Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor Duttmüller und sein Freund

Vorhanden sein? Kanäle und Verbindungen? Wenn auch! Es muß! es muß!
Wenn es nach Leberecht Bolze gegangen wäre, so hätte er die Dampfmaschine auf
hundert Atmosphären gebracht und womöglich die ganze Geschichte in die Luft ge¬
knallt. So blieb die Lage den ganzen Nachmittag. Larisch hatte Durst und wollte
weg, und Scholz hatte kalte Füße, kriegte das Niesen und wollte auch weg. Und
Bolze lief um den Teich herum wie eine Henne, die Enten ausgebrütet hat, und
untersuchte das Ufer mit seinem Stocke. Da, als er auf einen Grasrand getreten
hatte, der besonders zuverlässig aussah, gab ein Stück Grasnarbe nach, und Bolze
fiel bis unter die Arme ins kalte Wasser, war aber ebenso schnell wieder heraus,
wie wenn es heißes Wasser gewesen wäre.

Na natürlich, sagte Larisch in seinem breitesten Tone, so was bringt allemal
nnr Bolze fertig. Wer in drei Teufels Namen heißt Sie denn da herumzuspringen?
Bolze würdigte ihn keiner Antwort, erfaßte vielmehr das Stück Grasnarbe, das
ihn zu Fall gebracht hatte, und hob es in tragischer Haltung empor, als wenn es
der Zeuge eines Verbrechens gewesen wäre, und rief: Verrat! Darauf warf er
das Gras zu Boden, ergriff eine Thonröhre und hob sie auf gen Himmel und
Res: Schuö--hö--hö--der Ver--rahnt! (Er fing vor Kalte bereits an zu klappern.)
Man lief also zur Stelle und fand einen Kanal, der aus Thonröhren durch den
Damm zwischen dem Flusse und dem toten Flußarme gelegt war. Die Thonröhren
hatten einen ansehnlichen Durchmesser und waren sorgfältig mit der ausgestochnen
Grasnarbe wieder zugedeckt worden. Nun war es freilich kein Wunder, daß das
Wasser nicht hatte abnehmen können, da so viel Wasser, als man wegpumpte, aus
der Asse wieder zufloß. Die fließende Asse aber auszupumpen, überstieg das technische
und pekuniäre Vermögen der Gesellschaft.

Nun machen Sie aber, daß sie in trockne Kleider kommen, Bolze, sagte Larisch,
wüst garantiere ich Ihnen einen Rheumatismus, gegen deu Doktor Salixen sein
lalichlsnures Natron nicht aufkommen kaun.

Bolze trabte ab. Wenn er hätte sehen können, welchen Anblick er bot, er
hätte Mitleid mit sich selbst gehabt.

Es wäre nun leicht gewesen, den Zufluß zu verstopfen, und die Pumpe mit
besserm Erfolg in Bewegung zu setzen, jedoch waren die Kohlen verbraucht, und die
Dampfmaschine war für den nächsten Tag schon versagt worden. So blieb nichts übrig,
"is die Fortsetzung der Arbeit auf das nächste Jahr zu verschieben, und für jetzt
wir "och zu erwägen, wer den schnöden Verrat mit deu Thonröhren geübt
hatte. Aber alle Mutmaßungen erwiesen sich als nicht stichhaltig.

Während dessen war der Braumeister mit seiner Laura bei Happich abgestiegen.
Darauf hatten sich beide zu Doktor Dnttmüller begeben. Als sie die Treppe hinauf-
snegen, fanden sie oben zwei -- wir wollen einmal sagen -- Damen vor der ver¬
schlossenen Thür stehn. Die eine war die alte Duttmüllern im schönsten Sonntags¬
staate, die andre war das komplette Frauenzimmer im feinsten Putz. Sie trug einen
^Selekten schwarzen Atlasmantel, einen Riesenhnt auf dem Kopfe und oben drauf
com Federbusch, der fast bis an die Decke reichte. Wir müssen gestehn, wenn die
^ Häuser in Magdeburg abgezogen wurden, so blieben nicht viel Reize übrig.
Frau Dnttmüller Laura auftauchen sah, verfinsterte sich ihr liebes Gemüt noch
wehr, als es ohnedies verfinstert war, weil sie niemand zu Hause getroffen hatte.
Frauchen sich nicht zu bemühn, Herr Göckel, rief sie, und Sie auch nicht, Fräulein
^ura, brauchen sich gar nicht zu bemühn, nein, ganz und gar nicht. Mein Louis
It in die Praktik gemacht, und wenn er wiederkommt, werden andre Leute auch
" sein. Folgte ein höhnischer Knicks, vor dem sich Göckel und Tochter schleunig
"urnckzogeu.

Göckel begab sich mit seiner Tochter in den Braunen Bären, wo ihnen Dörcher
^um nicht nllzn warmen Empfang bereitete. Aber als Tochter des Geschäfts mußte
l^e die Honneurs machen und beide sogar in das "Provatzimmer" führen, weil das
astzmuner voll von Bergleuten war, die mehr als genug getrunken hatten und


Doktor Duttmüller und sein Freund

Vorhanden sein? Kanäle und Verbindungen? Wenn auch! Es muß! es muß!
Wenn es nach Leberecht Bolze gegangen wäre, so hätte er die Dampfmaschine auf
hundert Atmosphären gebracht und womöglich die ganze Geschichte in die Luft ge¬
knallt. So blieb die Lage den ganzen Nachmittag. Larisch hatte Durst und wollte
weg, und Scholz hatte kalte Füße, kriegte das Niesen und wollte auch weg. Und
Bolze lief um den Teich herum wie eine Henne, die Enten ausgebrütet hat, und
untersuchte das Ufer mit seinem Stocke. Da, als er auf einen Grasrand getreten
hatte, der besonders zuverlässig aussah, gab ein Stück Grasnarbe nach, und Bolze
fiel bis unter die Arme ins kalte Wasser, war aber ebenso schnell wieder heraus,
wie wenn es heißes Wasser gewesen wäre.

Na natürlich, sagte Larisch in seinem breitesten Tone, so was bringt allemal
nnr Bolze fertig. Wer in drei Teufels Namen heißt Sie denn da herumzuspringen?
Bolze würdigte ihn keiner Antwort, erfaßte vielmehr das Stück Grasnarbe, das
ihn zu Fall gebracht hatte, und hob es in tragischer Haltung empor, als wenn es
der Zeuge eines Verbrechens gewesen wäre, und rief: Verrat! Darauf warf er
das Gras zu Boden, ergriff eine Thonröhre und hob sie auf gen Himmel und
Res: Schuö—hö—hö—der Ver—rahnt! (Er fing vor Kalte bereits an zu klappern.)
Man lief also zur Stelle und fand einen Kanal, der aus Thonröhren durch den
Damm zwischen dem Flusse und dem toten Flußarme gelegt war. Die Thonröhren
hatten einen ansehnlichen Durchmesser und waren sorgfältig mit der ausgestochnen
Grasnarbe wieder zugedeckt worden. Nun war es freilich kein Wunder, daß das
Wasser nicht hatte abnehmen können, da so viel Wasser, als man wegpumpte, aus
der Asse wieder zufloß. Die fließende Asse aber auszupumpen, überstieg das technische
und pekuniäre Vermögen der Gesellschaft.

Nun machen Sie aber, daß sie in trockne Kleider kommen, Bolze, sagte Larisch,
wüst garantiere ich Ihnen einen Rheumatismus, gegen deu Doktor Salixen sein
lalichlsnures Natron nicht aufkommen kaun.

Bolze trabte ab. Wenn er hätte sehen können, welchen Anblick er bot, er
hätte Mitleid mit sich selbst gehabt.

Es wäre nun leicht gewesen, den Zufluß zu verstopfen, und die Pumpe mit
besserm Erfolg in Bewegung zu setzen, jedoch waren die Kohlen verbraucht, und die
Dampfmaschine war für den nächsten Tag schon versagt worden. So blieb nichts übrig,
"is die Fortsetzung der Arbeit auf das nächste Jahr zu verschieben, und für jetzt
wir «och zu erwägen, wer den schnöden Verrat mit deu Thonröhren geübt
hatte. Aber alle Mutmaßungen erwiesen sich als nicht stichhaltig.

Während dessen war der Braumeister mit seiner Laura bei Happich abgestiegen.
Darauf hatten sich beide zu Doktor Dnttmüller begeben. Als sie die Treppe hinauf-
snegen, fanden sie oben zwei — wir wollen einmal sagen — Damen vor der ver¬
schlossenen Thür stehn. Die eine war die alte Duttmüllern im schönsten Sonntags¬
staate, die andre war das komplette Frauenzimmer im feinsten Putz. Sie trug einen
^Selekten schwarzen Atlasmantel, einen Riesenhnt auf dem Kopfe und oben drauf
com Federbusch, der fast bis an die Decke reichte. Wir müssen gestehn, wenn die
^ Häuser in Magdeburg abgezogen wurden, so blieben nicht viel Reize übrig.
Frau Dnttmüller Laura auftauchen sah, verfinsterte sich ihr liebes Gemüt noch
wehr, als es ohnedies verfinstert war, weil sie niemand zu Hause getroffen hatte.
Frauchen sich nicht zu bemühn, Herr Göckel, rief sie, und Sie auch nicht, Fräulein
^ura, brauchen sich gar nicht zu bemühn, nein, ganz und gar nicht. Mein Louis
It in die Praktik gemacht, und wenn er wiederkommt, werden andre Leute auch
" sein. Folgte ein höhnischer Knicks, vor dem sich Göckel und Tochter schleunig
»urnckzogeu.

Göckel begab sich mit seiner Tochter in den Braunen Bären, wo ihnen Dörcher
^um nicht nllzn warmen Empfang bereitete. Aber als Tochter des Geschäfts mußte
l^e die Honneurs machen und beide sogar in das „Provatzimmer" führen, weil das
astzmuner voll von Bergleuten war, die mehr als genug getrunken hatten und


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0515" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237039"/>
          <fw type="header" place="top"> Doktor Duttmüller und sein Freund</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2089" prev="#ID_2088"> Vorhanden sein? Kanäle und Verbindungen? Wenn auch! Es muß! es muß!<lb/>
Wenn es nach Leberecht Bolze gegangen wäre, so hätte er die Dampfmaschine auf<lb/>
hundert Atmosphären gebracht und womöglich die ganze Geschichte in die Luft ge¬<lb/>
knallt. So blieb die Lage den ganzen Nachmittag. Larisch hatte Durst und wollte<lb/>
weg, und Scholz hatte kalte Füße, kriegte das Niesen und wollte auch weg. Und<lb/>
Bolze lief um den Teich herum wie eine Henne, die Enten ausgebrütet hat, und<lb/>
untersuchte das Ufer mit seinem Stocke. Da, als er auf einen Grasrand getreten<lb/>
hatte, der besonders zuverlässig aussah, gab ein Stück Grasnarbe nach, und Bolze<lb/>
fiel bis unter die Arme ins kalte Wasser, war aber ebenso schnell wieder heraus,<lb/>
wie wenn es heißes Wasser gewesen wäre.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2090"> Na natürlich, sagte Larisch in seinem breitesten Tone, so was bringt allemal<lb/>
nnr Bolze fertig. Wer in drei Teufels Namen heißt Sie denn da herumzuspringen?<lb/>
Bolze würdigte ihn keiner Antwort, erfaßte vielmehr das Stück Grasnarbe, das<lb/>
ihn zu Fall gebracht hatte, und hob es in tragischer Haltung empor, als wenn es<lb/>
der Zeuge eines Verbrechens gewesen wäre, und rief: Verrat! Darauf warf er<lb/>
das Gras zu Boden, ergriff eine Thonröhre und hob sie auf gen Himmel und<lb/>
Res: Schuö&#x2014;&#x2014;&#x2014;der Ver&#x2014;rahnt! (Er fing vor Kalte bereits an zu klappern.)<lb/>
Man lief also zur Stelle und fand einen Kanal, der aus Thonröhren durch den<lb/>
Damm zwischen dem Flusse und dem toten Flußarme gelegt war. Die Thonröhren<lb/>
hatten einen ansehnlichen Durchmesser und waren sorgfältig mit der ausgestochnen<lb/>
Grasnarbe wieder zugedeckt worden. Nun war es freilich kein Wunder, daß das<lb/>
Wasser nicht hatte abnehmen können, da so viel Wasser, als man wegpumpte, aus<lb/>
der Asse wieder zufloß. Die fließende Asse aber auszupumpen, überstieg das technische<lb/>
und pekuniäre Vermögen der Gesellschaft.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2091"> Nun machen Sie aber, daß sie in trockne Kleider kommen, Bolze, sagte Larisch,<lb/>
wüst garantiere ich Ihnen einen Rheumatismus, gegen deu Doktor Salixen sein<lb/>
lalichlsnures Natron nicht aufkommen kaun.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2092"> Bolze trabte ab. Wenn er hätte sehen können, welchen Anblick er bot, er<lb/>
hätte Mitleid mit sich selbst gehabt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2093"> Es wäre nun leicht gewesen, den Zufluß zu verstopfen, und die Pumpe mit<lb/>
besserm Erfolg in Bewegung zu setzen, jedoch waren die Kohlen verbraucht, und die<lb/>
Dampfmaschine war für den nächsten Tag schon versagt worden. So blieb nichts übrig,<lb/>
"is die Fortsetzung der Arbeit auf das nächste Jahr zu verschieben, und für jetzt<lb/>
wir «och zu erwägen, wer den schnöden Verrat mit deu Thonröhren geübt<lb/>
hatte.  Aber alle Mutmaßungen erwiesen sich als nicht stichhaltig.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2094"> Während dessen war der Braumeister mit seiner Laura bei Happich abgestiegen.<lb/>
Darauf hatten sich beide zu Doktor Dnttmüller begeben. Als sie die Treppe hinauf-<lb/>
snegen, fanden sie oben zwei &#x2014; wir wollen einmal sagen &#x2014; Damen vor der ver¬<lb/>
schlossenen Thür stehn. Die eine war die alte Duttmüllern im schönsten Sonntags¬<lb/>
staate, die andre war das komplette Frauenzimmer im feinsten Putz. Sie trug einen<lb/>
^Selekten schwarzen Atlasmantel, einen Riesenhnt auf dem Kopfe und oben drauf<lb/>
com Federbusch, der fast bis an die Decke reichte. Wir müssen gestehn, wenn die<lb/>
^ Häuser in Magdeburg abgezogen wurden, so blieben nicht viel Reize übrig.<lb/>
Frau Dnttmüller Laura auftauchen sah, verfinsterte sich ihr liebes Gemüt noch<lb/>
wehr, als es ohnedies verfinstert war, weil sie niemand zu Hause getroffen hatte.<lb/>
Frauchen sich nicht zu bemühn, Herr Göckel, rief sie, und Sie auch nicht, Fräulein<lb/>
^ura, brauchen sich gar nicht zu bemühn, nein, ganz und gar nicht. Mein Louis<lb/>
It in die Praktik gemacht, und wenn er wiederkommt, werden andre Leute auch<lb/>
" sein. Folgte ein höhnischer Knicks, vor dem sich Göckel und Tochter schleunig<lb/>
»urnckzogeu.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2095" next="#ID_2096"> Göckel begab sich mit seiner Tochter in den Braunen Bären, wo ihnen Dörcher<lb/>
^um nicht nllzn warmen Empfang bereitete. Aber als Tochter des Geschäfts mußte<lb/>
l^e die Honneurs machen und beide sogar in das &#x201E;Provatzimmer" führen, weil das<lb/>
astzmuner voll von Bergleuten war, die mehr als genug getrunken hatten und</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0515] Doktor Duttmüller und sein Freund Vorhanden sein? Kanäle und Verbindungen? Wenn auch! Es muß! es muß! Wenn es nach Leberecht Bolze gegangen wäre, so hätte er die Dampfmaschine auf hundert Atmosphären gebracht und womöglich die ganze Geschichte in die Luft ge¬ knallt. So blieb die Lage den ganzen Nachmittag. Larisch hatte Durst und wollte weg, und Scholz hatte kalte Füße, kriegte das Niesen und wollte auch weg. Und Bolze lief um den Teich herum wie eine Henne, die Enten ausgebrütet hat, und untersuchte das Ufer mit seinem Stocke. Da, als er auf einen Grasrand getreten hatte, der besonders zuverlässig aussah, gab ein Stück Grasnarbe nach, und Bolze fiel bis unter die Arme ins kalte Wasser, war aber ebenso schnell wieder heraus, wie wenn es heißes Wasser gewesen wäre. Na natürlich, sagte Larisch in seinem breitesten Tone, so was bringt allemal nnr Bolze fertig. Wer in drei Teufels Namen heißt Sie denn da herumzuspringen? Bolze würdigte ihn keiner Antwort, erfaßte vielmehr das Stück Grasnarbe, das ihn zu Fall gebracht hatte, und hob es in tragischer Haltung empor, als wenn es der Zeuge eines Verbrechens gewesen wäre, und rief: Verrat! Darauf warf er das Gras zu Boden, ergriff eine Thonröhre und hob sie auf gen Himmel und Res: Schuö—hö—hö—der Ver—rahnt! (Er fing vor Kalte bereits an zu klappern.) Man lief also zur Stelle und fand einen Kanal, der aus Thonröhren durch den Damm zwischen dem Flusse und dem toten Flußarme gelegt war. Die Thonröhren hatten einen ansehnlichen Durchmesser und waren sorgfältig mit der ausgestochnen Grasnarbe wieder zugedeckt worden. Nun war es freilich kein Wunder, daß das Wasser nicht hatte abnehmen können, da so viel Wasser, als man wegpumpte, aus der Asse wieder zufloß. Die fließende Asse aber auszupumpen, überstieg das technische und pekuniäre Vermögen der Gesellschaft. Nun machen Sie aber, daß sie in trockne Kleider kommen, Bolze, sagte Larisch, wüst garantiere ich Ihnen einen Rheumatismus, gegen deu Doktor Salixen sein lalichlsnures Natron nicht aufkommen kaun. Bolze trabte ab. Wenn er hätte sehen können, welchen Anblick er bot, er hätte Mitleid mit sich selbst gehabt. Es wäre nun leicht gewesen, den Zufluß zu verstopfen, und die Pumpe mit besserm Erfolg in Bewegung zu setzen, jedoch waren die Kohlen verbraucht, und die Dampfmaschine war für den nächsten Tag schon versagt worden. So blieb nichts übrig, "is die Fortsetzung der Arbeit auf das nächste Jahr zu verschieben, und für jetzt wir «och zu erwägen, wer den schnöden Verrat mit deu Thonröhren geübt hatte. Aber alle Mutmaßungen erwiesen sich als nicht stichhaltig. Während dessen war der Braumeister mit seiner Laura bei Happich abgestiegen. Darauf hatten sich beide zu Doktor Dnttmüller begeben. Als sie die Treppe hinauf- snegen, fanden sie oben zwei — wir wollen einmal sagen — Damen vor der ver¬ schlossenen Thür stehn. Die eine war die alte Duttmüllern im schönsten Sonntags¬ staate, die andre war das komplette Frauenzimmer im feinsten Putz. Sie trug einen ^Selekten schwarzen Atlasmantel, einen Riesenhnt auf dem Kopfe und oben drauf com Federbusch, der fast bis an die Decke reichte. Wir müssen gestehn, wenn die ^ Häuser in Magdeburg abgezogen wurden, so blieben nicht viel Reize übrig. Frau Dnttmüller Laura auftauchen sah, verfinsterte sich ihr liebes Gemüt noch wehr, als es ohnedies verfinstert war, weil sie niemand zu Hause getroffen hatte. Frauchen sich nicht zu bemühn, Herr Göckel, rief sie, und Sie auch nicht, Fräulein ^ura, brauchen sich gar nicht zu bemühn, nein, ganz und gar nicht. Mein Louis It in die Praktik gemacht, und wenn er wiederkommt, werden andre Leute auch " sein. Folgte ein höhnischer Knicks, vor dem sich Göckel und Tochter schleunig »urnckzogeu. Göckel begab sich mit seiner Tochter in den Braunen Bären, wo ihnen Dörcher ^um nicht nllzn warmen Empfang bereitete. Aber als Tochter des Geschäfts mußte l^e die Honneurs machen und beide sogar in das „Provatzimmer" führen, weil das astzmuner voll von Bergleuten war, die mehr als genug getrunken hatten und

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/515
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/515>, abgerufen am 27.09.2024.