Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches -- Litteratur meinten und Privatpersonen zur Reform der Schänkstätten zu bestimmen, die ihnen Litteratur Weltgeschichte, herausgegeben von Hans F. Helmolt. Dritter Band, zweite Hälfte; Siebenter Band, Westeuropa, erster Teil. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. 1901. 1900 Da sich die Grenzboten über die Anlage dieser auf ethnographisch-geographischer Maßgebliches und Unmaßgebliches — Litteratur meinten und Privatpersonen zur Reform der Schänkstätten zu bestimmen, die ihnen Litteratur Weltgeschichte, herausgegeben von Hans F. Helmolt. Dritter Band, zweite Hälfte; Siebenter Band, Westeuropa, erster Teil. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. 1901. 1900 Da sich die Grenzboten über die Anlage dieser auf ethnographisch-geographischer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0574" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237860"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches — Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_2940" prev="#ID_2939"> meinten und Privatpersonen zur Reform der Schänkstätten zu bestimmen, die ihnen<lb/> gehören, oder auf die sie sonst Einfluß haben, etwa nach dem Beispiele, das die<lb/> gräflich Schaffgottschische Generaldirektion in Beuthen gegeben hat; sie hat sämtliche<lb/> Wirte der von ihr verpachteten Wirtshäuser veranlaßt, gegen eine angemessene Ent¬<lb/> schädigung den Schnapsverkauf an allen Sonn- und Feiertagen, sowie an den<lb/> Löhnuugs- und Vorschußtagen einzustellen. Was keine Partei, kein Minister und<lb/> kein Reichskanzler zu beantragen wagt, das setze ein wohlwollender Besitzer ganz<lb/> im stillen durch, sagt Bode in seinem Aufruf, den der Freiherr D. von Diergardt<lb/> und Nechtscmwcilt Dr. H. Eggers mit unterschrieben haben. Zweitens soll auf die<lb/> Einführung des Gothenburger Systems in den Gemeinden, sowie bei Kanal- und<lb/> Eisenbahnbauten hingewirkt, drittens sollen alkoholfreie Gesellschafts- und Erholungs¬<lb/> häuser gegründet, viertens Erholungsstätten geschaffen werden, in denen weder Speise<lb/> noch Trank genossen zu werden braucht: Versammlungshäuser, Musikhäuser, Studien¬<lb/> häuser, Lesehallen, Billardsäle, Kegelbahnen, Spielgärten, Bäder, Säulenhallen,<lb/> Schutzhütten gegen Sonne, Regen und Wind sowohl für Spaziergänger wie für<lb/> solche, die im Freien arbeiten müssen, dazu hübsche Trinkbrunnen auf öffentlichen<lb/> Plätzen und in den Promeuadenanlagen. Und da dem einen Reformfreunde mehr<lb/> dieses, dem andern mehr jenes von den vier Unternehmungen am Herzen liegt, so<lb/> gründet Bode für jedes eine besondre Sparkasse, die darauf wartet, durch Ge¬<lb/> schenke gefüllt zu werden. Als Vereinsbeitrag kann eine beliebige Summe entrichtet<lb/> werden, mindestens aber sind 5 Mark jährlich zu zahlen. Die Mitglieder be¬<lb/> kommen das Vereiusblatt „Gasthaus-Reform," das monatlich erscheint, gratis; im<lb/> Abonnement kostet es 2 Mark 40 Pfennige. Die ersten beiden Nummern bringen<lb/> u. a. Berichte über deutsche Gemeindehäuser — denn es giebt schon einige, die<lb/> Bodes Idee entsprechen — und über englische Mustergasthäuser mit Abbildungen.<lb/> Ein Gasthaus uach dem Gothenburger System hat der Freiherr vou Diergardt in<lb/> Suschenhammer (Kreis Großwartenberg in Schlesien) eingerichtet. Auch die Loggia<lb/> dei Lanzi in Florenz ist abgebildet und wird unter der Überschrift: „Ein Kunst¬<lb/> winkel statt der Kneipe" beschrieben. (Sie wird in der That bei Regenwetter vom<lb/> Volke als Zufluchtsort aufgesucht und ist dünn am Feiernbeud dicht gefüllt. Freilich<lb/> reicht sie für die große Stadt nicht aus, doch wird sie durch den Säulengang an<lb/> den Uffizien und die offne Halle des Mercato Vecchio ergänzt.) Wir wünschen<lb/> dem neuen Verein, der wirklich einem dringenden Bedürfnis abhilft, einen so starken<lb/> Mitgliederzufluß, daß er es fertig bringt, das ganze deutsche Volksleben in Be¬<lb/> ziehung auf Geselligkeit und Erholung umzugestalten. ^</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Litteratur</head><lb/> <div n="2"> <head> Weltgeschichte, herausgegeben von Hans F. Helmolt. Dritter Band, zweite Hälfte;<lb/> Siebenter Band, Westeuropa, erster Teil. 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Wie nun da schon die erste Hälfte des dritten Bandes, die Geschichte<lb/> Westnsiens, als eine sehr verdienstliche und tüchtige Arbeit anerkannt werden konnte,<lb/> so gebührt diese Anerkennung in besonders hohem Maße der zweiten Hälfte, die<lb/> zum erstenmal eine zusammenhängende Geschichte Afrikas (von Heinrich Schurtz)<lb/> bis auf die Gegenwart herab giebt und dabei auch die erst ganz neuerdings er-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0574]
Maßgebliches und Unmaßgebliches — Litteratur
meinten und Privatpersonen zur Reform der Schänkstätten zu bestimmen, die ihnen
gehören, oder auf die sie sonst Einfluß haben, etwa nach dem Beispiele, das die
gräflich Schaffgottschische Generaldirektion in Beuthen gegeben hat; sie hat sämtliche
Wirte der von ihr verpachteten Wirtshäuser veranlaßt, gegen eine angemessene Ent¬
schädigung den Schnapsverkauf an allen Sonn- und Feiertagen, sowie an den
Löhnuugs- und Vorschußtagen einzustellen. Was keine Partei, kein Minister und
kein Reichskanzler zu beantragen wagt, das setze ein wohlwollender Besitzer ganz
im stillen durch, sagt Bode in seinem Aufruf, den der Freiherr D. von Diergardt
und Nechtscmwcilt Dr. H. Eggers mit unterschrieben haben. Zweitens soll auf die
Einführung des Gothenburger Systems in den Gemeinden, sowie bei Kanal- und
Eisenbahnbauten hingewirkt, drittens sollen alkoholfreie Gesellschafts- und Erholungs¬
häuser gegründet, viertens Erholungsstätten geschaffen werden, in denen weder Speise
noch Trank genossen zu werden braucht: Versammlungshäuser, Musikhäuser, Studien¬
häuser, Lesehallen, Billardsäle, Kegelbahnen, Spielgärten, Bäder, Säulenhallen,
Schutzhütten gegen Sonne, Regen und Wind sowohl für Spaziergänger wie für
solche, die im Freien arbeiten müssen, dazu hübsche Trinkbrunnen auf öffentlichen
Plätzen und in den Promeuadenanlagen. Und da dem einen Reformfreunde mehr
dieses, dem andern mehr jenes von den vier Unternehmungen am Herzen liegt, so
gründet Bode für jedes eine besondre Sparkasse, die darauf wartet, durch Ge¬
schenke gefüllt zu werden. Als Vereinsbeitrag kann eine beliebige Summe entrichtet
werden, mindestens aber sind 5 Mark jährlich zu zahlen. Die Mitglieder be¬
kommen das Vereiusblatt „Gasthaus-Reform," das monatlich erscheint, gratis; im
Abonnement kostet es 2 Mark 40 Pfennige. Die ersten beiden Nummern bringen
u. a. Berichte über deutsche Gemeindehäuser — denn es giebt schon einige, die
Bodes Idee entsprechen — und über englische Mustergasthäuser mit Abbildungen.
Ein Gasthaus uach dem Gothenburger System hat der Freiherr vou Diergardt in
Suschenhammer (Kreis Großwartenberg in Schlesien) eingerichtet. Auch die Loggia
dei Lanzi in Florenz ist abgebildet und wird unter der Überschrift: „Ein Kunst¬
winkel statt der Kneipe" beschrieben. (Sie wird in der That bei Regenwetter vom
Volke als Zufluchtsort aufgesucht und ist dünn am Feiernbeud dicht gefüllt. Freilich
reicht sie für die große Stadt nicht aus, doch wird sie durch den Säulengang an
den Uffizien und die offne Halle des Mercato Vecchio ergänzt.) Wir wünschen
dem neuen Verein, der wirklich einem dringenden Bedürfnis abhilft, einen so starken
Mitgliederzufluß, daß er es fertig bringt, das ganze deutsche Volksleben in Be¬
ziehung auf Geselligkeit und Erholung umzugestalten. ^
Litteratur
Weltgeschichte, herausgegeben von Hans F. Helmolt. Dritter Band, zweite Hälfte;
Siebenter Band, Westeuropa, erster Teil. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut.
1901. 1900
Da sich die Grenzboten über die Anlage dieser auf ethnographisch-geographischer
Grundlage aufgebauten Weltgeschichte schon früher ausgesprochen und ihren prin¬
zipiell ablehnenden Standpunkt erläutert haben, so sehen wir hier und künftig
davon ab, die Folgen dieser Einteilung für die Darstellung geschichtlicher Zusammen¬
hänge nachzuweisen, sondern begnügen uns mit dem Bericht über die einzelnen Ab¬
schnitte. Wie nun da schon die erste Hälfte des dritten Bandes, die Geschichte
Westnsiens, als eine sehr verdienstliche und tüchtige Arbeit anerkannt werden konnte,
so gebührt diese Anerkennung in besonders hohem Maße der zweiten Hälfte, die
zum erstenmal eine zusammenhängende Geschichte Afrikas (von Heinrich Schurtz)
bis auf die Gegenwart herab giebt und dabei auch die erst ganz neuerdings er-
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