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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Dnttmüller und sein Freund

ein bischen -- einfach. Bisweilen ließ er sich in der Villa des Direktors sehen,
zum Frvuhofe kam er nicht.

Lydia hatte rote Wangen und war erregt, wenn Doktor Sembritzky in die Er¬
scheinung trat. Lydia entdeckte ihr Herz und faud, daß es für die Litteratur
schlage --- natürlich nicht für die alten Klassiker, von denen sie von der höhern
Töchterschule her reichlich genug hatte, sondern für die moderne Litteratur. Bisher
hatte sie, ganz im geheimen sei es verraten, das meiste Gefallen an der Marlitt
gehabt, jetzt versuchte sie es, an Sudermann und Bierbaum Geschmack zu finden.
Jedenfalls kaufte sie sich die Werke dieser Dichter und legte die schön gebundnen
Bände auf dem Renvmmiertisch in der guten Stube aus. Lydia fing an, auch für
die neuern Dichter zu schwärme", zum Beispiel für Doktor Sembritzky, für seine
schmalen Hunde, seine träumerische" Blicke, seine blasse Gesichtsfarbe. Lydia sprach
immer von Doktor Sembritzky, wenn sie mit Alice und Ellen zusammen war, wobei
sie sich wunderte, daß Alice so gleichgiltig und Ellen so spöttisch war. Dies hinderte
sie nicht, ihrem Dichter eine" Altar in ihrem Herzen zu errichten und zu beschließen,
ihn in besondrer Weise zu feiern.'

Papa, sagte sie eines Tags, wollen wir nicht einen ^jour nxs einrichten?

Was einrichten? ^our lixo? Was ist das für ein Unsinn? entgegnete der
Direktor.

Ein Mr üxv ist ein litterarischer Abend, wo Musik gemacht wird, und wo die
Freunde zusammen kommen, und Dichter ihre Werke vorlesen.

Aha, Sembritzky.

Nun ja, nu den habe ich auch gedacht. Etwa alle Donnerstage.

Und du meinst, du kriegst die Leute alle Donnerstage zusammen? Lydia,
überlege dir das einmal!

Lydia überlegte es sich und fand, daß die Sache allerdings ihre Schwierig¬
keiten habe. Aber ein einmaliger Jourfix wäre Wohl durchführbar. Aber auch dazu
hatte der Herr Vater nicht allzuviel Lust. Er wußte zwar mit Jagdessen, Herren¬
abenden, Toasten und Anekdoten Bescheid, ja er galt für einen trinkfesten und
unterhaltsamer Gesellschafter, aber mit Dichtern und Gedichten, Jourfixen und der¬
artigem Zauber wußte er keinen Bescheid. Lydia gab jedoch nicht nach. Sie trat
sehr lebhaft für ihre Idee ein, und Wenzel schlug seiner Lydia, die ihm die Frau
ersetze" und für das Haus und die Söhne in Braunfels sorgen mußte, uicht so
leicht eine Bitte ab, und so gab er uuter der Bedingung nach, daß er zwar für
die Kosten aufkommen und die Eiulndungeu unterschreiben, im übrige" aber i"
Frieden gelassen sein wollte. Im stillen erwog er, daß eine solche Gesellschaft sein
Ansehen zu heben geeignet war. Denn er konnte es nicht leugnen, daß er einst
bei Kirchberg in Braunschweig hinter der Heringstonne gestanden hatte, und daß
sein Vater Schafmcister gewesen war. Wenn nun in seinem Hause Dichter ihre
Gedichte vorlasen und die gebildete Welt der Gegend versammelt war, so war damit
bewiesen, daß er sowohl materiell, als auch geistig auf der Höhe stehe.

Als dies erledigt war, eilte Lydia zu ihren Freundinnen ans dem Fronhof,
um das Nähere zu besprechen. Denn es zeigte sich sehr bald, daß die Ausführung
der Sache viel komplizierter war als die Idee selbst. Erstens, wer war einzuladen?
Die Herren Ökonomen und Jagdfreunde des Vaters waren doch nicht zu brauchen.
Am liebsten hätte Lydia nur die Allcrwürdigsten bei sich gesehen.

Lade doch deinen Sembritzky ganz allein ein, sagte Ellen, setze dich ihm zu
Füßen und schwärme thu an.

O pfui, Ellen! sagte Lydia errötend.

Wvso pfui? Das kau" man doch und der Krücke fühlen, um welche Pastete
dein Jourfix die Garnitur sein soll.

Hierauf zankte man sich, und darauf vertrug man sich. Aber wer sollte ein¬
geladen werden? Herr und Frau Pastor Attila zweifellos, da Frau Pastor Attila
auch Dichterin war und sogar schon in dem vortrefflichen "Fürs Haus" gedruckt


Doktor Dnttmüller und sein Freund

ein bischen — einfach. Bisweilen ließ er sich in der Villa des Direktors sehen,
zum Frvuhofe kam er nicht.

Lydia hatte rote Wangen und war erregt, wenn Doktor Sembritzky in die Er¬
scheinung trat. Lydia entdeckte ihr Herz und faud, daß es für die Litteratur
schlage -— natürlich nicht für die alten Klassiker, von denen sie von der höhern
Töchterschule her reichlich genug hatte, sondern für die moderne Litteratur. Bisher
hatte sie, ganz im geheimen sei es verraten, das meiste Gefallen an der Marlitt
gehabt, jetzt versuchte sie es, an Sudermann und Bierbaum Geschmack zu finden.
Jedenfalls kaufte sie sich die Werke dieser Dichter und legte die schön gebundnen
Bände auf dem Renvmmiertisch in der guten Stube aus. Lydia fing an, auch für
die neuern Dichter zu schwärme», zum Beispiel für Doktor Sembritzky, für seine
schmalen Hunde, seine träumerische» Blicke, seine blasse Gesichtsfarbe. Lydia sprach
immer von Doktor Sembritzky, wenn sie mit Alice und Ellen zusammen war, wobei
sie sich wunderte, daß Alice so gleichgiltig und Ellen so spöttisch war. Dies hinderte
sie nicht, ihrem Dichter eine» Altar in ihrem Herzen zu errichten und zu beschließen,
ihn in besondrer Weise zu feiern.'

Papa, sagte sie eines Tags, wollen wir nicht einen ^jour nxs einrichten?

Was einrichten? ^our lixo? Was ist das für ein Unsinn? entgegnete der
Direktor.

Ein Mr üxv ist ein litterarischer Abend, wo Musik gemacht wird, und wo die
Freunde zusammen kommen, und Dichter ihre Werke vorlesen.

Aha, Sembritzky.

Nun ja, nu den habe ich auch gedacht. Etwa alle Donnerstage.

Und du meinst, du kriegst die Leute alle Donnerstage zusammen? Lydia,
überlege dir das einmal!

Lydia überlegte es sich und fand, daß die Sache allerdings ihre Schwierig¬
keiten habe. Aber ein einmaliger Jourfix wäre Wohl durchführbar. Aber auch dazu
hatte der Herr Vater nicht allzuviel Lust. Er wußte zwar mit Jagdessen, Herren¬
abenden, Toasten und Anekdoten Bescheid, ja er galt für einen trinkfesten und
unterhaltsamer Gesellschafter, aber mit Dichtern und Gedichten, Jourfixen und der¬
artigem Zauber wußte er keinen Bescheid. Lydia gab jedoch nicht nach. Sie trat
sehr lebhaft für ihre Idee ein, und Wenzel schlug seiner Lydia, die ihm die Frau
ersetze» und für das Haus und die Söhne in Braunfels sorgen mußte, uicht so
leicht eine Bitte ab, und so gab er uuter der Bedingung nach, daß er zwar für
die Kosten aufkommen und die Eiulndungeu unterschreiben, im übrige» aber i»
Frieden gelassen sein wollte. Im stillen erwog er, daß eine solche Gesellschaft sein
Ansehen zu heben geeignet war. Denn er konnte es nicht leugnen, daß er einst
bei Kirchberg in Braunschweig hinter der Heringstonne gestanden hatte, und daß
sein Vater Schafmcister gewesen war. Wenn nun in seinem Hause Dichter ihre
Gedichte vorlasen und die gebildete Welt der Gegend versammelt war, so war damit
bewiesen, daß er sowohl materiell, als auch geistig auf der Höhe stehe.

Als dies erledigt war, eilte Lydia zu ihren Freundinnen ans dem Fronhof,
um das Nähere zu besprechen. Denn es zeigte sich sehr bald, daß die Ausführung
der Sache viel komplizierter war als die Idee selbst. Erstens, wer war einzuladen?
Die Herren Ökonomen und Jagdfreunde des Vaters waren doch nicht zu brauchen.
Am liebsten hätte Lydia nur die Allcrwürdigsten bei sich gesehen.

Lade doch deinen Sembritzky ganz allein ein, sagte Ellen, setze dich ihm zu
Füßen und schwärme thu an.

O pfui, Ellen! sagte Lydia errötend.

Wvso pfui? Das kau» man doch und der Krücke fühlen, um welche Pastete
dein Jourfix die Garnitur sein soll.

Hierauf zankte man sich, und darauf vertrug man sich. Aber wer sollte ein¬
geladen werden? Herr und Frau Pastor Attila zweifellos, da Frau Pastor Attila
auch Dichterin war und sogar schon in dem vortrefflichen „Fürs Haus" gedruckt


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[0390] Doktor Dnttmüller und sein Freund ein bischen — einfach. Bisweilen ließ er sich in der Villa des Direktors sehen, zum Frvuhofe kam er nicht. Lydia hatte rote Wangen und war erregt, wenn Doktor Sembritzky in die Er¬ scheinung trat. Lydia entdeckte ihr Herz und faud, daß es für die Litteratur schlage -— natürlich nicht für die alten Klassiker, von denen sie von der höhern Töchterschule her reichlich genug hatte, sondern für die moderne Litteratur. Bisher hatte sie, ganz im geheimen sei es verraten, das meiste Gefallen an der Marlitt gehabt, jetzt versuchte sie es, an Sudermann und Bierbaum Geschmack zu finden. Jedenfalls kaufte sie sich die Werke dieser Dichter und legte die schön gebundnen Bände auf dem Renvmmiertisch in der guten Stube aus. Lydia fing an, auch für die neuern Dichter zu schwärme», zum Beispiel für Doktor Sembritzky, für seine schmalen Hunde, seine träumerische» Blicke, seine blasse Gesichtsfarbe. Lydia sprach immer von Doktor Sembritzky, wenn sie mit Alice und Ellen zusammen war, wobei sie sich wunderte, daß Alice so gleichgiltig und Ellen so spöttisch war. Dies hinderte sie nicht, ihrem Dichter eine» Altar in ihrem Herzen zu errichten und zu beschließen, ihn in besondrer Weise zu feiern.' Papa, sagte sie eines Tags, wollen wir nicht einen ^jour nxs einrichten? Was einrichten? ^our lixo? Was ist das für ein Unsinn? entgegnete der Direktor. Ein Mr üxv ist ein litterarischer Abend, wo Musik gemacht wird, und wo die Freunde zusammen kommen, und Dichter ihre Werke vorlesen. Aha, Sembritzky. Nun ja, nu den habe ich auch gedacht. Etwa alle Donnerstage. Und du meinst, du kriegst die Leute alle Donnerstage zusammen? Lydia, überlege dir das einmal! Lydia überlegte es sich und fand, daß die Sache allerdings ihre Schwierig¬ keiten habe. Aber ein einmaliger Jourfix wäre Wohl durchführbar. Aber auch dazu hatte der Herr Vater nicht allzuviel Lust. Er wußte zwar mit Jagdessen, Herren¬ abenden, Toasten und Anekdoten Bescheid, ja er galt für einen trinkfesten und unterhaltsamer Gesellschafter, aber mit Dichtern und Gedichten, Jourfixen und der¬ artigem Zauber wußte er keinen Bescheid. Lydia gab jedoch nicht nach. Sie trat sehr lebhaft für ihre Idee ein, und Wenzel schlug seiner Lydia, die ihm die Frau ersetze» und für das Haus und die Söhne in Braunfels sorgen mußte, uicht so leicht eine Bitte ab, und so gab er uuter der Bedingung nach, daß er zwar für die Kosten aufkommen und die Eiulndungeu unterschreiben, im übrige» aber i» Frieden gelassen sein wollte. Im stillen erwog er, daß eine solche Gesellschaft sein Ansehen zu heben geeignet war. Denn er konnte es nicht leugnen, daß er einst bei Kirchberg in Braunschweig hinter der Heringstonne gestanden hatte, und daß sein Vater Schafmcister gewesen war. Wenn nun in seinem Hause Dichter ihre Gedichte vorlasen und die gebildete Welt der Gegend versammelt war, so war damit bewiesen, daß er sowohl materiell, als auch geistig auf der Höhe stehe. Als dies erledigt war, eilte Lydia zu ihren Freundinnen ans dem Fronhof, um das Nähere zu besprechen. Denn es zeigte sich sehr bald, daß die Ausführung der Sache viel komplizierter war als die Idee selbst. Erstens, wer war einzuladen? Die Herren Ökonomen und Jagdfreunde des Vaters waren doch nicht zu brauchen. Am liebsten hätte Lydia nur die Allcrwürdigsten bei sich gesehen. Lade doch deinen Sembritzky ganz allein ein, sagte Ellen, setze dich ihm zu Füßen und schwärme thu an. O pfui, Ellen! sagte Lydia errötend. Wvso pfui? Das kau» man doch und der Krücke fühlen, um welche Pastete dein Jourfix die Garnitur sein soll. Hierauf zankte man sich, und darauf vertrug man sich. Aber wer sollte ein¬ geladen werden? Herr und Frau Pastor Attila zweifellos, da Frau Pastor Attila auch Dichterin war und sogar schon in dem vortrefflichen „Fürs Haus" gedruckt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/390>, abgerufen am 20.10.2024.