Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.Die Bagdadbah" und der Persische Meerbusen viel geschehen, derartiges zu verhindern. So verspricht man sich von der Ver¬ In der Hauptsache beziehn sich die sämtlichen organisatorischen Neuerungen, Ganz besondre Aufmerksamkeit wendet man auch der Bewasfnnngsfrage Die Bagdadbah» und der Persische Meerbusen viel geschehen, derartiges zu verhindern. So verspricht man sich von der Ver¬ In der Hauptsache beziehn sich die sämtlichen organisatorischen Neuerungen, Ganz besondre Aufmerksamkeit wendet man auch der Bewasfnnngsfrage <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0644" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237168"/> <fw type="header" place="top"> Die Bagdadbah» und der Persische Meerbusen</fw><lb/> <p xml:id="ID_2702" prev="#ID_2701"> viel geschehen, derartiges zu verhindern. So verspricht man sich von der Ver¬<lb/> teilung der Anhänger der verschiednen Glanbeusrichtungen unter die einzelnen<lb/> Truppenteile und Truppengattungen große Erfolge, nachdem man gesehen hat,<lb/> wie kameradschaftlich z. V. das in Haiderabad garnisonierende bengalische Lanzen-<lb/> reiterregiment lebt, das sich aus einer Eskadron Muselmanen, je einer Es¬<lb/> kadron aus den Sekten der Brahminen, der Siwas und der Wischnus und<lb/> einer Eskadron Sikhs zusammensetzt. Aber auch hierdurch sind die Gefahren<lb/> einer Meuterei nicht beseitigt, und diese Sorge im Verein mit der Unzuläng¬<lb/> lichkeit des britisch-indischen Truppenkontingents Nußland gegenüber hat die<lb/> englische Regierung auf umfassende militärische Reformideen gebracht, deren<lb/> Annahme und Durchführung, wenn sie auch noch nicht gesichert sind, doch<lb/> heute als sehr wahrscheinlich angesehen werden müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2703"> In der Hauptsache beziehn sich die sämtlichen organisatorischen Neuerungen,<lb/> die für Indien geplant sind, zunächst auf eine Vermehrung der dortigen Armee<lb/> um rund 40000 Mann. An diese Basis, ohne die, wie man meint, ein wert¬<lb/> voller Neubau des abbröckelnden Heercsgebündes nicht gedacht werden kann,<lb/> hängt sich eine lange Reihe andrer Fragen und Wünsche von Wichtigkeit, die<lb/> in ihrer Gesamtheit das Reformwerk abrunden und zu einem brauchbaren<lb/> Instrument gestalten sollen. Obenan steht unter diesen Fragen mit Recht die<lb/> Notwendigkeit, im Interesse der kriegsmäßigen Ausbildung und Vorbereitung<lb/> der Truppen, diese innerhalb des indischen Grenzgebiets in geeigneterer Weise<lb/> zu verlegen, als dies bis jetzt der Fall ist. Zur Zeit ist nämlich die gesamte<lb/> englisch-indische Armee über 191 Garnisonen verteilt, von denen 10 mit<lb/> 43000 Mann belegt sind, sodaß für die übrigen Truppenteile noch 181 Gar¬<lb/> nisonen übrig bleiben, in denen durchschnittlich je etwa 900 Mann unter-<lb/> gebracht sind. Erwägt man duzn, daß diese Standquartiere meist sehr weit<lb/> voneinander entfernt liegen, die wenigsten mit Eisenbahnen miteinander ver¬<lb/> bunden, und Schieß- und Exerzierplätze nur sehr selten vorhanden sind, so<lb/> kann man sich ungefähr ein Bild von der militärischen Ausbildung dieser<lb/> Truppen machen, die noch dazu einen höhern Vorgesetzten fast nie zu sehen<lb/> bekommen, und, wie es in einem Jahresbericht heißt, innerhalb der letzten<lb/> dreißig Jahre nur ausnahmsweise zu Manövern zusammengezogen werden<lb/> konnten. Die einzige Garnison in dem ganzen indischen Reiche, die etwas<lb/> besser daran ist als die andern, ist Secunderabad, das mit 7170 Mann belegt<lb/> ist und sich mit dem benachbarten Volarnm (1500 Mann) zuweilen zu größern<lb/> militärischen Übungen zuscimmenthut. In diesen Übelstand will also die Re¬<lb/> organisation gründlich eingreifen, und wenn auch der hohen Kosten wegen, die<lb/> mit ihr verbunden sind, nur langsam und allmählich damit vorgegangen werden<lb/> kann, so soll doch angestrebt werden, die gesamte Armee der Hauptsache nach<lb/> in etwa sieben großen Plätzen zusammenzubringen und jedem eine Garnison<lb/> von etwa 3000 Main: zu geben, die in großen Lagern untergebracht werden<lb/> sollen. Als geeignet hierfür werden Rawalpindi, Ambatia, Allahnbad, Bango-<lb/> lore, Secunderabad und Puna genannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2704" next="#ID_2705"> Ganz besondre Aufmerksamkeit wendet man auch der Bewasfnnngsfrage<lb/> in Indien zu, mit der man insofern schon begonnen hat, als die Ausrüstung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0644]
Die Bagdadbah» und der Persische Meerbusen
viel geschehen, derartiges zu verhindern. So verspricht man sich von der Ver¬
teilung der Anhänger der verschiednen Glanbeusrichtungen unter die einzelnen
Truppenteile und Truppengattungen große Erfolge, nachdem man gesehen hat,
wie kameradschaftlich z. V. das in Haiderabad garnisonierende bengalische Lanzen-
reiterregiment lebt, das sich aus einer Eskadron Muselmanen, je einer Es¬
kadron aus den Sekten der Brahminen, der Siwas und der Wischnus und
einer Eskadron Sikhs zusammensetzt. Aber auch hierdurch sind die Gefahren
einer Meuterei nicht beseitigt, und diese Sorge im Verein mit der Unzuläng¬
lichkeit des britisch-indischen Truppenkontingents Nußland gegenüber hat die
englische Regierung auf umfassende militärische Reformideen gebracht, deren
Annahme und Durchführung, wenn sie auch noch nicht gesichert sind, doch
heute als sehr wahrscheinlich angesehen werden müssen.
In der Hauptsache beziehn sich die sämtlichen organisatorischen Neuerungen,
die für Indien geplant sind, zunächst auf eine Vermehrung der dortigen Armee
um rund 40000 Mann. An diese Basis, ohne die, wie man meint, ein wert¬
voller Neubau des abbröckelnden Heercsgebündes nicht gedacht werden kann,
hängt sich eine lange Reihe andrer Fragen und Wünsche von Wichtigkeit, die
in ihrer Gesamtheit das Reformwerk abrunden und zu einem brauchbaren
Instrument gestalten sollen. Obenan steht unter diesen Fragen mit Recht die
Notwendigkeit, im Interesse der kriegsmäßigen Ausbildung und Vorbereitung
der Truppen, diese innerhalb des indischen Grenzgebiets in geeigneterer Weise
zu verlegen, als dies bis jetzt der Fall ist. Zur Zeit ist nämlich die gesamte
englisch-indische Armee über 191 Garnisonen verteilt, von denen 10 mit
43000 Mann belegt sind, sodaß für die übrigen Truppenteile noch 181 Gar¬
nisonen übrig bleiben, in denen durchschnittlich je etwa 900 Mann unter-
gebracht sind. Erwägt man duzn, daß diese Standquartiere meist sehr weit
voneinander entfernt liegen, die wenigsten mit Eisenbahnen miteinander ver¬
bunden, und Schieß- und Exerzierplätze nur sehr selten vorhanden sind, so
kann man sich ungefähr ein Bild von der militärischen Ausbildung dieser
Truppen machen, die noch dazu einen höhern Vorgesetzten fast nie zu sehen
bekommen, und, wie es in einem Jahresbericht heißt, innerhalb der letzten
dreißig Jahre nur ausnahmsweise zu Manövern zusammengezogen werden
konnten. Die einzige Garnison in dem ganzen indischen Reiche, die etwas
besser daran ist als die andern, ist Secunderabad, das mit 7170 Mann belegt
ist und sich mit dem benachbarten Volarnm (1500 Mann) zuweilen zu größern
militärischen Übungen zuscimmenthut. In diesen Übelstand will also die Re¬
organisation gründlich eingreifen, und wenn auch der hohen Kosten wegen, die
mit ihr verbunden sind, nur langsam und allmählich damit vorgegangen werden
kann, so soll doch angestrebt werden, die gesamte Armee der Hauptsache nach
in etwa sieben großen Plätzen zusammenzubringen und jedem eine Garnison
von etwa 3000 Main: zu geben, die in großen Lagern untergebracht werden
sollen. Als geeignet hierfür werden Rawalpindi, Ambatia, Allahnbad, Bango-
lore, Secunderabad und Puna genannt.
Ganz besondre Aufmerksamkeit wendet man auch der Bewasfnnngsfrage
in Indien zu, mit der man insofern schon begonnen hat, als die Ausrüstung
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