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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sein Freund

über seine Naseweisheiten geärgert. Und besonders ärgerlich war ihm die alte
Pastorenkutsche, in der er seinen Besuch gemacht hatte. Sie war doch gar zu
wenig geeignet, zu imponieren.

Die "Fälle," die er in Asseborn zu erledigen hatte, waren nicht gerade dring¬
licher Art, ein Masernfall und ein Fall von Bronchialkatarrh. Doktor Blume
würde vielleicht in beiden Fällen gar nichts gethan haben, aber Doktor Duttmüller
war als moderner und gewissenhafter Arzt bereit, in dem ersten Fall eine Komplika¬
tion mit Lungenspitzenkatarrh, skrofulöse und Augenentzündung zu fürchten, in
dem zweiten schon Anzeichen einer Pneumonie zu erkennen, was zu wiederholten
Besuchen, Untersuchungen und Rezepten Anlaß gab. Da beide Kranke wohlhabenden
Familien angehörten, so konnten die neusten und besten Mittel -- natürlich mit
bestem Erfolg -- angewandt werden. Auch ließen sich die beiden Besuche so sehr
verlängern und so wortreich gestalten, daß es den Anschein gewann, als sei in
Asseborn viel zu thun gewesen.

Als Doktor Duttmüller endlich weiterfuhr, neigte sich der Tag dem Ende zu.
Wenn man Asseborn verließ, so hatte man vor sich den Bvnhardt, um seinem
Hange malerisch gelagert Holzweißig und seitlich dahinter zwischen den Hängen des
Waldes das Salzwerk Heinrichshall mit seinen hohen Schornsteinen und auspuffenden,
weißen Dampfwolken. Vor den Füßen lag die Ane der Asse. Der Fluß, der
einst in starken Biegungen durch die Ane geflossen war, war jetzt gerade gelegt
worden; einige der Biegungen, die dnrch Dämme von dem Flußläufe abgeschnitten
waren, bildeten Teiche, und einer von diesen Teichen, der größte und längste, war
es, der Anlaß zu der Gründung der Tote-Affe-Verwertungskompagnie, Gesellschaft
mit beschränkter Haftpflicht, gegeben hatte. Als sich Doktor Duttmüller der Ane
näherte, stand hinterm Walde ein Gewitter, das sichtlich heraufkommen wollte, und
an erwähnter toter Asse war eine Art von Wagenburg aufgefahren, ein uns schon
bekannter Bre--ak, ein kleinerer Einspänner und ein Ackerwagen, auf dem eine
große Tonne lag. Am Ufer des Teiches gingen einige Männer umher, lebhaft
mit den Armen telegraphierend, und an einer andern Stelle lagen mehrere auf
dem Haufen. So sah es wenigstens aus der Ferne aus. Als Doktor Duttmüller
in seiner Pastorenkutsche näher herankam, wurde mit Eifer gewinkt. Er vermutete
also, es handle sich um einen Unglücksfall, stieg aus und befahl seinem kleinen Kutscher,
er möge warten.

Aber er hatte sich hierbei der Zustimmung des alten Franz nicht versichert.
Der alte Franz war unterwegs schlecht behandelt worden; er hatte Hunger und
Durst und sah Stall und Heimat in nächster Nähe vor Augen. Er setzte sich also
von selbst in Bewegung und war durch keinen Zügel und kein Rufen zurückzuhalten.
Und der Kutscher erreichte weiter nichts, als daß er mit seinen Bemühungen Pferd
und Wagen beinahe in den Graben dirigiert hätte.

Währenddessen nahte sich der Doktor der toten Asse. Schon von fern rief
man ihm zu: Ho! Doktor Salix, wo zum Deibel stecken Sie denn? Kommen Sie
her und verordnen Sie diesem kleinen Nenntier etwas Niederschlagendes, denn er
regt sich ungebührlich ans und wird nächstens überschnappen.

Gemeine war der kleine Leberecht Bolze, der sich allerdings ganz bedeutend
aufgeregt hatte und hin und her sprang, als wenn der Boden unter seinen Füßen
eine heiße Platte gewesen wäre. -- Es ist auch aller Grund vorhanden, sich auf¬
zuregen, rief er. Doktor, hören Sie zu. Sie erinnern sich unsers Unternehmens,
die tote Asse merkantil auszubeuten. Ich muß jedoch zuvor bemerken --

Lassen Sie Ihre Vorbemerkungen, schaltete Larisch ein.

Ich muß zuvor bemerken, daß dieser Larisch sich den Schein gegeben hat,
als wäre er Autorität in der Karpfenfischerei. Niemand konnte klüger davon reden
als er. Und jetzt -- ich bitte Sie, sehen Sie sich diesen Unsinn einmal an. Das
nennt dieser Larisch Karpfen fangen! Ich bitte Sie, fehen Sie sich das als un¬
parteiischer Mann einmal an, und sagen Sie mir, ob so etwas überhaupt möglich ist.


Doktor Duttmüller und sein Freund

über seine Naseweisheiten geärgert. Und besonders ärgerlich war ihm die alte
Pastorenkutsche, in der er seinen Besuch gemacht hatte. Sie war doch gar zu
wenig geeignet, zu imponieren.

Die „Fälle," die er in Asseborn zu erledigen hatte, waren nicht gerade dring¬
licher Art, ein Masernfall und ein Fall von Bronchialkatarrh. Doktor Blume
würde vielleicht in beiden Fällen gar nichts gethan haben, aber Doktor Duttmüller
war als moderner und gewissenhafter Arzt bereit, in dem ersten Fall eine Komplika¬
tion mit Lungenspitzenkatarrh, skrofulöse und Augenentzündung zu fürchten, in
dem zweiten schon Anzeichen einer Pneumonie zu erkennen, was zu wiederholten
Besuchen, Untersuchungen und Rezepten Anlaß gab. Da beide Kranke wohlhabenden
Familien angehörten, so konnten die neusten und besten Mittel — natürlich mit
bestem Erfolg — angewandt werden. Auch ließen sich die beiden Besuche so sehr
verlängern und so wortreich gestalten, daß es den Anschein gewann, als sei in
Asseborn viel zu thun gewesen.

Als Doktor Duttmüller endlich weiterfuhr, neigte sich der Tag dem Ende zu.
Wenn man Asseborn verließ, so hatte man vor sich den Bvnhardt, um seinem
Hange malerisch gelagert Holzweißig und seitlich dahinter zwischen den Hängen des
Waldes das Salzwerk Heinrichshall mit seinen hohen Schornsteinen und auspuffenden,
weißen Dampfwolken. Vor den Füßen lag die Ane der Asse. Der Fluß, der
einst in starken Biegungen durch die Ane geflossen war, war jetzt gerade gelegt
worden; einige der Biegungen, die dnrch Dämme von dem Flußläufe abgeschnitten
waren, bildeten Teiche, und einer von diesen Teichen, der größte und längste, war
es, der Anlaß zu der Gründung der Tote-Affe-Verwertungskompagnie, Gesellschaft
mit beschränkter Haftpflicht, gegeben hatte. Als sich Doktor Duttmüller der Ane
näherte, stand hinterm Walde ein Gewitter, das sichtlich heraufkommen wollte, und
an erwähnter toter Asse war eine Art von Wagenburg aufgefahren, ein uns schon
bekannter Bre—ak, ein kleinerer Einspänner und ein Ackerwagen, auf dem eine
große Tonne lag. Am Ufer des Teiches gingen einige Männer umher, lebhaft
mit den Armen telegraphierend, und an einer andern Stelle lagen mehrere auf
dem Haufen. So sah es wenigstens aus der Ferne aus. Als Doktor Duttmüller
in seiner Pastorenkutsche näher herankam, wurde mit Eifer gewinkt. Er vermutete
also, es handle sich um einen Unglücksfall, stieg aus und befahl seinem kleinen Kutscher,
er möge warten.

Aber er hatte sich hierbei der Zustimmung des alten Franz nicht versichert.
Der alte Franz war unterwegs schlecht behandelt worden; er hatte Hunger und
Durst und sah Stall und Heimat in nächster Nähe vor Augen. Er setzte sich also
von selbst in Bewegung und war durch keinen Zügel und kein Rufen zurückzuhalten.
Und der Kutscher erreichte weiter nichts, als daß er mit seinen Bemühungen Pferd
und Wagen beinahe in den Graben dirigiert hätte.

Währenddessen nahte sich der Doktor der toten Asse. Schon von fern rief
man ihm zu: Ho! Doktor Salix, wo zum Deibel stecken Sie denn? Kommen Sie
her und verordnen Sie diesem kleinen Nenntier etwas Niederschlagendes, denn er
regt sich ungebührlich ans und wird nächstens überschnappen.

Gemeine war der kleine Leberecht Bolze, der sich allerdings ganz bedeutend
aufgeregt hatte und hin und her sprang, als wenn der Boden unter seinen Füßen
eine heiße Platte gewesen wäre. — Es ist auch aller Grund vorhanden, sich auf¬
zuregen, rief er. Doktor, hören Sie zu. Sie erinnern sich unsers Unternehmens,
die tote Asse merkantil auszubeuten. Ich muß jedoch zuvor bemerken —

Lassen Sie Ihre Vorbemerkungen, schaltete Larisch ein.

Ich muß zuvor bemerken, daß dieser Larisch sich den Schein gegeben hat,
als wäre er Autorität in der Karpfenfischerei. Niemand konnte klüger davon reden
als er. Und jetzt — ich bitte Sie, sehen Sie sich diesen Unsinn einmal an. Das
nennt dieser Larisch Karpfen fangen! Ich bitte Sie, fehen Sie sich das als un¬
parteiischer Mann einmal an, und sagen Sie mir, ob so etwas überhaupt möglich ist.


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[0278] Doktor Duttmüller und sein Freund über seine Naseweisheiten geärgert. Und besonders ärgerlich war ihm die alte Pastorenkutsche, in der er seinen Besuch gemacht hatte. Sie war doch gar zu wenig geeignet, zu imponieren. Die „Fälle," die er in Asseborn zu erledigen hatte, waren nicht gerade dring¬ licher Art, ein Masernfall und ein Fall von Bronchialkatarrh. Doktor Blume würde vielleicht in beiden Fällen gar nichts gethan haben, aber Doktor Duttmüller war als moderner und gewissenhafter Arzt bereit, in dem ersten Fall eine Komplika¬ tion mit Lungenspitzenkatarrh, skrofulöse und Augenentzündung zu fürchten, in dem zweiten schon Anzeichen einer Pneumonie zu erkennen, was zu wiederholten Besuchen, Untersuchungen und Rezepten Anlaß gab. Da beide Kranke wohlhabenden Familien angehörten, so konnten die neusten und besten Mittel — natürlich mit bestem Erfolg — angewandt werden. Auch ließen sich die beiden Besuche so sehr verlängern und so wortreich gestalten, daß es den Anschein gewann, als sei in Asseborn viel zu thun gewesen. Als Doktor Duttmüller endlich weiterfuhr, neigte sich der Tag dem Ende zu. Wenn man Asseborn verließ, so hatte man vor sich den Bvnhardt, um seinem Hange malerisch gelagert Holzweißig und seitlich dahinter zwischen den Hängen des Waldes das Salzwerk Heinrichshall mit seinen hohen Schornsteinen und auspuffenden, weißen Dampfwolken. Vor den Füßen lag die Ane der Asse. Der Fluß, der einst in starken Biegungen durch die Ane geflossen war, war jetzt gerade gelegt worden; einige der Biegungen, die dnrch Dämme von dem Flußläufe abgeschnitten waren, bildeten Teiche, und einer von diesen Teichen, der größte und längste, war es, der Anlaß zu der Gründung der Tote-Affe-Verwertungskompagnie, Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht, gegeben hatte. Als sich Doktor Duttmüller der Ane näherte, stand hinterm Walde ein Gewitter, das sichtlich heraufkommen wollte, und an erwähnter toter Asse war eine Art von Wagenburg aufgefahren, ein uns schon bekannter Bre—ak, ein kleinerer Einspänner und ein Ackerwagen, auf dem eine große Tonne lag. Am Ufer des Teiches gingen einige Männer umher, lebhaft mit den Armen telegraphierend, und an einer andern Stelle lagen mehrere auf dem Haufen. So sah es wenigstens aus der Ferne aus. Als Doktor Duttmüller in seiner Pastorenkutsche näher herankam, wurde mit Eifer gewinkt. Er vermutete also, es handle sich um einen Unglücksfall, stieg aus und befahl seinem kleinen Kutscher, er möge warten. Aber er hatte sich hierbei der Zustimmung des alten Franz nicht versichert. Der alte Franz war unterwegs schlecht behandelt worden; er hatte Hunger und Durst und sah Stall und Heimat in nächster Nähe vor Augen. Er setzte sich also von selbst in Bewegung und war durch keinen Zügel und kein Rufen zurückzuhalten. Und der Kutscher erreichte weiter nichts, als daß er mit seinen Bemühungen Pferd und Wagen beinahe in den Graben dirigiert hätte. Währenddessen nahte sich der Doktor der toten Asse. Schon von fern rief man ihm zu: Ho! Doktor Salix, wo zum Deibel stecken Sie denn? Kommen Sie her und verordnen Sie diesem kleinen Nenntier etwas Niederschlagendes, denn er regt sich ungebührlich ans und wird nächstens überschnappen. Gemeine war der kleine Leberecht Bolze, der sich allerdings ganz bedeutend aufgeregt hatte und hin und her sprang, als wenn der Boden unter seinen Füßen eine heiße Platte gewesen wäre. — Es ist auch aller Grund vorhanden, sich auf¬ zuregen, rief er. Doktor, hören Sie zu. Sie erinnern sich unsers Unternehmens, die tote Asse merkantil auszubeuten. Ich muß jedoch zuvor bemerken — Lassen Sie Ihre Vorbemerkungen, schaltete Larisch ein. Ich muß zuvor bemerken, daß dieser Larisch sich den Schein gegeben hat, als wäre er Autorität in der Karpfenfischerei. Niemand konnte klüger davon reden als er. Und jetzt — ich bitte Sie, sehen Sie sich diesen Unsinn einmal an. Das nennt dieser Larisch Karpfen fangen! Ich bitte Sie, fehen Sie sich das als un¬ parteiischer Mann einmal an, und sagen Sie mir, ob so etwas überhaupt möglich ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/278>, abgerufen am 20.10.2024.