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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Dnttmüller und sein Freund

laden wolle. Aber der Doktor lehnte das kurz und fast mit Heftigkeit ab. Davon
könne durchaus keine Rede sein. Ölmcmns! Was sie sich denn denke! Frau Dutt¬
müller wunderte sich. Vor zwei Jahren waren Ölmanns doch noch gut genug
gewesen, angeborgt zu werdeu, warum sollten sie denn jetzt nichts mehr gelten?

Den Clou der Hochzeit bildete Exzellenz Freifrau von Marschall, die die vor¬
nehmste Dame der Verwandtschaft war, und von der man möglicherweise noch erben
konnte. Diese erhielt einen mit größter Feinheit abgefaßten Brief, und als die etwas
kühle, aber zusagende Antwort kam, atmete die gnädige Frau auf und erklärte die
Hochzeitsfeier für gesichert. Dann Taute Lili, bei der sich Alice in Berlin auf¬
gehalten hatte, sie und ihr Herr Sohn, der Kadett in Lichterfelde war. Ferner
Dort und ein Kamerad aus seinem Regimente, der Brautführer sein sollte und für
Ellen bestimmt war. Dann kam Egons Bruder, der freilich nicht ganz für voll
gerechnet wurde, aber nicht zu umgehn war. Er hatte um der Majorsecke Schiff¬
bruch gelitten, war Bürgermeister einer kleinen Stadt geworden nud etwas ver¬
bauert. Also er, seine Frau und ihre ältliche Tochter. Dann Direktor Wenzel
und Lhdia. Auch hier wären Einwendungen zu erheben gewesen, denn Wenzels
waren zwar ganz vortreffliche Leute, und Lydia war ja ein sehr nettes Mädchen,
aber zur Gesellschaft gehörten sie doch eigentlich nicht, und es konnte zweifelhaft
sein, wie Exzellenz sich dazu stellen würde, wenn sie eingeladen wurden. Aber
Alice wollte Lydia zur Brautjungfer haben, und Wenzels hatten sich bereit erklärt,
Gäste ins Quartier zu nehmen. Auch war Wenzels Wagen nicht zu verachten, und
Johann konnte mit Klapphorn und des Doktors Andreas zusammen beim Festmahl
aufwarten. Endlich der Herr Pastor. Die Frau Pastorin ging zu keinem Feste
mehr. Der wahre Grund war, daß sie kein geeignetes Kleid hatte und sich für
zu alt hielt, ein solches anzuschaffen. So war man also fünf, acht, zehn, zwölf,
vierzehn Personen. Gott sei Dank, denn an einen Tisch mit dreizehn Personen
würde sich Exzellenz niemals gesetzt haben.

Die Schwierigkeiten häuften sich, die Zeit wurde kürzer, die Beratungen
wurden lebhafter, die Lorgnette war schon zweimal ans dem Stiel herausgeflogen.
Die Toilette! Man bedenke, was dieses Wort allein bedeutete! Und die Tisch¬
ordnung! eine Sache, die mit äußerster Feinheit behandelt sein mußte, und wobei
tausend Rücksichten zu nehmen waren. Mau erwäge, welcher Variationen eine
Speisenfolge fähig ist, und welche Zeit es kostet, diese Variationen durchzusprechen
und durch klassische Beispiele zu belegen, um am Schlüsse zu dem Resultate
zu kommen, unter den gegebnen Verhältnissen gehe es nicht an. Fasanen
mit Trüffeln waren unzweifelhaft ein sehr vornehmes Gericht und am eng¬
lischen Hofe sehr beliebt. Aber woher Fasanen nehmen? Hält, bei Pvplitzcns lief
noch ein Puter herum, der überzählig war, und deu man erwerben und schnell
noch ein wenig anfüttern konnte. Sauerkraut mit gebacknen Austern hat es bei
der Verheiratung von Prinzeß Leopold gegeben. Leider war die Jahreszeit nicht
für das Sauerkraut und der Preis uicht für die Austern günstig. Steinbutt --
Wachteln, wer hätte an so etwas ernstlich denken können! Schließlich blieb der
Puter Sieger, was ihm freilich den Hals kostete, und er wurde zum Hauptstücke
des Festmahls bestimmt. Nun die Weine. Malaga, Burgunder, Veuve Cliquot.

Batterie hacialt, sagte Egon, keine Grenzüberschreitungen. Wein, Cigarren
und Schnäpse gehören in das Departement des Hausherrn.

Aber, Egon, bedenke doch -- Exzellenz --

Ach was, Exzellenz. Exzellenz trinkt, was wir ihr vorsetzen werden.

Aber Exzellenz ist doch gewöhnt -- leider fiel ihr nicht gleich ein, was
Exzellenz gewöhnt war, und so fügte sie hinzu, und Jork sagte auch, daß Whisky
mit Wasser das neuste und feinste sei.

Das rauchige Zeug. New, wir trinken, wenn alles vorbei ist, ein Glas echten
Bieres. Und wer durchaus Spirituosen haben will, für den habe ich einen extra¬
feinen Jamaika.


Doktor Dnttmüller und sein Freund

laden wolle. Aber der Doktor lehnte das kurz und fast mit Heftigkeit ab. Davon
könne durchaus keine Rede sein. Ölmcmns! Was sie sich denn denke! Frau Dutt¬
müller wunderte sich. Vor zwei Jahren waren Ölmanns doch noch gut genug
gewesen, angeborgt zu werdeu, warum sollten sie denn jetzt nichts mehr gelten?

Den Clou der Hochzeit bildete Exzellenz Freifrau von Marschall, die die vor¬
nehmste Dame der Verwandtschaft war, und von der man möglicherweise noch erben
konnte. Diese erhielt einen mit größter Feinheit abgefaßten Brief, und als die etwas
kühle, aber zusagende Antwort kam, atmete die gnädige Frau auf und erklärte die
Hochzeitsfeier für gesichert. Dann Taute Lili, bei der sich Alice in Berlin auf¬
gehalten hatte, sie und ihr Herr Sohn, der Kadett in Lichterfelde war. Ferner
Dort und ein Kamerad aus seinem Regimente, der Brautführer sein sollte und für
Ellen bestimmt war. Dann kam Egons Bruder, der freilich nicht ganz für voll
gerechnet wurde, aber nicht zu umgehn war. Er hatte um der Majorsecke Schiff¬
bruch gelitten, war Bürgermeister einer kleinen Stadt geworden nud etwas ver¬
bauert. Also er, seine Frau und ihre ältliche Tochter. Dann Direktor Wenzel
und Lhdia. Auch hier wären Einwendungen zu erheben gewesen, denn Wenzels
waren zwar ganz vortreffliche Leute, und Lydia war ja ein sehr nettes Mädchen,
aber zur Gesellschaft gehörten sie doch eigentlich nicht, und es konnte zweifelhaft
sein, wie Exzellenz sich dazu stellen würde, wenn sie eingeladen wurden. Aber
Alice wollte Lydia zur Brautjungfer haben, und Wenzels hatten sich bereit erklärt,
Gäste ins Quartier zu nehmen. Auch war Wenzels Wagen nicht zu verachten, und
Johann konnte mit Klapphorn und des Doktors Andreas zusammen beim Festmahl
aufwarten. Endlich der Herr Pastor. Die Frau Pastorin ging zu keinem Feste
mehr. Der wahre Grund war, daß sie kein geeignetes Kleid hatte und sich für
zu alt hielt, ein solches anzuschaffen. So war man also fünf, acht, zehn, zwölf,
vierzehn Personen. Gott sei Dank, denn an einen Tisch mit dreizehn Personen
würde sich Exzellenz niemals gesetzt haben.

Die Schwierigkeiten häuften sich, die Zeit wurde kürzer, die Beratungen
wurden lebhafter, die Lorgnette war schon zweimal ans dem Stiel herausgeflogen.
Die Toilette! Man bedenke, was dieses Wort allein bedeutete! Und die Tisch¬
ordnung! eine Sache, die mit äußerster Feinheit behandelt sein mußte, und wobei
tausend Rücksichten zu nehmen waren. Mau erwäge, welcher Variationen eine
Speisenfolge fähig ist, und welche Zeit es kostet, diese Variationen durchzusprechen
und durch klassische Beispiele zu belegen, um am Schlüsse zu dem Resultate
zu kommen, unter den gegebnen Verhältnissen gehe es nicht an. Fasanen
mit Trüffeln waren unzweifelhaft ein sehr vornehmes Gericht und am eng¬
lischen Hofe sehr beliebt. Aber woher Fasanen nehmen? Hält, bei Pvplitzcns lief
noch ein Puter herum, der überzählig war, und deu man erwerben und schnell
noch ein wenig anfüttern konnte. Sauerkraut mit gebacknen Austern hat es bei
der Verheiratung von Prinzeß Leopold gegeben. Leider war die Jahreszeit nicht
für das Sauerkraut und der Preis uicht für die Austern günstig. Steinbutt —
Wachteln, wer hätte an so etwas ernstlich denken können! Schließlich blieb der
Puter Sieger, was ihm freilich den Hals kostete, und er wurde zum Hauptstücke
des Festmahls bestimmt. Nun die Weine. Malaga, Burgunder, Veuve Cliquot.

Batterie hacialt, sagte Egon, keine Grenzüberschreitungen. Wein, Cigarren
und Schnäpse gehören in das Departement des Hausherrn.

Aber, Egon, bedenke doch — Exzellenz —

Ach was, Exzellenz. Exzellenz trinkt, was wir ihr vorsetzen werden.

Aber Exzellenz ist doch gewöhnt — leider fiel ihr nicht gleich ein, was
Exzellenz gewöhnt war, und so fügte sie hinzu, und Jork sagte auch, daß Whisky
mit Wasser das neuste und feinste sei.

Das rauchige Zeug. New, wir trinken, wenn alles vorbei ist, ein Glas echten
Bieres. Und wer durchaus Spirituosen haben will, für den habe ich einen extra¬
feinen Jamaika.


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[0632] Doktor Dnttmüller und sein Freund laden wolle. Aber der Doktor lehnte das kurz und fast mit Heftigkeit ab. Davon könne durchaus keine Rede sein. Ölmcmns! Was sie sich denn denke! Frau Dutt¬ müller wunderte sich. Vor zwei Jahren waren Ölmanns doch noch gut genug gewesen, angeborgt zu werdeu, warum sollten sie denn jetzt nichts mehr gelten? Den Clou der Hochzeit bildete Exzellenz Freifrau von Marschall, die die vor¬ nehmste Dame der Verwandtschaft war, und von der man möglicherweise noch erben konnte. Diese erhielt einen mit größter Feinheit abgefaßten Brief, und als die etwas kühle, aber zusagende Antwort kam, atmete die gnädige Frau auf und erklärte die Hochzeitsfeier für gesichert. Dann Taute Lili, bei der sich Alice in Berlin auf¬ gehalten hatte, sie und ihr Herr Sohn, der Kadett in Lichterfelde war. Ferner Dort und ein Kamerad aus seinem Regimente, der Brautführer sein sollte und für Ellen bestimmt war. Dann kam Egons Bruder, der freilich nicht ganz für voll gerechnet wurde, aber nicht zu umgehn war. Er hatte um der Majorsecke Schiff¬ bruch gelitten, war Bürgermeister einer kleinen Stadt geworden nud etwas ver¬ bauert. Also er, seine Frau und ihre ältliche Tochter. Dann Direktor Wenzel und Lhdia. Auch hier wären Einwendungen zu erheben gewesen, denn Wenzels waren zwar ganz vortreffliche Leute, und Lydia war ja ein sehr nettes Mädchen, aber zur Gesellschaft gehörten sie doch eigentlich nicht, und es konnte zweifelhaft sein, wie Exzellenz sich dazu stellen würde, wenn sie eingeladen wurden. Aber Alice wollte Lydia zur Brautjungfer haben, und Wenzels hatten sich bereit erklärt, Gäste ins Quartier zu nehmen. Auch war Wenzels Wagen nicht zu verachten, und Johann konnte mit Klapphorn und des Doktors Andreas zusammen beim Festmahl aufwarten. Endlich der Herr Pastor. Die Frau Pastorin ging zu keinem Feste mehr. Der wahre Grund war, daß sie kein geeignetes Kleid hatte und sich für zu alt hielt, ein solches anzuschaffen. So war man also fünf, acht, zehn, zwölf, vierzehn Personen. Gott sei Dank, denn an einen Tisch mit dreizehn Personen würde sich Exzellenz niemals gesetzt haben. Die Schwierigkeiten häuften sich, die Zeit wurde kürzer, die Beratungen wurden lebhafter, die Lorgnette war schon zweimal ans dem Stiel herausgeflogen. Die Toilette! Man bedenke, was dieses Wort allein bedeutete! Und die Tisch¬ ordnung! eine Sache, die mit äußerster Feinheit behandelt sein mußte, und wobei tausend Rücksichten zu nehmen waren. Mau erwäge, welcher Variationen eine Speisenfolge fähig ist, und welche Zeit es kostet, diese Variationen durchzusprechen und durch klassische Beispiele zu belegen, um am Schlüsse zu dem Resultate zu kommen, unter den gegebnen Verhältnissen gehe es nicht an. Fasanen mit Trüffeln waren unzweifelhaft ein sehr vornehmes Gericht und am eng¬ lischen Hofe sehr beliebt. Aber woher Fasanen nehmen? Hält, bei Pvplitzcns lief noch ein Puter herum, der überzählig war, und deu man erwerben und schnell noch ein wenig anfüttern konnte. Sauerkraut mit gebacknen Austern hat es bei der Verheiratung von Prinzeß Leopold gegeben. Leider war die Jahreszeit nicht für das Sauerkraut und der Preis uicht für die Austern günstig. Steinbutt — Wachteln, wer hätte an so etwas ernstlich denken können! Schließlich blieb der Puter Sieger, was ihm freilich den Hals kostete, und er wurde zum Hauptstücke des Festmahls bestimmt. Nun die Weine. Malaga, Burgunder, Veuve Cliquot. Batterie hacialt, sagte Egon, keine Grenzüberschreitungen. Wein, Cigarren und Schnäpse gehören in das Departement des Hausherrn. Aber, Egon, bedenke doch — Exzellenz — Ach was, Exzellenz. Exzellenz trinkt, was wir ihr vorsetzen werden. Aber Exzellenz ist doch gewöhnt — leider fiel ihr nicht gleich ein, was Exzellenz gewöhnt war, und so fügte sie hinzu, und Jork sagte auch, daß Whisky mit Wasser das neuste und feinste sei. Das rauchige Zeug. New, wir trinken, wenn alles vorbei ist, ein Glas echten Bieres. Und wer durchaus Spirituosen haben will, für den habe ich einen extra¬ feinen Jamaika.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/632>, abgerufen am 27.09.2024.