Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.Nationalitätskämxfe sprechende von 634613 gegen 608007. Die Angehörigen der deutschen Belgien ist neben dem Elsaß das Land, wo die deutsch-französische Nationalitätskämxfe sprechende von 634613 gegen 608007. Die Angehörigen der deutschen Belgien ist neben dem Elsaß das Land, wo die deutsch-französische <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0551" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237075"/> <fw type="header" place="top"> Nationalitätskämxfe</fw><lb/> <p xml:id="ID_2258" prev="#ID_2257"> sprechende von 634613 gegen 608007. Die Angehörigen der deutschen<lb/> Sprache hatten demnach nur um 2,57 Prozent, die der französischen um<lb/> 4,37 Prozent zugenommen. Der deutsche Anteil an der Bevölkerung der<lb/> Schweiz war von 71.35 Prozent im Jahre 1880 auf 71,31 Prozent im<lb/> Jahre 1888 gesunken, der französische dagegen von 21,36 Prozent auf<lb/> 21,74 Prozent gestiegen (vergl. HrrsnuW Hslvetiauss I >1901>, S. 176).<lb/> Dieser relative Rückgang des Deutschtums im Vergleich zu dem bekannter¬<lb/> maßen einen weit niedrigern Geburtenüberschuß aufweisenden Franzosentum<lb/> mußte ganz besondre Gründe haben. Man fand sie in den eigentümlichen<lb/> Verhältnissen der französischen Kantone, in denen die sehr zahlreichen ein¬<lb/> gewanderten Deutschen in der Regel schon in der zweiten Generation ver¬<lb/> welschen. Besonders im französischen Teile des Kantons Bern und im Kanton<lb/> Neuenburg zeigte die Zählung von 1888 einen starken Rückgang der deutscheu<lb/> Bevölkerung. Darüber entstand lebhafte Beunruhigung nicht etwa uur in<lb/> Deutschland, sondern auch im deutschen Teile der Schweiz. In der Tages¬<lb/> presse wie in Zeitschriften wurde der Rückgang des Deutschtums in der Schweiz<lb/> ausgiebig erörtert. Unter den Deutsch-Schweizern war doch noch etwas Gefühl<lb/> vorhanden, das sich angesichts dieses nationalen Verlusts regte, und das auch<lb/> durch den in zahlreichen Bernhigungsschriften sich immer wiederholenden Trost,<lb/> die verwelschten Deutsch-Schweizer seien ja darum doch gute Schweizer ge¬<lb/> blieben, wohl nicht völlig wieder eingelullt werden wird. Dafür wird schon<lb/> die weitere Entwicklung der Nationalitätsverhältnisse der Schweiz, nun einmal<lb/> das Interesse für sie rege geworden ist, selber am besten sorgen. Diese ist, wie<lb/> die neuste Schweizer Volkszählung vom 1. Dezember 1900 zeigt, in den<lb/> Bahnen geblieben, die sich schon 1888 erkennen ließen: der Rückgang des<lb/> Deutschtums in Französisch-Bern, Neuenburg und Französisch-Wallis seit<lb/> 1888 kommt nahe an 8000 Seelen, im Kanton Neuenburg allein betrügt er<lb/> 6144. Da in den französischen Kantonen Waadt, Genf und Freiburg eine<lb/> geringe Zunahme des Deutschtums eingetreten ist, betrügt sein Gesamtverlust<lb/> 'M französischen Sprachgebiet seit 1888 immer noch 5659 (vergl. Deutsche Erde.<lb/> Tuti 1901, Ur. 101). Es kann demnach nicht bezweifelt werden, daß die<lb/> Berwelschung deutscher Elemente in der französischen Schweiz während der<lb/> ätzten zwölf Jahre weitere Fortschritte gemacht, und daß vielleicht auch die<lb/> deutsche Auswanderung dorthin nachgelassen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_2259" next="#ID_2260"> Belgien ist neben dem Elsaß das Land, wo die deutsch-französische<lb/> Sprachgrenze im Laufe der Jahrhunderte die geringsten Veründerungen er-<lb/> '"w hat. Aber im jüngst verflossenen Jahrhundert war das niederdeutschelitt<lb/> Blan"mneuwm Belgiens doch schwer bedroht durch das in diesem Staa e von one.<lb/> Errichtung an überall hervorgekehrte und offiziell - rotz des U Anregen<lb/> des vlämischen Bevölkeruugsteils - beförderte französische Wesen Nochun Jahre 1887 mußte Bräuer in seinem auf breiter staUsicher Gnu d a<lb/> ""fgebauteu Werke über .. Nationalität und Sprache um Kmngreich Belgien<lb/> Mrchhoffs Forschungen Band it. Heft 2) die Zukunft des Vlamentums ehr<lb/> düster darstellen und'eine beständige Zurückdrünguug durch Übergang der Zwei¬<lb/> wöchigen zum Franzosentum voraussagen. Inzwischen hat allerdings die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0551]
Nationalitätskämxfe
sprechende von 634613 gegen 608007. Die Angehörigen der deutschen
Sprache hatten demnach nur um 2,57 Prozent, die der französischen um
4,37 Prozent zugenommen. Der deutsche Anteil an der Bevölkerung der
Schweiz war von 71.35 Prozent im Jahre 1880 auf 71,31 Prozent im
Jahre 1888 gesunken, der französische dagegen von 21,36 Prozent auf
21,74 Prozent gestiegen (vergl. HrrsnuW Hslvetiauss I >1901>, S. 176).
Dieser relative Rückgang des Deutschtums im Vergleich zu dem bekannter¬
maßen einen weit niedrigern Geburtenüberschuß aufweisenden Franzosentum
mußte ganz besondre Gründe haben. Man fand sie in den eigentümlichen
Verhältnissen der französischen Kantone, in denen die sehr zahlreichen ein¬
gewanderten Deutschen in der Regel schon in der zweiten Generation ver¬
welschen. Besonders im französischen Teile des Kantons Bern und im Kanton
Neuenburg zeigte die Zählung von 1888 einen starken Rückgang der deutscheu
Bevölkerung. Darüber entstand lebhafte Beunruhigung nicht etwa uur in
Deutschland, sondern auch im deutschen Teile der Schweiz. In der Tages¬
presse wie in Zeitschriften wurde der Rückgang des Deutschtums in der Schweiz
ausgiebig erörtert. Unter den Deutsch-Schweizern war doch noch etwas Gefühl
vorhanden, das sich angesichts dieses nationalen Verlusts regte, und das auch
durch den in zahlreichen Bernhigungsschriften sich immer wiederholenden Trost,
die verwelschten Deutsch-Schweizer seien ja darum doch gute Schweizer ge¬
blieben, wohl nicht völlig wieder eingelullt werden wird. Dafür wird schon
die weitere Entwicklung der Nationalitätsverhältnisse der Schweiz, nun einmal
das Interesse für sie rege geworden ist, selber am besten sorgen. Diese ist, wie
die neuste Schweizer Volkszählung vom 1. Dezember 1900 zeigt, in den
Bahnen geblieben, die sich schon 1888 erkennen ließen: der Rückgang des
Deutschtums in Französisch-Bern, Neuenburg und Französisch-Wallis seit
1888 kommt nahe an 8000 Seelen, im Kanton Neuenburg allein betrügt er
6144. Da in den französischen Kantonen Waadt, Genf und Freiburg eine
geringe Zunahme des Deutschtums eingetreten ist, betrügt sein Gesamtverlust
'M französischen Sprachgebiet seit 1888 immer noch 5659 (vergl. Deutsche Erde.
Tuti 1901, Ur. 101). Es kann demnach nicht bezweifelt werden, daß die
Berwelschung deutscher Elemente in der französischen Schweiz während der
ätzten zwölf Jahre weitere Fortschritte gemacht, und daß vielleicht auch die
deutsche Auswanderung dorthin nachgelassen hat.
Belgien ist neben dem Elsaß das Land, wo die deutsch-französische
Sprachgrenze im Laufe der Jahrhunderte die geringsten Veründerungen er-
'"w hat. Aber im jüngst verflossenen Jahrhundert war das niederdeutschelitt
Blan"mneuwm Belgiens doch schwer bedroht durch das in diesem Staa e von one.
Errichtung an überall hervorgekehrte und offiziell - rotz des U Anregen
des vlämischen Bevölkeruugsteils - beförderte französische Wesen Nochun Jahre 1887 mußte Bräuer in seinem auf breiter staUsicher Gnu d a
""fgebauteu Werke über .. Nationalität und Sprache um Kmngreich Belgien
Mrchhoffs Forschungen Band it. Heft 2) die Zukunft des Vlamentums ehr
düster darstellen und'eine beständige Zurückdrünguug durch Übergang der Zwei¬
wöchigen zum Franzosentum voraussagen. Inzwischen hat allerdings die
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