Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.(Latholica Akten ans dein Propagandaarchiv an den Generalpräfekten oder den General¬ Es ist verständlich, daß ein so strenges Regiment sogar von einem wohl¬ Kehren wir nun zu der Frage zurück, ob das Archiv eine Neuordnung (Latholica Akten ans dein Propagandaarchiv an den Generalpräfekten oder den General¬ Es ist verständlich, daß ein so strenges Regiment sogar von einem wohl¬ Kehren wir nun zu der Frage zurück, ob das Archiv eine Neuordnung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0723" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237247"/> <fw type="header" place="top"> (Latholica</fw><lb/> <p xml:id="ID_3012" prev="#ID_3011"> Akten ans dein Propagandaarchiv an den Generalpräfekten oder den General¬<lb/> sekretär wandten, keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Als Anfang der achtziger<lb/> Jahre Monsignor Domenico Jacobini Generalsekretär wurde, merkte man<lb/> sofort, daß ein Mann mit weitem Blick die Leitung der Geschäfte in die Hand<lb/> genommen habe. Die Historiker machten sich das zu nütze und erschienen<lb/> nun in größerer Zahl und fanden das liebenswürdigste Eutgegeukonuneu.<lb/> Unter Jaeobinis Nachfolger. Monsignor Persieo (1891 bis 1893). blieb die<lb/> Liberalität im großen und ganzen aufrecht erhalten, wenn auch die ^laubmv<lb/> nicht mehr mit derselben Bereitwilligkeit für unbeschränkte Benützung der Akten<lb/> erteilt wurde. Und dann kam die traurige Zeit des Monsignor Ciasca. der<lb/> vor wenig Wochen als Kardinal gestorben ist. Obschon früher Swptor der<lb/> vatikanischen Bibliothek und dann Präfekt des Geheimarchivs, entsprach es<lb/> seinen J.istinkteu. die Archivalieu unter Verschli.ß zu mehr.en; und da. hat<lb/> er so gründlich besorgt, daß uicht einmal der Geueralprüfett den Mu fand, gegen<lb/> diese rückständige. unverständige und iNiverstäudliche Maßregel Einspruch zu er¬<lb/> heben. Das Propagandaarchiv blieb verschlossen, und nur starker diplomatischer<lb/> Druck vermochte es bei zwei Gelegenheiten einem Forscher zu eröffnen. . is<lb/> Monsignor Cia^ca im Jahre 1899 Kardinal wurde, freuten sich alle Beamten<lb/> der Propaganda und alle, die mit der Kongregation zu thun haben, ganz<lb/> außerordentlich über diese Beförderung. weil nun ein andrer die stelle alö<lb/> Generalsekretär einnehmen würde. Diese Frcudenkundgebuugeu sind bezeichnend<lb/> Monsignor Ciasea war ein eifriger, gewissenhafter Arbeiter, der weder sich<lb/> "och seine Beamten schonte, aber Liebe und Verehrung wußte er uicht um sich<lb/> z" verbreiten. Eine gewisse asketische Strenge legte er auch in seine Stimme,<lb/> wodurch längere Unterhaltungen mit ihm leicht etwas Peinliches erhielten.<lb/> Seinem unbeugsamen Willen wußte er überall Geltung zu verschaffe., mich<lb/> l"S in die höchsten Kreise hinauf. Nun ist dieser arbeitsame, strenge Mann<lb/> aus dem Lebe» geschieden, der überall mit dem besten Willen an die Geschäft,<lb/> herantrat, aber nicht immer deu richtigen Standpunkt den modernen Verhält¬<lb/> nissen und Anfordernnqeu gegenüber zu finden wußte.</p><lb/> <p xml:id="ID_3013"> Es ist verständlich, daß ein so strenges Regiment sogar von einem wohl¬<lb/> wollenden Nachfolger nicht gleich über den Hansen gestoßen werden ouute.<lb/> Zudem kamen die Wünsche des Archivars den einschränkenden Maßregeln ent¬<lb/> gegen, indem er eine Vermiudruug seiner Arbeitslast infolge des Wecifallv<lb/> der Bedienung der Forscher uur freudig begrüßte. Immerhin ist der Archivar<lb/> verstündig genng. sich nicht direkt an der Förderung des Gedankens völliger<lb/> Abschließung zu beteiligen. Kommen die Herren Gelehrten wirklich bis in sem<lb/> Reich, dann finden sie in ihm einen zuvorkommender Beamten.</p><lb/> <p xml:id="ID_3014" next="#ID_3015"> Kehren wir nun zu der Frage zurück, ob das Archiv eine Neuordnung<lb/> der Grenzen der Missionsgebiete wesentlich zu unterstützen imstande sei. Die<lb/> Frage muß theoretisch bejaht werden; praktisch ist bisher die Ausbeutung des<lb/> Archivs zu wenig gefördert wordeu, als daß sie genügende Anhaltspunkte für<lb/> die historisch-richtige, mit deu gegenwärtigen Bedürfnissen in Einklang stehende<lb/> Festlegung der Grenzen ermöglichen könnte. Es wäre sehr schön, wenn die<lb/> Kongregation die große und zeitgemäße Aufgabe in die Hand nähme, el»</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0723]
(Latholica
Akten ans dein Propagandaarchiv an den Generalpräfekten oder den General¬
sekretär wandten, keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Als Anfang der achtziger
Jahre Monsignor Domenico Jacobini Generalsekretär wurde, merkte man
sofort, daß ein Mann mit weitem Blick die Leitung der Geschäfte in die Hand
genommen habe. Die Historiker machten sich das zu nütze und erschienen
nun in größerer Zahl und fanden das liebenswürdigste Eutgegeukonuneu.
Unter Jaeobinis Nachfolger. Monsignor Persieo (1891 bis 1893). blieb die
Liberalität im großen und ganzen aufrecht erhalten, wenn auch die ^laubmv
nicht mehr mit derselben Bereitwilligkeit für unbeschränkte Benützung der Akten
erteilt wurde. Und dann kam die traurige Zeit des Monsignor Ciasca. der
vor wenig Wochen als Kardinal gestorben ist. Obschon früher Swptor der
vatikanischen Bibliothek und dann Präfekt des Geheimarchivs, entsprach es
seinen J.istinkteu. die Archivalieu unter Verschli.ß zu mehr.en; und da. hat
er so gründlich besorgt, daß uicht einmal der Geueralprüfett den Mu fand, gegen
diese rückständige. unverständige und iNiverstäudliche Maßregel Einspruch zu er¬
heben. Das Propagandaarchiv blieb verschlossen, und nur starker diplomatischer
Druck vermochte es bei zwei Gelegenheiten einem Forscher zu eröffnen. . is
Monsignor Cia^ca im Jahre 1899 Kardinal wurde, freuten sich alle Beamten
der Propaganda und alle, die mit der Kongregation zu thun haben, ganz
außerordentlich über diese Beförderung. weil nun ein andrer die stelle alö
Generalsekretär einnehmen würde. Diese Frcudenkundgebuugeu sind bezeichnend
Monsignor Ciasea war ein eifriger, gewissenhafter Arbeiter, der weder sich
"och seine Beamten schonte, aber Liebe und Verehrung wußte er uicht um sich
z" verbreiten. Eine gewisse asketische Strenge legte er auch in seine Stimme,
wodurch längere Unterhaltungen mit ihm leicht etwas Peinliches erhielten.
Seinem unbeugsamen Willen wußte er überall Geltung zu verschaffe., mich
l"S in die höchsten Kreise hinauf. Nun ist dieser arbeitsame, strenge Mann
aus dem Lebe» geschieden, der überall mit dem besten Willen an die Geschäft,
herantrat, aber nicht immer deu richtigen Standpunkt den modernen Verhält¬
nissen und Anfordernnqeu gegenüber zu finden wußte.
Es ist verständlich, daß ein so strenges Regiment sogar von einem wohl¬
wollenden Nachfolger nicht gleich über den Hansen gestoßen werden ouute.
Zudem kamen die Wünsche des Archivars den einschränkenden Maßregeln ent¬
gegen, indem er eine Vermiudruug seiner Arbeitslast infolge des Wecifallv
der Bedienung der Forscher uur freudig begrüßte. Immerhin ist der Archivar
verstündig genng. sich nicht direkt an der Förderung des Gedankens völliger
Abschließung zu beteiligen. Kommen die Herren Gelehrten wirklich bis in sem
Reich, dann finden sie in ihm einen zuvorkommender Beamten.
Kehren wir nun zu der Frage zurück, ob das Archiv eine Neuordnung
der Grenzen der Missionsgebiete wesentlich zu unterstützen imstande sei. Die
Frage muß theoretisch bejaht werden; praktisch ist bisher die Ausbeutung des
Archivs zu wenig gefördert wordeu, als daß sie genügende Anhaltspunkte für
die historisch-richtige, mit deu gegenwärtigen Bedürfnissen in Einklang stehende
Festlegung der Grenzen ermöglichen könnte. Es wäre sehr schön, wenn die
Kongregation die große und zeitgemäße Aufgabe in die Hand nähme, el»
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |