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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unincißgebllchos

v. Chr.) angefertigt ivurden, und zwar mit der Tendenz, den König zu verherrlichen,
der sie verfertigen ließ, sodaß es also den Autoren wahrscheinlich nicht ans ge¬
wissenhafte Geschichtschreibung angekommen sein wird. Die Thontafeln sind zum
Teil zerbrochen, die richtige Reihenfolge der Stücke ist nicht sicher zu ermitteln;
die Schrift ist schwer lesbar und noch schwieriger zu deuten, viele Deutungen sind
unsicher und zweifelhaft. Wäre aber auch in allen Fällen die Deutung, die Delitzsch
vorzieht, unzweifelhaft richtig, so würde daraus weder das höhere Alter der assyrisch¬
babylonischen Schriftwerke, noch ihre Überlegenheit über die biblischen folgen. Sie
und die biblischen Erzählungen können aus einer gemeinsamen Quelle geschöpft sein,
und das für die Wertschätzung Entscheidende ist nicht, was beide gemeinsam haben,
sondern das, worin sie voneinander abweichen. Und gerade die charakteristischen
Abweichungen der babylonischen Mythen von der Bibel: die wüsten polytheistischen
Fabeln und die Verherrlichung der Unzucht, dazu die dnrch Bildwerke und In¬
schriften bezeugte wilde Grausamkeit des Volkes und seiner Religion hat Delitzsch
gar nicht erwähnt. In seinem kurzen Abriß der babylonischen Schöpfungsgeschichte
z. B. läßt er gerade die Hauptsache weg, den Anfang, aus dem hervorgeht, daß
die Götter ebenso entstanden gedacht werden wie die Menschen, und seine Deutung
des Bildes zweier zu beiden Seiten eines Baumes sitzenden Personen auf die
biblische Geschichte vom Sündenfnll ist ganz willkürlich und höchst unwahrscheinlich.
Daß in den Keilschriften einige biblische Erzählungen, wie Delitzsch behauptet, in
ursprünglicherer Form ans Licht getreten seien, ist also unerwiesen; völlig unberechtigt
aber ist es, wenn diese Form auch noch dazu die reinere genannt wird, man müßte
denn das trübe Wasser des Gießbachs für rein und das durch menschliche Arbeit
gereinigte für unrein erklären. Die Ausgrabungen am Euphrnt fördern wertvolle
Ergänzungen der Bibel zu Tage, aber darin liegt ihre Bedeutung nicht, daß sie
zur Totengräberarbcit für die Wertschätzung der Bibel würden. Delitzsch mag Babel
mit Recht das Hirn Vorderasiens nennen -- was in der Bibel lebt, das stammt
nicht aus der Welt: "In Babel strebte die Menschheit zum Himmel, in der Bibel
ragt der Himmel in das arme Menschenherz hinein."


Memoiren über Friedrich den Großen.

Bei Robert Lutz in Stuttgart
sind in einer zweibändigen deutschen Übersetzung erschienen Ach Souvenirs alö vinxt
ans as sHour s Lsrlin von Dieudomü! Thiöbnult (1804). Der Verfasser, dessen
Sohn nachmals unter dem ersten Napoleon ein ausgezeichneter Generalstabsoffizier
gewesen ist, kam auf Veranlassung D'Alemberts als Sprachlehrer 1765 an die
Militärakademie nach Berlin, kehrte 1784 nach Frankreich zurück und vertrat mit
Eifer und litterarischem Geschick die Ideen der neuen Zeit. Ein Jahr vor seinem
Tode gab er sein Memoirenwerk über Friedrich den Großen heraus, das in einem
wundervoll leichten, angenehm lesbaren Französisch geschrieben ist, denn er war
ein vortrefflicher Stilist und hatte schon 1774 eins der besten Bücher über den
Gebrauch seiner Muttersprache veröffentlicht: ISsMi sur lo septo. Der König, der
ihn auch als Ratgeber und Korrektor für seine. Briefe und Akademieabhnndlnngen
gebrauchte, hatte ihn gern; er war ein bescheidner Mann , der seine untergeordnete,
aber wichtige Stellung mit Takt versah und, von aufrichtiger Verehrung für seinen
hohen Herrn beseelt, seine Berliner Aufzeichnungen ohne allen Anspruch als die
"Beobachtungen eines Kammerdieners" veröffentlicht hat. In vier Gruppen ge¬
ordnet behandeln sie die Person des Königs und seiner Geschwister, die fremden
Gesandten und die Hofgesellschaft, die Zivil- und Militärverwaltung, alles in
kurze" Schilderungen, Persönlichen Zügen und anekdotischen Erzählungen. Die
Mitteilungen haben durch ihre Lebendigkeit einigen Wert und bringen anch wohl
noch etwas Neues für die Zeit, die Thiübault selbst erlebt hat; von den berühmten
Männern aus des Königs Kreise hat er nur noch wenige und diese im hohen
Alter kennen gelernt, Zielen, Möllendorf, Leopold von Dessau und Lentulus,
und was er von ihnen und andern sagt, geht dem Standpunkt seiner Wahr¬
nehmungen entsprechend durchaus auf das Persönliche ihres Privatlebens. Ebenso


Maßgebliches und Unincißgebllchos

v. Chr.) angefertigt ivurden, und zwar mit der Tendenz, den König zu verherrlichen,
der sie verfertigen ließ, sodaß es also den Autoren wahrscheinlich nicht ans ge¬
wissenhafte Geschichtschreibung angekommen sein wird. Die Thontafeln sind zum
Teil zerbrochen, die richtige Reihenfolge der Stücke ist nicht sicher zu ermitteln;
die Schrift ist schwer lesbar und noch schwieriger zu deuten, viele Deutungen sind
unsicher und zweifelhaft. Wäre aber auch in allen Fällen die Deutung, die Delitzsch
vorzieht, unzweifelhaft richtig, so würde daraus weder das höhere Alter der assyrisch¬
babylonischen Schriftwerke, noch ihre Überlegenheit über die biblischen folgen. Sie
und die biblischen Erzählungen können aus einer gemeinsamen Quelle geschöpft sein,
und das für die Wertschätzung Entscheidende ist nicht, was beide gemeinsam haben,
sondern das, worin sie voneinander abweichen. Und gerade die charakteristischen
Abweichungen der babylonischen Mythen von der Bibel: die wüsten polytheistischen
Fabeln und die Verherrlichung der Unzucht, dazu die dnrch Bildwerke und In¬
schriften bezeugte wilde Grausamkeit des Volkes und seiner Religion hat Delitzsch
gar nicht erwähnt. In seinem kurzen Abriß der babylonischen Schöpfungsgeschichte
z. B. läßt er gerade die Hauptsache weg, den Anfang, aus dem hervorgeht, daß
die Götter ebenso entstanden gedacht werden wie die Menschen, und seine Deutung
des Bildes zweier zu beiden Seiten eines Baumes sitzenden Personen auf die
biblische Geschichte vom Sündenfnll ist ganz willkürlich und höchst unwahrscheinlich.
Daß in den Keilschriften einige biblische Erzählungen, wie Delitzsch behauptet, in
ursprünglicherer Form ans Licht getreten seien, ist also unerwiesen; völlig unberechtigt
aber ist es, wenn diese Form auch noch dazu die reinere genannt wird, man müßte
denn das trübe Wasser des Gießbachs für rein und das durch menschliche Arbeit
gereinigte für unrein erklären. Die Ausgrabungen am Euphrnt fördern wertvolle
Ergänzungen der Bibel zu Tage, aber darin liegt ihre Bedeutung nicht, daß sie
zur Totengräberarbcit für die Wertschätzung der Bibel würden. Delitzsch mag Babel
mit Recht das Hirn Vorderasiens nennen — was in der Bibel lebt, das stammt
nicht aus der Welt: „In Babel strebte die Menschheit zum Himmel, in der Bibel
ragt der Himmel in das arme Menschenherz hinein."


Memoiren über Friedrich den Großen.

Bei Robert Lutz in Stuttgart
sind in einer zweibändigen deutschen Übersetzung erschienen Ach Souvenirs alö vinxt
ans as sHour s Lsrlin von Dieudomü! Thiöbnult (1804). Der Verfasser, dessen
Sohn nachmals unter dem ersten Napoleon ein ausgezeichneter Generalstabsoffizier
gewesen ist, kam auf Veranlassung D'Alemberts als Sprachlehrer 1765 an die
Militärakademie nach Berlin, kehrte 1784 nach Frankreich zurück und vertrat mit
Eifer und litterarischem Geschick die Ideen der neuen Zeit. Ein Jahr vor seinem
Tode gab er sein Memoirenwerk über Friedrich den Großen heraus, das in einem
wundervoll leichten, angenehm lesbaren Französisch geschrieben ist, denn er war
ein vortrefflicher Stilist und hatte schon 1774 eins der besten Bücher über den
Gebrauch seiner Muttersprache veröffentlicht: ISsMi sur lo septo. Der König, der
ihn auch als Ratgeber und Korrektor für seine. Briefe und Akademieabhnndlnngen
gebrauchte, hatte ihn gern; er war ein bescheidner Mann , der seine untergeordnete,
aber wichtige Stellung mit Takt versah und, von aufrichtiger Verehrung für seinen
hohen Herrn beseelt, seine Berliner Aufzeichnungen ohne allen Anspruch als die
„Beobachtungen eines Kammerdieners" veröffentlicht hat. In vier Gruppen ge¬
ordnet behandeln sie die Person des Königs und seiner Geschwister, die fremden
Gesandten und die Hofgesellschaft, die Zivil- und Militärverwaltung, alles in
kurze» Schilderungen, Persönlichen Zügen und anekdotischen Erzählungen. Die
Mitteilungen haben durch ihre Lebendigkeit einigen Wert und bringen anch wohl
noch etwas Neues für die Zeit, die Thiübault selbst erlebt hat; von den berühmten
Männern aus des Königs Kreise hat er nur noch wenige und diese im hohen
Alter kennen gelernt, Zielen, Möllendorf, Leopold von Dessau und Lentulus,
und was er von ihnen und andern sagt, geht dem Standpunkt seiner Wahr¬
nehmungen entsprechend durchaus auf das Persönliche ihres Privatlebens. Ebenso


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/120>, abgerufen am 01.09.2024.