Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.darauf gebauten Schlußfolgerungen konsequent sind, mathematische Gewißheit Wie sieht der isolierte Staat im einzelnen aus? "Um die Wirksamkeit darauf gebauten Schlußfolgerungen konsequent sind, mathematische Gewißheit Wie sieht der isolierte Staat im einzelnen aus? „Um die Wirksamkeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0468" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236992"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1874" prev="#ID_1873"> darauf gebauten Schlußfolgerungen konsequent sind, mathematische Gewißheit<lb/> auf ein Gebiet übertragen, worin beim bloßen Räsonnement sich die wider¬<lb/> sprechendsten Ansichten geltend machen" (II, S. 9). „Sollte nun das Verfahren,<lb/> das wir in der physischen Welt für durchaus richtig erkennen, in der Ge¬<lb/> dankenwelt unstatthaft sein; sollten wir nicht auch hier von zwei zusammen-<lb/> wirkenden Potenzen erst die eine als allein wirkend betrachten, und dann die<lb/> andre auf gleiche Weise als allein wirksam der Betrachtung unterziehen<lb/> dürfen?" (z. B. znerst die Entfernung vom Markte, dann die Höhe des<lb/> Preises auf dem Markte, dann die Höhe der Abgaben, des Arbeitslohnes, des<lb/> Zinses usw.), „So wie der Geometer mit Punkten ohne Ausdehnung, mit<lb/> Linien ohne Breite rechnet, die doch beide in der Wirklichkeit nicht vorkommen,<lb/> so dürfen auch wir eine wirkende Kraft von allen Nebenumständen und allem<lb/> Zufälligen entkleiden jalso absehen von der Rückwirkung der übrigen Kräfte!,<lb/> und nur so köunen wir erkennen, welchen Anteil sie an den Erscheinungen hat,<lb/> die uns vorliegen" (I, S. 274). „Auf die absolute Richtigkeit dieses Verfahrens<lb/> kommt hier alles an. Glücklicherweise finden wir den Beweis dafür in der<lb/> Wissenschaft, die nicht trügt, in der Mathematik" (II, S. 12). „Das Verfahren,<lb/> das wir bei unsern Untersuchungen, wo die Ermittlung des höchsten Rein¬<lb/> ertrags das Ziel ist, anwenden, steht also mit der in der Mathematik bei der<lb/> Ermittlung des Maximums des Werth einer Funktion mit mehreren veränder¬<lb/> lichen Größen als richtig erwiesenen Methode im Einklang, und so wie der<lb/> Mathematiker von den in einer Funktion enthaltnen veränderlichen Größen<lb/> zuerst bloß die eine als veränderlich, die andre aber als konstant betrachtet<lb/> und behandelt, so dürfen auch wir von den verschiednen auf den Reinertrag<lb/> einwirkenden und mit dem Kornpreis in Verbindung stehenden Potenzen erst<lb/> die eine als allein wirkend, die andre aber als gleichbleibend oder ruhend an¬<lb/> sehen und behandeln" (II, S. 14).</p><lb/> <p xml:id="ID_1875" next="#ID_1876"> Wie sieht der isolierte Staat im einzelnen aus? „Um die Wirksamkeit<lb/> der einen Potenz — der Entfernung vom Marktplatz — von dem Konflikt<lb/> mit der Wirklichkeit der andern Potenzen zu befreien und dadurch zum Er¬<lb/> kennen zu bringen, haben wir eine große Stadt ohne schiffbaren Fluß in einer<lb/> Ebne von durchaus gleichartigem und gleich fruchtbarem Boden annehmen<lb/> müssen." In dieser Stadt wohnen alle GeWerke; um sie herum liegen alle<lb/> Bergwerke. Sie ist also der große Verbrauchsort, der einzige im Staate, dem<lb/> alles Korn zugeführt wird, der den Preis im Lande bestimmt. In der um¬<lb/> gebenden Ebne liegen nnr Güter, alle von der gleichen Größe wie Teltow,<lb/> das Gut Thurms, und von der gleichen Fruchtbarkeit. Auf ihnen gilt der<lb/> gleiche Kapitalzins und der gleiche Arbeitslohn, dieser in Naturalien und Geld<lb/> berechnet. Die Wege, die zur Stadt führen, sind alle von derselben Güte,<lb/> nämlich wie die mecklenburgischen Landstraßen jener Zeit, wofür die Ver-<lb/> sendungskosteu durch langjährige Berechnung Thüren genau bekannt waren-<lb/> „Unter diesen Voraussetzungen bilden sich in der Ebne des isolierten Staats<lb/> regelmäßige, konzentrische Kreise um die Stadt, in welchen absteigend freie<lb/> Wirtschaft, Forstwirtschaft, Frnchtwechselwirtschaft, Koppel- und Dreifelderwirt¬<lb/> schaft betrieben wird"; nämlich weil mit der umgekehrt zur Entfernung sinkenden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0468]
darauf gebauten Schlußfolgerungen konsequent sind, mathematische Gewißheit
auf ein Gebiet übertragen, worin beim bloßen Räsonnement sich die wider¬
sprechendsten Ansichten geltend machen" (II, S. 9). „Sollte nun das Verfahren,
das wir in der physischen Welt für durchaus richtig erkennen, in der Ge¬
dankenwelt unstatthaft sein; sollten wir nicht auch hier von zwei zusammen-
wirkenden Potenzen erst die eine als allein wirkend betrachten, und dann die
andre auf gleiche Weise als allein wirksam der Betrachtung unterziehen
dürfen?" (z. B. znerst die Entfernung vom Markte, dann die Höhe des
Preises auf dem Markte, dann die Höhe der Abgaben, des Arbeitslohnes, des
Zinses usw.), „So wie der Geometer mit Punkten ohne Ausdehnung, mit
Linien ohne Breite rechnet, die doch beide in der Wirklichkeit nicht vorkommen,
so dürfen auch wir eine wirkende Kraft von allen Nebenumständen und allem
Zufälligen entkleiden jalso absehen von der Rückwirkung der übrigen Kräfte!,
und nur so köunen wir erkennen, welchen Anteil sie an den Erscheinungen hat,
die uns vorliegen" (I, S. 274). „Auf die absolute Richtigkeit dieses Verfahrens
kommt hier alles an. Glücklicherweise finden wir den Beweis dafür in der
Wissenschaft, die nicht trügt, in der Mathematik" (II, S. 12). „Das Verfahren,
das wir bei unsern Untersuchungen, wo die Ermittlung des höchsten Rein¬
ertrags das Ziel ist, anwenden, steht also mit der in der Mathematik bei der
Ermittlung des Maximums des Werth einer Funktion mit mehreren veränder¬
lichen Größen als richtig erwiesenen Methode im Einklang, und so wie der
Mathematiker von den in einer Funktion enthaltnen veränderlichen Größen
zuerst bloß die eine als veränderlich, die andre aber als konstant betrachtet
und behandelt, so dürfen auch wir von den verschiednen auf den Reinertrag
einwirkenden und mit dem Kornpreis in Verbindung stehenden Potenzen erst
die eine als allein wirkend, die andre aber als gleichbleibend oder ruhend an¬
sehen und behandeln" (II, S. 14).
Wie sieht der isolierte Staat im einzelnen aus? „Um die Wirksamkeit
der einen Potenz — der Entfernung vom Marktplatz — von dem Konflikt
mit der Wirklichkeit der andern Potenzen zu befreien und dadurch zum Er¬
kennen zu bringen, haben wir eine große Stadt ohne schiffbaren Fluß in einer
Ebne von durchaus gleichartigem und gleich fruchtbarem Boden annehmen
müssen." In dieser Stadt wohnen alle GeWerke; um sie herum liegen alle
Bergwerke. Sie ist also der große Verbrauchsort, der einzige im Staate, dem
alles Korn zugeführt wird, der den Preis im Lande bestimmt. In der um¬
gebenden Ebne liegen nnr Güter, alle von der gleichen Größe wie Teltow,
das Gut Thurms, und von der gleichen Fruchtbarkeit. Auf ihnen gilt der
gleiche Kapitalzins und der gleiche Arbeitslohn, dieser in Naturalien und Geld
berechnet. Die Wege, die zur Stadt führen, sind alle von derselben Güte,
nämlich wie die mecklenburgischen Landstraßen jener Zeit, wofür die Ver-
sendungskosteu durch langjährige Berechnung Thüren genau bekannt waren-
„Unter diesen Voraussetzungen bilden sich in der Ebne des isolierten Staats
regelmäßige, konzentrische Kreise um die Stadt, in welchen absteigend freie
Wirtschaft, Forstwirtschaft, Frnchtwechselwirtschaft, Koppel- und Dreifelderwirt¬
schaft betrieben wird"; nämlich weil mit der umgekehrt zur Entfernung sinkenden
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