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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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flössen our. Dachte, immerfort an die Priska, die auch in Goschen wohnte. Aber
er wagte keine Frage zu stellen, weil er sich vor dem Bescheide fürchtete. Der
Mann mit der Fichtcnlndung ans der Achsel hatte gesagt: Die sterben weg. Dann
hatte er sich, als er vom Böttcher weggegangen war, anch vorgenommen, zuerst
nach seinem .Neimatsort zu wandern und späterhin, wie es sich passen würde, in
Etzclmünde und Goschen vorzusprechen. Und hiervon wollte er nicht abweichen.

Mit ihnen dieselbe Straße zog ein Fuhrwerk, das Fichtenzweige geladen hatte.
Das Pferd, hohlrückig, mit müden Kopf und langen steife" Beinen, die es bedachtsam
voreinandersetzte, blieb bei der Berganfahrt aller paar Schritte stehn. Dann setzte
der Fuhrmann, ein hagerer Mensch, seinen Fuß in die Radspeichen, damit der
Wagen nicht zurückrolle. Ging es nachher bergab, so drehte er die Bremse an.
Ein kurzer knurrender Ton antwortete sogleich und wiederholte sich, solange die
Bremse in Thätigkeit war, als ob ein bissiger Hund neben dem Wagen herlaufe.
Was das Gespann bei der Bergnnfahrt zurückblieb, das brachte es nachher bei der
Bergabfahrt wieder el", sodaß es immer neben den beiden Wandrern blieb.

Der alte Jahr sagte zu seiner Begleiterin: Wart ein bischen! reichte ihr den
Stock zum Halten und holte sein Pfeifchen hervor. Das stopfte er und fing an
zu dampfend Wir wollen den Mau" erst mal ein Stückchen vorne weg lasse,
sagte er. der braucht nicht zu wissen, was wir zweie uns anvertrauen. Er stocherte
und schüttelte am Pfeifchen. Mit dem Daumen drückte er den Tabak nach und
knipfte zu. Dann hob er die Augen und sah sie an, wie sie mit ihren sprunghafter
Gelenken vor ihm stand, den Stock vor sich ans den Erdboden gestellt, die Hände
übereinander auf den Handgriff gelegt, und ihm mit ihren blauen Augen voll
lachender Neugier znsnh.°wie 'er mit seinem Pfeifchen hantierte, das er jetzt glücklich
im Mundwinkel untergebracht hatte. Es wurde ihm ganz sonderbar zu Mut, als
"b sie ihm etwas zu sagen hätte. Aber er wußte, nicht, was das sein könne.

Und dann fragte er unvermutet: Nach wein haben sie dich denn Emma ge-
heißen, epper "ach deiner Pate?

Ich heiß so mich Baders Mutter, antwortete sie.

Sie waren an, Geschiebe vorüber, der Weg senkte sich jetzt, am Fuße sah
man eine Ortschaft liegen. Als sie kaum hindurch waren, fing der Weg wieder
zu steigen. Wie in einem flachen Hohlweg lief er dahin zwischen leicht auf¬
strebenden, mit Dorn und Brombeergebüsch bewachsenen Böschungen; Feld schloß
steh zu beiden Seiten an. Jenseits des Thales reckten sich ruudtngligc Berghäupter,
nebeneinander lind hintereinander; hin und wieder that sich der Blick nach unter
"uf> und man sah dann die Bahnlinie zwischen den Wiesen. Jetzt schallte anch
ein Pfiff he^uf, und mit gemessener Eile kam ein Lvkalzng dahergednmpft.

Das ist früher alles anders gewnsen, sagte er^in Gedanken.

Sie hatte keine ^eit mehr für den behaglichen L?chlendergang neben dem alten
Wandersmnn". Gras" mußte noch eingeholt werden. Am Nachmittag sollte sie mit
der Schwester wieder in die Preifielbeeren, davon die Mutter eiubraten wollte.
Morgen sollten die letzten Erdäpfel aufgepflügt werden. Die Arbeit riß das ganze
Jahr über nicht ab. Der Vater war ein scharfer Wirt, und die Mutter verlangte
"und, was irgend zu erschaffen war. Aber sie war immer mehr das Kind der
Großeltern gewesen, der Eltern ihrer Mutter, die mit im Hans im Altenteil lebte",
das Töchterchen vom alten schalkhaften Großvater und von der guten Großmutter
Priska. Sie hießen sie Tätscherbnckers, und das mochte sie nicht leiden. Und wie
der aufgelegte Name vom Vater der Großmutter herrühre, der, als sein kleines
Mädchen, eben die Großmutter, geboren worden, die Wöchnerin mit selbst gebacknen
Tätscher verpflegt hatte, das wollte sie eben erzählen, als Wngengeroll daherschallte,
ein schmuckes Fuhrwerk hinter ihnen auftauchte und im flotten Tempo vorüberfuhr.

Das sind schrilles ans Wißberg, sagte Emma, noch ehe der Wagen neben
ihnen war.

Die beiden Alten saßen wieder hinten. Der Sohn fuhr. Die Frau musterte
d"s Paar am Wege, das zur Seite getreten war; denn der Weg war "icht allzu


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flössen our. Dachte, immerfort an die Priska, die auch in Goschen wohnte. Aber
er wagte keine Frage zu stellen, weil er sich vor dem Bescheide fürchtete. Der
Mann mit der Fichtcnlndung ans der Achsel hatte gesagt: Die sterben weg. Dann
hatte er sich, als er vom Böttcher weggegangen war, anch vorgenommen, zuerst
nach seinem .Neimatsort zu wandern und späterhin, wie es sich passen würde, in
Etzclmünde und Goschen vorzusprechen. Und hiervon wollte er nicht abweichen.

Mit ihnen dieselbe Straße zog ein Fuhrwerk, das Fichtenzweige geladen hatte.
Das Pferd, hohlrückig, mit müden Kopf und langen steife» Beinen, die es bedachtsam
voreinandersetzte, blieb bei der Berganfahrt aller paar Schritte stehn. Dann setzte
der Fuhrmann, ein hagerer Mensch, seinen Fuß in die Radspeichen, damit der
Wagen nicht zurückrolle. Ging es nachher bergab, so drehte er die Bremse an.
Ein kurzer knurrender Ton antwortete sogleich und wiederholte sich, solange die
Bremse in Thätigkeit war, als ob ein bissiger Hund neben dem Wagen herlaufe.
Was das Gespann bei der Bergnnfahrt zurückblieb, das brachte es nachher bei der
Bergabfahrt wieder el«, sodaß es immer neben den beiden Wandrern blieb.

Der alte Jahr sagte zu seiner Begleiterin: Wart ein bischen! reichte ihr den
Stock zum Halten und holte sein Pfeifchen hervor. Das stopfte er und fing an
zu dampfend Wir wollen den Mau« erst mal ein Stückchen vorne weg lasse,
sagte er. der braucht nicht zu wissen, was wir zweie uns anvertrauen. Er stocherte
und schüttelte am Pfeifchen. Mit dem Daumen drückte er den Tabak nach und
knipfte zu. Dann hob er die Augen und sah sie an, wie sie mit ihren sprunghafter
Gelenken vor ihm stand, den Stock vor sich ans den Erdboden gestellt, die Hände
übereinander auf den Handgriff gelegt, und ihm mit ihren blauen Augen voll
lachender Neugier znsnh.°wie 'er mit seinem Pfeifchen hantierte, das er jetzt glücklich
im Mundwinkel untergebracht hatte. Es wurde ihm ganz sonderbar zu Mut, als
»b sie ihm etwas zu sagen hätte. Aber er wußte, nicht, was das sein könne.

Und dann fragte er unvermutet: Nach wein haben sie dich denn Emma ge-
heißen, epper »ach deiner Pate?

Ich heiß so mich Baders Mutter, antwortete sie.

Sie waren an, Geschiebe vorüber, der Weg senkte sich jetzt, am Fuße sah
man eine Ortschaft liegen. Als sie kaum hindurch waren, fing der Weg wieder
zu steigen. Wie in einem flachen Hohlweg lief er dahin zwischen leicht auf¬
strebenden, mit Dorn und Brombeergebüsch bewachsenen Böschungen; Feld schloß
steh zu beiden Seiten an. Jenseits des Thales reckten sich ruudtngligc Berghäupter,
nebeneinander lind hintereinander; hin und wieder that sich der Blick nach unter
"uf> und man sah dann die Bahnlinie zwischen den Wiesen. Jetzt schallte anch
ein Pfiff he^uf, und mit gemessener Eile kam ein Lvkalzng dahergednmpft.

Das ist früher alles anders gewnsen, sagte er^in Gedanken.

Sie hatte keine ^eit mehr für den behaglichen L?chlendergang neben dem alten
Wandersmnn». Gras" mußte noch eingeholt werden. Am Nachmittag sollte sie mit
der Schwester wieder in die Preifielbeeren, davon die Mutter eiubraten wollte.
Morgen sollten die letzten Erdäpfel aufgepflügt werden. Die Arbeit riß das ganze
Jahr über nicht ab. Der Vater war ein scharfer Wirt, und die Mutter verlangte
"und, was irgend zu erschaffen war. Aber sie war immer mehr das Kind der
Großeltern gewesen, der Eltern ihrer Mutter, die mit im Hans im Altenteil lebte»,
das Töchterchen vom alten schalkhaften Großvater und von der guten Großmutter
Priska. Sie hießen sie Tätscherbnckers, und das mochte sie nicht leiden. Und wie
der aufgelegte Name vom Vater der Großmutter herrühre, der, als sein kleines
Mädchen, eben die Großmutter, geboren worden, die Wöchnerin mit selbst gebacknen
Tätscher verpflegt hatte, das wollte sie eben erzählen, als Wngengeroll daherschallte,
ein schmuckes Fuhrwerk hinter ihnen auftauchte und im flotten Tempo vorüberfuhr.

Das sind schrilles ans Wißberg, sagte Emma, noch ehe der Wagen neben
ihnen war.

Die beiden Alten saßen wieder hinten. Der Sohn fuhr. Die Frau musterte
d"s Paar am Wege, das zur Seite getreten war; denn der Weg war »icht allzu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/111>, abgerufen am 01.09.2024.