige Leute mag England unter den eingebornen Jndiern
gar nicht haben! Im augloindischen Voranschlag für 1900/1 wird eine Einnahme
von neunzig Millionen Mark aus der Opiumsteuer eingesetzt, nur das Salzmonvpol
bringt noch mehr ein; aber die Opinmsteuer ist der drittstärkste Einnahmeposten. In
China wiederholte übrigens im Frühjahr 1902 eine Eingabe von Bischöfen, Missions¬
direktoren und Ärzten die Hinweise auf die Verderblichkeit und Unchristlichkeit des
Opiumhandels mit China; sie hoben besonders hervor, daß auch in Indien der
Opiumbau noch immer zunehme. Ebenso haben sich in niederländisch-Jndien, wohin
die massenhaft einwandernden Chinesen die „verderbliche Drogue" gebracht haben,
und wo die Opiumpacht die höchste und sicherste Einzeleinnahme liefert — 1901
18,7 Millionen Gulden! —, seit Jahren Stimmen gegen die Ausbreitung des
Opinmgenusses erhoben. Wir meinen, das könnten nicht alles Vorurteile sein, und
so sehr wir die Erfahrungen des Diplomaten mit intelligenten und energischen
chinesischen Opiumessern schätzen, fahren wir doch fort, in der amtlichen Förderung
dieser Seuche einen noch schlimmern Flecken der englischen Politik in Indien und
China zu sehen, als etwa in der staatlichen Branntweinpacht in manchen andern
Ländern.


Deutschland in China. Von Rudolf Zabel. Leipzig, Georg Wigand. Großoktav.
XVI u. 488 S. Preis geheftet 7 Mk. 50 Pfg., gebunden S Mk,

Als Anschauung und Beurteilung derselben Zustände und Entwicklungen von
einer andern Seite ergänzt und vervollständigt Zabels Werk das oben genannte;
das spricht sich schou äußerlich darin aus, daß es Herrn von Brandt gewidmet
ist, innerlich in der Grundübereinstimmung der Auffassung der Lage in Ostasien
und der Stellung Deutschlands zu ihr. Der Verfasser hat als Schriftleiter des
in Shanghai erscheinenden „Ostasiatischen Lloyd" einen reichen Schatz persönlicher
Eindrücke gesammelt, als deutscher Kriegskorrespoudent den chinesischen Feldzug per¬
sönlich mitgemacht und im Anschluß daran auf selbständigen Reisen in der Mand¬
schurei, Schankung und Südchina Land und Leute kennen lernen. Das Werk ist
in einen historischen Abschnitt, der die Politik der Mächte China gegenüber be¬
handelt, und in eenen ausführlicher gehaltnen erzählenden geteilt, worin er seine
Eindrücke als Augenzeuge des chinesischen Feldzugs wiedergiebt. In dem ersten
Teil ist besonders die scharf durchgeführte Trennung zwischen der russischen Land-
erwerbspolitik im Gegensatz zu der Handelspolitik der übrigen Mächte von In¬
teresse. Das ist eine Unterscheidung, die dem politischen Geographen nicht neu ist,
denn es liegt ihr der alte Gegensatz phönizisch-griechischer Politik des Seehandels
und der Küsten- und Jnselbesiedlung und römischer Ausbreitung über Land mit
Schwert und Pflug, Straßenbau und militärisch geleitete Kolonisation zu Grunde.
Aber der Verfasser hat Recht, wenn er betont, daß man sich besonders in Deutsch¬
land noch wenig darüber klar geworden sei, was dieser Unterschied in der ost¬
asiatischen Politik bedeutet. Er gruppiert alle Mächte, die, wie Deutschland,
hauptsächlich am Handel und Verkehr mit China und Korea interessiert sind, einst¬
weilen um den Grundsatz der Integrität des chinesischen Reiches und der Gleich¬
berechtigtheit in allen Fragen des Handels und Verkehrs. Was sich später in der
Richtung auf Interessensphären und Teilstücke des alten Reichs daraus entwickeln


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[0164] Geographische und Roloniallitteratur Opiumraucher sei nur in Britisch-Barma weit verbreitet. Die Erklärung des mit seinen Antivpinmansichten in der Minderheit gebliebner nennten Mitgliedes, daß die Kommission Parteiische Zeugen verhört habe, wirft freilich ein schlechtes Licht auf die ganze Erhebung. Wenn die sogenannte öffentliche Meinung in Indien gegen die Einschränkung des Opiumbaues ist, wird sie angerufen. In Indien wurde als Grund gegen die Einschränkung des Opiumbaues noch angeführt, das Opiuniesseu sei gerade unter den kräftigsten Nassen Nvrdindieus üblich, habe die kriegerische« Nadschputeu und Sikhs, die unablässig emsigen Marwari am meisten ergriffen; das spreche für seine Unschädlichkeit. Das ist jedenfalls kein Grund, den Opiumgebrauch einzuschränken, denn allzu kräftige Leute mag England unter den eingebornen Jndiern gar nicht haben! Im augloindischen Voranschlag für 1900/1 wird eine Einnahme von neunzig Millionen Mark aus der Opiumsteuer eingesetzt, nur das Salzmonvpol bringt noch mehr ein; aber die Opinmsteuer ist der drittstärkste Einnahmeposten. In China wiederholte übrigens im Frühjahr 1902 eine Eingabe von Bischöfen, Missions¬ direktoren und Ärzten die Hinweise auf die Verderblichkeit und Unchristlichkeit des Opiumhandels mit China; sie hoben besonders hervor, daß auch in Indien der Opiumbau noch immer zunehme. Ebenso haben sich in niederländisch-Jndien, wohin die massenhaft einwandernden Chinesen die „verderbliche Drogue" gebracht haben, und wo die Opiumpacht die höchste und sicherste Einzeleinnahme liefert — 1901 18,7 Millionen Gulden! —, seit Jahren Stimmen gegen die Ausbreitung des Opinmgenusses erhoben. Wir meinen, das könnten nicht alles Vorurteile sein, und so sehr wir die Erfahrungen des Diplomaten mit intelligenten und energischen chinesischen Opiumessern schätzen, fahren wir doch fort, in der amtlichen Förderung dieser Seuche einen noch schlimmern Flecken der englischen Politik in Indien und China zu sehen, als etwa in der staatlichen Branntweinpacht in manchen andern Ländern. Deutschland in China. Von Rudolf Zabel. Leipzig, Georg Wigand. Großoktav. XVI u. 488 S. Preis geheftet 7 Mk. 50 Pfg., gebunden S Mk, Als Anschauung und Beurteilung derselben Zustände und Entwicklungen von einer andern Seite ergänzt und vervollständigt Zabels Werk das oben genannte; das spricht sich schou äußerlich darin aus, daß es Herrn von Brandt gewidmet ist, innerlich in der Grundübereinstimmung der Auffassung der Lage in Ostasien und der Stellung Deutschlands zu ihr. Der Verfasser hat als Schriftleiter des in Shanghai erscheinenden „Ostasiatischen Lloyd" einen reichen Schatz persönlicher Eindrücke gesammelt, als deutscher Kriegskorrespoudent den chinesischen Feldzug per¬ sönlich mitgemacht und im Anschluß daran auf selbständigen Reisen in der Mand¬ schurei, Schankung und Südchina Land und Leute kennen lernen. Das Werk ist in einen historischen Abschnitt, der die Politik der Mächte China gegenüber be¬ handelt, und in eenen ausführlicher gehaltnen erzählenden geteilt, worin er seine Eindrücke als Augenzeuge des chinesischen Feldzugs wiedergiebt. In dem ersten Teil ist besonders die scharf durchgeführte Trennung zwischen der russischen Land- erwerbspolitik im Gegensatz zu der Handelspolitik der übrigen Mächte von In¬ teresse. Das ist eine Unterscheidung, die dem politischen Geographen nicht neu ist, denn es liegt ihr der alte Gegensatz phönizisch-griechischer Politik des Seehandels und der Küsten- und Jnselbesiedlung und römischer Ausbreitung über Land mit Schwert und Pflug, Straßenbau und militärisch geleitete Kolonisation zu Grunde. Aber der Verfasser hat Recht, wenn er betont, daß man sich besonders in Deutsch¬ land noch wenig darüber klar geworden sei, was dieser Unterschied in der ost¬ asiatischen Politik bedeutet. Er gruppiert alle Mächte, die, wie Deutschland, hauptsächlich am Handel und Verkehr mit China und Korea interessiert sind, einst¬ weilen um den Grundsatz der Integrität des chinesischen Reiches und der Gleich¬ berechtigtheit in allen Fragen des Handels und Verkehrs. Was sich später in der Richtung auf Interessensphären und Teilstücke des alten Reichs daraus entwickeln

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/164>, abgerufen am 01.09.2024.